Ameloblastom

Einleitung

Wie in anderen Körperregionen, können auch in der Mundhöhle Tumore auftreten. Diese Neubildungen entstehen aus Zellen der Mundschleimhaut, des Zahnfleisches, des Kiefer oder durch Zellen, die bei der Entwicklung der Zähne beteiligt sind. Sie können gutartig oder aber auch bösartig sein.

Einordnung

Das Ameloblastom ist ein solcher Tumor, der aus den Ameloblasten, Zellen, die dem Aufbau des Zahnschmelzes dienen, hervorgegangen ist. Es sind Epithelreste, die nach dem Zahnaufbau (siehe auch: Anatomie Zahn) im Kiefer verbleiben und sich zu einer Neubildung entwickeln. Das Ameloblastom ist entweder ein solides Gewebe oder aber es zeigt einen zystischen Aufbau, d.h. es hat mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume. Die Flüssigkeit übt einen Druck auf die Zystenwände aus, der dazu führt, dass das Ameloblastom an Größe zunimmt.
Der Tumor ist normalerweise gutartig, er erzeugt keine Metastasen, er gehört damit zur Gruppe der Basaliome. Ein späterer Übergang in Bösartigkeit ist allerdings nicht ganz ausgeschlossen.

Diagnose

Die Diagnose wird durch eine Röntgenaufnahme gestellt, die erkennen lässt, ob es sich um eine solide oder zystische Neubildung handelt. Eine Punktion des Tumors, bei dem Zystenflüssigkeit erhalten wird und eine Biopsie des Gewebes erhärten die Diagnose. Differenzialdiagnostisch kommt eine normale von einer Zahnwurzelspitze ausgehende Zyste in Betracht. Umgekehrt muss bei Verdacht auf eine Zyste auch an ein Ameloblastom gedacht werden. Weitere Informationen zur zahnärztlichen Diagnostik.

Wie sieht ein Ameloblastom im Röntgenbild aus?

Auch in einem Röntgenbild ist das Ameloblastom zu erkennen. Da die Knochenstruktur bei dieser Erkrankung aufgelöst wird, zeigt sich in der Aufnahme ein veränderter Knochen. Normalerweise erscheint dieser einheitlich weiß. Beim Ameloblastom hingegen entsteht eine „seifenblasenartige“ oder „wabenartige Struktur. Man könnte es als eine oder mehrere dunkle Stellen mit einer weißen Umrandung beschreiben, ähnlich einer Honigwabe. Meist bleibt nur noch eine kleine Knochenlamelle bestehen. Zahnwurzeln die dort hineinragen werden nicht verdrängt. Um die Weichgewebe beurteilen zu können, muss ein DVT oder ein CT angefertigt werden.

Histologie/ feingewebliche Untersuchung

Zwar handelt es sich bei dem Ameloblastom per Definition um eine gutartige Neubildung, jedoch geht sie mit aggressivem Wachstum einher. Dies bedeutet, dass sie umliegende Strukturen nicht verdrängt, sondern zerstört, was eher für bösartige Tumoren typisch ist. Es besteht daher auch eine gewisse Gefahr, dass sich das Ameloblastom verändert. In etwa 2% der Fälle entartet diese Neubildung bösartig in eine Krebserkrankung. Eine histologische Untersuchung unter dem Mikroskop gehört daher zum Behandlungsstandart, um dies auszuschließen, bzw. frühzeitig zu erkennen.

Wo kommen Ameloblastome häufiger vor?

Beim Ameloblastom handelt es sich um den zweithäufigsten Tumor, der vom zahnbildenden Gewebe ausgeht. Er kann sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer vorkommen. Jedoch ist er gehäuft im Unterkiefer aufzufinden. Dort speziell im Bereich der Backenzähne und im aufsteigenden Ast des Unterkiefers, also dem Teil zwischen Kieferwinkel und Gelenk. Im Oberkiefer ist vor allem der vordere Teil des Knochens gefährdet.

Therapie

Die Therapie besteht aus der chirurgischen totalen Entfernung des gesamten Tumors bis in den gesunden Kieferknochen hinein. Der entstandene Defekt wird durch Knochenaufbau wieder gedeckt. Leider neigt das Ameloblastom zum Rezidiv, es kann also auch nach einer Operation erneut auftreten. Deshalb ist eine Kontrolle für mehrere Jahre erforderlich.

Ameloblast oder Zyste - Wie erkennt man den Unterschied?

Da Ameloblastome von follikulären Zysten ausgehen können, ist eine Unterscheidung nicht so einfach. Standartröntgenbilder reichen von ihrer Qualität oft nicht aus, um eine genaue Diagnose zu stellen. Auf 3-D-Bildern kann jedoch häufig Genaueres gesehen werden. So handelt es sich bei der Zyste meist um nur eine einzige Kammer. Das Ameloblastom ist jedoch „mehrkammrig“, was bedeutet, dass es mehrere durch Knochen voneinander abgegrenzte Kammern gibt.

Dazu kommt, dass eine Zyste verdrängend wächst, angrenzende Strukturen werden zur Seite geschoben, Zähne können kippen. Das Ameloblastom hingegen zerstört umgebende Strukturen und löst diese auf. Was Schmerzen anbelangt, so sind sich die Erkrankungen ähnlich. Beide werden oft als Zufallsbefund erkannt, da sie meist keine Probleme verursachen. Die definitive Diagnose bringt jedoch die feingewebliche Untersuchung. Unter dem Mikroskop kann ganz genau festgestellt werden, um welche der Krankheiten es sich handelt.

Zusammenfassung

Das Ameloblastom ist eine meist gutartige, schmerzlose Neubildung im Kieferknochen und macht daher wenig Symptome. Es bildet keine Metastasen.
Die Diagnose wird durch Röntgen, Punktion und Probeexision gestellt. Differenzialdiagnostisch kommt eine normale Knochenzyste infrage.
Die Therapie besteht in der chirurgischen totalen Entfernung mit mehrjährigen Kontrollen, damit ein erneutes Auftreten sofort erkannt wird.

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Autor: Dr. Wolfgang Weinert Veröffentlicht: 27.09.2009 - Letzte Änderung: 28.11.2022