Elektroenzephalographie (EEG)

Synonyme im weiteren Sinne

Elektroenzephalografie, Elektroenzephalogramm, (Ge-)Hirnstrommessung, Messung der Hirnströme

Englisch: electroencephalography

Einsatz in der Medizin

Das EEG ist eine wichtige Maßnahme, die häufig bei Untersuchungen in der Neurologie eingesetzt wird.

Aussagekraft

Mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) können grundsätzlich Aussagen über die elektrische Grundaktivität des menschlichen Gehirns, über räumlich abgegrenzte Hirnaktivitäten (Herdbefund) und über krampfartige Aktivitäten (Epilepsie) getroffen werden. Bei bestimmten Verdachtsdiagnosen (z.B. Epilepsie) ist die Elektroenzephalographie als Diagnoseverfahren unbedingt angezeigt. Jedoch ist ein unauffälliges Elektroenzephalogramm keine Garantie für den Ausschluss einer bestimmten Verdachtsdiagnose. Zur weiteren Abklärung wird daher oft moderne bildgebende Verfahren (Kernspintomographie vom Kopf , Computertomograhpie) verwendet. Ein „normales“ Elektroenzephalogramm kann aber wichtige Hinweise bei der neurologischen Diagnostik geben. Bei Hirntod (Nulllinie) ist im Elektroenzephalogramm für mindestens dreißig Minuten keine elektrische Aktivität mehr festzustellen, was einen irreversiblen (unwiderruflichen) Ausfall der Hirnfunktion darstellt. Darüber hinaus können mit der Elektroenzephalographie keine Aussagen über Persönlichkeitseigenschaften, Charakter oder Intelligenz des Patienten gemacht werden.

Allgemein

Mit Hilfe der Elektroenzephalographie kann die bioelektrische Aktivität des Gehirns durch ein Elektroenzephalogramm (Abkürzung auch EEG oder Hirnstrombild) registriert werden. Die Elektroenzephalographie ist in der Neurologie ein diagnostisches nicht-invasives (nicht in den Körper eindringendes) Verfahren, das schmerzlos und unschädlich für den Patienten ist. Die Ableitung eines Elektroenzephalogramms dauert zwischen 20-30 Minuten.

Hintergrund und Vorbereitung zur Elektroenzephalographie

Das menschliche Gehirn ist ständig aktiviert. Dies ist sowohl im wachen als auch im schlafenden Zustand der Fall. Diese Aktivität spiegelt sich in elektrischen Entladungen großer Nervenzellverbände an der Oberfläche des Gehirns wieder, die mit der Elektroenzephalographie (EEG) gemessen werden können.Dazu werden auf der Kopfoberfläche (Kopfhaut) an fest vorgeschriebenen Ableitungspunkten Elektroden (dünne Metallplättchen) angebracht, mit denen die natürlichen Spannungsschwankungen der Nervenzellen im Gehirn erfasst werden. Die meisten Elektroden sind selbstklebend oder sind bereits in einer entsprechenden Kappe befestigt, die der Patient über den Kopf (wie eine Badekappe) spannt.
Unter den Elektroden befindet sich meistens eine Kontaktpaste, um einen besseren Kontakt zwischen Kopfoberfläche und Elektrode zu gewährleisten. Manchmal mag es erforderlich sein, dass zur Verbesserung der Ableitungsqualität die Kopfhaut an bestimmten Stellen angeraut wird. In der Regel wird bei einer routinemäßigen EEG-Untersuchung eine bestimmte Anzahl von Elektroden auf der Kopfoberfläche befestigt. Die Elektroden sind über Kabel an einem Verstärker angeschlossen, der die bioelektrischen Signale des Gehirns empfängt und verstärkt. Diese Signale werden dann entweder auf Papier oder mittels Computer aufgezeichnet.

