Arten der Zwangsstörung

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Die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen können sich verschieden stark ausgeprägt und in unterschiedlicher Art und Weise zeigen.

Folgende Formen der Zwangsstörungen können auftreten:

Kontrollzwang

Personen, die unter einem Kontrollzwang leiden, fühlen sich dazu gezwungen, alles zu überprüfen. Oftmals handelt es sich um Situationen (die überprüft werden „müssen“) die die Sicherheit von der eigenen Person oder von anderen Mitmenschen gefährden könnten. Hierzu zählen:

  • das Abschließen der Haustür
  • elektronische Geräte im Haushalt, die nicht ausgeschaltet sein könnten
  • das Licht im Haus.

Jeder von uns kennt das Gefühl, sich zu fragen, ob man beispielsweise das Bügeleisen ausgeschaltet hat. Personen, die unter einer Zwangsstörung leiden, lässt dieser Gedanke aber nicht mehr los.
Die Personen fühlen sich von Ihren Gedanken und Impulsen dazu gezwungen, immer wieder nachzuschauen, ob nicht doch etwas von Ihnen vergessen wurde.
Würden die Personen, die unter einer Zwangsstörung leiden, nicht nachschauen, wären ausgeprägte Ängste mit starken körperlichen Symptomen (Zittern, Herzrasen, Schwitzen etc.) eine mögliche Folge.

Ordnungszwang

Die Betroffenen benötigen stets eine Ordnung, Symmetrie oder Reihenfolge in Ihrem Leben. Beliebige Gegenstände werden von den betroffenen Personen präzise genau geordnet.
Dieses Verhalten unterliegt strengen Regeln, die von der betroffenen Person aus eingehalten werden müssen. Diese Regeln helfen den Betroffenen, die Ordnung im Alltag zu behalten. Das Verhalten wird so lange durchgeführt, bis die Ordnung für sie vollkommen ist.

Reinlichkeitszwang / Waschzwang

Der Waschzwang stellt eine Form der Zwangsstörung dar. Die betroffenen Personen fühlen sich dazu gezwungen immer wieder den eigenen Körper, bzw. einzelne Körperteile (z.B. Hände) oder bestimmte Gegenstände zu waschen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Waschzwang

Weitere Zwänge

Berührungszwang

Die Betroffenen „müssen“ alles anfassen, was sie sehen, oder vermeiden es sehr stark, mit allen möglichen Gegenständen in Berührung zu kommen.

Zählzwang

Menschen mit meinem Zählzwang zählen alle Gegenstände bzw. allgemein alle Dinge, denen sie im Alltag begegnen, z.B. Autos, Menschen, etc.

verbale Zwänge

Die Betroffenen fühlen sich dazu gezwungen, wiederholt bestimmte Sätze, Melodien oder Ausdrücke laut auszusprechen, oder innerlich zu formulieren.

Beispiel Zwangsstörung

Für Herrn M. ist es schon zur Tagesroutine geworden. Sobald er aufsteht und die Wohnung verlässt, treten die ersten Symptome auf. Herr M. will die fünf Meter bis zu seinem Auto gehen um loszufahren, doch nun tauchen die Gedanken auf, die ihn dazu zwingen, die Wohnung wieder zu betreten.
In ihm steigt ein Gefühl der Angst auf, er hätte vergessen, das Kabel seines Bügeleisens aus der Steckdose zu ziehen. Obwohl er sehr pflichtbewusst und verlässlich ist, zweifelt er an seinem Verhalten und kann nicht anders als wieder nachzusehen. Als er sich mehrmals davon überzeugt hat, dass das Bügeleisen aus ist, kann er sich etwas beruhigen und fährt mit dem Auto zur Arbeit.
Anfangs war es für Herrn M. lästig, mittlerweile gibt es für ihn keinen Tag mehr ohne sein Kontrollverhalten. Er „muss“ immer wieder nachsehen, ob auch wirklich alles aus geschaltet ist. Seit einiger Zeit muss Herr M. auch bei jedem Verlassen seines Hauses mehrmals überprüfen, ob er die Haustüre abgeschlossen hat.
Charakteristisch ist, dass die Verhaltensweisen von Herrn M. sich immer wiederholen, obwohl er beim ersten Nachsehen bemerkt hat, dass alles ausgeschaltet ist und die Türe abgeschlossen wurde. Herr M. berichtet von einem großen Leidensdruck, den das Zwangsverhalten bei ihm auslöst.
Durch seinen Zwang schafft er es oftmals nicht pünktlich zu seinen Verabredungen zu erscheinen, da sein Zwangsverhalten viel Zeit seines Tages in Anspruch nimmt.

Wuststen sie...

  • Die häufigsten Zwangsformen sind der Kontrollzwang und der Waschzwang.
  • Die Mehrzahl der Waschzwänge entsteht spontan.
  • Kontrollzwänge entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum.
  • Früher galt die Zwangsstörung als kaum behandelbar, heute sprechen die meisten betroffenen erfolgreich auf medikamentöse und / oder psychologische Behandlungen an.
  • Trotzdem entwickeln sich 85% der Zwangsstörungen zu einem chronischen Krankheitsbild.
  • Grund: meist eine zu späte Krankheitseinsicht von den Betroffenen und somit ein spätes Aufsuchen von Therapeuten oder Ärzten.
  • 50 % der Betroffenen werden durch eine Behandlung langfristig von der Zwangsstörung weitgehend befreit.
  • Frauen leiden häufiger unter Waschzwängen.
  • Männer leiden vermehrt unter Kontrollzwängen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend ist es wichtig bei Zwängen zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zu unterscheiden.

Zwangsgedanken sind Gedanken, die wiederholt auftreten und für längere Zeit bestehen. Weiterhin können sie sich auch in Form von Impulsen oder Vorstellungen zeigen. Die Betroffenen empfinden die Zwangsgedanken, Impulse oder Vorstellungen zeitweise als beeinträchtigend und unangemessen. In der Situation sind die Betroffenen jedoch oftmals nicht in der Lage, die zwanghaften Gedanken, Impulse oder Vorstellungen sofort zu beenden.

Beispiele: Zählen, Wortwiederholungen

Zwangshandlungen zeigen sich in Form von bestimmten Verhaltensweisen, die wiederholt in kürzester Zeit auftreten. Meist fühlt sich die betroffene Person zu den Handlungen, aufgrund von Zwangsgedanken oder Impulsen gezwungen. Diese Verhaltensweisen werden als streng zu befolgende Regeln betrachtet und werden deshalb von den Betroffenen ausgeführt.

Beispiele: Kontrollverhalten, Waschzwang, Reinlichkeitszwang, Ordnungszwang

Weitere Informationen zum Thema

Weiterführende Informationen zum Thema Zwangsstörungen erhalten Sie unter unseren Seiten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.09.2008 - Letzte Änderung: 22.10.2021