Kurzsichtigkeit

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch: Myopie

Hornhautverkrümmung, Astigmatismus, Weitsichtigkeit

Englisch: Myopia, nearsightedness (amerik.), shortshightedness, purblindness

Definition Kurzsichtigkeit

Die Kurzsichtigkeit (Myopie) bezeichnet eine Art von Fehlsichtigkeit, bei der das Verhältnis zwischen Brechkraft und Länge des Augapfels nicht stimmt. Genau genommen ist der Augapfel zu lang (Achsenmyopie) oder die Brechkraft zu stark (Brechungsmyopie). Der Brennpunkt parallel einfallender Strahlen liegt somit vor der Netzhaut. Der kurzsichtige Mensch kann Objekte in der Nähe zwar gut sehen, weiter entfernt liegende Gegenstände werden aber nur unscharf bzw. verschwommen wahrgenommen.

Ursache

  1. Die Achsenmyopie (Achsenkurzsichtigkeit) ist häufiger als die Brechungsmyopie (Brechungskurzsichtigkeit), wird teilweise vererbt und ist meistens angeboren.
    Sie kommt deutlich häufiger bei Frühgeburten vor, als bei Reifgeborenen. Diese Art von Kurzsichtigkeit entwickelt sich vor allem in den ersten 30 Lebensjahren durch ein zu intensives Wachsen des Augapfels in die Länge.
    Oft hört man auch das Lesen bei schlechtem Licht oder etwa extreme Naharbeit können zur Kurzsichtigkeit führen. Diese Faktoren werden diskutiert, sind aber umstritten. Neue Erkenntnisse deuten aber darauf hin, dass ein schlechtes Sehen (nicht verwechseln mit Sehen bei schlechtem Licht!), also z.B. eine schon bestehende Kurzsichtigkeit, diese fördern könnte.
  2. Die eher seltene Brechungsmyopie (Brechungskurzsichtigkeit) wird durch eine erhöhte Brechkraft der Hornhaut oder Linse verursacht. Ursache einer erhöhten Brechkraft der Linse kann z.B. eine Trübung, hervorgerufen durch einen Katarakt (grauer Star), sein.

Weitere Ursachen der Kurzsichtigkeit können Sie in unserem Artikel nachlesen: Das sind die Ursachen einer Kurzsichtigkeit

Krankheitsentstehung der Kurzsichtigkeit

Damit ein Punkt scharf gesehen werden kann, muss er exakt auf der Netzhaut abgebildet werden. Das heißt, der Brennpunkt parallel einfallender Strahlen muss genau auf die Netzhaut fallen.
Bei Menschen mit Kurzsichtigkeit ist der Brennpunkt im Allgemeinen nach vorne verschoben.
Entweder weil der Längsdurchmesser des Auges zu groß ist (häufig) oder die Brechkraft des optischen Apparats zu stark (eher selten). Dies hat zur Folge, dass Gegenstände, die in der Ferne liegen nicht scharf abgebildet werden können. Näher liegende Gegenstände dagegen schon.

Auch Punkte, die so nah am Auge liegen das ein Normalsichtiger sie nicht mehr scharf abbilden kann, können von kurzsichtigen (myopen) Menschen noch gut gesehen werden.
Um zu verstehen, warum ein Mensch kurzsichtig ist, muss man wissen, wie das Auge Objekte in geringer und hoher Entfernung scharf abbilden kann. Das geschieht mit Hilfe des sogenannten optischen Apparats (Hornhaut und Linse).
Die Linse ist elastisch geformt und über eine Haltevorrichtung hinter der Regenbogenhaut (Iris) aufgehängt. Mit Hilfe eines Ringmuskels (Ziliarmuskel) kann das Scharfstellen auf nah oder fern liegende Gegenstände eingestellt werden. Indem der Muskel sich spannt, erschlaffen die Bänder, an denen die Linse aufgehängt ist und die Linse sackt etwas in sich zusammen. Daraus resultiert eine Steigerung der Brechkraft und die Brennweite wird somit kleiner, also der Brennpunkt wird nach vorne verschoben. So können Objekte, die relativ nah am Auge liegen, scharf eingestellt werden. Beim Fokussieren entfernter Gegenstände entspannt sich der Ziliarmuskel und die Brechkraft sinkt, bzw. der Brennpunkt wird nach weiter hinten verschoben.

Die Stärke der Kurzsichtigkeit wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Das ist der Kehrwert der Brennweite. Bei den Werten bezieht man sich immer auf den Fernpunkt, also jenen Punkt, bei dem das Auge ohne Akkommodation (Scharfeinstellung des Blickes auf ferne oder nahe Gegenstände ändern) etwas scharf abbildet. Dieser liegt beim Normalsichtigen (Emmetropen) im Unendlichen. Ein Kurzsichtiger mit einer Myopie von -2,0 dpt hat seinen Fernpunkt in einem Abstand von 50cm. Gegenstände die in größerem Abstand vom Auge entfernt sind, können nur unscharf wahrgenommen werden.

