Reizhusten

Synonyme im weiteren Sinne

Hustenreiz, Tussis, Reizhusten
engl.: to cough

Trockener Reizhusten

Der trockene Reizhusten ist dadurch charakterisiert, dass der Patient keinen Schleim beim Husten aus der Lunge herausbefördert (unproduktiver Husten). Der Husten klingt wesentlich härter als der produktive Husten und wird von den Patienten auch schmerzhafter empfunden. Ursachen des Reizhustens sind Reizungen und Entzündungen der unteren Atemwege z.B. durch Fremdkörper, die eingeatmet wurden (vor allem bei Kindern) und durch Tumoren (z.B. Bronchialkarzinom). Auch Schadstoffe, wie z.B. Staub, Gase oder Chemikaliendämpfe können zu trockenem Reizhusten führen.

Neben den Entzündungen der unteren Atemwege können auch einige Erkrankungen der oberen Atemwege trockenen Reizhusten auslösen. Bei einer Kehlkopfentzündung (Laryngitis), Entzündung der Luftröhre (Tracheitis) und Entzündung der Bronchialschleimhaut (Bronchitis) kann es ebenfalls zu trockenem Reizhusten kommen.

Auch Reizungen der Nasenschleimhaut, des Rachens, der Gehörgänge und der Nasennebenhöhlen können zu trockenem Reizhusten führen. Dies findet man vor allem bei Patienten mit einem sehr empfindlichen Nervus vagus, der Reizungen in lungenfernen Geweben zeitweise auch als Husten wiederspiegeln kann. Typisch ist z.B. auch bei manchen Patienten das Husten nach dem Essen von Eis, das ebenfalls durch diesen Effekt zustande kommt. Manche Medikamente, wie z.B. die sogenannten ACE-Hemmer verursachen neben der gewollten Wirkung der Blutdrucksenkung auch einen Reizhusten.
Auch bei Medikamenten, die den Wirkstoff Acetylcysteinsäure beinhalten (Aspirin) können trockenen Reizhusten auslösen.

Im Falle von durch Medikamente hervorgerufenem Husten muss in Erwägung gezogen werden das entsprechende Medikament umzustellen bzw. abzusetzen. Auch kann es vorkommen, dass kleinere Lungenembolien oder aber ein sogenannter Pneumothorax, bei dem sich die Lunge vom Brustkorb ablöst und zusammenschnurrt als einziges Symptom trockenen Reizhusten hervorruft. Aus diesem Grund muss diesem Symptom auf jeden Fall immer nachgegangen werden, wenn die Ursache des Hustens nicht bekannt ist. Beim klassischen Bild des Asthma bronchiale kommt es ebenfalls u.a. zum trockenen Reizhusten.

Nächtlicher Reizhusten

Reizhusten kann die Nachtruhe in großen Ausmaß stören. Das Einschlafen dauert viel länger, weil das trockene Jucken im Hals immer wieder zu Hustenattacken führt. Oder man wird nachts wach, weil man eine Hustenattacke bekommt. Generell gilt, dass es einfache Tricks gibt, die dem Reizhusten Abhilfe schaffen können und unter „Reizhusten Hausmittel“ beschrieben sind.

Vor dem Schlafengehen ein Glas heiße Milch mit Honig beruhigt die gereizte Schleimhaut der Atemwege und erleichtert das Einschlafen. Kinder unter einem Jahr sollten noch keinen Honig essen, die Milch kann dann ohne Honig getrunken werden. Wer keine Milch mag, greift zu einer Tasse frischem Malven- oder Eibischtee vor dem Zubettgehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Kratzen im Hals

Weitere Tricks können den Reizhusten auch während der Nacht soweit bessern, dass ein relativ erholsamer Schlaf möglich ist. Warme und trockene Raumluft ist eine häufige Ursache für Reizhusten und sollte deshalb vermieden werden. Vor dem Schlafengehen ausgiebig zu lüften, ein Luftbefeuchter oder ganz einfach ein feuchtes Handtuch auf der Heizung und eine Raumtemperatur um die 18° Celsius schaffen Abhilfe.

Empfehlenswert ist ebenfalls, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen, da ein erhöhter Oberkörper die Atmung erheblich erleichtert und somit den Hustenattacken vorgebeugt wird.

