Postoperative Pflege

Einleitung

Als postoperative Pflege wird die Pflege eines Patienten nach (lat: post) der OP genannt. Sie beginnt direkt im Anschluss an die Operation im sogenannten Aufwachraum und wird dann auf der jeweiligen Station oder zu Hause fortgeführt.

Dauer und Ausmaß der Pflege sind extrem variabel und werden von der Schwere der Operation aber auch vom allgemeinen Zustand des Patienten stark beeinflusst. So werden sich gesunde, fitte Patienten vom gleichen Eingriff schneller erholen als Patienten mit vielen Grunderkrankungen, deren Ressourcen schon durch diese Krankheiten in Anspruch genommen werden.

Im Krankenhaus

Im Krankenhaus beginnt die postoperative Pflege direkt nach der Operation im Aufwachraum, der in den meisten Fällen direkt an die OP-Räumlichkeiten angeschlossen ist. Dort bleibt ein Patient in der Regel für wenige Stunden, bevor er wieder auf Station gebracht werden kann. Die Pflege zu diesem Zeitpunkt fokussiert die Überwachung der Lebenszeichen des Patienten und so werden als Standard der Blutdruck, Herzfrequenz und die Atmung überwacht und die Pflegekräfte kümmern sich um notwendige Infusionen und Medikamente, hier vor allem die Schmerzmittel gegen postoperative Schmerzen oder geben auch Sauerstoff, wenn der Betroffenen Atemnot verspürt. Bei Verschlechterung des Zustandes ist es wichtig, dass das postoperative Pflegeteam die speziellen Notfallmaßnahmen kennt und diese rechtzeitig in die Wege leitet. Das Personal im Aufwachraum ist auf solche Notfälle meist sehr gut vorbereitet. Die Pflegeteams der postoperativen Pflege im Aufwachraum kümmern sich weiterhin auch um Übelkeit und Erbrechen, das häufig nach Narkosen auftritt und sorgen für die Entsorgung von Urinflaschen.

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Weiterhin ist es in der postoperativen Pflege wichtig verschiedene Lagerungen zu kennen bzw. diese nach ärztlicher Anordnung auszuführen, denn je nach Operation dürfen bestimmte Körperhaltungen von den Patienten nicht eingenommen werden und sind im schlimmsten Fall extrem schädlich. Auch die Bedürfnisse des Patienten gilt es zu beachten und es sollte immer die für den Patienten angenehmste und schmerzärmste Lagerung angestrebt werden. Diese Besonderheiten der Patientenlagerung gilt es in der gesamten postoperativen Pflege über den Aufwachraum hinaus zu beachten. Sinn und Zweck und fast wichtigste Aufgabe der postoperative Pflege im Aufwachraum ist neben der Erholung von der Narkose und Operation und der allgemeinen Pflege das frühe Erkennen von Komplikationen. Hier gilt es vor allem Blutverluste durch Nachblutungen früh zu erkennen. Hierbei steht vor allem die Beobachtung von Drainagen und Kathetern, Verbänden oder anderen körperlichen Anzeichen im Vordergrund.

Nach Ablauf der Zeit wird der Patient auf seine Station verlegt bzw. bei Verschlechterung des Zustandes auf eine Intensivstation gebracht. Abhängig vom Zustand des Patienten und von den ärztlichen Anweisungen darf der frisch operierte Patient hier auch das Bett erstmals wieder verlassen, zu Beginn meist jedoch nur im Beisein von Pflegekräften. In Sachen Körperpflege sollten die Pflegekräfte Mundpflege anbieten sowie dem Patienten das Waschen anbieten, um sein Wohlbefinden zu steigern und hier schon wieder die Selbstständigkeit zu fördern. Beim Waschen wird hier in den meisten Fällen das Operationsgebiet ausgespart. An- und Umziehen sollte unterstützt werden, wobei immer die Schmerz- und Belastungsgrenze des Patienten kurz nach einer Operation beachtet werden muss. Bei bettlägerigen Patienten, z.B. nach sehr schweren Operationen muss in der postoperativen Pflege die Entstehung des sogenannten Dekubitus, ein Absterben von Haut und Unterhautgewebe bei zu langer Belastung, verhindert werden.

Häufigste Stellen sind hier die Fersen oder das Gesäß, wenn diese im Liegen bei fehlender Bewegung durch den Patienten unter Dauerbelastung stehen. Regelmäßige Lagerungswechsel können die Entstehung eines Dekubitus verhindern. Weiterhin sind Patienten mit wenig Eigenbewegung, z.B. im Koma, oft gefährdet eine Thrombose zubekommen und müssen mit speziellen Medikamenten behandelt werden und die Beine auf eventuelle Thrombosen hin untersucht werden. Im Mundraum bildet sich bei fehlender Nahrungsaufnahme schnell Pilzbefall aus oder kann Mageninhalt durch die liegende Position in die Lunge geraten und eine Lungenentzündung auslösen.

Gute Mundpflege durch das Pflegepersonal kann den Pilzbefall oft verhindern. Durch die liegende Position und die fehlende Bewegung kann auch die Darmbewegung schnell ins Ungleichgewicht kommen und es kommt zum völligen Darmstillstand mit Verstopfung (lat: Obstipation). Viel Trinken, Massagen oder auch Einläufe und andere Medikamente müssen dann die Darmbewegungen wieder anregen. Um den Zustand von Magen-Darm-Trakt genau im Blick zu haben, spielt in der postoperativen Pflege die sogenannte Bilanzierung eine Rolle. Diese beschreibt die genaue Dokumentation über Stuhlgang (Zeitpunkt, Konsistenz,Geruch…), eventuelles Erbrechen, Trink- und Urinmengen.

