Schmerzen im Handgelenk

Synonyme

Radiocarpalgelenk

Englisch: wrist pain

Einleitung

Eine Vielzahl von chronischen und akuten Erkrankungen kann zu Schmerzen im Handgelenk führen. Die vom Betroffenen angegebenen Schmerzen können dabei je nach Ursache unterschiedliche Qualitäten annehmen.
Von kurz andauernden, stechenden bis zu lang anhaltenden Schmerzphänomenen ist im Bereich des Handgelenkes alles möglich. Bei der Ursachensuche stellt die exakte Schmerzqualität und –lokalisation einen wichtigen Anhaltspunkt dar. Darüber hinaus können mögliche Ausstrahlungen, Sensibilitätsausfälle und das belastungsabhängige Auftreten der Missempfindungen einen ersten Hinweis auf die Grunderkrankung liefern.

Lokalisation der Beschwerden

Schmerzen außen

Schmerzen an der Außenseite des Handgelenks können verschiedene Ursachen haben. In Betracht gezogen werden müssen Ganglien, die sich durch Überbelastungen bilden können und zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Die Arthrose, die durch Gelenkverschleiß entsteht, ist eine mögliche Diagnose und kommt gerade im Alter häufig vor. Auch Infektionen, z.B. nach einer offenen Wunde, in die Erreger gelangt sind, sind möglich. Wenn ein Stoß oder Sturz zuvor auftrat, könnte auch ein Knochenbruch dahinterstecken, der sich mittels Röntgenbild ausschließen lässt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen am äußeren Handgelenk

Schmerzen innen

Schmerzen auf der Innenseite im Handgelenk (zur Handfläche hin) können von einem Karpaltunnelsyndrom kommen. Dieses ist ein Syndrom, bei dem ein Nerv im sogenannten Karpaltunnel eingeklemmt wird. Dieser Nerv (Nervus medianus) versorgt die Handinnenfläche und vor allem Daumen, Zeige- und Mittelfinger mit Gefühl und versorgt die Muskeln. Wenn der Karpaltunnel zu eng wird, da sich die Bandstruktur verdickt treten die Symptome auf. Das Karpaltunnelsyndrom betrifft häufig ältere und besonders weibliche Personen. Betroffene beklagen ein Gefühl, als ob die Hand einschliefe und taub würde. Auch ein Kribbeln und Schmerzen, sowie Bewegungsverlust können auftreten. Häufig tritt dies in der Nacht auf und ist so unangenehm, dass die Patienten davon aufwachen und ihre Hand bewegen müssen. Temporär kann dies auch in der Schwangerschaft auftreten, bildet sich aber in der Regel wieder zurück.
Eine Sattelgelenksarthrose (Rizarthrose) am Daumengelenk kann ebenfalls Schmerzen auf die Handinnenfläche projizieren. Selten kann sich ein Überbein (Ganglion) auch auf der Innenseite der Hand bilden und dort zu Schmerzen führen. Selten kommt es zum Absterben (Nekrose) von Mittelhandknochen, wie zu der Lunatummalazie, die ebenfalls Schmerzen bereitet.

Ursachen für Schmerzen im Handgelenk

Die Ursachen für das Auftreten von Schmerzen im Handgelenk können Vielfältig sein. In den meisten Fällen führt eine übermäßige oder falsche Belastung während des Schreibens oder Arbeitens zu entsprechenden Schmerzphänomenen. Grundsätzlich können die Ursachen, die zu Schmerzen im Handgelenk führen in mehrere Gruppen eingeteilt werden.
Möglich sind Erkrankungen

  • der knöchernen Strukturen
  • der Bänder
  • der Sehnen
  • der Sehnenscheiden
  • und der Muskeln

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Welche Erkrankungen können die Ursache sein?

