Quadrizeps

Synonyme

latein: M. quadrizeps femoris

deutsch: vierköpfiger Schenkelmuskel, vierseitiger Schenkelstrecker, Oberschenkelstrecker

Einleitung

Der Quadrizeps stellt den größten und kräftigsten Muskel unseres Körpers dar. Der Musculus Quadriceps femoris ist, wie es der Name bereits erahnen lässt, ein Muskel, der sich aus vier anderen Muskeln zusammen setzt.

Der physiologische Querschnitt weist über 180 cm2 auf und ist ca. 2 kg schwer. Er wird unterteilt in vier selbständig entspringende Muskeln. Alle vier Muskeln des M. Quadriceps femoris befinden sich auf der sogenannten Ventralseite bzw. der Vorderseite des Oberschenkels. Er setzt sich zusammen aus:

  • Gerader Anteil (Musculus rectus femoris) blau gekennzeichnet
  • Innerer Schenkelmuskel (Musculus vastus medialis) grün gekennzeichnet
  • Äußerer Schenkelmuskel (Musculus vastus lateralis) gelb gekennzeichnet
  • Mittlerer Schenkelmuskel (Musculus vastus intermedialis)

Der gerade Anteil des Quadrizeps weist in seinem physiologischen Querschnitt deutlich mehr fast twitch – Fasern auf als die anderen drei Köpfe. Er ist somit für schnellkräftige Bewegungen verantwortlich, neigt aber eher zu Muskelfaserrissen.

M. Rectus femoris, M. Vastus medialis, M. Vastus lateralis und dem M. Vastus intermedius. Mit einer Breite von ca. 150 cm2 zählt er zu den kräftigsten Muskeln des menschlichen Körpers.

M. rectus femoris: Er entspringt der sog. Spina iliaca anterior inferior bzw. dem Pfannendach des Hüftgelenks und hat seinen Ansatz am vorderen Knochenfortsatz des Schienbeins (Tuberositas tibiae).

M. vastus medialis: Hat seinen Ursprung am sogenannten Labium mediale der Linea aspera einer Linie auf der Rückseite des Oberschenkelknochens und setzt ebenfalls an benannten Knochenfortsatz an.

M. vastus lateralis: Ursprung dieses Muskels ist das Labium laterale der Linea aspera und hat den gleichen Ansatz wie die beiden anderen Muskeln.

M. vastus intermedius: Sein Ursprung befindet sich an der Vorderseite des Schienbeins (Tibia). Ansatz ebenfalls am genannten Knochenfortsatz.

Der Nerv der diese Funktion „vermittelt“ bzw. innerviert ist der Nervus femoralis. Dies ist ein peripherer Nerv aus dem Nervengeflecht des Beckens (Plexus lumbalis) und entspringt aus den Rückenmarksegmenten L1-L4.

Abbildung Musculus quadrizeps femoris

Musculus quadriceps femoris
Vierköpfiger Oberschenkelmuskel
(Quadrizeps) - 1.+2.+3.+4.

  1. Äußerer Oberschenkelmuskel -
    Musculus vastus lateralis
  2. Gerader Oberschenkelmuskel -
    Musculus rectus femoris
  3. Innerer Oberschenkelmuskel -
    Musculus vastus medialis
  4. Mittlerer Oberschenkelmuskel -
    Musculus vastus intermedius
  5. Kniescheibe - Patella
  6. Wadenbein - Fibula
  7. Schienbein - Tibia
  8. Oberschenkelbein - Femur
  9. Kleiner Rollhügel -
    Trochanter minor
  10. Großer Rollhügel -
    Trochanter major
  11. Darmbeinschaufel - Ala ossis ilii
  12. Hüftgelenkpfanne - Acetabulum

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Oberschenkelmuskulatur

  1. Schenkelbindenspanner -
    Musculus tensor fasciae latae
  2. Darmbeinmuskel -
    Musculus iliacus
  3. Großer Lendenmuskel -
    Musculus Psoas major
  4. Kammmuskel - M. pectineus
  5. Schlanker Muskel - M. gracilis
  6. Schneidermuskel - M. sartorius
  7. Gerader Oberschenkelmuskel -
    Musculus rectus femoris
  8. Äußerer Oberschenkelmuskel -
    Musculus vastus lateralis
  9. Innerer Oberschenkelmuskel -
    Musculus vastus medialis
  10. Darmbein-Schienbein-Sehne -
    Tractus iliotibialis
  11. Kniescheibe - Patella
  12. Langer Anzieher -
    Musculus adductor longus
  13. Großer Anzieher -
    Musculus adductor magnus
  14. Zweiköpfiger Oberschenkelmuskel,
    langer Kopf -
    Musculus biceps femoris ,
    Caput longum
  15. Zweiköpfiger Oberschenkelmuskel,
    kurzer Kopf -
    Musculus biceps femoris ,
    Caput breve
  16. Halbsehniger Muskel -
    Musculus semitendinosus
  17. Halbmembranöser Muskel -
    Musculus semimembranosus
  18. Oberschenkelbein -
    Femur
  19. Großer Gesäßmuskel -
    Musculus gluteus maximus

