Schmerzen bei der Geburt

Definition

Unter Geburtsschmerzen fallen alle Arten von Schmerzen, die vor, während und nach der Geburt durch diese hervorgerufen werden. Dazu gehören beispielsweise die sogenannten Senkwehen, die Wochen vor der Geburt auftreten, die Wehentätigkeit unmittelbar vor der Geburt selbst und die Schmerzen während der Geburt durch die Dehnung der Gebärmutter und die Aufdehnung von Geburtskanal (Cervix) und Scheide (Vagina) durch das Kind.

Nach der Geburt leiden Frauen unter Nachwehen (Geburtsschmerzen), da sich die Gebärmutter wieder zusammenzieht und die Nachgeburt (Plazenta) ausstößt, sowie unter Schmerzen im gesamten Intimbereich und in der Vagina, da es unter der Geburt leicht zu Verletzungen und Rissen kommen kann. Unter Umständen muss zur Erleichterung der Geburt ein sogenannter Dammschnitt zur Erweiterung des Scheidenausgangs durchgeführt werden, welcher ebenfalls als sehr schmerzhaft empfunden werden kann und dessen Narbe auch nach der Geburt zu Schmerzen führen kann ( siehe: Dammschnittnarbe).

Diese vielfältigen Geburtsschmerzen unterschiedlicher Ursachen können auf ebenso vielfältige Art und Weise verringert oder sogar ausgeschaltet werden. Die Möglichkeiten und Risiken werden nachfolgend beschrieben.

Häufigkeit

Gerade Erstgebärende leiden vor allem vor und während der Geburt unter oftmals erheblichen Schmerzen (Geburtsschmerzen)

In einer Studie zum Thema Geburtsschmerz lag der Durchschnittswert der erstgebärenden Frauen auf einer Schmerzskala mit dem Maximalwert von 50 Punkten immerhin bei 38 Punkten. Durch vorherige regelmäßige Teilnahme an Schwangerschaftsgymnastik- bzw. Geburtsvorbereitungskursen ließ sich der Mittelwert des Geburtsschmerzes von Erstgebärenden immerhin auf 32 Punkte reduzieren, was 15 – 20% Erleichterung entspricht.

Ursachen

Die Schmerzen (Geburtsschmerzen) vor, während und nach einer Geburt haben ganz unterschiedlich Ursachen. Die häufig am frühesten auftretenden Geburtsschmerzen sind die sogenannten Senkwehen. Diese treten in den letzten Wochen vor der Geburt auf und sind bei jeder Frau individuell stark ausgeprägt. Das Baby hat sich zu diesem Zeitpunkt meistens schon gedreht, sodass der Kopf in Richtung des Geburtskanals zeigt (Schädellage). Nun wird das Kind durch die Schwerkraft mit dem Kopf immer tiefer in das kleine Becken der Frau gedrückt. Dabei wirken Kräfte an der Gebärmutter (Uterus) und dem Gebärmutterhals (Cervix uteri), in unregelmäßigen Zeitabständen treten mehr oder minder starke Schmerzen (Geburtsschmerzen) auf.

Eine normale Geburt beginnt mit der Eröffnungsphase. Sie äußert sich mit unregelmäßigen Wehen (4 – 6 Wehen pro Stunde), durch die Wehen kommt es zu einer Verkürzung der Cervix uteri und einer Aufweitung des Muttermundes. Die Wehen kommen in immer kürzeren Abständen, sind schmerzhafter, eventuell platzt auch die Fruchtblase und die Wehentätigkeit wird beschleunigt, es handelt sich um die sogenannte Übergangsphase.

Ist der Muttermund nahezu vollständig eröffnet (8 – 10 cm), folgt die Austreibungsphase. Die Wehen (Geburtsschmerzen) kommen in sehr kurzen und regelmäßigen Abständen (24 – 28 Wehen pro Stunde, also knapp alle zwei Minuten) und sind sehr intensiv. Die Frau hat durch den steigenden Druck im Unterbauch das Bedürfnis mitzupressen und die Wehentätigkeit zu unterstützen. Ist der Kopf des Kindes geboren, folgt meist eine kurze Wehenpause, als nächstes werden Schultern und dann der Körper des Kindes geboren.Es folgen Nachwehen um die Nachgeburt (Plazenta) auszustoßen. Die Hebamme oder der Geburtshelfer überprüfen diese auf Vollständigkeit, fehlen kleine Teile müssen diese mit der Hand (manuell) gelöst werden oder eine Ausschabung vorgenommen werden (Infektions- und Verwachsungsgefahr).Während einer Wehe zieht sich die Wand der Gebärmutter zusammen (Kontraktion). Dieses Zusammenziehen verläuft vom Gebärmutterhals weg in Richtung des Herzens der Mutter, dadurch wird der kindliche Kopf bzw. der vorangehende kindliche Körperteil in das Becken der Mutter in Richtung der Cervix uteri gedrückt, der Muttermund wird geöffnet. Da durch die Wehentätigkeit (Geburtsschmerzen) starke Kräfte an Uterus und Cervix uteri wirken, kommt es während der Wehen zu Schmerzen (Geburtsschmerzen), die bei allen Frauen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Von großem Einfluss auf die Dauer und auch die Schmerzstärke der Wehen ist dabei der Gemütszustand der gebärenden Frau. Bei Entspannung und Angstfreiheit dauert die Geburt in der Regel nicht so lange und ist weniger schmerzhaft als bei angespannten und ängstlichen Frauen. Mithilfe von Atem- und Entspannungstechniken kann der Verlauf der Geburt daher positiv beeinflusst werden, der Muttermund öffnet sich schneller und weniger schmerzhaft (Geburtsschmerzen) und die Geburt geht leichter von statten.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.12.2010 - Letzte Änderung: 22.10.2021