Cortisonpräparate

Synonyme

Einleitung

Cortisonpräparate (Glucocorticoide) gehören heutzutage zu den wichtigsten Medikamenten bei der Behandlung vieler akuter und chronisch entzündlicher Erkrankungen. Sie sind sehr wirksame Medikamente, die heutzutage in verschiedenen Anwendungsformen zur Verfügung stehen und eine gezielte Therapie ermöglichen. Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen können besonders Cortisontabletten den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und den Betroffenen wieder mehr Lebensqualität verschaffen.

Anwendungsgebiete

Cortison ist vielfältig anwendbar. Zur lokalen Therapie beispielsweise entzündlicher Hauterkrankungen stehen Cortisonsalben/-cremes zur Verfügung. Auf die erkrankte Hautstelle aufgetragen, bekämpft diese wirkungsvoll die Entzündung und fördert den Heilungsprozess. Cortison kann ebenso als Spritze verabreicht werden, z.B. bei entzündlichen Gelenkerkrankungen. Bei der Therapie von Asthma spielen Cortisonsprays zum Inhalieren eine bedeutende Rolle und beeinflussen den Krankheitsverlauf positiv. Cortison kann weiterhin in Tablettenform verabreicht werden. Diese kommen oft nur bei schwerwiegenden Krankheitsverläufen zum Einsatz, bei denen die Therapie der Grunderkrankung sowie die lokale Gabe von Glucocorticoiden kaum Wirkung zeigen. Die Hauptwirkung von Cortison besteht in der Unterdrückung von Entzündungsprozessen sowie übertriebenen Immunreaktionen. Entzündungen sind Bestandteil vieler Erkrankungen und können je nach Ausprägung die Lebensqualität Betroffener stark einschränken. Durch die gezielte Behandlung mit Cortison werden Entzündungen wirkungsvoll bekämpft, damit verbundenen Beschwerden gehen zurück. Cortison behebt aber nicht die Ursache der Erkrankung! Jedoch kann Heilungsprozess durch die Therapie der Begleiterscheinungen (Symptome) positiv beeinflusst werden.

Systemische Therapie

Bei einigen entzündlichen Erkrankungen mit chronischem Verlauf reichen eine Basistherapie und die lokale Anwendung von Cortison oft nicht aus. Beispielsweise bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis, bei denen auch tief liegende Hautschichten entzündet sein können, kann der Wirkstoff aus einer Creme nicht tief genug eindringen. Hier kann der Einsatz von Cortisontabletten helfen. Der Wirkstoff gelangt über den Magen-Darm-Trakt in die Blutbahn und wird von dort in erkrankte Bereiche transportiert. Man spricht von einer systemischen Wirkung. Cortisontabletten können einerseits als Kurzzeittherapie zur Behandlung eines Krankheitsschubes eingesetzt werden. Andererseits kann, je nach Schwere der Erkrankung, eine regelmäßige Einnahme im Rahmen einer Langzeittherapie erforderlich sein, um einem Krankheitsschub vorzubeugen.

Auch als Therapieform beim Kind wird Cortison eingesetzt. Weitere Informationen dazu, finden Sie unter: Cortison beim Kind

Beispiele: Krankheitsbilder, bei denen Cortison systemisch gegeben wird

  • schwere Formen der Neurodermitis
  • lupus erythematodes
  • schnell verlaufende, destruierende rheumatoide Arthritis
  • chronische Polyarthritis
  • Colitits ulcerosa, Morbus Crohn
  • Krankheitsschub von Multipler Sklerose
  • Substitutionstherapie bei Morbus Addison

Eine systemische Cortisontherapie kann auch über Infusionen erfolgen. Dabei werden Glucocorticoide direkt in die Blutbahn gegeben. Damit steht der Wirkstoff noch schneller zur Verfügung.

Dosierung

Cortison ist ein körpereigenes Hormon und reguliert viele Vorgänge im Körper (siehe Cortison). Dem Körper von außen als Medikament zugeführt, verstärkt es die Wirkung des körpereigenen Cortisons. Entzündungsprozesse und die Überreaktivität des Immunsystems werden gehemmt, damit verbundene Beschwerden gemindert. Im Rahmen einer Kurzzeittherapie (ca. 2 Wochen) zur Behandlung eines Krankheitsschubes wird in den ersten Tagen eine hohe Dosis verabreicht, die im Laufe der Behandlungstage immer weiter reduziert wird. Man spricht auch von einer ausschleichenden Dosierung. Im Rahmen einer Langzeittherapie wird Ihr Arzt die kleinstmögliche aber dennoch wirksamste Dosierung wählen, mit der Ihre Erkrankung gut beherrschbar wird und möglichst wenig Nebenwirkungen hervorruft (Low-Dose Therapie).

Die gesamte Tagesdosis kann entweder auf einmal zu einem bestimmten Tageszeitpunkt eingenommen werden, meist morgens zwischen 6-8 Uhr (cirkadianer Rhythmus). Zu diesem Zeitpunkt ist die körpereigene Cortisonproduktion am höchsten. Die Tagesdosis kann aber auch in mehrere tagesprofilabhängige Einheiten aufgeteilt werden. Bitte ändern Sie Ihre Dosierung nicht selbsttätig oder setzen die Therapie abrupt ab! Dies könnte den Erfolg der Behandlung gefährden und unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Sollten Sie Fragen zur Einnahme haben oder sollten Probleme auftreten, lassen Sie sich von ihrem behandelnden Arzt beraten!

