Herzrhythmusstörungen

Synonyme im weitesten Sinne

  • Herzrhythmusstörungen
  • Arrhythmie
  • Tachykardie
  • Bradykardie
  • Vorhofflimmern
  • Vorhofflattern
  • Extrasystolen
  • Sick-Sinus-Syndrom
  • AV Block
  • supraventrikuläre Rhythmusstörung
  • ventrikuläre Rhythmusstörung

Unter einer Herzrhythmusstörung (auch Arrhythmie genannt, „unrhythmisch“) versteht man eine Störung der normalen Herzschlagfolge, verursacht durch nicht regelrechte Vorgänge bei der Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel. Herzrhythmusstörungen können lebensbedrohlich sein und als Folge von Erkrankungen des Herzens oder anderer Erkrankungen auftreten. Sie kommen aber auch bei organisch Gesunden vor und können keinerlei Krankheitswert besitzen.

Anatomie der Herzrhythmusstörungen

Die Herzrhythmusstörung ist eine Veränderung des „normalen“ Herzrhythmus. Um zu verstehen, worin sich die verschiedenen Typen der Herzrhythmusstörungen unterscheiden und wie sie entstehen, ist es hilfreich, einen Blick auf die Grundlagen der Anatomie und der Physiologie des Herzens zu werfen.

Das menschliche Herz besteht aus vier Komponenten: dem rechten und linken Vorhof sowie der linken und der rechten Kammer. Die rechte und die linke Herzhälfte werden von der Herzscheidewand getrennt. Das sauerstoffarme Blut des Kreislaufs gelangt über die großen Hohlvenen (Vena cava inferior und Vena cava superior) in den rechten Vorhof. Kontrahiert der rechte Vorhof, wird das Blut in die rechte Kammer gedrückt. Auf die Kontraktion des rechten Vorhofes folgt zeitlich versetzt die Kontraktion der rechten Kammer, die das Blut in die Lunge pumpt. Das nun mit Sauerstoff angereicherte Blut fließt von der Lunge in den linken Vorhof, dann in die linke Kammer und von hier aus in die Aorta.

Das Blut kann im Herzen nur in eine Richtung fließen, dafür sorgen die Herzklappen. Es gibt vier Herzklappen, zwei sogenannte Segelklappen, die zwischen Vorhof und Ventrikel liegen, und zwei sogenannte Taschenklappen, die zwischen den Herzkammern und den großen abfließenden Gefäßen, also den Lungenarterien und der Aorta, liegen.

  1. Rechter Vorhof -
    Atrium dextrum
  2. Rechte Herzkammer -
    Ventriculus dexter
  3. Linker Vorhof -
    Atrium sinistrum
  4. Linke Herzkammer -
    Ventriculus sinister
  5. Aortenbogen - Arcus aortae
  6. Obere Hohlvene -
    Vena cava superior
  7. Untere Hohlvene -
    Vena cava inferior
  8. Stamm der Lungenarterien -
    Truncus pulmonalis
  9. Linke Lungenvenen -
    Venae pulmonales sinastrae
  10. Rechte Lungenvenen -
    Venae pulmonales dextrae
  11. Mitralklappe - Valva mitralis
  12. Trikuspidalklappe -
    Valva tricuspidalis
  13. Kammerscheidewand -
    Septum interventriculare
  14. Aortenklappe - Valva aortae
  15. Papilarmuskel -
    Musculus papillaris

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

  1. Sinusknoten -
    Nodus sinuatrialis
  2. AV-Knoten -
    Nodus atrioventricularis
  3. Stamm des Erregungsleitungs-
    systems -
    Fasciculus atrioventricularis
  4. Rechter Schenkel -
    Crus dextrum
  5. Linker Schenkel -
    Crus sinistrum
  6. Hinterer Schenkelast -
    R. cruris sinistri posterior
  7. Vorderer Schenkelast -
    R. cruris sinistri anterior
  8. Purkinje Fasern -
    Rr. subendocardiales
  9. Rechter Vorhof -
    Atrium dextrum
  10. Rechte Herzkammer -
    Ventriculus dexter

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Grundlagen / Physiologie des Herzens

