Entzündung der Patellasehne

Einleitung

Die Patellasehne (Kniescheibensehne) verbindet über die Kniescheibe den großen Oberschenkelmuskel, dem Musculus Quadriceps Femoris mit dem Schienbein und spielt somit eine wichtige Rolle bei der Stabilisation und Beweglichkeit des Kniegelenks. Zusammen mit der Kniescheibe, die die Hebelwirkung des Oberschenkelmuskels verstärkt, ermöglicht die Patellasehne die Streckbewegung des Unterschenkels.

Eine Fehl- oder Überbelastung des Knies kann somit leicht zu einer Reizung und einer Entzündung der Patellasehne führen, was mit starken Knieschmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden ist.

Ursache

Die häufigste Ursache für eine Entzündung der Patellasehne ist eine Fehl- oder Überlastung, wodurch eine Reizung der Sehne entsteht. Insbesondere Sportarten, bei denen es zu häufigen Start- und Stoppbewegungen, Landungen nach Sprüngen und plötzlichen Richtungswechseln kommt, beanspruchen die Patellasehne stark. Dauerhaft beansprucht wird die Patellasehne beim Laufen.

Außerdem kann es durch dauerhafte Überlastung zum sogenannten Patellaspitzensyndrom kommen. Hierbei handelt es sich um eine Verschleißerkrankung, bei der es zu einer chronischen Reizung der Patellasehne am Übergang zwischen Sehne und Knochen kommt.

Weitere Ursachen, die zu einer Entzündung der Patellasehne führen können: Schuhwerk, falsche Technik beim Sport, Anatomiedefekt (O-Beine, X-Beine, Dysmetrie der Beine), zu harter Laufuntergrund (zum Beispiel Asphalt) oder muskuläres Ungleichgewicht.

Symptome

Typisch für eine Entzündung der Patellasehne sind Schmerzen am unteren Ende der Kniescheibe. Meistens treten die Schmerzen nur auf einer Seite auf, nur in ca. 20% aller Fälle sind beide Knie betroffen. Die Schmerzen können je nach Fortschreiten der Entzündung nur nach einer Trainingseinheit auftreten, während des Trainings oder sogar im Alltag oder in Ruhe. Vor allem schmerzt die Streckbewegung im Knie.

Ist die Patellasehne komplett gerissen oder stärker beschädigt lässt sich der Unterschenkel gar nicht mehr ausstrecken.

Diagnose

Im Vordergrund der Diagnosestellung steht die klinische Untersuchung des betroffenen Knies. Das Knie wird vom behandelten Arzt auf Rötungen, Schwellungen, Bewegungseinschränkungen und Druckschmerzen untersucht. Auffällig wird hier der Druckschmerz unterhalb der Kniescheibe sowie Schmerzen beim Strecken des Beines gegen Widerstand.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder eine MRT vom Knie können die Diagnose sichern. Insbesondere die MRT vom Knie eignet sich zur Feststellung, wie weit die Entzündung und eine eventuelle Schädigung der Sehne fortgeschritten sind, da man in diesem Verfahren aktive Entzündungen erkennen kann.
Auch begleitende Riss, Anrisse oder Teilriss der Patellasehne kann man im MRT erkennen.

Auch eine Röntgen-Untersuchung kann von Nutzen sein, um einen möglichen Knochenbruch auszuschließen.

Die genaue Einschätzung über das Ausmaß der Entzündung durch die bildgebenden Verfahren ist sehr wichtig, da dies Einfluss auf den Therapieverlauf nimmt.

Stadien der Entzündung

Die Patellasehnenentzündung kann in drei Stadien eingeteilt werden.

  1. Stadium I : Die Beschwerden bestehen nur nach sportlichen Aktivitäten. Betroffene sind immer noch in der Lage ihre Trainingseinheiten zu beenden und haben keine anatomischen Veränderungen wie X-Beine oder O-Beine. An der Sehne sind keine Verletzungen oder Veränderungen zu sehen. Hierbei handelt es sich um einen reversiblen Zustand.
  2. Stadium II : Bereits bei Beginn des Trainings setzt der Schmerz ein, die Sehne ist angeschwollen und in der Gelenkflüssigkeit des Knies fallen Zellinfiltrate mit Entzündungszeichen auf. Auch dieses Stadium ist reversibel nachdem die Entzündung behandelt wurde
  3. Stadium III: Die Schmerzen sind permanent und irreversibel, die Sehne ist schwer entzündet und beginnt Risse zu bekommen. Ab diesem Stadium trägt die Sehne bleibende Schäden davon. Nach Abklingen der Entzündung wird sie ihre typische Elastizität nicht zurück gewinnen, außerdem ist das Risiko einer Chronifizierung sehr hoch.