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Ansatz, Ursprung, Innervation

Ansatz: Rauhigkeit der vorderen Schienbeinkante (Tuberositas tibiae)

Ursprung:

  • Gerader Anteil: vordere Unterer Darmbeinstachel (spina iliaca anterior inferior) und oberer Rand der Hüftgelenkpfanne
  • Innerer Schenkelmuskel: distales (vom Körper entferntes) Ende der beiden Rollhügel verbindende rauen Linie (Linea intertrochanterica) und mediale Lippe der knöchernen Leiste der Schenkelbein- Hinterfläche (Labium mediale linea asperae)
  • Äußerer Schenkelmuskel: großer Rollhügel (Trochanter major) und laterale Lippe der knöchernen Leiste auf der Hinterfläche des Schenkelbeins (Labium laterale linea aspera)
  • Mittlerer Schenkelmuskel: seitliche Fläche des Schenkelbeins

Innervation: N. femoralis, L 2 – 4

Funktion

Die Funktion des Quadrizeps besteht bei offener Funktionskette in einer Streckung des Unterschenkels im Kniegelenk. Diese Bewegung tritt beim Aufstehen, beim Gehen, Laufen, Springen und Steigen auf. Bei geschlossener Funktionskette besteht die Funktion im Auffangen und Abbremsen des Oberkörpers im gebeugten Kniegelenk.

Die Funktion des Muskels ist also unterschiedlich. Im Hüftgelenk bewirkt der M. Rectus femoris eine Flexion, also eine Beugung des Hüftgelenks. Zudem stützt und festigt er das Hüftgelenk.

Im Kniegelenk hingegen bewirken alle 4 Muskeln eine Extension, also eine Streckung des Kniegelenks.

Der M. Quadriceps femoris ist dabei der einzige Strecker des Kniegelenks. Seine Bedeutung für die Aufrichtung des gesamten Körpers ist enorm. Zudem bewirkt er, dass die Kniescheibe in ihrer Gleitrinne bleibt.

Bei ungleicher Entwicklung der vier Muskeln des Quadriceps femoris durch z.B. vorausgehenden Verletzungen oder Erkrankungen kann es in einigen Fällen auch zur Luxation der Kniescheibe kommen, was bedeutet, dass es zu einer Gelenkverletzung kommt und die Kniescheibe nicht mehr in Kontakt mit ihrer Gelenkfläche steht.

Der Gegenspieler (Antagonist) des M quadriceps femoris ist der M. Biceps femoris.

Wie wird der Muskel trainiert/ kontrahiert?

Der Quadrizeps ist einer der meist trainierten Muskeln im Beinmuskeltraining. Durch seinen hohen physiologischen Querschnitt sind entsprechende Anpassungserscheinungen zu erwarten.

Im fortgeschrittenen Fitnesstraining, wie auch im Bereich Bodybuilding, wird der Quadrizeps vorzugsweise durch die Kniebeugen trainiert.

Aufgrund der hohen Koordinativen Anforderung der Kniebeugen eignen sich im Anfänger und Gesundheitsbereich folgende Übungen: Beinpresse und Beinstrecker.

Es gibt große Anzahl von Kniebeugenübungen. Am Effektivsten führt man diese Übung aus, indem man eine Langhantel auf den Schultern positioniert. Jedoch sollte man eher geringe Gewicht bevorzugen und die Anzahl von Übungswiederholungen langsam steigern. Zudem ist unbedingt zu beachten, dass sowohl die Bewegung Richtung Boden als auch aufwärts aus der Hüfte heraus erfolgt und stets die Körperspannung gehalten wird. Falsches Training bei Kniebeugen kann zu Rückenschmerzen bzw. Verletzungen führen.

Eine weitere einfache Methode ist der sogennante „Aufsteiger“ (Treppensteiger). Dazu ist es nicht nötig (teures) Trainingsequipment zu besitzen. Abwechselnd drückt man sich mit einem Bein auf einer Erhöhung (bsp. ein Kasten) auf und ab und wechselt dabei das Standbein. Gleichzeitig wird bei dieser Übung auch noch der große Gesäßmuskel (M. Gluteus maximus) beansprucht bzw trainiert.

Natürlich ist auch das Training an der Beinpresse eine beliebte Methode, als auch effektive Methode. Gegenüber der Beinpresse ist hier allerdings die Belastung für die Kniegelenke größer.