Als Herzrhythmus bezeichnet man die zeitliche Abfolge der Kontraktionen des „Pumporgans“ Herz. Durch einen regelrechten Rhythmus der Herzaktionen wird die Herzleistungsfähigkeit gesichert. Ein „Herzschlag“ besteht dabei eigentlich aus zwei kurz aufeinander folgenden Kontraktionen (Zusammenziehen des Herzmuskels), die des Vorhofs und der anschließenden Kontraktion der Kammer. Eine Herzrhythmusstörung kann deshalb grundsätzlich anhand von zwei Kriterien eingeteilt werden:

  1. Ursprungsort = wo entsteht die Störung, im Vorhof oder der Kammer
  2. Art der Rhythmusveränderung = schlägt das Herz insgesamt schneller (Tachykardie) oder langsamer (Bradykardie)

Es gibt gerade bei den Herzrhythmusstörungen noch viele weitere Möglichkeiten der Einteilung, die zum Teil jedoch sehr kompliziert sind, da sie große Grundkenntnisse in der Physiologie (Funktion der Organssysteme) voraussetzen. Die hier gewählte Einteilung ist eine der geläufigsten im klinischen Alltag.

Was bringt das Herz zum schlagen? Die Besonderheit des Herzens ist die eigene Erzeugung elektrischer Reize, die in den Muskelzellen eine Kontraktion (Zusammenziehen) hervorrufen. Man unterscheidet in die eigentliche Arbeitsmuskulatur und das Reizleitungs- bzw. Reizbildungssystem. Verschiedene Bereiche des Herzens besitzen also Zellen, die eigenständig elektrische Potentiale bilden können. Diese Potentiale werden dann durch das Reizleitungssystem zu der eigentlichen Arbeitsmuskulatur geführt. Sie setzt die elektrischen Reize in eine Kontraktion um.

Zum Reizbildungssystem gehören der Sinus-Knoten, der AV-Knoten und untergeordnete Erregungszentren. Den Sinus-Knoten kann man sich am besten als den großen Taktgeber vorstellen. Beim gesunden Menschen bestimmt die Frequenz des Sinus-Knotens, wie oft das Herz in der Minute schlägt (ca. 60-90 mal).

Sein Takt wird vom Reizleitungssystem an die übrigen Reizbildungszentren weiter geleitet, die ihre Frequenz dann anpassen, man spricht vom Sinusrhythmus. Fällt der Sinusknoten aus, können jedoch die anderen Erregungsbildungszentren seine Aufgabe zum Teil übernehmen. Der Sinus-Knoten ist in der rechten Vorhofmuskulatur lokalisiert, seine Reize werden unmittelbar auf die Arbeitsmuskulatur der Vorhöfe übertragen und zum AV-Knoten weitergeleitet. Er ist auch die Instanz, die die Herzfrequenz permanent den Erfordernissen des Organismus angepasst, z.B. beschleunigt er den Herzschlag bei sportlicher Betätigung und verlangsamt ihn im Schlaf. Der AV-Knoten befindet sich in der Muskulatur zwischen Vorhöfen und Kammern, er überträgt die Sinusimpulse mit Verzögerung auf das His-Bündel. Beim Ausfall des Sinusknotens oder einer Blockade der Reizleitung kann er aber auch selber zum Taktgeber werden. Seine Frequenz liegt mit 40-50 Schlägen pro Minute jedoch deutlich unter dem Takt des Sinusknotens.

Das Reizleitungssystem verbindet Sinus- und AV-Knoten und führt von dort zur Arbeitsmuskulatur der Kammern. Nach dem AV-Knoten schließt sich das sogenannte His-Bündel an, das nach dem Entdecker in einen rechten und linken Tawara-Schenkel eingeteilt wird. Diese leiten die elektrischen Reize schließlich zu den Purkinje-Fasern, die in der Herzmuskelschicht der Kammern enden.

Hieraus ergibt sich eine weitere Einteilungsmöglichkeit für die Herzrhythmusstörungen:

  1. Reizbildungsstörung (hier liegt das Problem also im Sinus- oder AV-Knoten) 
  2. Reizleitungsstörung (hier liegt das Problem bei der Weiterleitung der Impulse)

Einteilung der Herzrhythmusstörungen

Bei einer Bradykardie schlägt das Herz langsam und der Puls liegt bei unter 60 Schlägen pro Minute. Eine Bradykardie lässt sich oft bei Leistungssportlern beobachten, ohne krankhaft zu sein.