Im Gegensatz zur Weitsichtigkeit kann ein Mensch mit Kurzsichtigkeit mit Hilfe der Akkommodation seine Kurzsichtigkeit nicht ausgleichen, da der Ziliarmuskel, also der Muskel der für das Scharfstellen verantwortlich ist, nicht weiter entspannt werden kann, als er schon ist.
Kurzsichtige versuchen durch Blinzeln eine Verkleinerung der Zerstreuungskreise auf der Netzhaut zu erreichen. Damit verbessert sich die Bildschärfe (stenopäisches Sehen).

Lesen Sie mehr zum Thema: Kurzsichtigkeit verbessern

Gefahr Netzhautablösung

Durch den meistens verlängerten Augapfel, besteht bei der Kurzsichtigkeit - im Gegensatz zur Weitsichtigkeit - ein erhöhtes Risiko für eine Ablösung der Netzhaut (Retina). Grund ist die erhöhte Spannung der Netzhaut wegen des verlängerten Augapfels, der zu einer Netzhautablösung führen kann. Teils kann es ebenfalls durch den verlängerten Augapfel auch zu einer Glaskörperablösung kommen.

Formen der Kurzsichtigkeit

Man unterscheidet zwei Arten von Kurzsichtigkeit:

  1. Myopia simplex
  2. Myopia maligna.

Die Myopia simplex beginnt ungefähr im Alter von 10 Jahren und kommt mit ca. 20 Jahren zum Stillstand.

Die Myopia maligna schreitet permanent voran.

Symptome / Beschwerden

Krankheitszeichen (Symptome) sind vor allem Probleme beim Sehen in der Ferne, besonders auch nachts.
Manchmal kann auch ein Einwärtsschielen (Strabismus convergens) auf eine Kurzsichtigkeit hinweisen. Durch eine eventuelle Verflüssigung des Glaskörpers (wegen des schnellen Längenwachstums des Augapfels) kann es auch vorkommen, dass der Patient scheinbar sogenannte „schwimmende Fliegen“ (Mouches volantes) wahrnimmt.
Dies ist zunächst harmlos einzustufen, sollte aber aufgrund des erhöhten Risikos für eine Netzhautablösung vom Augenarzt (Facharzt für Augenheilkunde) abgeklärt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Augenschmerzen

Hier geht es zum Hauptartikel: Verschwommenes Sehen - Was steckt dahinter?

Diagnose Hornhautverkrümmung

Entweder der Augenarzt oder der Optiker können mit Hilfe der Brechkraftbestimmung (Refraktionsbestimmung), also einer Art Sehtest feststellen, ob es sich um eine Kurzsichtigkeit (Myopie) handelt.

Exkurs: Zum Augenarzt oder zum Optiker gehen?
Viele Patienten, die Probleme mit der Sehschärfe haben, fragen sich, ob sie zum Augenarzt oder zum Optiker gehen sollen. Der Augenarzt wird als eigentlicher Fachmann für Augenkrankheiten gesehen und der Optiker als Fachmann für Brillen und Kontaktlinsen. Daher ist die Frage auch nicht so einfach zu beantworten.

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass sowohl der Augenarzt als auch der Optiker das Problem der Sehschärfe identifizieren können. Dabei ist nicht gesagt, der eine kann es besser als der andere. Das hängt viel mehr von der Erfahrung der jeweiligen Person ab. Sofern man also sicher weiß, es handelt sich bei dem Problem mit der Sehschärfe wirklich nur um eine alleinstehende Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit oder Stabsichtigkeit / Hornhautverkrümmung, ist es egal, ob man sich die Korrekturberechnung vom Augenarzt (Facharzt für Augenheilkunde) oder vom Optiker durchführen lässt.
Vorteil beim Optiker ist die sofortige Anfertigung der entsprechende Brille oder Kontaktlinsen. Dies sollte aber nicht Anlass sein, die jährliche Kontrolle der Augenfunktion durch den Augenarzt (Facharzt für Augenheilkunde) zu umgehen. Schließlich darf man auch die vielen anderen Ursachen für unscharfes Sehen / Visusveränderungen nicht vergessen. Man kann also das Symptom „Problem mit der Sehschärfe“ leicht behandeln, aber zur Abklärung anderer Ursachen, sollte man sicherheitshalber den Augenarzt aufsuchen. Dies gilt für Kinder (vor allem bei denen eine Sehunschärfe zum ersten Mal festgestellt wird) und für Personen, bei denen auch andere Krankheitsbilder bekannt sind (z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, etc.) und auch Menschen, die trotz ihrer Brille / Kontaklinsen Probleme mit der Sehschärfe haben.

Prognose Kurzsichtigkeit

Die Kurzsichtigkeit kann durch die oben aufgeführten Therapiemöglichkeiten gut behandelt werden.
Ab dem 30. Lebensjahr kommt die Kurzsichtigkeit meistens zum Stillstand oder schreitet nur noch sehr langsam voran. Trotzdem sollten sich kurzsichtige Personen regelmäßig vom Augenarzt (Facharzt für Augenheilkunde) untersuchen lassen, da Kurzsichtigkeit weitere Gefahren, wie z.B. eine Netzhautablösung bergen. Zeichen dafür können Sehprobleme sein, z.B. in Form eines Rußregens oder Lichtblitze und später auch Seheinschränkungen in der Art eines Vorhangs oder einer Mauer. Rechtzeitig erkannt, kann die Ursache solcher Beschwerden noch gut behandelt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.05.2007 - Letzte Änderung: 25.07.2023