Hier finden Sie eine Übersicht aller relevanten Themen im Krafttraining.

Wie wird der Muskel gedehnt?

Die Dehnübung der Oberschenkelstrecker ist eine der gängisten Übungen im Sport. Der Musculus quadriceps femoris wird bei vielen Sportarten (Fußball, Joggen, Tennis) stark beansprucht. Deshalb bedarf es einer intensiven Dehnung dieses Muskels.

Werden die Oberschenkelmuskeln nicht ausreichend bzw. nicht korrekt gedehnt, kann es langfristig zu Muskelverkürzungen kommen. Die Dehnung ist deshalb unerlässlich, wenn man Einschränkungen in der Fortbewegung vermeiden will.

Dabei sollten die Dehnübungen je dreimal ausgeführt werden und für 20 Sekunden gehalten werden. Es empfiehlt sich zwischen den Übungen eine Pause von ca. 30 Sekunden zu machen.

Eine einfache und sehr effektive Übung ist das Stretching des Muskels in Seitenlage. Dabei wird der Unterschenkel um 90grad im Kniegelenk angewinkelt. Das obere Bein wird dabei von der jeweils gleichseitigen Hand am Fuß ergriffen und die Spannung 20 Sekunden gehalten. Wichtig dabei ist es den Bauch dabei einzuziehen und das Becken nach Vorne zu schieben bis der Dehnreiz eintritt.

Natürlich kann diese Übung auch in der Variante im Stehen ausgeführt werden, jedoch ist hier die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zum Ausweichen des Beckens kommt.

Quadrizepssehne

Der Musculus Quadriceps femoris hat viele Sehnen, die verschiedene Funktionen erfüllen.

Die Sehne des M. rectus femoris beginnt in etwa 10cm oberhalb der Kniescheibe. Dieser Teil des Muskels führt zur Streckung im Kniegelenk, als auch zur Beugung im Hüftgelenk.

Die Sehne des M. vastus intermedius bündelt sich etwa in der Mitte des Oberschenkelknochens (Femur) zusammen. Normalerweise ist dieser Teil des Muskels nicht sichtbar, da er komplett vom M. rectus femoris verdeckt ist.

Die Sehne des M. vastus lateralis teilt sich auf und zieht seitlich an der Kniescheibe vorbei hin zum Unterschenkel.

Die Sehne des M. vastus medialis, die eine gemeinsame Sehne der vier Muskelanteile bildet, erstreckt sich hinweg über die Kniescheibe (Patella) in das Band der Patella über, das an einer Art Aufrauhung des Unterschenkelknochens ansetzt. Die Sehnen selbst beginnt ca. 5-10cm oberhalb der Patella.

Häufige Verletzungen des Quadrizeps

Verletzungen der vorderen Oberschenkelmuskulatur im Rahmen von Streckbewegungen des Kniegelenkes gegen Widerstand (z.B ein Pressschlag beim Fußball) können sowohl bei becken- also auch bei kniegelenksnahen Verletzungen entstehen. Hierbei spielen vor allem Einrisse oder Zerreißungen (sogenannte Rupturen) der Quadricepssehne, der kniegelenksnahen Ansätze des M. rectus femoris und des M. vastus medialis sowie des M. vastus lateralis eine enorme Rolle und führen zu einem verminderten bzw. zu einem Verlust der Streckfähigkeit des Kniegelenkes.

Eine weitere Ursache für eine Verletzung der Sehne des M. quadriceps femoris kann degenerativ sein, d.h., dass die Sehne im Vorfeld in ihrer Struktur aber auch in ihrer Funktion geschädigt bzw. eingeschränkt wurde. Dies wiederum kann durch das Absterben von Gewebe (Nekrose) oder aber durch wahrnehmbaren Gewebeschwund (Atrophie) bedingt sein.

Bei intensiven Anspannungen des M. quadriceps femoris kann es zu weiteren schweren Verletzungen kommen. Bei der Patellafraktur kommt es zu einem Knochenbruch der Kniescheibe. Trotz dieser Knochenbruches kann in Einzelfällen das Knie noch gestreckt werden, da hier die Sehnenfasern des M.vastus lateralis an der Kniescheibe vorbei direkt am Schienbein ansetzen und eine Streckung ermöglichen (Reservestreckapparat).

In den übrigen Fällen liegt lediglich eine Verletzung der Gelenkfläche der Kniescheibe vor , bei der die Streckfähigkeit des Knies kaum beeinträchtigt ist.

Weitere Informationen zum Thema Quadrizeps

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Autor: Tobias Kasprak Veröffentlicht: 09.01.2008 - Letzte Änderung: 25.07.2023