Gallenblasenkrebs

Synonyme im weiteren Sinne

Gallenblasentumor, Gallenblasenkarzinom, Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom, Porzellangallenblase

Hinweis

Alle hier gegebenen Informationen sind nur allgemeiner Natur, eine Tumortherapie gehört immer in die Hand eines erfahrenen Onkologen (Tumorspezialisten)!!!

Definition

Das Gallenblasenkarzinom (Gallenblasenkrebs) ist zwar ein seltener aber sehr bösartiger Tumor mit einer schlechten Prognose, da die Symptome wie die schmerzlose Gelbsucht (Ikterus) oft spät auffallen. Dabei werden zwei verschiedene Tumorarten unterschieden. Das Plattenepithelkarzinom, welches besonders bösartig ist und das Adenokarzinom, welches häufiger vorkommt. Die Erkrankung kommt vorwiegend nach dem 60. Lebensjahr vor und betrifft Frauen doppelt so häufig wie Männer. Ein langjähriges Gallensteinleiden und chronische Gallenblasenentzündungen gelten als Risikofaktoren für die Entstehung eines Gallenblasenkrebs.

Abbildung der Gallenblase

  1. Gallenblasenkörper -
    Corpus vesicae biliaris
  2. Rechter Lebergallengang -
    Ductus hepaticus dexter
  3. Linker Lebergallengang -
    Ductus hepaticus sinister
  4. Gallenblasengang -
    Ductus cysticus
  5. Gallenblasenhals -
    Collum vesicae biliaris
  6. Schleimhaut -Tunica musoca
  7. Gemeinsamer
    Lebergallengang -
    Ductus hepaticus communis
  8. Hauptgallengang -
    Ductus choledochus
  9. Bauchspeichelgang -
    Ductus pancreaticus
  10. Erweiterung des vereinigten
    Ausführungsgangs -
    Ampula hepatopancreatica
  11. Große Zwölffingerdarmpapille -
    Papilla duodeni major
  12. Zwölffingerdarm Absteigender Teil -
    Duodenum, Pars descendens
  13. Leber, Zwerchfellseite - 
    Hepar, Facies diaphragmatica
  14. Bauchspeicheldrüse -
    Pancreas

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Häufigkeit

Krebserkrankungen der Gallenblase sind sehr selten und betreffen nur ca. 1 von 100000 Bewohnern. Gallenblasenkrebs ist jedoch ca. 3- bis 5-mal so häufig wie Gallengangskrebs. Die Erkrankten sind zumeist älter als 60 Jahre und Frauen sind doppelt so oft betroffen.

Tumorarten

In der Gallenblasenwand können zweierlei Krebsarten entstehen. Zunächst das seltener vorkommende Plattenepithelkarzinom, welches aus den Oberflächenzellen (Epithelzellen) der Gallenblasenschleimhaut entstehen und sich durch besondere Bösartigkeit (Malignität) auszeichnet. Das häufiger vorkommende Adenokarzinom, entsteht aus Drüsenzellen der Gallenblasenschleimhaut und ist etwas weniger maligne als das Plattenepithelkarzinom.

Ursachen und Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren der Entstehung des Gallenblasenkarzinoms zählt die langdauernde Entzündung der Gallenblase (chronische Cholezystitis).

Außerdem scheint das Gallensteinleiden (Cholezystolithiasis) eine Rolle zu spielen. Denn 80 % der vom diesem Krebs Betroffenen haben gleichzeitig Gallensteine in der Gallenblase, jedoch bei weitem nicht jeder Patient (nur ca. 1%) mit einem Gallenstein bekommt ein Gallenblasenkarzinom.

Ca. 3-5% der Patienten werden nach einer Salmonelleninfektion zu so genannten Dauerausscheidern. Das bedeutet, dass die Bakterien nicht vollends abgetötet werden konnten und der Patient stets Salmonellen in seinem Stuhl ausscheidet. Gleichzeitig besteht bei diesen Patienten eine Besiedlung der Gallenblase mit Salmonellen, die auch einen Risikofaktor für das Karzinom der Gallenblase darstellen.

Besteht eine langjährige chronische Entzündung der Gallenblase kann es zu einer Kalkeinlagerung (Kalzifizierung) der Gallenblaseninnenwand kommen. Man nennt diesen Zustand auch Porzellangallenblase, welche eine Krebsvorstufe (Präkarzinose) für den Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom) darstellt.

Gutartige Tumore der Gallenblase (Gallenblasenadenome) sollten ab einer Größe von 10 mm entfernt werden, weil sie ein gewisses Potential zur bösartigen Entartung haben. Adenome die kleiner sind als 10 mm sollten im halbjährlichen Abstand sonographisch kontrolliert werden. In der Gallenblase kommen außerdem gelegentlich Gallenblasenpolypen vor, die aber nur ein geringes Potential zur Entartung haben.