Versagen die Hausmittel, kann in der Apotheke ein hustenstillendes Medikament rezeptfrei erworben werden.

Nächtlicher Reizhusten kann auch das Symptom einer anderen Erkrankung sein und sollte bei längerer Dauer ärztlich abgeklärt werden.

Lesen Sie auch den Artikel: Der nächtliche Husten.

Reizhusten nach einer Erkältung

Gerade nach einer Erkältung, die durch Viren ausgelöst wurde, ist es recht häufig, dass der trockene Husten ohne Auswurf noch mehrere Wochen bestehen bleibt.

Bei einem akuten Infekt der oberen Atemwege, zu denen Nase, Mund und Rachen zählen, wird die Schleimhaut der betroffenen Bereiche gereizt, sie ist deshalb entzündet und gerötet. Folge ist ein trockener Reizhusten.

Bei einem Infekt der unteren Atemwege kommt es häufiger zu einem verschleimten Husten, da die Krankheitserreger von unten nach oben transportiert werden müssen, um ihren Weg aus dem Körper zu finden.

Ist die Erkältung oder die Bronchitis vorbei, hält sich trotzdem in vielen Fällen ein hartnäckiger trockener Reizhusten, der auf immer noch gereizte Schleimhäute zurückzuführen ist. Abhilfe schaffen Hustenpastillen, die die Schleimhaut feucht halten oder Inhalationen mit heißem Wasserdampf oder Emser Salzen.

Sollte sich der trockene Reizhusten nach einer Erkältung über mehrere Wochen halten, ohne dass eine Besserung eintritt, sollte beim Arzt abgeklärt werden, ob eine andere Ursache als die Erkältung hinter dem Reizhusten steckt.

Reizhusten durch eine Allergie

Ein durch eine Allergie ausgelöster Reizhusten ist dann anzunehmen, wenn zusätzlich zu dem Reizhusten innerhalb kurzer Zeit Quaddeln am Körper auftreten, die Nase läuft und die Augen tränen. Im schlimmsten Fall kann die allergische Reaktion zur bedrohlichen Atemnot führen, wenn sich die Atemwege verkrampfen.

Wichtig ist im Falle einer Allergie die Gabe von Antihistamin-Präparaten, die Histamin vom Histamin-Rezeptor verdrängen. Histamin ist einer der Hauptbotenstoffe der allergischen Reaktion. Reizhusten wird häufig durch Nahrungsmittelallergien, Allergien gegen Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze sowie durch allergisches Asthma ausgelöst. Der Reizhusten ist immer dann besonders schlimm, wenn der Patient gerade dem Stoff ausgesetzt ist, auf den er allergisch ist.

Der bereits oben beschriebene Reizhusten durch ACE-Hemmer ist eine pseudoallergische Reaktion, die nicht durch Histamin, sondern durch andere Botenstoffe vermittelt wird.

Reizhusten in der Schwangerschaft und Stillzeit

Viele Schwangere sind aus gutem Grund besonders vorsichtig, wenn es darum geht, Medikamente in der Schwangerschaft einzunehmen.
Altbewährte Hausmittel gegen Reizhusten stellen aber auch in der Schwangerschaft kein Problem dar: Schwangere sollten den Hals warm einpacken, warme Brustwickel anwenden und mehrmals täglich inhalieren, um die gereizten Schleimhäute möglichst feucht zu halten.

Weitere Info's finden Sie hier: Brustwickel

Eibisch und Thymian schaffen Abhilfe, eingenommen werden können sie als Tee oder als Lutschtabletten. Die üblichen Mengen schaden dem ungeborenen Kind nicht. Auch eine heiße Zitrone oder das Glas heiße Milch mit Honig sind völlig unbedenklich.
Allerdings sollten hustenstillende Medikamente nur nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden. Die Einnahme sollte zurückhaltend und nur für kurze Zeit geschehen.

Die Sorge, das ungeborene Kind werde durch den ständigen Husten regelrecht durchgeschüttelt, ist unbegründet. Das Fruchtwasser fängt die Hustenstöße ab und mildert die Bewegungen deutlich.

