Operative Entfernung der Gebärmutter

Synonyme im weiteren Sinne

Hysterektomie, Uterusexstirpation, Myomentfernung, Totalexstirpation der Gebärmutter, subtotale Hysterektomie, suprazervikale Hysterektomie

Allgemeines

Eine OP im Bereich der Gebärmutter kann je nach vorliegender Indikation unterschiedliche Ausmaße annehmen.
Im Falle des Vorliegens einer Wucherung, die in der Muskelschicht der Gebärmutter auftritt (Myom) kann in der Regel eine Gebärmutter-erhaltende OP durchgeführt werden.
Andere Grunderkrankungen hingegen lassen oftmals eine vollständige Entfernung der Gebärmutter notwendig werden.
Darüber hinaus kann es bei bösartigen Wucherungen oftmals nötig sein, neben der Gebärmutter auch die angrenzenden Eierstöcke operativ zu entfernen (Hysterektomie mit ein- oder beidseitiger Adnexektomie). Selbst bei der chirurgischen Entfernung der Gebärmutter müssen verschiedene Varianten unterschieden werden. Unter dem Begriff „Totalexstirpation“ versteht man in diesem Zusammenhang das vollständige Abtragen aller Gebärmutteranteile. Bei der subtotalen Uterusexstirpation (Synonym: suprazervikale Uterusexstirpation) hingegen bleibt der Gebärmutterhals auch nach der OP erhalten.
Die chirurgische Entfernung der Gebärmutter (Gebärmutter OP) zählt zu den häufigsten gynäkologischen Operationen. In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 150.000 operative Gebärmutterentfernungen durchgeführt.

Indikationen

Die Entfernung der Gebärmutter mittels OP kann aus vielen verschiedenen Gründen notwendig werden.

In ungefähr 90 Prozent der Fälle wird eine derartige Gebärmutter OP durchgeführt, weil bei den betroffenen Patientinnen gutartige Erkrankungen (beispielsweise gutartige Tumore) diagnostiziert wurden. Vor allem Frauen die unter anhaltenden, nicht-therapierbaren, schwerwiegenden Menstruationsunregelmäßigkeiten leiden, entscheiden sich immer häufiger für die Durchführung einer Gebärmutter OP.
Weitere Erkrankungen die eine Indikation zur Gebärmutterentfernung darstellen können sind Endometriosen und ausgeprägte Schwächen der Uterusmuskulatur und Bänder (Gebärmuttervorfall).
Nur in ungefähr 9 Prozent der Fällen wird eine vollständige Entfernung der Gebärmutter mittels OP auf Grund von bösartigen Erkrankungen notwendig. In diesem Zusammenhang stellen Karzinome des Gebärmutterhalses und Tumore des Gebärmutterkörpers oder der Eierstöcke die häufigsten OP-Indikationen dar.
Darüber hinaus kann das Vorliegen entzündlicher Prozesse oder schwerwiegende Verletzungen des Gewebes eine entfernende Gebärmutter OP notwendig werden lassen.

Bei Patientinnen die an gutartigen Wucherungen der Gebärmuttermuskulatur leiden (Myom) muss in der Regel keine vollständige Entfernung der Gebärmutter erfolgen. Zumeist genügt es die Wucherung in einer sogenannten „Gebärmutter erhaltenden OP“ abzutragen und das Behandlungsergebnis in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Für die Entfernung eines solchen Myoms wird bei den meisten Patientinnen der natürliche Zugang über die Vagina zur Gebärmutter gewählt. Anschließend kann die gutartige Wucherung einfach mit einer Elektroschlinge abgetragen werden.

