Heilung einer Steißbeinfistel

Offene und geschlossene Behandlung

Je nachdem wie die Operation der Steißbeinfistel verlief oder gemacht wurde, gestalten sich auch die Heilungschancen.
Bei den Methoden unterscheidet man grob 2 Behandlungen: die offene und geschloßene Methode.
Diese unterschiedlichen Behandlungsformen nehmen auch Einfluss auf den Heilungsverlauf.
Prinzipiell kann man sagen, dass die Operation bei Steißbeinfistel sowohl ambulant als auch stationär möglich ist, bei einer stationären Behandlung aber in der Regel das offene Verfahren gewählt wird.
Zur offenen Behandlung ist zu sagen, dass die Wunde in der Regel gut ausheilt. Normalerweise dauert der Heilungsprozess sechs bis acht Wochen.

Die Heilung kann aber auch manchmal bis zu einem halben Jahr dauern. Es kann sich also um einen langwierigen Verlauf handeln, schließlich muss hier das Gewebe aus der Tiefe wieder nach oben wachsen und die Wunde verschließen. Trotzdem bevorzugen die meisten Chirurgen/innen die offene Behandlungsmethode, da das Wiederauftreten einer Steißbeinfistel besser verhindert wird.

Bei der geschloßenen Behandlung dagegen wird die Wunde zu Ende der Operation mit Nähten geschloßen.
Gelegentlich wird dabei noch vorher Antibiotika in die Wunde gegeben, damit Infektionen vorgebeugt werden.

Bei der geschloßenen Behandlung ist es für die Wundheilung nun wichtig das Schwitzen und eine Wunddehnung an der Stelle zu verhindern. Sollte sich der Verlauf komplikationslos gestalten ist in der Regel mit einer Heilung nach 2-3 Wochen zu rechnen.
Die geschloßene Behandlung heilt so normalerweise wesentlich schneller aus als die offene Variante.
Grundsätzlich gilt bei den Operationen, dass die Fistel vollständig bis auf die Bindegewebsschicht über dem Kreuzbein entfernt wurde, dann bestehen sehr gute Heilungschancen und ein geringes Rückfallrisiko.

Ein weiterer Faktor für die Heilung und Rückbildungshäufigkeit ist es, ob es möglich war die Gesäßfalte weniger tief zu formen. Dies ist aber bei einer offenen Wundbehandlung nicht gesichert.
Denn bei der Steißbeinfistel liegt die Wunde meist in der Tiefe der Gesäßfalte. Durch das aneinander liegen der Pobacken entsteht ein geschloßenes feuchtes Milieu, welches das Bakterienwachstum begünstigt.

Zudem können Haare in die Wunde wachsen, was zu Reizung führt.
So gestaltet sich eine offene Behandlung bei Fisteln tief in der Gesäßfalte als äußerst schwierig. Es kann zudem hier zu unangenehmen Ziehungen und zu wiederholten Fisteln oberhalb und unterhalb der Wunde kommen.
Der Bereich ist durch die Lokalisation in der Gesäßfalte also sehr instabil.
Daher geht man dabei folgendermaßen vor.
Die Fistel wird hierbei asymmetrisch umschnitten, dann tief entfernt und vernäht. Die Naht erfolgt dabei so, dass die Naht nicht in der Tiefe der Gesäßfalte ist.

Dies wurde zuerst von KARYDAKIS beschrieben.
Auch versucht man die Naht möglichst seitlich zu setzen durch eine mondförmige Schnittführung. Dies nennt man Scarpa-Moon-Flap.

Eine seitliche Naht kann man zudem durch das Verwenden von Vollhautlappen oder einer KARYDAKIS-Operation mit Haut-Unterhautlappen erreichen.
Durch diese Methoden sind die Heilungschancen bei Fisteln in der tiefen Gesäßfalte deutlich besser, aber trotzdem kann es auch hier zu Infekten der Wunde und zu Wundheilungsstörungen kommen.
Bei der KARDAKIS Operation wird die Ableitung des Wundsekrets durch eine Saugpumpe (Drainage) gewährleistet.

Innerhalb der ersten 2-3 Wochen nach der Operation sollte eine strikte Schonung des Wundbereichs erfolgen.
Zwar darf schon geduscht werden, jedoch sind Schwimmen und Baden nicht erlaubt.
Die Nahtfäden sind normalerweise selbstauflösend.
Es sollte auf eine engmaschige und regelmäßige Wundversorgung geachtet werden.
Was ebenfalls wichtig für eine anständige Heilung ist, ist die Trennung der Bindegewebszüge tief in der Gesäßfalte.

Zudem sollte die Wunde vor einem Verschluß mit antibakteriellen Mitteln durchspült werden und die Fäden sollten mit einem Antibiotikum behandelt werden. Hinzu kommt das für ca. zwei Tage der Wundabfluss durch eine Saugflasche, einer Drainage garantiert werden sollte.

Ein weiterer Punkt bei der Heilung einer Steißbeinfistel ist die Therapie des Eiters und von akuten Abszessen.
Bei akuten Abszessen muss der Eiter sobald wie möglich abfließen, dies kann durch einen kleinen Schnitt mit örtlicher Betäubung erfolgen.
Zudem kann eine Behandlung mit einem Antibiotikum die Heilung verbessern.

Bei chronischen Fisteln kann dagegen die Operation besser geplant werden als bei akuten Abszessen.
Sollte es sich dagegen um eine umschriebene kleine Fistel handeln kann diese lokal mit kleinem Schnitt minimalinvasiv entfernt werden.
Dazu wird mit Hilfe eines Farbstoffes die Fistel angezeigt. Solche kleinen Defekte heilen in einigen Tagen von selbst aus. Dagegen sind bei dieser Therapie die Rückfallquoten einer erneuten Fistel höher als bei einer tiefen großen Operation.