Die häufigste Erkrankung des Handgelenkes ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei kommt es zu einer Druckschädigung des Nervus medianus im Karpaltunnel (s.o.). Ursachen für ein CTS (Karpaltunnelsyndrom) sind bei einem Großteil der Erkrankung nicht zu erkennen. Mögliche Ursachen sind handgelenksnahe Brüche oder Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis.

Begleitsymptome des Karpaltunnelsyndroms sind Sensibilitätsausfälle im Bereich des Daumens, des Zeige- und des Mittelfingers an der Handinnenfläche. Auf dem Handrücken treten diese Missempfindungen in aller Regel lediglich an den Fingerendgliedern auf.
Das gehäufte nächtliche Auftreten dieser Beschwerden gilt als klassischer Hinweis auf das Karpaltunnelsyndrom.

Neben den durch das Vorliegen eines Karpaltunnelsyndroms provozierten Missempfindungen, werden Schmerzen des Handgelenks in vielen Fällen durch entzündliche Prozesse im Bereich der Sehnenscheiden ausgelöst.
Der von einer Sehnenscheidenentzündung betroffene Patient berichtet in der Regel von starken, ziehenden Schmerzen an der betroffenen Sehne.
Weitere Hinweise auf entzündliche Prozesse sind

  • Rötungen
  • Überwärmungen
  • Schwellungen
  • und Einbußen der Beweglichkeit des betroffenen Handgelenks.

Die sogenannte „Tendovaginitis stenosans de Quervain“ (Synonym: Hausfrauendaumen) stellt eine Sonderform der Sehnenscheidenentzündung dar. Bei dieser Erkrankung sind die Schmerzen am daumenseitigen Handgelenk lokalisiert. Nicht selten strahlen die Missempfindungen bis in den Unterarm aus und können durch Belastung verstärkt werden.

Die häufigsten unfallbedingten Schmerzen des Handgelenkes ist der Handgelenksbruch (distale Radiusfraktur). Dabei bricht die Speiche in den meisten Fällen wenige Zentimeter oberhalb des Handgelenkes. Bei einem Mehrfragmentbruch kann auch direkt die Gelenkfläche beteiligt sein.

Seltener und gelegentlich nicht erkannt sind Schmerzen durch einen Kahnbeinbruch.

Eine schmerzbedingte Arthrose des Handgelenkes ist verhältnismäßig selten. Ursache hierfür ist die Tatsache, dass das Hangelenk keine Körperlast tragen muss.
Risikofaktoren für eine Handgelenksarthrose (Radiocarpalarthrose) sind vorbestende Handgelenksbrüche, insbesondere bei direkter Gelenkbeteiligung oder bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis.

Häufig sind Schmerzen bedingt durch die Daumensattelgelenksarthrose, eine schmerzhafte Verschleißerscheinung bei Bewegungen und Belastungen des Daumens.

Das aus Knorpelansammlungen im Knochen bestehende Enchondrom (eine Knochenzyste) stellt eine weitere Ursache für Schmerzen im Handgelenk dar. Durch die Umwandlung von Knochen- zu Knorpelgewebe kommt es auf lange Sicht zu einer schmerzhaften Größenzunahme, die einen Einbruch oder Bruch des betroffenen Knochens zur Folge haben kann.
In frühen Stadien leidet der Patient unter Beschwerden, die hauptsächlich bei starker Belastung auftreten und unter Schonhaltung schnell nachlassen. Mit fortschreiten der Knorpelbildung treten Schmerzen bereits in Ruhe auf.

Des Weiteren können häufig auftretende Missempfindungen im Handgelenk oftmals auf anatomische Fehlbildungen zurückgeführt werden.
Ein zu kurz angelegter Ellen-Knochen (Ulna-Minusvariante) beispielsweise kann zu einem ausgeprägten Druck auf den speichenseitigen Anteil des Handgelenks führen und auf diese Weise zu Schmerzen im Handgelenk führen.