Methoden

Grundsätzlich unterscheidet man bei den gängigen Operationsmethoden zwischen der Gebärmutter erhaltenden und der nicht Gebärmutter erhaltenden OP.
Des Weiteren werden die nicht Gebärmutter erhaltenden Verfahren unterteilt in die einfache Gebärmutterentfernung und erweiterte Operationen bei denen zusätzlich angrenzende Strukturen entfernt werden müssen.
Zu den wichtigsten OP-Methoden dieser Gruppe gehören die Hysterektomie mit Adnexektomie (zusätzliche Entfernung einer oder beider Eierstöcke), die Hysterektomie mit Beckenbodenplastik und die radikale OP bei Krebserkrankungen. Die Wahl der am besten geeigneten Gebärmutter OP-Methode ist dabei abhängig von der jeweiligen Indikation, den zusätzlich notwendigen Eingriffen, der Größe, der Form und der Beweglichkeit der Gebärmutter. Im Allgemeinen versucht der behandelnde Arzt jedoch möglichst schonend vorzugehen und so wenige Strukturen wie möglich entfernen zu müssen.

Gebärmutter OP bei gutartigen Erkrankungen

Kann das Vorliegen bösartiger Veränderungen im Bereich der Gebärmutter sicher ausgeschlossen werden, so stehen verschiedene vergleichsweise schonende OP-Methoden zur vollständigen oder teilweisen Entfernung der Gebärmutter zur Verfügung. In den meisten Fällen versucht der Operateur eine OP-Methode zu wählen, bei der der natürliche Zugang zur Gebärmutter durch die Vagina genutzt werden kann (vaginale Gebärmutter OP).
Bei der Durchführung einer vaginalen Gebärmutter OP wird der Gebärmutterhals in den meisten Fällen ebenfalls entfernt.
Bei ausgeprägten gutartigen Befunden kann es vorkommen, dass dieser Zugangsweg nicht genutzt werden kann. In solchen Fällen besteht die Möglichkeit der Durchführung einer laparoskopischen Gebärmutter OP. Bei dieser OP-Methode werden in der Regel drei kleine Hautschnitte durchgeführt, durch die eine Kamera und Instrumente in den Körper eingeführt werden können. Die laparoskopische Gebärmutter OP zählt zu den sogenannten minimalinvasiven Operationen.
Darüber hinaus können Verfahren durchgeführt werden, bei denen eine Kombination aus vaginalem und laparoskopischem Zugang gewählt wird (LAVH: laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie). Bei sehr weitläufigen Befunden reichen diese OP-Methoden jedoch oftmals nicht aus.
In Fällen in denen weiträumig Einblick in den Bauchraum gewonnen werden muss, sollte die Gebärmutter OP mit Hilfe eines Bauchschnitts durchgeführt werden. Im Gegensatz zur vaginalen Gebärmutter OP kann der Gebärmutterhals sowohl bei Durchführung einer laparoskopischen Hysterektomie, als auch bei einer Gebärmutterentfernung mittels Bauchschnitt in vielen Fällen erhalten bleiben. Die gleichzeitige Entnahme der Eileiter und Eierstöcke ist während der laparoskopischen Gebärmutter OP jederzeit möglich. Auch ein Zugang über die Bauchdecke gewährleistet eine zusätzliche Entfernung von Eileiter und Eierstock.

Gebärmutter OP bei bösartigen Erkrankungen

Bei Vorliegen von bösartigen Erkrankungen muss in der Regel eine wesentlich radikalere Gebärmutter OP-Methode gewählt werden.
Meist kommt bei den betroffenen Patientinnen die sogenannte radikale Hysterektomie nach Wertheim-Meigs in Frage.
Bei dieser Gebärmutter OP-Methode handelt es sich um eine vollständige Entfernung des Uterus unter Mitnahme des Halteapparates und des oberen Drittels der Vagina. Darüber hinaus werden die Beckenlymphknoten bei dieser Form der Gebärmutter OP vollständig ausgeräumt.
Die radikale Hysterektomie nach Wertheim-Meigs wird vor allem bei Patientinnen die an Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind durchgeführt.