Ablauf der Elektroenzephalographie

Nach der Befestigung der Elektroden (ca. 10 min) wird der Patient aufgefordert, sich ruhig zu verhalten und dabei die Augen zu schließen oder zu öffnen (Spontan-EEG). Außerdem ist es bei bestimmten Verdachtsdiagnosen angezeigt, ein Elektroenzephalogramm im wachen (Langzeit-EEG, 24 h) oder im schlafenden Zustand (Schlaf-EEG) abzuleiten.
Manchmal kann es erforderlich sein, dass der Patient gleichzeitig sensorischen (visuellen = Reize über die Augen, auditiven = Reize über die Ohren, taktilen = Reize über die Haut) oder motorischen Reizen (Reize über Bewegung) ausgesetzt wird. Damit wird die Verarbeitung von Reizen im Gehirn geprüft (Evozierte Potentiale (EP), Ereigniskorrelierte Potentiale).
Besonders bei Verdacht auf Epilepsie werden im Rahmen der Elektroenzephalographie bestimmte Provokationsmethoden (tiefes Durchatmen, Applikation heller Lichtblitze, Schlafentzug, Medikamente) angewendet. Diese Provokationsmethoden führen z.B. zu einer Erhöhung der Krampfbereitschaft, die charakteristisch für eine Epilepsie sind. Dies ist bei einem Verdacht auf Epilepsie notwendig, da das Elektroenzephalogramm zwischen den Krampfanfällen oft unauffällig ist.

Indikationen

Eine EEG-Untersuchung (Elektroenzephalographie) wird besonders beim Vorliegen der folgenden Verdachtsdiagnosen durchgeführt:

Lesen Sie dazu auch unsere Seite Diagnose der Epilepsie.

Risiken, Komplikationen, Störgrößen

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass der Patient bei der Elektroenzephalographie „unter Strom gesetzt wird“, muss betont werden, dass bei diesem Verfahren nur die schwachen Potentialschwankungen von Nervenzellen des Gehirns zu den EEG-Geräten fließen, jedoch kein Strom vom Gerät zu den Elektroden. Das Verfahren der Elektroenzephalographie ist damit risikolos und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Während der Aufzeichnung des Elektroenzephalogramms kann es z.B. durch starkes Schwitzen oder starke Bewegungen dazu kommen, dass das Elektroenzephalogramm nicht verwertbar ist.
Hilfreich für eine gute Ableitung eines Elektroenzephalogramms (EEG) sind darüber hinaus gewaschene Haare, da das Fett auf der Kopfhaut die Übertragung zwischen Kopfoberfläche und Elektrode verschlechtern kann.

Auswertung

Mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) wird ein Elektroenzephalogramm erstellt, auf dem der Verlauf und die Stärke der bioelektrischen Aktivität des Gehirns festgehalten werden. Dieses Elektroenzephalogramm enthält Wellen, die nach bestimmten Frequenz-Mustern (Frequenzbändern), Amplituden-Mustern, lokalen Aktivitätsmuster und deren Auftretenshäufigkeit ausgewertet werden. Allgemein gesagt wird betrachtet, welche Kurven vorliegen, wie schnell sie sind, ob sie verformt sind und ob die Kurven bestimmte Muster aufweisen.

Spezielle computergestützte Verfahren (z.B. Spektralanalyse) können ebenfalls zur Auswertung herangezogen werden. Besonders informationsreich bei der Auswertung sind die Frequenzbänder, die im Allgemeinen in vier Kategorien eingeteilt werden können:

Delta-Wellen

Frequenzen von 0,5 bis 3 Hz: Dieses Frequenzband kann besonders im Tiefschlaf beobachtet werden und ist durch langsame und große Amplituden im Elektroenzephalogramm gekennzeichnet.

Theta-Wellen

Frequenz von 4 bis 7 Hz: Diese Frequenzen treten bei tiefer Entspannung bzw. während des Einschlafens auf. Bei Kindern und Jugendlichen sind langsame Theta-Wellen normal. Beim wachen Erwachsenen ist das dauerhafte Auftreten von Theta-Wellen (und auch Delta-Wellen) als auffälliger Befund zu bewerten.

Alpha-Wellen

Frequenzen zwischen 8 bis 13 Hz: Diese Frequenzen stellen den Grundrhythmus der biolelektrischen Aktivität des Gehirns dar und treten im Elektroenzephalogramm auf, wenn die Augen des Patienten geschlossen sind und er sich in ruhendem Zustand befindet.

Beta-Wellen

Frequenzen von 14 bis 30 Hz: Dieses Frequenzband zeigt sich beim Auftreten von Sinnesreizen (also im normalen Wachzustand) oder bei geistiger Anspannung.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema

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Eine Übersicht aller Untersuchungsmethoden, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter: Diagnostik A - Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.08.2008 - Letzte Änderung: 22.10.2021