Symptome

Meistens treten im Frühstadium keine Symptome auf, weshalb die Krankheit erst im fortgeschrittenen Stadium auf sich Aufmerksam macht. Das Erstsymptom ist meistens eine schmerzlose Gelbsucht (Ikterus), die durch die Verengung der Gallengänge durch den Tumor verursacht wird, sodass es zum Aufstau der Galle in die Leber kommt. Die Symptome des Ikterus sind eine Gelbfärbung der Haut und der weißen Augenfarbe (Lederhaut, Sklera) und ein belastender Juckreiz infolge von abgelagerten Gallensalzen in der Haut. Außerdem besteht eine lehmartige Entfärbung des Stuhls, durch das Fehlen des Gallenfarbstoffs und eine Dunkelfärbung des Urins, da die Niere die Ausscheidung der Gallenfarbstoffe übernimmt. Durch das Fehlen der der Gallensäuren im Dünndarm können Fette schlechter verdaut werden, sodass es zu Unverträglichkeit gegenüber fettreichen Mahlzeiten und zu Fettstühlen (Steatorrhoe) kommen kann. Sehr selten kann es auch zu Schmerzen im rechten Arm kommen, da sich der Schmerz in diesen Bereich projiziert da die Gallenblase hier ihr „Dermatom“ hat, also den Bereich, in dem wir Schmerzen empfinden wenn mit dem Organ etwas nicht stimmt.

Wenn der Abfluss aus der Gallenblase verhindert ist, kann zusätzlich zu dem schmerzlosen Ikterus eine prall gefüllte Gallenblase unter dem rechten Rippenbogen getastet werden. Dieser Symptom-Komplex wird auch als Courvoisier´sches Zeichen bezeichnet. Weitere Beschwerden können unspezifische, diffuse Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden sein. Als Spätzeichen können Schmerzen im rechten Oberbauch hinzukommen und andere unspezifische Symptome, die bei den meisten Krebserkrankungen auftreten können, wie zum Beispiel Gewichtsverlust (Tumorkachexie), Blutarmut (Anämie), Müdigkeit und Antriebslosigkeit.

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Tumorausbreitung (Metastasierung)

Man kann verschiedene Formen der Metastasierung beschreiben:

  1. Lymphogene Metastasierung
    Die Lymphgefäße drainieren die Lymphflüs sigkeit aus allen Stellen unseres Körpers, insbesondere die Gallenblase hat eine ausgezeichnete Lymphversorgung. Wenn der Tumor durch sein Wachstum Anschluss an ein Lymphgefäß erhält, kann es leicht passieren, dass sich einige Zellen vom Tumorzellverband lösen und mit dem Lymphstrom mitgerissen werden. Im Verlauf eines Lymphgefäßes liegen zahlreiche Lymphknoten. In ihnen ist der Sitz der Immunabwehr, die die Aufgabe hat Keime (Bakterien) abzufangen und zu bekämpfen. Die Tumorzellen setzen sich in den nächstgelegenen Lymphknoten fest und vermehren sich dort erneut. So entsteht eine Lymphknotenmetastase. Bei dieser Krebsart kommt es zum Befall von Lymphknoten, die in unmittelbarer Umgebung liegen und später auch diejenigen im Verlauf der Hauptschlagader (Aorta). Diese Krebsart zeichnet sich durch sehr schnelle lymphogene Metastasierung aus, sodass es sich empfiehlt stets bei der operativen Gallenentfernung auch die umgebenden Lymphknoten mit zu entfernen.
  1. Hämatogene Metastasierung
    Wenn der Tumor durch sein Wachstum Anschluss an ein Blutgefäß bekommt, können sich auch in dieser Situation Zellen losreißen und über den Blutkreislauf (hämatogen) im ganzen Körper verstreut werden. Als erste Station fließt das Blut durch die Leber, wo sich die Karzinomzellen ansiedeln können und Tochtergeschwüre (Fernmetastasen) bilden können. Im weiteren Verlauf der Krankheit können sich sekundär auch aus den Lebermetastasen Zellen loslösen und weiter in die Lunge streuen. Später kann es zu Metastasenabsiedlungen in das Bauchfell (Peritoneum) kommen, diese nennt man dann auch Peritonealkarzinose sowie in die Eierstöcke (Ovarien), ins Skelettsystem oder in die Milz.
  1. Per continuitatem
    Der Tumor kann auf seinem Ausbreitungsweg in andere benachbarte Organe einwachsen (tumoröse Infiltrierung). Nicht selten ist das der beim Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom) bereits bei der Diagnosestellung der Fall. Zum Beispiel kann der Gallenblasenkrebs in die Leber, in den Zwölffingerdarm (Duodenum), in die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und andere angrenzende Strukturen hineinwachsen.

Stadieneinteilung

Eine exakte Beurteilung des Tumorstadiums gelingt jedoch oft erst nach der Operation, wenn man den Tumor herausoperiert hat und das Operationspräparat (Resektat) und die Lymphknoten mittels Mikroskop feingeweblich (histologisch) untersucht wurden.

T-Stadien:

T1: Infiltration der Schleimhaut (Mukosa) oder Muskulatur

  • T1a: Schleimhautinfiltration
  • T1b: Infiltration der Muskulatur

T2: Infiltration des nach der Muskelschicht folgenden Bindegewebes (Serosa)

T3: Perforation der letzten Organummantelnden Schicht (Serosa, viszerales Peritoneum) und / oder Einwachsen (Infiltration) in die Leber oder in andere Nachbarorgane (z.B. Duodenum, Magen, Gallengänge).

T4: Infiltration der Portalvene (Vena portae) oder Leberarterie (Arteria hepatica)

oder Infiltration von 2 oder mehr Nachbarorganen

N-Stadien:

N0: Keine Lymphknotenmetastasen nachweisbar

N1: Umliegende (regionäre) Lymphknotenmetastasen zwischen Leberpforte und Zwölffingerdarm (Ligamentum hepatoduodenale) befallen

N2: Andere nahe gelegene Lymphknotenmetastasen

M-Stadien:

M0: keine Fernmetastasen nachweisbar

M1. Fernmetastasen (insbesondere Leber, später auch Lunge)

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.09.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023