Die zwei wichtigsten Herzrhythmusstörungen, die mit Bradykardie einhergehen sind:

  1. Sick-sinus-Syndrom
  2. AV-Block

Bei der Tachykardie schlägt das Herz ungewöhnlich schnell, der Puls liegt bei über 100 Schlägen pro Minute. Eine Tachykardie kann auch bei starker Erregung und körperlicher Anstrengung vorkommen.

Tachykarde Rhythmusstörungen werden nach ihrem Ursprung noch weiter unterteilt:

Tachykarde supraventrikulare Rhythmusstörungen

(Supraventrikulär = supra- = über –ventrikulär = von den Ventrikeln (Kammern), also in den Vorhöfen.)

  1. Supraventrikuläre Extrasystolen
  2. Supraventrikuläre Tachykardien
  3. AV-Knoten-Reentry-Tachykardie = Wolff-Parkinson-White- (WPW-)Syndrom
  4. Vorhofflattern
  5. Vorhofflimmern

Tachykarde ventrikuläre Rhythmusstörungen

  1. Ventrikuläre Extrasystolen
  2. Ventrikuläre Tachykardien
  3. Kammerflattern
  4. Kammerflimmern

Ursachen: Herzrhythmusstörungen können, wie schon gesagt, auch bei körperlich Gesunden auftreten. Sie treten dann meist nur vereinzelt in besonderen Situationen auf und sind von kurzer Dauer. Häufig auftretende oder länger anhaltende Arrhythmien hingegen können meist auf drei bestimmte Ursachenbereiche zurückgeführt werden:

  1. Stoffwechselstörungen z.B. durch Medikamente oder eine Schilddrüsenüberfunktion
  2. Herzerkrankungen z.B. ein Herzinfarkt
  3. angeborene Anomalien

Verschiedene Herzerkrankungen sind die häufigste Ursache für die Entwicklung von Herzrhythmusstörungen. Durch verminderte Sauerstoffversorgung oder direkte Schädigung der Herzmuskelzellen können diese nicht mehr richtig arbeiten. Herzkrankheiten, die zu Arrhythmien führen können, sind:

Symptome der Herzrhythmusstörungen

Die Symptome von Herzrhythmusstörungen können genauso vielfältig sein, wie es verschiedene Arten von Rhythmusstörungen gibt. In der Regel treten sie bei Veränderungen in der Schlagfrequenz >160/Min und <40/Min auf sowie bei allen Schlagunregelmäßigkeiten, die zu Störungen im Herz-Kreislauf-System führen.

In einigen Fällen können sie vollständig beschwerdelos auftreten, sodass der/die Betroffene keinerlei Veränderungen verspürt und die Diagnose per Zufall im Rahmen von Routineuntersuchungen beim Hausarzt gestellt wird.

Oft gehen Rhythmusstörungen jedoch mit mehr oder weniger leichten Symptomen einher, sodass ansonsten Herzgesunde die Rhythmusveränderungen in Form von sogenannten Palpitationen zu bemerken:
hierunter versteht man ein spürbares Herzrasen, -stolpern oder lautes –klopfen, verursacht durch Extraschläge, Schlagaussetzern oder kurzzeitigen Schlagbeschleunigungen. Viele Betroffene berichten sogar, dass das unregelmäßige Klopfen sogar bis in den Hals wahrgenommen wird.

Immer dann, wenn die Herzrhythmusstörungen zu Störungen in der Blutversorgung des Körpers führen (z. B. bei langsame Rhythmusstörungen oder Störungen mit Schlagaussetzern, sodass der Blutfluss (kurzzeitig) eingeschränkt wird), können – je nach Schweregrad – zusätzlich noch Symptome wie Schwindel, Desorientierung, Seh- oder Sprechstörungen, Kollaps oder Ohnmachtszustände (Synkopen) hinzukommen.