Eine zu lang geratene Elle (Ulna-Plusvariante) hingegen sorgt für eine erhöhte Druckbelastung des ellenseitigen Handgelenks mit entsprechender Schmerzsymptomatik an der Kleinfingerseite. Fehlbildungs-bedingte Schmerzen des Handgelenks können in der Regel nur durch operative Korrektur langfristig behoben werden.

Rheuma

Unter dem Begriff Rheuma vereinen sich diverse Erkrankungen des ganzen Körpers. Diese Erkrankungen haben gemeinsam, dass sich das eigene Immunsystem gegen normale Körperbestandteile richtet und diese langfristig zerstört. Als Rheuma am Handgelenk wird in den meisten Fällen umgangssprachlich eine „Rheumatoide Arthritis“ gemeint, die neben zahlreichen kleinen Gelenken im Körper auch das Handgelenk befallen kann. Dabei kommt es zu Entzündungen, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Steifigkeiten des Gelenks. Langfristig kann sich auch hierdurch ein schmerzhafter Knorpelverschleiß entwickeln, der das Gelenk irreversibel schädigt.

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Andere Ursachen

Schmerzen im Handgelenk werden zwar häufig durch Verletzungen oder Erkrankungen des Knochen- beziehungsweise Sehnensystems verursacht, bei der Mehrzahl der Betroffenen sind derartige Missempfindungen jedoch auf einfache Über- oder Fehlbelastung zurückzuführen.
Chronische Überbelastungen des Handgelenks sind einer der Hauptgründe für Schmerzen. Vor allem Sportler und Angehöriger spezieller Berufsgruppen (Büroangestellte, Bauarbeiter usw.) sind häufig betroffen.
In diesen Fällen verursacht eine sich stetig wiederholende Reizung des Gelenks oder der umliegenden Strukturen kleinste Verletzungen (Mikroverletzungen) im Gewebe aus. Die Folge sind Schmerzen, die unter Belastung stetig zunehmen und oftmals auch in Ruhe anhalten.
In der Therapie dieser Art der Handgelenksschmerzen spielt die muskuläre Stabilisierung und die Vermeidung der starken Beanspruchung eine große Rolle. Seltene Gründe für die Entstehung von Schmerzen des Handgelenks sind

Im Falle der Gicht kommt es zu Harnsäureablagerungen im Bereich des Handgelenks. Davon betroffen sind primär das Großzehengrundgelenk, das Daumengrundgelenk, die Sprunggelenke und das Knie.
Zur Ausbildung einer Gicht im Handgelenk kommt es eher selten.
Auch von einer Pseudogicht mit Ablagerung von Calziumkristallen kommt es eher am Knie- als am Handgelenk. Darüber hinaus können verschiedene Erkrankungen, deren Ursache bislang unklar ist, zu Schmerzen im Handgelenk führen. Zu diesen Erkrankungen zählen:

  • Lunatummalazie

  • Kahnbeinnekrose

Schmerzen im Handgelenk bei Belastung

Das Handgelenk ist häufig durch Überbelastungen von Schmerzen betroffen. Dabei können sich verschiedene Strukturen bilden oder verändern, welche Ausdruck einer Fehl- oder Überbelastung sein können. So kann beispielsweise ein Überbein (Ganglion) entstehen, das sich zumeist an der Handrückseite am Übergang von Unterarm zu Handgelenk bildet. Ein Ganglion ist eine Aussackung einer Gelenkmembran oder einer Sehnenscheide, die die Sehnen umgibt, damit sie gut gleitet. Wenn sich diese Aussackung verdickt oder Wasser darin einlagert, kann es zu einem tastbaren Knoten am Handgelenk kommen, der die Bewegung behindert. Patienten berichten über Schmerzen im Handgelenk, die insbesondere bei Belastung, so wie zum Beispiel bei Liegestützen auftreten.
Eine Sehnenscheidenentzündung kann ebenfalls zu Schmerzen bei Belastung führen. Zumeist entsteht sie in Folge vielen Schreibens, Tippens oder anderer Tätigkeiten mit der Hand. Hierbei verdickt sich die die Sehne umgebende Sehnenscheide und ist entzündlich verändert. Oft geht die Sehnenscheidenentzündung mit einer Rötung, Schwellung und Schmerzen im Handgelenk einher.
Auch andere Erkrankungen können das Handgelenk betreffen und sich vor allem bei Belastung bemerkbar machen. Dazu zählen vor allem Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. Auch eine Schuppenflechte kann mit Gelenkbeschwerden einhergehen (Psoriasis-Arthritis) und sollte abgeklärt werden.
Eine Handgelenksarthrose (Radiokarpalarthrose) muss ebenfalls in Betracht gezogen werden. Dies ist eine Abnutzung des Handgelenkknorpels und kann auf mehrere Arten entstehen. Mitunter ist die Ursache dafür nicht bekannt, oft aber entsteht sie sekundär aus einer anderen Erkrankung oder nach Frakturen.

Schmerzen bei Drehung

Die häufigste Ursache bei Schmerzen im Handgelenk bei Drehungen ist eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis). Hierbei verdickt sich die Sehnenscheide, die eine Sehne umgibt. Häufig tritt dies nach einer Periode von häufig wiederholten Bewegungsabläufen auf. Die Sehne des Muskels, der bei dieser Bewegung besonders beansprucht wird, reibt dabei in ihrer Sehnenscheide hin und her und entzündet sich. Dies kann beim Eindrehen von Schrauben mit einem Schraubenzieher, oder durch vieles Schreiben und Tippen ausgelöst werden. Betroffene beschreiben oft ziehende Schmerzen, die bis in den Unterarm ausstrahlen. Zudem kann ein Knacken bei der Drehbewegung zu hören sein. Die Sehnenscheidenentzündung wird in der Regel durch Ruhigstellung und Entlastung, gegebenenfalls mittels Cortison-Spritzen an die Sehne oder selten durch eine Operation mit Spaltung der Sehnenscheide therapiert.

Schmerzen nach einem Sturz

Nach einem Sturz auf das Handgelenk kann dieses geprellt oder gebrochen sein. Da beides mit starken Schwellungen einhergehen kann, ist die Unterscheidung mittels klinischer Tests oft nicht ausreichend. Um dies sicher herauszufinden ist häufig ein Röntgenbild des Handgelenks notwendig. Bei einer Prellung oder Zerrung lässt sich im Röntgenbild kein Knochenbruch nachweisen. Bei dieser sind dann vor allem die Bänder und Sehnen durch den Sturz strapaziert worden, heilen aber in der Regel nach einigen Wochen folgenlos wieder ab.

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Bei einem Bruch können verschiedene Knochen betroffen sein. Häufig bricht die Speiche (der Radius), also der Unterarmknochen, der auf der Seite des Daumens zum Handgelenk zieht und mit den Handgelenksknochen das Handgelenk bildet. Diese sogenannte distale Radiusfraktur ist eine der häufigsten Brüche überhaupt. Auch bei diesem Knochenbruch sind häufig Frauen betroffen, die unter einer Knochenerweichung (Osteoporose) leiden. Die Diagnose wird wahrscheinlich, wenn eine Fehlstellung des Handgelenks sichtbar oder eine Stufe im Knochen tastbar ist. Auch eine starke Schwellung und starke Schmerzen weisen auf diese Diagnose hin. Seltener ist die Elle (Ulna) gebrochen, also der Unterarmknochen, der auf Seite des kleinen Fingers zum Handgelenk zieht und mit den Handgelenksknochen das Handgelenk auf dieser Seite bildet. Auch die Mittelhandknochen können brechen. Manchmal bricht das Kahnbein (Os scaphoideum) bei einem Sturz, hierbei ist es besonders wichtig den Arm lange ruhigzustellen, damit das Kahnbein wieder vollständig zusammenheilt.

