Nierenzysten

Unter einer Nierenzyste / Nierenzysten versteht man einen meist mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum der Niere.
Dieser Hohlraum erinnert an eine Blase, welche innerhalb, aber auch außerhalb der Niere, also angrenzend, liegen kann.

Eine besondere Form der Zysten der Niere stellt das Krankheitsbild der Zystenniere dar. In diesem Fall besteht fast die komplette Niere aus Zysten.
Es handelt sich hierbei um eine stetig fortschreitende Erscheinung. Diese Erkrankung wird autosomal dominant vererbt.
Das bedeutet, dass die Anlage zu dieser Krankheit in unseren Genen liegt. Die Vererbung ist unabhängig von Geschlecht und tritt immer auf, sobald ein Gen mit defektem Erbmaterial weitergegeben wird. Der Beginn dieser Erkrankung liegt bereits in der Entwicklung des Kindes im Mutterleib mit der Fehlanlage beider Nieren.

Gewöhnliche Nierenzysten treten praktisch nie vor dem 30. Lebensjahr auf und werden mit zunehmendem Alter häufiger. Bei etwa 20% der über 60jährigen sind Nierenzysten nachweisbar.

Lesen Sie mehr zum Thema: Fehlbildungen der Niere und Nierenvergrößerung

Symptome & Diagnose

Symptome der Nierenzyste

Nierenzysten sind in der Regel asymptomatisch, werden also von den Betroffenen gar nicht bemerkt, da sie keinerlei Beschwerden verursachen. Meist werden die Zysten als Zufallsbefund einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) entdeckt und diagnostiziert. In seltenen Fällen können sie in Form von Komplikationen, wie zum Beispiel Infektionen, dennoch Beschwerden verursachen.

Im Fall der Nierenzyste kann es zu Blut im Urin, Nierenbeckenentzündung und auch Harnwegsentzündung kommen. Eventuell könne Flankenschmerzen auftreten. Gefährlich kann es bei einer Infektion einer eingebluteten Zyste werden.
Niereninsuffizienz, also das unzureichende Arbeiten bis hin zum Versagen der Nieren, tritt meist in der 4. – 6. Lebensdekade auf.

Lesen Sie viele weitere Informationen zu diesem Thema unter: Symptome durch Nierenzysten

Diagnose von Nierenzysten

Die Diagnose von Nierenzysten erfolgt hauptsächlich durch den Ultraschall. Hier erscheinen die Zysten als dunkle Hohlräume. Flüssigkeit stellt sich im Ultraschall immer dunkel dar. Hinter diesen Zysten kommt es im Ultraschallbild zu einem sogenannten Schallschatten.

Im Falle der erblichen Zystenniere liegen oft große, tastbare Nieren vor. Auch hier erfolgt die Diagnosestellung mit Hilfe des Ultraschalls, wobei Nieren- und Leberzysten nachgewiesen werden müssen. Eine Genanalyse ist nur selten erforderlich.

Behandlung

Eine Therapie einer einfachen Zyste ist meistens nicht notwendig. Sehr große Zysten können bei Bedarf punktiert werden.
Punktion bedeutet, dass die Flüssigkeit der Zyste mit einer Nadel, die in die Zyste eingestochen wird, abgesaugt werden kann. Von dem abpunktierten Filtrat werden dann meist Proben an ein Labor versendet, um es auf Erreger und andere Zellen untersuchen zu lassen.

Auch bei der Zystenniere erfolgt in der Regel eine rein symptomatische Therapie. So werden zum Beispiel die häufig auftretenden Harnwegsinfekte mit Antibiotika therapiert.
Medikamente, welche den Nieren zusätzlich schaden, sollten vermieden werden. Wenn sich bei einem Patienten die Nieren zusehends verschlechtern kann auch eine Dialyse (Waschung des Blutes außerhalb des Körpers durch Maschinen) oder gar eine Nierentransplantation notwendig werden. Auch eine genetische Beratung zählt zu einer guten Therapie.

Lesen Sie viele weitere Informationen zu diesem Thema unter: Behandlung von Nierenzysten

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen der Nierenzyste

Die Ursache der gewöhnlichen Nierenzysten ist meist idiopathisch, das heißt von unbekannter Ursache.

Bei den Zystennieren liegt die Ursache meist in einer Mutation/ Veränderung des Chromosom 16. Chromosomen sind die Speichermoleküle der Erbanlagen unseres Körpers. Hier liegen all unsere Merkmale verschlüsselt auf 23 Chromosomen plus 2 Geschlechtschromosomen vor. Von den 23 Chromosomen besitzen wir jeweils zwei. Die Geschlechtschromosomen teilen sich in X und Y. Es gibt auch die autosomal rezessiv vererbte Zystenniere. Hier muss der Gendefekt auf beiden Chromosomen vorliegen, damit er zum Tragen kommt.

Prophylaxe der Nierenzyste

Eine Prophylaxe, also ein Vorbeugen, bei Nierenzysten gibt es nicht.
Da die Zystenniere angeboren ist, ist auch hier keine Prophylaxe möglich. Es kann jedoch im Rahmen einer genetischen Beratung das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung berechnet werden. Genetische Beratung finden Sie bei Ärzten der Humangenetik, meist an Unikliniken.

Verlauf & Prognose

Prognose bei Nierenzysten

Bei der vererbbaren (hereditären) Zystenniere werden etwa 50% der Merkmalsträger bis zu ihrem 50. Lebensjahr niereninsuffizient (chronisches Nierenversagen).
Merkmalsträger bedeutet, dass sie das mutierte Gen auf Chromosom 16 haben. Aber auch Krankheitsverläufe mit normaler Nierenfunktion sind möglich. Sind die Nierenwerte einmal schlecht, schreitet die Krankheit in Form der Niereninsuffizienz (Nierenversagen) rasch voran.
Ausschlaggebend ist hierbei das Kreatinin im Blutserum.
Je höher dieser Wert ist, desto schlechter arbeitet die Niere.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nierenwerte

Komplikationen von Nierenzysten

Auch hier ist die gewöhnlichen Nierenzyste wieder eher harmlos, abgesehn von möglichen Entzündungen derselben.

Im Fall der Nierenzyste, welche auf einen Defekt innerhalb der Chromosom 16 zurückzuführen ist, können jedoch weitere Komplikationen auftreten.
Die Zysten können nämlich nicht nur die Niere, sondern auch in:

Häufig sind auch die Herzklappen befallen, die dadurch im Laufe der Zeit insuffizient werden, sprich ihre Funktion nicht mehr in vollem Umfang erfüllen. Eine Herzschwäche entwickelt sich.
Weitere Komplikationen einer Nierenzyste sind zum Beispiel arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) und Leistenhernien (Leistenbruch).
Der Bluthochdruck wird unter anderem dadurch bedingt, dass die Nieren nicht mehr in der Lage sind genügend Natrium auszuscheiden. Natriumchlorid, also Kochsalz, wird zusammen mit Wasser im Blut zurückgehalten und erzeugt somit durch das höhere Volumen auch einen höheren Druck.

Weitere Themen

Weitere Themengebiete die Sie interessieren könnten:

Alle Themen, die zum Bereich Innere Medizin veröffentlicht wurden, finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.05.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023