Treten die Herzrhythmusstörungen bei Patienten auf, die bereits ein vorgeschädigtes Herz haben (Herzinsuffizienz), können diese zu einer Verschlechterung des Herzzustandes führen. Dies äußert sich dann meist durch neuauftretende oder sich verschlimmernde Luftnot, Beklemmungsgefühlen im Brustkorb, Herzschmerzen (Angina pectoris) oder sogar durch eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (Lungenödem).

Herzrhythmusstörungen kommen dabei im Allgemeinen häufig vor und vielfach sind diese nicht lebensbedrohlich. Gefährlich wird es immer dann, wenn ein bereits vorgeschädigtes Herz an einer zusätzlichen Rhythmusstörung erkrankt oder so gravierende Erregungsleitungsstörungen vorliegen, dass die Blutauswurfleistung des Herzens nicht mehr ausreicht. Zu solchen lebensbedrohlichen Erregungsleitungsstörungen zählen z. B. Kammerflattern, Kammerflimmern und der AV-Block 3. Grades ohne Ersatzrhythmus.

Anzeichen einer Herzrhythmusstörung

Nicht jede Herzrhythmusstörung macht deutliche körperliche Symptome, sodass sie in vielen Fällen lange Zeit unbemerkt bleiben und eher durch Zufall bei Routineuntersuchungen entdeckt werden.

Führen sie jedoch zu spürbaren Symptomen, können erste Anzeichen von Rhythmusstörungen ein Gefühl von Herzstolpern (Palpitationen, bei Extraschlägen oder kurzen Schlagaussetzern) Herzrasen oder Herzklopfen (bei schnellem Herzschlag) sein, das zum Teil bis hinauf in den Hals gespürt werden kann.
Ist die Pumpfunktion des Herzens und damit der Blutauswurf durch die Rhythmusstörung beeinträchtigt, können Schwindelgefühle, Benommenheit, Ohnmachts- oder Bewusstlosigkeitsanfälle ebenfalls Anzeichen sein.

Aber auch Herzschmerzen und ein Engegefühl in der Brust (Angina pectoris) können ein Zeichen von Herzrhythmusstörungen sein, und zwar immer dann, wenn das Herz durch die Schlagunregelmäßigkeiten selbst nicht mehr ausreichende mit Blut und Sauerstoff versorgt werden kann und überlastet wird.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Herzschmerzen und Druck im Brustkorb- Was tun?

Erkrankungen, die zu Arrhythmien führen können

  • Schilddrüsenüberfunktion: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann die vermehrte Ausschüttung der Schilddrüsenhormone zu tachykarden Arrhythmien führen.
  • Schlafapnoesyndrom: das Schlafapnoesyndrom bezeichnet das Auftreten von kurzen Atempausen während des Schlafens. Dadurch kann es zu Bradykardien und anderen Herzrhythmusstörungen kommen.
  • Hypoxie (Sauerstoffminderversorgung): durch Erkrankungen der Lunge, die zu einer verminderten Versorgung des Organismus mit Sauerstoff führen, oder durch Schockzuständen kann sekundär das Herz geschädigt werden. Dieses wiederum kann zum Auftreten von Arrhythmien führen.
  • Adipositas (Krankhaftes Übergewicht): Sie ist sowohl ein Risikofaktor für Arrhythmien, besonders Vorhofflimmern, als auch für die KHK
  • Diabetes mellitus ("Zucker"): durch den Diabetes mellitus werden die großen und kleinen Gefäße des Körpers geschädigt, er ist ein Risikofaktor für die KHK
  • Medikamente: viele Medikamente können als Nebenwirkung zu Arrhythmien führen, deshalb ist beim Auftreten von Rhythmusstörungen eine genaue Medikamentenanamnese unerlässlich.
  • Alkohol: der Übermäßige Konsum von Alkohol kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
  • Stress: es kann zuerst zu Herzrasen durch Stress kommen, welche sich bei langanhaltendem Stress und dauerhaftem Herzrasen zu Herzrhythmusstörungen entwickeln können.
  • Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie): Die rechte Herzhälfte muss bei der Erkrankung dauerhaft gegen den hohen Blutdruck in der Lunge anpumpen.
    Kann das Herz den notwendigen Druck jedoch nicht mehr aufbringen, vergrößern sich die rechte Herzkammer und der rechte Vorhof im Herzen.
    Die Folge sind Herzrhythmusstörungen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome eines Herzinfarktes