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Schmerzen beim Aufstützen

Ein Schmerz im Handgelenk, der beim Aufstützen verstärkt wird, ist sehr typisch bei Reizzuständen im Gelenk, sowie nach Verletzungen der Knochen-, Band- und Knorpelstrukturen im Handgelenk. Durch zahlreiche Bewegungen, Verletzungen, Sportarten und anatomische Besonderheiten kann es im Laufe der Zeit zu Schäden und Schmerzen am Handgelenk kommen. Sehr häufig sind dabei die Knorpel zwischen der Elle und den Handwurzelknochen beteiligt, welche man als „Diskus triangularis“ bezeichnet. Dieser Bereich des Gelenks kann durch langjährigen Verschleiß aber auch durch akute Ereignisse geschädigt sein. Beim Aufstützen wird dieser Knorpel besonders stark belastet.

Durch ein Aufstützen, sowie durch Erschütterungen im Sport oder ein Abstützen der Hände bei Stürzen können Schäden am Handgelenksknorpel ausgelöst und verschlimmert werden. Ein Sturz, der mit den Händen abgefangen wird, kann vielfach zu Knorpelschäden und sogar Brüchen der Unterarm- und Handwurzelknochen führen. Das Aufstützen der Hände provoziert demnach vorbestehende Schmerzen durch den vermehrten Druck auf knöcherne und knorpelige Gelenksbestandteile.

Schmerzen ohne Schwellung

Schwellungen bezeichnen eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gewebe. Eine Schwellung am Handgelenk kann eitrig, blutig oder klar sein. Zugrunde liegen in den meisten Fällen eine akute Verletzung von Knorpeln, Knochen oder Bändern, eine Entzündung von Gelenksstrukturen oder ein chronischer Reizzustand der Sehnen und Gelenkschleimhäute.

Sämtliche akute oder chronische Veränderungen des Handgelenks können jedoch ohne Schwellung verlaufen. Die Schwellung stellt lediglich ein Begleitsymptom dar, welches als Reaktion auf Erkrankungen des Gelenks auftreten kann. Doch auch ohne Schwellung kann nach einem Akutereignis ein Riss von Bändern und Knorpeln oder ein Bruch der Knochen vorliegen. Das Ausbleiben einer starken Schwellung ermöglicht bei chronischen Reizzuständen, Zerrungen, Entzündungen und Verletzungen sogar eine schnellere Heilung.

Die Schwellung selbst verursacht zusätzliche Schmerzen. Mit einer geeigneten Akuttherapie können Schwellungen nach Verletzungen sogar reduziert und verhindert werden. Dazu sollte das Gelenk gekühlt, komprimiert, geschont und hoch gelagert werden.

Am Daumen

Auch am Daumen können die Schmerzen nach Verletzungen und Degenerationen des Knorpels und Knochens auftreten. Die häufigste Ursache für Handgelenksschmerzen des Daumens ist hingegen eine Sehnenscheidenentzündung in diesem Bereich. Diese tritt ohne ursächliche Erreger als Folge eines dauerhaften Reizzustandes auf. Der Daumen ist von einer Sehnenscheidenentzündung besonders häufig betroffen. Aufgrund seiner exponierten anatomischen Lage und seiner bedeutenden Funktion beim Greifen ist der Daumen in besonderem Maße Belastungen ausgesetzt. Die Sehnenscheidenentzündung beginnt häufig auf Höhe des Handgelenks und setzt sich auf der Streckseite des Daumens sowie am Unterarm fort.

