Skidaumen

Definition

Beim Skidaumen handelt es sich meist um einen schmerzhafte Bandverletzung. Hierbei kommt es meist zu einer vollständigen Riss des Seitenbandes (med. Ligamentum ulnare oder ulnarens Kollateralband) am Daumengrundgelenk. Dabei kann das Band an verschiedenen stellen Reißen. Medizinisch unterscheidet man drei Lokalisationen:

  • entweder mittig (med. interligamentär)
  • basisnah (hierunter versteht man zum das Ende des Bandes Richtung Handgelenk)
  • oder distal (hierunter versteht man Richtung des Daumens).

Teilweise kann die Bandverletzung mit einer knöchernen Absplitterung (med. knöcherner Ausriss) kombiniert sein.

Gelegentlich kommt es lediglich zu einer Verstauchung mit einem Bandanriss bzw. einer Dehnung.

Synonyme

  • Bandverletzung am Daumengrundgelenk
  • Ruptur des ulnaren Kollateralbandes
  • Ruptur des Ligamentum collaterale ulnare
  • Daumen Schmerzen

Ursache

Die Ursache ist häufig eine gewaltsame Abspreizung (Radialduktion im Daumengrundgelenk) des Daumens. Dieses kann infolge eines Sturzes beim Skifahren oder durch diverse andere Sportarten entstehen.

Zu den häufigsten Ursachen zählen Stürze beim Skifahren, z.B. durch Hängenbleiben des Daumens in der Schlaufe des Skistockes. Aber auch Anprallverletzungen bei Ballsportarten können häufig zu dieser Verletzung führen.

Sie haben konkret Schmerzen am Daumen?

Anatomie

Das Daumenseitenband (ulnare Kollateralband) verläuft an der Daumeninnenseite, also medizinisch gesehen auf der Kleinfingerseite des Daumens.
Für medizinisch Interessierte verlauft das ulnare Kollateralband von der dorsoulnaren Seite des Metacarpale-I-Köpfchen nach unten und setzt ulnarseitig an der Basis der Grundphalanx an.

Das ulnare Kollateralband dient der Stabilisierung des Daumengrundgelenkes und ist Voraussetzung dafür, dass feine Bewegungsabläufe wie das Halten von Gegenständen oder festes Zugreifen ermöglicht wird.

Symptome und Diagnostik

Die Verletzung ist oft durch ein Knacken im Daumen beim Unfall spürbar bzw. hörbar. Es zeigen sich kurze Zeit später sowohl eine deutliche Schwellung mit einem Bluterguss (Hämatom) als auch eine Schwellung im Bereich des Daumengrundgelenkes
Außerdem tritt eine bei der klinischen Untersuchung feststellbare erhöhte Aufklappbarkeit (Zeichen der Instabilität) des Daumengrundgelenkes auf, da eine Stabilisation durch das Band fehlt. Darüber hinaus kommt es zu einer schmerzhaften Einschränkung der Greiffunktion.

Aufgrund der nach dem Unfall auftretenden Schmerzen ist eine Diagnose durch eine klinische Untersuchung nicht immer sicher zu stellen. Daher sollte nach Ruhigstellung eine erneute Untersuchung stattfinden.
Hierzu ist ein Seitenvergleich zur Bewegungsprüfung zu empfehlen, da eine große Varianz in der Beweglichkeit des Daumengrundgelenks auftritt. Zum Ausschluss eines knöchernen Ausrisses muss eine Röntgenbild des Daumens erfolgen, ggf. gehaltene Aufnahmen zum Seitenvergleich durchgeführt werden.

Nach wenigen Tagen können sich die Symptome auch ohne Behandlung scheinbar verbessern. Trotzdem ist dringend angeraten, einen Facharzt für Orthopädie aufzusuchen.