Bestimmte Rhythmusstörungen

Im Folgenden werden die einzelnen Rhythmusstörungen genauer beschrieben und erläutert wie sie entstehen und mit welchen Symptomen sie einhergehen.
Das wichtigste Instrument zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen ist das EKG (Elektrokardiographie). Verschiedene Herzrhythmusstörungen führen zu charakteristischen Veränderungen im EKG. Auch diese werden hier beschrieben. Ein EKG richtig „lesen“ zu können ist leider eine sehr schwierige Sache, die eine große Kenntnis der physiologischen Abläufe am Herzen erfordert. Im Anschluss an die Beschreibung der einzelnen Herzrhythmusstörungen finden Sie einige Erklärungen zur grundsätzlichen Funktionsweise eines EKGs.

Lesen Sie mehr hierzu:

Therapie Herzrhythmusstörungen

allgemeine Therapie

Nicht jede Herzrhythmusstörung bedarf einer sofortigen Therapie, da viele Formen – gerade bei ansonsten Herzgesunden – keinerlei Bedrohung darstellen und zu keinen körperlichen Einschränkungen führen.

Die häufigste Rhythmusstörung bei Herzgesunden sind dabei die Extraschläge, auch Extrasystolen genannt. Eine Therapie ist demnach immer nur dann notwendig, wenn eine Rhythmusstörung bei einem bereits vorbelasteten Herzen hinzukommt oder die begleitenden Symptome zu subjektiv starken, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen führen.
Dabei unterscheidet man im Allgemeinen eine:

  1. medikamentöse
  2. elektrische und
  3. invasive Therapie,

wobei die Art der Rhythmustherapie von der Art der Störung abhängt (tachykarde, bradykarde Störung, Extraschläge etc.). Bei der medikamentösen, antiarrhythmischen Therapie kommen mehrere Arzneimittel zur Anwendung, die in vier verschiedene Klassen eingeteilt werden:

zur 1. Klasse gehören Substanzen, die sogenannte Natrium-Kanäle im Herzen blockieren (z.B. Flecainid)
zur 2. Klasse solche, die ?1-Rezeptoren blockieren (Betablocker, z.B. Metoprolol)
zur 3. Klasse Kalium-Kanal-Hemmer (z.B. Amiodaron) und
zur 4. Klasse welche, die Kalzium-Kanäle hemmen (z.B. Verapamil).

All diese Medikamente verfolgen das Ziel, die Schlagfrequenz des Herzens zu regulieren und stabilisieren.

Zur sogenannten elektrischen Therapie zählt zum einen die Implantation eines Herzschrittmachers bei Herzrhythmusstörungen, die einen zu langsamen Herzschlag verursachen. Das elektrische Gerät regt dabei die Muskulatur des Herzens in einem bestimmten Rhythmus zur Kontraktion an, sodass ein ausreichend regelmäßiges Pumpen gewährleistet wird.

Zum anderen gehört auch die Implantation eines Defibrillators zur elektrischen Therapie, wobei diese vorzugsweise bei zu schnellen Rhythmusstörungen angewendet wird (z.B. Kammerflimmern). Registriert das Gerät den aus dem Ruder laufenden Rhythmus, sendet er einen Stromstoß an das Herz, wodurch dieses im Regelfall wieder in einen normalen, geregelten Rhythmus gelangt.
Weiterhin kann aber auch ein elektrischer Stromschlag von außen angewendet werden, um das Herz bei Herzrhythmusstörungen vor allem im Herzvorhof (z.B. Vorhofflattern, Vorhofflimmern) wieder in seinen normalen Rhythmus zu bringen. Dieses Verfahren nennt sich elektrische Kardioversion und wird unter einer kurzen Narkose mit einer geringeren Dosis als bei einer Defibrillation durchgeführt (es kann auch eine medikamentöse Kardioversion ohne Narkose durchgeführt werden!).

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Defibrillator

Zu den invasiven Rhythmustherapie-Methoden gehört die sogenannte Katheterablation. Hierbei werden die Orte der Rhythmusstörungen während einer Herzkatheteruntersuchung gezielt aufgesucht und anschließend das Herzgewebe elektrisch verödet, welches für die Herzrhythmusstörung verantwortlich ist.