Um weiterhin die frühe Erkennung von Komplikationen wie Nachblutungen zu gewährleisten, wird in der postoperativen Pflege die Beobachtung aus dem Aufwachraum fortgeführt und der Drainageninhalt sowie Verbände regelmäßig kontrolliert. Da Schmerzen auch nicht nur direkt nach der Operation auftreten, ist die Fortführung der Schmerzkontrolle ein weiterer Baustein, der sich durch die gesamte postoperative Pflege zieht.

Pflegebedürftige Patienten zu Hause

Die Informationen und Anweisungen, was es zu Hause zu beachten gibt, sollte das Pflegepersonal am besten in schriftlicher Form dem Patienten mitgeben. Sollte eine Pflegedienst notwendig sein, so kann dieser mithilfe des Sozialdienstes des Krankenhauses organisiert werden. Auch eventuelle Hilfsmittel, die notwendig werden, wie etwa ein Pflegebett, Rollator, Nachtstuhl, Gehhilfen etc. können über Sanitätshäuser beschafft werden. Die Beschaffung dieser Hilfsmittel und die Suche nach einem geeigneten Pflegedienst sollten schon frühzeitig beginnen, damit bei Entlassung des Patienten alles für dessen Leben zu Hause bereit steht. Zu Hause gelten ähnliche Bedingungen wie für die postoperative Pflege im Krankenhaus. Bei Warnzeichen wie Fieber sollte dringend ein Arzt verständigt werden, da durch die Bedingungen nach einer Operation leicht Keime in den Körper gelangen können, sei es durch die Operation selbst aber auch durch die postoperativen Probleme wie langandauernde Beatmung, Urinkathether oder auch Lungenentzündungen.

Sie alle lösen Fieber aus und müssen in kurzer Zeit mit Antibiotika behandelt werden. Als erste Maßnahmen der Pflegenden können Wadenwickel, kalte Getränke oder kühlende Waschungen Linderung bringen. Wie auch die Pflegenden in der postoperativen Pflege im Krankenhaus müssen die Patienten selbst, die Angehörigen und die Pflegenden ebenfalls auf Stuhlgang und Urinverhalten achten, um frühzeitig auf Darmfunktionsstörungen oder Nierenfunktionsstörungen aufmerksam zu werden. Die Lagerung muss ähnlich wie im Krankenhaus durchgeführt werden, wobei dies in schwierigen Fällen einem Pflegedienst übergeben werden sollte.

Sollten die Angehörigen oder der Patient selbst Zeichen einer Komplikation der Wunde oder Nachblutungen bemerken, wenn die Drainage beispielsweise ungewöhnlich voll läuft, der Verband durchgeblutet wird oder auch Schwindel und Blässe auftreten, so sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Auch die Wundkontrolle und Verbandswechsel müssen streng nach den Vorgaben weiterhin fortgeführt werden, um eventuelle Wundheilungsstörungen oder Entzündungen rechtzeitig behandeln zu können. Da die gesamte Pflege vor allem nach großen Operationen ein komplexes Thema darstellt, sollte der zeitliche begrenzte Einsatz eines Pflegedienstes sehr großzügig erwogen werden, da er allein für Angehörige mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist und diese sehr schnell an ihre Grenzen bringt.

Nicht pflegebürftige Patienten zu Hause

Das Verhalten zu Hause nach einer Operation hängt stark vom Eingriff ab. Trotzdem gibt es einige allgemeine Grundregeln zur Körperpflege oder auch der Wundversorgung zu beachten. Hinweise zum Verhalten gibt es oft von den Stationen in schriftlicher Form als Merkblätter für die Patienten und werden diesen auch direkt von den Pflegekräften oder Ärzten erklärt. Die Körperpflege kann je nach Beweglichkeit schon im Krankenhaus meist wieder aufgenommen werden. Lediglich auf Duschen oder Baden muss meist für einige Tage bis Wochen verzichtet werden. Nach kleineren Operationen ist Duschen meist schon nach wenigen Tagen wieder erlaubt, größere Operationen erfordern einen Verzicht über mehrere Wochen und sind von dem Erfolg der Wundheilung abhängig.

Teilwaschungen unter Aussparung des Operationsgebietes sind jedoch meist immer möglich. Wann ein Verband abgenommen werden darf und wie oft dieser gewechselt werden muss, wird vom Arzt meist streng vorgegeben. Beim Verbandswechsel sollte die Wunde immer kurz angeschaut werden. Sollte Eiter auftreten oder die Wunde extrem gerötet, geschwollen und schmerzempfindlich sein, so kann dies ein Hinweis auf eingedrungene Keime sein und ein Arzt sollte aufgesucht werden. Wann die Fäden gezogen werden, ist je nach körperlicher Region sehr unterschiedlich, der Zeitpunkt wird meist vom Arzt vorgegeben. Um die ästhetisch schöne Narbenbildung zu fördern, um später eine möglichst unauffällige und nicht verfärbte Narbe zu bekommen, sollte für 3-6 Monate direkte Sonneneinstrahlung auf die Narbe vermieden werden. Nimmt ein Betroffener regelmäßig Medikamente ein, so sollte mit einem Arzt besprochen werden, wann diese wieder eingenommen werden sollen, wenn sie über den Operationszeitraum abgesetzt wurden. So gilt besondere Vorsicht gegenüber blutverdünnenden Medikamenten, da diese Nachblutungen begünstigen können.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.06.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021