Für stillende Mütter gelten bei Reizhusten die gleichen Regeln wie in der Zeit der Schwangerschaft: Auch in der Stillzeit kann auf die üblichen Hausmittel und Lutschtabletten zurückgegriffen werden, hustenstillende Medikamente sollten aber nur nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Reizhusten beim Baby

Beim Baby kann Reizhusten als Symptom während oder nach einer viralen Infektion der Atemwege auftreten. Virale Infekte bei Babies und Kleinkindern können bis zu sechs Mal jährlich auftreten. Abhilfe schaffen hier einige Hausmittel: Ein feuchtes Tuch auf der Heizung oder ein Topf heißes Wasser an unerreichbarer Stelle im Kinderzimmer befeuchten die Luft und somit die Atemwege.

Ebenfalls häufig tritt ein Reizhusten beim Baby als Reaktion des Körpers auf schädlichen Tabakrauch auf. Wohnungen, in denen ein Baby aufwächst, sollten deshalb unbedingt rauchfrei sein.

Aber auch verschiedene andere Krankheiten kommen als Auslöser in Betracht. Vor allem nicht immune Säuglinge erkranken an Pertussis, dem Keuchhusten. Eine Impfung ist ab dem 2. Lebensmonat möglich und wird dringend empfohlen. Keuchhusten beginnt mit dem etwa zweiwöchigen Stadium catarrhale: Husten, Schnupfen, subfebrile Temperaturen und Bindehautentzündungen erzeugen den Eindruck einer ganz normalen Erkältung. Im anschließenden Stadium convulsium, das bis zu vier Wochen dauern kann erleiden die Kinder schwere Anfälle mit Stakkato-Husten, Blaufärbung der Haut und kurzen Atemstillständen. Gerade bei sehr jungen Säuglingen können die Hustenattacken fehlen. In der letzten Phase der Pertussis-Erkrankung klingen die Hustenanfälle ab. Die Hustenanfälle bei Keuchhusten sind durch einen Mundspatel im Rachenbereich auslösbar. Therapiert wird mit Antibiotika.

Die Bronchiolitis ist ein Virusinfekt der Bronchiolen, der nahezu nur bei Säuglingen vorkommt. Typische Kennzeichen sind Hustenanfälle mit Luftnot, die durch Einziehungen an den Nasenflügeln und zwischen den Rippen zu erkennen ist.

Ein Hustenanfall kann auch ein Anzeichen für einen absoluten Notfall sein, vielleicht hat ihr Baby etwas verschluckt, das nun die Atmung behindert.

Lesen Sie mehr zum Thema: Husten beim Baby

Therapie

Reizhusten ist eine sehr nervenaufreibende Angelegenheit und kann erhebliche Einschränkungen im Alltag mit sich bringen.
Reizhusten kann eine Reaktion des Körpers auf Medikamente oder zu trockene Heizungsluft im Winter sein, aber auch im Rahmen einer einfachen Erkältung auftreten. In allen Fällen empfiehlt es sich, die unter „Reizhusten Hausmittel“ genannten Hausmittel auszuprobieren, um eine Besserung des Reizhustens zu erreichen.

Sollte der Reizhusten auch nach mehreren Wochen nicht verschwinden, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Denn Reizhusten kann das Symptom einer anderen Erkrankung sein und auf eine chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzünsung) oder eine Refluxkrankheit hinweisen.

Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist Dauerhusten ein häufiges Symptom für das „cough variant asthma“, eine Asthma-Erkrankung, die sich weniger durch anfallsartige Luftnot als durch Dauerhusten äußert.

Auch wenn man den Verdacht hat, dass der Reizhusten eine Reaktion auf ein regelmäßig eingenommenes Medikament ist, sollte mit einem Arzt besprochen werden, ob man das Medikament absetzen oder durch ein anderes Medikament ersetzen kann. Medikamente sollten keinesfalls eigenmächtig abgesetzt werden. ACE-Hemmer und Betablocker, bestimmte Medikamentengruppen gegen Bluthochdruck verursachen relativ häufig Reizhusten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente gegen Husten und Hustenstiller

Hausmittel

Trockener Reizhusten kann sehr störend sein und nachts den Schlaf rauben.
Verschiedene Hausmittel haben sich dabei bewährt, Besserung beim Reizhusten zu verschaffen.