Weitere minimalinvasive Verfahren sind die BASCOM Operation, welche auch pit picking Operation gennant wird.
Hier kann über einen kleinen Schnitt die komplette Haarwurzel, entzündliches Material, abgestorbenes Material mitentfernt werden.

Ein Abszess wird hierbei nur eröffnet, jedoch muss eine Sanierung nach 2-4 Wochen erfolgen. Die Wundheilung ist durch die kleine Wunde wesentlich besser als bei aufwändigen Operationen, die Methode kann aber nur bei gering ausgeprägten Fistelsystemen eingesetzt werden.
Beim Pit Picking Verfahren konnte man jedoch gehäuft Wundflüssigkeitsansammlungen beobachten (Serome), welche die Wundheilung beeinträchtigen.

Eine Bildung von Seromen versucht man durch eine Operation der Haut- und Unterhautlappen auf der oberflächlichen Körperfaszie (Scarpa) zu erreichen.
Diese Methode schont Blut- und Lymphgefäße und sorgt für eine bessere Wundheilung mit weniger Serombildung.
Eine Modifizierung der Pit Picking Methode erfolgt mit Lasern. Man verspricht sich davon ebenfalls eine bessere Wundheilung durch die Fistelverödung mit Hilfe des Lasers.
In der Regel ist bei der Pit Pickung Operation eine Heilung nach ca. acht Wochen erfolgt. Im Heilungsverlauf kann hierbei die Wunde leicht bluten, nässen oder gelbe Fibrinbeläge zeigen, was völlig normal ist.

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Generell gilt folgendes Prinzip
Wenn es sich um eine gutartige Erkrankung der Fistelbildung der Haut und ihrer Anhangsgebilde, aber ohne das Unterhautfettgewebe, handelt, ist eine radikale Ausschneidung der Fistel nicht nötig.

Generell gilt dass Schnitte in der Mittellinie der Gesäßfalte schlecht verheilen und außerhalb der Mittellinie tiefere Schnitte gesetzt werden können, da diese wesentlich besser verheilen.

Komplikationen der Wundheilung

Sollte der/die Chirurg/in sich für eine Operation mit Nahtverschluss entscheiden liegt die Heilungsrate normalerweise bei 80%.
Jedoch kann es bei dieser geschloßenen Behandlung dazu kommen, dass sich die Wunde entzündet und nochmal geöffnet werden muss.

Dabei empfiehlt man eine teilweise Eröffnung.
Durch die Wiedereröffnung verlängert sich dann aber die Heilungszeit wieder.

Eine andere Komplikation beim Verlauf kann eine Nachblutung sein, dabei sind dann blutstillende Therapien durchzuführen.
Sehr starke Nachblutungen treten aber sehr selten auf.

Andere schon erwähnte Komplikationen der Wundheilung sind Wundinfektionen oder eine wiederholt auftretende Steißbeinfistel.

Essentiell für die Heilung ist auch die adäquate Nachbehandlung

Nachbehandlung

Für eine gute Heilung ist eine hygienische Behandlung der Operationswunde essentiell.
Daneben ist für eine gute Wundheilung der Verzicht auf Alkohol und Nikotin anzuraten.

Bei der Nachbehandlung ist für eine gute Heilung ein Ausduschen der Wunde sinnvoll.
Dieses Ausduschen sollte mehrfach täglich erfolgen und insbesondere nach dem Stuhlgang stattfinden.
Daraufhin sollte man die Wunde 10 Minuten trocknen lassen, eine frischen Tamponade einführen und die Wunde wieder bedecken.

Der positive Effekt durch das Ausduschen kommt durch die Stimulierung der Granulierung der Wundflüssigkeit durch das Ausduschen.

Ebenfalls einen positiven Effekt auf die Heilung haben Sitzbäder.
Die Sitzbäder können ebenfalls täglich angewendet werden. Daneben gibt es auch spezielle medizinische Bäder mit Kaliumpermanganat oder Meersalz Bäder.

Die Wirkung der Bäder ergibt sich durch ihren antibakteriellen Effekt. Ein Zusatz mit Kamillenextrakt kann zudem entzündungshemmend wirken.

Eine weitere Methode um die Heilung zu beschleunigen sind Wundheilsalben, dies ist jedoch etwas umstritten.
Es gibt verschiedene Salben mit Betaisodona die man auf die Tamponaden auftragen kann.

Daneben gibt es noch Wundspüllösungen mit Wasserstoffperoxid Lösungen mit Konzentration von 3 %. Die Einwirkungszeit beträgt 5 Minuten nach dem Spülen. Die Lösungen haben eine gute antibakterielle Wirkung und schützen vor Infektionen.

Auch gibt es vorbeugende Maßnahmen, welche man schon vor der Operation anwenden kann, um die Wundheilung nach der Operation zu verbessern.

Hierzu zählt die Möglichkeit eine Behandlung für eine dauerhafte Haarentfernung durchzuführen.

Hierfür gibt es IPL oder Laser Techniken.
Dabei erfolgt eine Behandlung durch Laser- oder Xenon Licht.
Dies führt zu einer Verödung von Haaren, die sich im Wachstum befinden.

Diese Behandlung muss für gute Effektivität mehrfach vor der Operation durchgeführt werden. Durch diese Vorbehandlung ist zum einen die Reizung von Haaren in der Operationswunde verringert, und ein mögliches Rückfallrisiko zur Entstehung von neuen Fisteln wird entgegengewirkt.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.12.2014 - Letzte Änderung: 23.05.2022