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Schmerzen am Handgelenk mit tauben Fingern

Schmerzen am Handgelenk, die mit tauben Fingern einhergehen, sind ein wichtiger Hinweis auf ein „Karpaltunnelsyndrom“. Im mittleren Bereich des Handgelenks ziehen wichtige Sehnen und Muskeln gemeinsam mit dem Medianus-Nerv durch den Karpaltunnel aus dem Unterarm in die Hand. Beim Karpaltunnel handelt es sich um einen anatomisch sehr engen Raum. Bereits leichter Druck auf die Innenseite des Handgelenks kann zum Abklemmen des Nervs und damit zu Kribbeln, Taubheit, Muskelschwächen und Lähmungen in den Fingern führen. Nimmt diese anatomische Enge zu, kann es dauerhaft zu Schmerzen und Taubheit kommen. Vielfach muss das Karpaltunnelsyndrom operativ behandelt werden, damit der Schmerz keinen nachhaltigen Schaden erleidet.

Abbildung Schmerzen im Handgelenk

A - Chronische Ursachen
B - Akute Ursachen

  1. Rheumatoide Arthritis (RA) -
    entzündliche Erkrankung
    der Gelenke
  2. Arthrose -
    Gelenkverschleiß
  3. Karpaltunnelsyndrom (KTS) -
    einengung des Medianus Nervs
  4. Ganglion (Überbein) -
    gutartige Geschwulstbildung
  5. Bänderriss -
    Ruptur eines Gelenkbandes
  6. Fingerluxation -
    Fingerverrenkung
  7. Fingerbruch (Fingerfraktur) -
    a - distal
    b - medial
    c - promaximal
  8. Handwurzelbrüche
    (hier Kahnbeinbruch)
    I - I - Fingergrundgelenk -
    Articulatio metacarpophalangea
    II - II - Handwurzel-Mittelhand-Gelenke -
    Articulationes carpometacarpales
    III - III - Unteres  Handgelenk -
    (distales)
    Articulatio mediocarpalis
    IV - IV - Oberes  Handgelenk -
    (proximales)
    Articulatio radiocarpalis

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Diagnose

Bei häufig auftretenden Schmerzen sollte das Handgelenk von ärztlicher Seite hinsichtlich vorliegender Schwellungen, Verformungen und der Kraftentwicklung beim Zupacken untersucht werden.
Zudem muss der Bewegungsumfang ausgiebig beurteilt werden. Vor allem die genaue Lokalisation und die Intensität der Schmerzen im Handgelenk können einen ersten Hinweis auf die ursächliche Erkrankung liefern.

Die Anfertigung einer Röntgenaufnahme vom Handgelenk gibt Aufschluss darüber ob die knöchernen Strukturen im Bereich des Handgelenks beeinträchtigt sind (z.B. durch einen Bruch), ob Verschleiß im Handgelenk (Handgelenksarthrose) oder eine Arthritis (Handegelenksentzündung) vorliegt.
Besteht der V.a. eine verborgenen Bruch (okkulte Fraktur des Handgelenks, also ein Handgelenkbruch, den man nicht im Röntgenbild erkennen kann) kann in Zweifelsfällen eine Computertomographie (kurz: CT) durchgeführt werden. Durch die verbesserte Auflösung des CT werden verborgene Handgelenksbrüche sichtbar.

Besteht der V.a. auf eine Weichteilverletzung, also Verletzung von Bändern, Discus traingularis oder Knorpel ist die wertvollste Untersuchung das MRT vom Handgelenk. Das MRT kann ebenfalls sicher Entzündungen an Sehnen oder Handgelenk, sowie dem Knochen nachweisen. Für Verletzungen vom Knochen ist das MRT vom Handgelenk allerdings dem CT deutlich Unterlegen, da die Auflösung vom MRT geringer ist.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie auch unter unserem Thema: MRT vom Handgelenk

Mittels Gelenksspiegelung (Synonym: Arthroskopie) kann ein Blick auf das Innere des Handgelenks geworfen werden. Eine Gelenkspiegelung vom Handgelenk ist eine seltene Indikation und wird bei Verletzung des Discus triangularis oder freien Gelenkkörpern im Handgelenk in Erwägung gezogen.
Bei Sensibilitätsausfällen macht die Durchführung eines neurologischen Nerventests oftmals Sinn.