Betablocker

Betablocker sind Arzneimittel, die in der Lage sind bestimmte Rezeptoren, sogenannte ?-Rezeptoren (Beta-Rezeptoren), des menschlichen Körpers zu blockieren und damit die Wirkung der Stresshormone Adrenalin/ Noradrenalin auf diese Rezeptoren zu verhindern.

Bevorzugt finden sie Anwendung bei sogenannten tachykarden Herzrhythmusstörungen, als Rhythmusstörungen, bei denen das Herz mit zu vielen Schlägen pro Minute schlägt.
Im menschlichen Organismus befinden sich zwei verschiedene Formen dieser Rezeptoren, eine Variante befindet sich am Herzen (?1) und die andere an den Blutgefäßen (?2), sodass es demnach auch verschiedene Arten von Betablockern gibt, je nachdem, welcher Rezeptor blockiert werden soll (selektiv ?1 bzw. ?2 oder unselektiv beide Rezeptoren).

Im Rahmen der Therapie von Herzrhythmusstörungen werden bevorzugt Betablocker verwendet, die ausschließlich auf die ?1-Rezeptoren des Herzens wirken (z. B. Metoprolol, Bisoprolol) und das Herz in seiner Schlagaktivität dämpfen. Da zur Therapie von Rhythmusstörungen auch noch einige andere Antiarrhythmika zur Verfügung stehen, werden diese in 4 Klassen eingeteilt, wobei die Betablocker die 2. Klasse bilden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Antiarrhythmika, haben Betablocker eine nachgewiesene, lebensverlängernde Wirkung, sodass diese einen hohen Stellenwert in der Herzrhythmustherapie haben und als Mittel der Wahl eingesetzt werden, um die Erregungsleitung im Herzen herunter zu regulieren und zu normalisieren.

Was sind die Anzeichen einer Herzrhythmusstörung?

Eine Herzrhythmusstörung erkennen

Neben den typischen Beschwerden, die Herzrhythmusstörungen verursachen können, kann eine erste körperliche Untersuchung bereits Hinweise auf eine Rhythmuserkrankung geben:

durch das Ertasten des Pulses (z.B. am Handgelenk; auch ganz einfach selbstständig durchführbar) oder das Abhören des Herzens mit dem Stethoskop durch einen Arzt, können ganz einfach Unregelmäßigkeiten im Schlagtakt des Herzens festgestellt werden.
Oft wird zusätzlich auch noch der Blutdruck gemessen, damit der Arzt ein Gesamtbild über den Zustand des Herz-Kreislauf-Systems bekommen kann. Um die Diagnose einer Herzrhythmusstörung zu sichern und vor allem auch die genaue Art der Rhythmusstörung zu ermitteln, wird in der Regel ein EKG (Elektrokardiographie) geschrieben.
Dabei werden die elektrischen Ströme des Herzens von Elektroden gemessen und von einem Gerät aufgezeichnet.

Das EKG kann dabei unter Ruhebedingungen (entspannt im Liegen) oder unter Belastungsbedingungen (beim Laufen oder Fahrradfahren), je nachdem, ob es sich um Rhythmusstörungen handelt, die nur unter körperlicher Anstrengung auftreten oder auch schon in Ruhe. Bestehen die Herzrhythmusstörungen nicht andauernd, kann ein Langzeit-EKG (ein tragbares EKG-Gerät misst 24 Stunden die Herzströme) oder ein sogenannter Eventrekorder (tragbares EKG-Gerät, das immer dann vom Patienten zur Messung angestellt wird, wenn Symptome auftreten) ein Erkennen der sporadischen Rhythmusstörungen ermöglichen.

Herzrhythmusstörung bei Kindern

Grundsätzlich können alle Arten von Herzrhythmusstörung, die bei Erwachsenen auftreten, auch bereits im Kindesalter vorliegen. In denen meisten Fällen handelt es sich hierbei jedoch nicht wie bei den Erwachsenen um erworbene, sondern um von Beginn an angeborene Herzrhythmusstörungen (z.B. durch angeborene Herzfehler, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen etc.).