Patellaspitzensyndrom

Beim Patellaspitzensyndrom kommt es zu schweren Knieschmerzen durch chronische Überlastung des Streckapparates des Kniegelenks. Ursächlich hierfür ist eine sich häufig wiederholende, für das Knie ungewohnte Zugbeanspruchung, wie sie vor allem bei Sprungsportarten entsteht. Deshalb ist die Bezeichnung „Jumper´s Knee“ - auch ein Synonym für das Patellaspitzensyndrom.

Bei Betroffenen des Patellaspitzensnydroms erzeugt die Bewegung sehr kleine Verletzungen an der Sehne, welche zu Entzündungen und Schmerzen führen.

Mit höherem Alter nimmt auch das Auftreten das Patellaspittzensyndroms zu, da es mit dem Alter zu einer Veränderung der Fasern und Strukturen in den Sehnen kommt und diese anfälliger für Verletzungen werden.

Insbesondere Anfänger sind gefährdet die beschriebenen Symptome zu entwickeln, wenn sie unvorbereitet und zu übermütig ins Training starten und das Knie schnell ungewohnt stark belasten.

Therapiert wird das Patellaspitzensyndrom in der Regel konservativ. Am wichtigsten ist es, die auslösende Belastung vorerst für mindestens 6 Wochen zu beenden. Danach kann langsam wieder eine Belastung aufgebaut werden. Zusätzlich können noch entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen eingenommen werden.

Mehr Informationen zum Thema Patellaspitzensyndrom finden Sie hier.

Therapie

Die wichtigste Maßnahme in der Therapie bei einer Entzündung der Patellasehne ist die Schonung des betroffenen Kniegelenks. Sport sollte nur in im schmerzfreien Bereich gemacht werden und am besten zu Beginn ganz pausiert und nach ein paar Wochen langsam wieder gesteigert werden. Um die Belastung beim Laufen gering zu halten, sollten Strecken mit vielen Kurven, Anstiegen oder unebenen Untergrund vermieden werden.

Außerdem kann eine Bewegungstherapie in Form von Physiotherapie helfen die Sehne wieder zu entlasten und an adäquate Belastung zu gewöhnen. Auch Kälteanwendungen und spezielle Übungen können die Schmerzen lindern.

Zusätzlich können nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) eingenommen werden, wie Ibuprofen oder Diclofenac. Diese wirken entzündungshemmend und schmerzlindern. Allerdings sollten die Nebenwirkungen bei längerer Einnahme dieser Medikamente bedacht werden und eventuell eine Prophylaxe eingenommen werden, insbesondere um den häufigen Komplikationen im Magen-Darm-Trakt vorzubeugen.

Prophylaxe

Durch einen abwechslungsreichen und gut strukturierten Trainingsplan lassen sich unnötige Überlastung der Patellasehne vermeiden. Ideal wäre es zwischen verschiedenen Sportarten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren und Kraftübungen zu wechseln, um so eine einseitige Belastung zu vermeiden.

Außerdem ist ausgiebiges Dehnen vor dem Laufen eine gute Maßnahme zur Vorbeugung von Reizungen. Vor dem Sport sollten insbesondere die Hüft-, Oberschenkel- und Wadenmuskulatur gut gedehnt werden.

Prognose

Die Prognose der Patellasehnentzündung ist abhängig vom Stadium. Bei den meisten Fällen handelt es sich um leichte bis mittelschwere Entzündungen (siehe Stadium I und II oben), welche eine gute Prognose und keine bleibenden Schäden mit sich bringen.

Lediglich die starke Entzündung kann zu bleibenden, nicht therapierbaren Schäden führen. Wichtig ist deswegen das frühzeitige Erkennen der Erkrankung und ein möglicherweise notwendiges Pausieren vom Training.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.05.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024