Welcher Arzt behandelt Schmerzen am Handgelenk?

Schmerzen am Handgelenk sind in fast allen Fällen auf akute oder chronische Veränderungen der Knochen, Bänder, Knorpel und sonstigen Gelenkstrukturen zurückzuführen. Für diese Erkrankungen des Bewegungsapparates sollte ein Orthopäde aufgesucht werden. Entzündungen und degenerative Erkrankungen können von einem Orthopäden konservativ begleitet und therapiert werden.

Akute Verletzungen bedürfen jedoch in vielen Fällen einer operativen Behandlung, um beschädigt Knochen und Knorpel zu nähen oder zu verschrauben. Diese Behandlung kann von einem Unfallchirurgen, orthopädischen Chirurgen oder plastischen Chirurgen durchgeführt werden. Eine besondere ärztliche Spezialisierung liegt in der Handchirurgie, die ebenfalls von diesen chirurgischen Disziplinen gestellt wird. Handchirurgen besitzen eine besondere Expertise in der Behandlung der kleinen und filigranen Strukturen am Handgelenk.

Therapie der Schmerzen im Handgelenk

Die Behandlung von Schmerzen im Handgelenk richtet sich in erster Linie nach der ursächlichen Erkrankung. In der Regel sind die auftretenden Schmerzphänomene, egal welche Ursache zu Grunde liegt, recht gut therapierbar.
 

Generell gilt, dass Schmerzen im Handgelenk, ob durch Überbelastung oder durch einen Sturz entstanden, mittels Ruhigstellung und Kühlung behandelt werden sollten. Da das Handgelenk im Alltag viel benutzt wird, empfiehlt es sich einen Verband oder eine Schiene anzulegen, um es wirklich vor Belastungen zu schonen. Man kann auch mittels Tapen bestimmte Bewegungen ermöglichen und andere verhindern. Selten wird eine Gipsschiene angelegt, um das Handgelenk wirklich ruhig zu halten. Um die Schmerzen zu lindern können Schmerzmittel eingenommen werden, die auch zusätzlich eine abschwellende Wirkung besitzen. So wird auch die Entzündungsreaktion im Handgelenk verringert. Dies kann mit Tabletten (wie Ibuprofen) erfolgen, oder lokal zum Beispiel mit einem Diclofenac (Voltaren)-Salben-Verband.
Bei Schwellungen sollte das Handgelenk hochgehalten werden, damit das Blut besser abfließen kann. Hierbei kann man auch beim Schlafen die betroffene Hand auf einigen Kissen höher lagern als den restlichen Körper.
Bei bekannter Ursache lassen sich noch spezifische Therapiemaßnahmen anwenden. So kann bei einem Ganglion helfen, die gesammelte Flüssigkeit im Ganglionsack mittels Punktion abzulassen. Es kann auch eine operative Entfernung erwogen werden.
Bei einer Sehnenscheidenentzündung sollte die Hand besonders ruhig gestellt werden und die auslösende Bewegung auf ein Minimum reduziert werden. Reicht dies nicht aus kann auch eine Kortisonspritze eine Besserung erzielen. Selten ist auch eine Operation mit Spaltung der Sehnenscheide notwendig.
Bei Knochenbrüchen ist oft eine operative Therapie notwendig, damit der Bruch wieder vollständig verheilt. Wenn dies nicht erfolgt, kann eine Fehlstellung resultieren und zu langfristigen Schmerzen führen. Bei gut stehenden, glatten Brüchen kann auch eine Ruhigstellung mittels Gips ausreichen.
Bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis müssen erfahrene Rheumatologen die Therapiemöglichkeiten abwägen. Häufig sind hier medikamentöse Maßnahmen erforderlich.
Bei infizierten Wunden können Antibiotika notwendig sein um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern.