Wenn das Kratzen im Hals beginnt und man bereits merkt, dass „da etwas im Gange ist“ sollte man den Hals auf jeden Fall warmhalten.
Die meisten Betroffenen ziehen ganz von selbst einen dicken Schal an, wenn sie erste Symptome eines beginnenden Reizhustens bemerken.
Wärme hilft aber nicht nur dem Hals, sondern auch dem gesamten Oberkörper.
Eine Wärmflasche oder warme Kartoffelwickel um die Brust helfen bei Reizhusten.

Wichtig ist es außerdem, den Hals feucht zu halten. Viel trinken ist also angesagt! Am besten eignen sich bei Reizhusten Früchte- und Kräutertees.
Kamille wirkt gegen Entzündungen der Schleimhaut. Besonders empfehlenswerte Teesorten sind Huflattich, Malve und Eibisch, die den Hustenreflex bremsen.
Zwischendurch helfen Hustenbonbons oder Hustenpastillen aus der Apotheke, die die Schleimhaut im Rachenbereich beruhigen und so dem Hustenreflex entgegenwirken.

Leidet man unter Reizhusten, sollte man einen Aufenthalt in Räumen mit Ventilatoren oder einer Klimaanlage meiden. Ventilatoren und Klimaanlagen trocknen die Luft aus, die dann wiederum die Schleimhäute austrocknet, die gerade bei Reizhusten besondere Feuchtigkeit brauchen.

Um der angegriffenen Schleimhaut Feuchtigkeit zu geben, kann man bei trockenem Reizhusten mehrmals täglich für etwa zehn Minuten inhalieren.
Dazu einfach heißes Wasser in eine Schüssel geben und beispielsweise mit Kamille versetzen (zwei Teebeutel eignen sich ebenfalls hervorragend). Dann den Kopf über die Schüssel beugen und ein Handtuch über den Kopf legen, damit möglichst viel heißer Dampf auch in den Atemwegen ankommt.
Kinder sollte man niemals unbeaufsichtigt inhalieren lassen!

Ein alter Tipp ist der selbstgekochte Zwiebelsirup: Eine klein geschnittene Zwiebel mit etwas Honig und Wasser für ein paar Minuten aufkochen und danach etwa drei Stunden ziehen lassen.
Der Zwiebelsirup beruhigt die Schleimhäute. Mehrmals täglich kann jeweils ein Esslöffel eingenommen werden.

Der Klassiker vor dem Zubettgehen ist natürlich ein Glas heiße Milch mit Honig, das den Hustenreflex soweit bremst, dass man besser schlafen kann.
Die Wärme beruhigt und der Honig legt sich wie eine Art Schutzfilm auf die gereizten Schleimhäute und beruhigt zusätzlich.
Kinder unter einem Jahr sollten keinen Honig essen, weil ihre Darmflora noch nicht ausreichend entwickelt ist, um die eventuell enthaltenen Keime, die für ältere Kinder und Erwachsene unbedenklich sind, abzutöten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Hausmittel gegen Husten

Homöopathie und Globuli

Verschiedene homöopathische Arzneimittel können bei Reizhusten gegeben werden. Die häufigsten sind Aralia racemosa, Conium, Drosera und Hyoscyamus.

Aralia enthält ätherische Öle und wird bei Erkältungen und Reizhusten in niedriger Potenzierung eingesetzt, beispielsweise Tabletten D3.

Conium, der gefleckte Schierling, wird bei Personen eingesetzt, die vor allem über nächtlichen Reizhusten klagen. Es eignen sich Tabletten mit der Potenzierung D6.

Drosera ist eine Heilpflanze, die umgangssprachlich Sonnentau genannt und von Homöopathen bei begleitender depressiver Verstimmung eingesetzt wird.

Hyoscyamus, das Bilsenkraut, wird bei verschiedenen Reiz- und Erregungszuständen gegeben, bei Reizhusten üblicherweise in der Potenz C9.

Bei fieberhaften Infekten mit trockenem Reizhusten kann Belladonna gegeben werden. Käuflich zu erwerben sind auch so genannte Komplexmittel, die verschiedene homöopathische Stoffe unterschiedlicher Potenzierung enthalten und über den Zeitraum der Symptome mehrmals täglich in fester Dosierung gegeben werden.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.11.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023