In einigen Fällen können Herzrhythmusstörung bei Heranwachsenden auch sporadisch auftreten und sich im Verlauf der Entwicklung wieder „verwachsen“. Zu beachtet in dabei auch, dass es völlig normal ist, dass Kinder einen schnelleren Herzschlag aufweisen, als Erwachsene und somit nicht immer sofort eine schnelle Herzrhythmusstörung vorliegt.
Die Symptome bei Kindern und Jugendlichen gleichen denen von Erwachsenen, hingegen weichen die Anzeichen bei Kleinkindern und Säuglingen durch die eingeschränkte bzw. ungenügende Mitteilungsfähigkeit ab:

hier können Verhaltensveränderungen, Müdigkeit oder Unruhe, Weinerlichkeit, Trink-/Essunlust, Blässe, Blauverfärbung und Kraftlosigkeit auf Herzrhythmusstörungen hinweisen, die zu einer körperlichen Beeinträchtigung führen.

Herzrhythmusstörung in den Wechseljahren

Die Wechseljahre der Frau – auch Klimakterium genannt – bedeuten eine deutliche hormonelle Umstellung für den weiblichen Körper:

durch den Rückgang der Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron in den Eierstöcken der Frau.
Die typischen Symptome der Wechseljahre entstehen dabei insbesondere durch den Mangel an Östrogen, sodass es zum Beispiel zu:

kommen kann.

Aber auch am Herzen macht sich der Hormonmangelzustand bemerkbar, sodass viele Frauen im Klimakterium über Herzrasen und wahrnehmbares Herzklopfen bzw. –stolpern klagen.
Die Ursache liegt in der fehlenden Wirkung der weiblichen Hormone:

Das Östrogen ist im Bereich des Herz-Kreislaufsystem vor allem für die Erweiterung der Blutgefäße zuständig, sodass zum einen der Blutdruck gesenkt, das Herz weniger stark pumpen muss und besser durchblutet wird.
Ein Östrogenmangel verursacht demnach eine Engstellung der Gefäße und dadurch eine Blutdruckerhöhung sowie eine Mehrarbeit für das Herz. Zudem hat ein Östrogenmangel einen positiven Effekt auf das vegetative Nervensystem, sodass dieses leichter erregbar wird. Da das vegetative Nervensystem auch an der Steuerung des Herzens beteiligt ist, macht sich die erhöhte Empfindlichkeit auch hier erregbar, sodass eine Erhöhung der Schlagfrequenz und Rhythmusstörungen auftreten können.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Östrogenmangel

Herzrhythmusstörung und Schilddrüse

Die Schilddrüse kann immer dann Herzrhythmusstörungen verursachen, wenn sie in ihrer Funktion überaktiv ist und zu viele Schilddrüsenhormone produziert, sodass ein Überangebot dessen im Blutsystem entsteht (Schilddrüsenüberfunktion = Hyperthyreose).

Auch ein gutartiger Knoten im Schilddrüsengewebe führt zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Dies wirkt sich ebenfalls auf die Funktion des Herzens aus. Lesen Sie mehr zum Thema unter: Autonomes Adenom der Schilddrüse

Dies ist meist im Rahmen von bestimmten Schilddrüsenerkrankungen der Fall, so zum Beispiel bei der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow oder bei einer Autonomie von Schilddrüsengewebe. Aber auch eine übermäßige Einnahme von Medikamenten, die Schilddrüsenhormone erhalten, kann zu einem Überangebot führen.
Die Wirkung von Schilddrüsenhormonen ist im Körper vielfältig, sodass sie unter anderem den Grundumsatz erhöhen, die Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen steigern und den Phosphat- und Kalziumumsatz ankurbeln.

Am Herzen bewirken sie darüber hinaus eine Erhöhung der Empfindlichkeit der ß1-Rezeptoren für Stresshormone, sodass die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin auf die Herztätigkeit erhöht wird. Ein Überangebot von Schilddrüsenhormonen bedeutet demnach, dass das Herz übererregbar gemacht wird, sodass es zu Herzrhythmusstörungen wie einer Tachykardie (stark beschleunigter Herzschlag, >100 Schläge/Minute), Extraschlägen oder sogar Vorhofflimmern kommen kann.

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.11.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023