Zusammenfasssend lässt sich sagen, dass in den meisten Fällen das regelmäßige Auftragen entzündungshemmender Salben ausreicht, um eine effektive Schmerzlinderung zu erzielen.
Zudem kann das konsequente Tragen eines Stützverbandes die Schmerzen im Handgelenk mildern.
Bei schwerwiegenden Grunderkrankungen können verschiedene Medikamente eingesetzt werden.
Der behandelnde Arzt wird den betroffenen Patienten nach Diagnosestellung über die notwendigen/möglichen Behandlungsmaßnahmen aufklären.

Tapen

Eine Alternative zu Verband, Schiene und Gips stellt das sogenannte Taping/Tapen dar. Dieses kann ebenfalls zur Stabilisierung im Handgelenk angewandt werden und verspricht dabei einen besseren Tragekomfort. Dabei kann es durch Führung der Bänder bestimmte Bewegungen weiterhin erlauben und unterstützen, während andere Bewegungen gezielt gebremst werden. Dadurch lässt sich die Hand insgesamt noch besser bewegen und benutzen. Zusätzlich ist es wesentlich leichter als ein Gipsverband. Aber auch prophylaktisch können Tapes verwendet werden. So benutzen sie viele Profisportler zur Vorbeugung von Verletzungen und zur Unterstützung von stark belasteten Sehnen, Gelenken und Muskeln. Auch Boxer und andere Kampfsportler tapen ihre Handgelenke, um sie bei der Krafteinwirkung stabil zu halten. Tapes sollten von erfahrenen Therapeuten angelegt werden, um genügend Stabilität im Gelenk zu erreichen. Allerdings sollte abgewogen werden, welche Maßnahme zur Ruhigstellung geeigneter ist, da ein Tape natürlich nicht so stabil wie eine Gipsschiene sein kann. Je nach Zielsetzung ist es aber eine gute Alternative.
Eine andere Art des Taping ist das sogenannte Kinesio-Tape. Diese unterscheidet sich vom klassischen Taping, da die Tapes elastisch sind und weniger zur Stabilität und Führung beitragen (man erkennt diese Tapes meist an ihren bunten Farben). Die Wirkung dieser Tapes ist umstritten.

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Anatomie zum Thema

Röntgenbild Handgelenk

  1. Kahnbein (Os scaphoideum)
  2. Mondbein (Os lunatum)
  3. Erbsenbein (Os pisiforme)
  4. Dreickbein (Os triquetum)
  5. Hakenbein (Os hamatum)
  6. Kopfbein (Os capitatum)
  7. kleines Vieleckbein (Os trapezoidum)
  8. großes Vieleckbein (Os trapezium)

Abbildung Handgelenk

Gliederung der Hand
(Gelenklinien grün)
I - Oberes (proximales) Handgelenk
II - Unteres (distales) Handgelenk
III - Handwurzel- Mittelhand-
Gelenke
IV - Fingergrundgelenk
V - Fingermittelgelenk
(fehlt bei Daumen)
VI - Fingerendgelenk
VII - Daumenendgelenk

  1. Fingerendglied -
    Phalanx distalis
  2. Fingermittelglied -
    Phalanx media
  3. Fingergrundglied -
    Phalanx proximalis
  4. Mittelhandknochen - Metacarpalia
  5. Trapezbein - Os trapezium
  6. Trapezoidbein - Os trapezoideum
  7. Kopfbein - Os capitatum
  8. Hakenbein - Os hamatum
  9. Kahnbein der Hand -
    Os scaphoideum
  10. Mondbein - Os lunatum
  11. Dreieckbein - Os triquetrum
  12. Erbsenbein - Os pisiforme
  13. Sesambein - Os sesamoideum
  14. Elle - Ulna
  15. Speiche - Radius

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.03.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024