Bleibt der Skidaumen unbehandelt, kommt es durch das ständige Reiben am Gelenkknorpel zu einem Verschleiß des Daumengrundgelenkes (Gelenkarthrose). Die sich dadurch möglicherweise entwickelnden Schmerzen können dazu führen, dass sich das Daumengrundgelenk versteift und Fehlstellungen, die sich möglicherweise entwickeln, bestehen bleiben.

Hier finden Sie weitere mögliche Ursachen für

Klinische Einteilung

Beim Skidaumen sind vier Stadien zu unterscheiden:

  1. Verstauchung mit kleineren Faserrissen des Bandes. Man sprich auch von einer Distorsion
  2. Kompletter Bänderriss (Bandruptur)
  3. Knöcherner Bandausriss
  4. Auskugeln (Luxation) im Daumengrundgelenk

Komplikation

Bei einer Form des Skidaumens kann der ein Teil des Bandrestes gegen den Rand einer Sehnenplatte (Sehnenaponeurose des M.adductor pollicis) schlagen. Man spricht hier von der sogenannten Sterner-Läsion. Bei dieser Verletzungsform ist eine anatomische Ausheilung nicht mehr möglich, da sich die Bandreste nicht mehr nähern können. Die Folge ist die Entstehung einer chronischen Instabilität.

Therapie

Man unterscheidet grundsätzlich die Therapie bei der akuten Verletzung von der Therapie bei chronischer Instabilität.
Bei der akuten Verletzung gibt es die Möglichkeit konservativ oder operativ vorzugehen. Für die Entscheidung, welche Therapieoption man wählt gibt es keine sicheren diagnostischen Merkmale. Allgemein gilt bei leicht gebeugtem Gelenk eine Aufklappbarkeit von 35° als OP-Indikation.
Aus der klinischen Erfahrung heraus, muss kaum ein Skidaumen operativ behandelt werden.

Wählt man die konservative Vorgehensweise wird der Daumen in einem Daumen-Unterarmgips für 3 Wochen ruhiggestellt. Nach 3 Wochen beginnt man mit der vorsichtigen Mobilisation. Nach zwei weiteren Wochen steigert man stetig die Belastung. Nach 10-12 Wochen sollte die volle Belastbarkeit des Daumens wieder hergestellt sein. Alternativ kann die Verletzung auch in einem Tape-Verband oder eine Daumenschiene ruhiggestellt werden.
Die Daumenschiene ist in den meisten Fällen, die von Dr. Nicolas Gumpert favorisierte Methode der Therapie.

Wird die Indikation zur Operation gestellt stehen je nach Art des Risses verschiedene Verfahren zur Auswahl. Zum einen können die Bandenden genäht werden, aber auch eine Versorgung über eine spezielle Drahtnaht ist möglich. Liegt ein knöcherner Ausriss vor wird dieser mit speziellen Drähten refixiert.

Nach der Operation wird der Daumen für 6 Wochen ruhiggestellt. Nach dieser Zeit beginnt die krankengymnastische Übungsbehandlung um die normale Gelenkfunktion wieder herzustellen.

Liegt eine chronische Instabilität vor, wird meist eine Bandplastik durchgeführt. Dazu wird häufig die Palmaris-longus-Sehne verwendet. Besteht weiterhin eine Instabilität im Gelenk oder entwickelt sich eine posttraumatische Arthrose (Arthrose als Unfallfolge), so wird das Daumengrundgelenk versteift, da Stabilität für die gute Funktion des Gelenkes entscheidend ist.

Prognose

Wird das Band exakt adaptiert und genäht oder nach der Verletzung direkt und konsequent hat der Skidaumen eine gute Prognose.

Bei der Bandplastik kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen oder die Instabilität kann weiter bestehen bleiben.

Weitere Informationen

Mehr zur Therapie des Skidaumens erfahren Sie unter unserem Thema:

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Autor: Gerret Hochholz Veröffentlicht: 17.02.2010 - Letzte Änderung: 30.03.2024