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen einer Cortisontherapie (siehe Cortisontherapie bei Asthma) entstehen meist, wenn die von außen zugeführte Dosis langzeitig um ein Vielfaches höher ist, als es der Körper leisten könnte. Eine einmalig hohe Dosis ist ungefährlich. Ebenso ist das Risiko, dass unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten, bei einem Behandlungszeitraum von 2 Wochen gering. Glucocorticoide sind keine schnellwirksamen Medikamente. Dadurch, dass sie die Genregulation steuern, kommt es zu einer verzögerten, aber umso nachhaltigeren Wirkung. Nebenwirkungen hängen eng mit der natürlichen Funktion der Glucocorticoide zusammen. Eine hohe Dosis über längere Zeit eingenommen hat zwar den gewünschten therapeutischen Effekt bei besonders schweren Erkrankungen. Entzündungsprozesse werden gehemmt, das Immunsystem an einer übertriebenen Reaktion gehindert und der Patient wird beschwerdenfrei. Aber es können auch andere Stoffwechselvorgänge beeinflusst werden, was unerwünschte Folgen mit sich bringen kann.

Wird dem Körper von außen über längere Zeit eine hohe Dosis an Glucocorticoiden zugeführt, wird in der Nebenniere die körpereigene Produktion herunter reguliert. Dies kann aber auch weiter Stoffwechselvorgänge, die durch in der Niere gebildete Hormone gesteuert werden, beeinträchtigen. In dem Zusammenhang kann es zu Bluthochdruck kommen. Weiterhin fördert ein Überangebot an Cortison im Körper den Abbau von Körperreserven zu Blutzucker. Kann dieser nicht schnell genug abgebaut werden, kommt es zu Diabetes. Achten Sie in diesem Zusammenhang auf ein verstärktes Durstgefühl und erhöhten Harndrang. Zuviel Cortison kann sich auch Nachteilig auf den Fettstoffwechsel auswirken. Folge wäre eine Gewichtszunahme. Haben Sie deshalb ein Augenmerk auf eine ausgewogene Ernährung. Im Zusammenhang mit einer Langzeiteinnahme von Cortison kann eine Osteoporose entstehen. Durch die unterdrückende Wirkung von Glucocorticoiden auf das Immunsystem sinkt die Widerstandskraft gegen Krankheitserreger. Mit Cortison behandelte Patienten zeigen oft eine erhöhte Infektanfälligkeit. Gelegentlich kommt es zu psychischen Veränderungen wie Euphorie oder Depressionen.

Im Rahmen einer Langzeittherapie, wie sie bei schwerwiegenderen, chronischen Erkrankung oft ergänzend zur Basistherapie durchgeführt wird, müssen Nutzen und Risiko gegeneinander abgewogen werden. Von allen Cortisonpräparaten bringt die Einnahme von Cortisontabletten relativ gesehen ein höheres Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen mit sich (systemische Wirkung). Bei vielen schweren Erkrankungen muss man abwägen, ob die möglichen Nebenwirkungen einer Cortisontherapie schwerwiegender sind, als die Folgen der (unbehandelten) Grunderkrankung. Oft werden die Cortisonnebenwirkungen im Vergleich zur Grunderkrankung als das „geringere Übel“ betrachtet, zumal durch die Cortisontherapie der Krankheitsverlauf maßgeblich positiv beeinflusst werden kann.

Wann treten Nebenwirkungen auf?

Als Maßstab, wann therapeutisch eingesetzte Glucocorticoide Nebenwirkungen erzeugen können, gilt die so genannte Cushing-Schwellendosis. Die Bezeichnung geht auf eine Erkrankung (Cushing-Syndrom) zurück. Die Symptome des Cushingsyndroms sind die Folge eines Cortisonüberangebots im Körper.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome eines Cushing-Syndroms

Eben diese „cortisontypischen“ Begleiterscheinungen können auch bei einer zu hoch dosierten Cortisontherapie auftreten. Die Cushing-Schwellendosis gibt die Wirkstoffmenge an, im Rahmen einer Langzeitanwendung täglich eingenommen „cortisontypische“ Begleiterscheinungen, wie sie beim Cushing-Syndrom auftauchen, hervorruft. Jedoch handelt es sich dabei nur um einen groben Richtwert. Dieser variiert je nach Alter, Geschlecht und Krankheitsform. 

Weitere Informationen hierzu finden Sie unter: Was ist die Cushing Schwelle?

Wirkstoffe und Präparate

Wirkstoff | Cushing-Schwellendosis [mg/Tag] | Präparate

Betamethason | 1 | Celestamine®

Dexamethason | 1,5 | Dexa-CT®, Dexamethason GALEN®

Fluocortolon | 7,5 | Ultralan®-oral

Hydrocortison | 30 | Hydrocortison Hoechst®, Hydrocutan®

Methylprednisolon | 6 | Urbason®, M-PredniHEXAL®, Metysolon®

Prednisolon | 7,5 | Decortin®, Dermosolon, PredniHEXAl®

Prednison | 7,5 | Decortin®, PrednisolHEXAL®

Triamcinolon | 6 | Delphicort®, Volon®

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.07.2009 - Letzte Änderung: 22.10.2021