Weitere Gebärmutter OP-Methoden bei Vorliegen bösartiger Erkrankungen sind:

  • die totale mesometriale Resektion (TMMR)
  • die laparoskopisch assistierte vaginale radikale Hysterektomie (LAVRH)
  • die laparoskopische radikale Hysterektomie (LRH)

Bei jungen Frauen mit bestehendem Kinderwunsch kann unter Umständen an eine Gebärmutter erhaltende OP gedacht werden. Dies ist jedoch nur in frühen Stadien des Gebärmutterhalskrebses möglich.
Das Standardverfahren in solchen Fällen ist die sogenannte „Trachelektomie“.
Bei dieser Gebärmutter OP-Methode werden ausschließlich große Teile des Gebärmutterhalses entnommen. Die übrigen Abschnitte des Gebärmutterhalses und der Gebärmutterkörper bleiben jedoch als solche erhalten. Die ergänzende Ausräumung der Beckenlymphknoten kann bei den betroffenen Patientinnen über eine Bauchspiegelung erfolgen.
Bei dieser Form der Gebärmutter OP bleibt die Fruchtbarkeit grundsätzlich erhalten.

Grundsätzlich gilt sich nach der Operation zu schonen. Je nach OP-Methode sollte länger oder weniger lang auf Sport verzichtet werden. Genaue Informationen wie bei Ihrer OP-Methode verfahren werden kann, bespricht man bevorzugt mit dem behandelnden Arzt. In den ersten vier Wochen sollte man keinen Sport treiben - Spaziergänge sind in Ordnung um den Kreislauf zu stabilisieren. Erst nach 2-3 Monaten kann mit dem Sport wieder angefangen werden. Lesen Sie mehr dazu unter: Bauchmuskeltraining nach Gebärmutterentfernung

Komplikationen

Im Zuge einer Gebärmutter OP kann es, wie bei allen Operationen, zum Auftreten verschiedener Komplikationen kommen.
Im Falle der Hysterektomie ist vor allem mit Wundheilungsstörungen und der Entstehung entzündlicher Prozesse zu rechnen. Auf Grund der engen anatomischen Lageverhältnisse der Beckenorgane kann es während der Gebärmutter OP zur Verletzung des Darms, der Harnleiter und/oder der Harnblase kommen. Darüber hinaus besteht wie bei allem chirurgischen Eingriffen die Gefahr des Auftretens von Nachblutungen die unter Umständen eine zweite Operation notwendig machen.
Bei vielen der betroffenen Patientinnen kann das Auftreten einer Harnwegsinfektion im Anschluss an die Gebärmutter OP beobachtet werden.
Weitere Risiken der Gebärmutter OP sind die Entstehung von Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Diese Symptome können auch nach einer erfolgreichen Operation über Wochen und Monate hinweg persistieren.
Darüber hinaus gehören Narbenbrüche, Verwachsungen und Senkungserscheinungen des Vaginalrestes zu den typischen Risiken einer Gebärmutter OP.

Folgen

Bevor die Entscheidung zur Durchführung einer vollständigen Entfernung der Gebärmutter getroffen wird, sollte beachtet werden, dass eine Hysterektomie die Gebärfähigkeit der betroffenen Frau unwiderruflich beendet.
Bei einer vollständigen Entfernung der Gebärmutter geht die Gebärmutterschleimhaut verloren und die Menstruationsblutung tritt nicht mehr auf.
Lediglich bei den subtotalen Gebärmutter OP-Varianten bei denen der Gebärmutterhals belassen wird, kann es zu leichten zyklischen Blutungen kommen. Auch wenn Eileiter und Eierstöcke nicht zusätzlich zur Gebärmutter entfernt werden müssen, ist damit zu rechnen, dass die betroffene Patientin deutlich früher in die Wechseljahre eintritt. Grund dafür scheint die sinkende Durchblutung der Eierstöcke nach Entfernung der Gebärmutter zu sein.
Darüber hinaus kann es nach einer derartigen Gebärmutter OP zu weitreichenden sexuellen Veränderungen kommen. Einige der betroffenen Patientinnen geben an nach der Operation ein eingeschränktes Orgasmusempfinden zu beobachten. Zudem kann es in einigen Fällen zu einer spürbaren Verkürzung und Trockenheit der Vagina kommen.
Auch das sexuelle Verlangen kann nach der Durchführung einer Gebärmutter OP deutlich eingeschränkt sein (Libidoverlust).

Weitere Informationen

Weitere interessante Informationen finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.03.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021