Gesichtsfelduntersuchung

Was ist das Gesichtsfeld?

Das Gesichtsfeld bezeichnet die Region oder Umgebung in der das Auge Gegenstände wahrnehmen kann.
Wie weit kann der Patient also beispielsweise ohne nach oben zu schauen im oberen Sichtfeld etwas wahrnehmen? Gleiches gilt für das Sichtfeld unten, rechts, links und natürlich auch alles dazwischen (oben rechts usw.).
Die ermittelten Werte einer Gesichtsfelduntersuchung werden in Gradzahlen angegeben.

Die Mitarbeit des Patienten ist von großer Bedeutung, um repräsentative und verwertbare Ergebnisse zu erzielen.

Allgemeines

Zur Orientierung kann sich auch der Nicht - Mediziner mit ganz einfachen Mitteln einen Eindruck über das Gesichtsfeld und eben auch über dessen eventuelle Ausfälle ein Bild machen.

Dazu bedarf es lediglich eines schmalen Gegenstandes (ein Stift wäre denkbar) und einer Abdeckung eines Auges (meist hält sich der Patient einfach das Auge mit der Handfläche zu).
Auch hier - wie bei der Prüfung der Sehschärfe - wird wieder jedes Auge einzeln geprüft. Denn jedes Auge kann einen Ausfall haben, der möglicherweise durch das andere Auge kompensiert werden kann. Damit solch wichtige Details nicht übersehen werden, erfolgt die Einzelprüfung beider Augen.

Der Untersucher setzt sich dem Patienten gegenüber. Beide halten sich das jeweils gegenüberliegende Auge zu.
(Wenn der Patient sein linkes Auge abdeckt, muss der Untersucher sein rechtes Auge abdecken und umgekehrt.)
Die Tatsache, dass der Untersucher sich ebenfalls ein Auge zuhält, dient dem Vergleich.
Das Gesichtsfeld des Untersucher fungiert im laienhaften Test also als Referenzwert, um grobe Abweichungen erkennen zu können.

Nun wird ein Gegenstand – der Stift – von allen Seiten von außen in das Gesichtsfeld eingebracht. Der Patient gibt an, wann er den Gegenstand erstmals sieht. Wichtig ist dabei, dass die Augen aufeinander fixiert sind und sich nicht bewegen, sondern immer geradeaus schauen. Auch der Kopf muss absolut still gehalten werden.
Ist das Gesichtsfeld normal, sehen Arzt und Patient den Gegenstand gleichzeitig. Dieser Vorgang wird für das andere Auge wiederholt.

Mit dieser ungefähren Methode kann man schnell Ausfälle feststellen. Hier gibt es beispielsweise die Möglichkeit, dass ein Viertel oder gar eine Hälfte (rechts oder links) des Gesichtsfeldes ausgefallen ist. Auch isolierte Ausfälle kommen vor.
Beim der Erkrankung grüner Star / Glaukom zum Beispiel können auch nur mittige Teile des Sichtfeldes ausgefallen sein.

Wie ist der Ablauf?

Der Ablauf einer Gesichtsfelduntersuchung ist abhängig von der Art des Tests.
Es gibt unterschiedliche Varianten für die Untersuchung:

Bei der sogenannten Fingerperimetrie untersucht der Untersucher das Gesichtsfeld indem der Arzt seine Finger von hinten nach vorne in das Gesichtsfeld des Patienten bewegt.
Sobald der Patient diese wahrnimmt meldet sich der Patient.
So können die Grenzen des Gesichtfelds grob und schnell eingeschätzt werden.

Bei der sogenannten statischen Perimetrie sitzt der Kopf des Patienten fest in einem Gerät. Seine Augen fixieren die Mitte einer Halbkugel, in der Lichtpunkte aufleuchten. Nimmt der Patient diese in seinem Gesichtsfeld wahr, meldet er sich.
Mit dem Gerät ist es zudem möglich, die Untersuchung mit unterschiedlichen Lichtintensitäten zu messen, um so ein besseres Ergebnis zu erzielen.

Wie lange dauert die Untersuchung?

Die groborientierende fingerperimetrische Untersuchung des Gesichtsfeldes dauert nur wenige Minuten.

In der Regel dauert die statische Untersuchung des Gesichtfelds circa 15-20 Minuten.
Die Behandlung ist weder invasiv noch schmerzhaft.
Es bedarf keiner großen Vorbereitung und man muss auch nicht nüchtern sein.

Das einzige was erforderlich ist ist eine hohe Konzentration und Kooperationsbereitschaft.

Statische Perimetrie

Beim Augenarzt oder in der Augenklinik erfolgt die Messung des Gesichtsfeldes genauer: mit Hilfe einer Apparatur, die sich Perimeter nennt. Auch hier wird jedes Auge einzeln, bei still gehaltenem Kopf und geradeaus schauendem Auge, gemessen. Die Apparatur stellt sich als Halbkugel dar in deren Mitte sich ein Fixationspunkt befindet, welchen der Patient konsequent anvisieren muss. Nun wird von außen ein Lichtpunkt in die Halbkugel eingebracht. Wieder muss der Patient Bescheid geben, wenn er den Punkt erstmals wahrnimmt. Auch hier werden alle Richtungen getestet (oben, unten, rechts, links, oben links, oben rechts usw.). So lassen sich präzise mit genauen Gradangaben die Ausmaße und eventuelle Ausfälle feststellen.

Als physiologischen Befund wird der „blinde Fleck“ bezeichnet. Dieser ist ganz normal und bei Jedem vorhanden. Hierbei handelt es sich um die Austrittsstelle der Sehnerven am hinteren Pol des Auges.
Hier befinden sich keine Sehzellen. Im Alltag fällt uns der „blinde Fleck“ nicht auf und beeinträchtigt uns in keinster Weise.

Wie erfolgt die Auswertung?

Die Auswertung einer Gesichtsfelduntersuchung obliegt einem Augenarzt oder spezialisierten Optiker.
Die Untersuchung liefert eine Reihe von Daten und Diagrammen. Mit Hilfe dieser Daten kann der Arzt nun feststellen, in welchem Bereich ein Gesichtsfeldausfall besteht und so auf mögliche Ursachen schließen.

In der Regel sieht man in den Graphiken 2 Kreuze, die die beiden Augen darstellen.
Um die Kreuze herum werden Punkte o.Ä. eingetragen, um das Gesichtsfeld darstellen zu können.
Im Optimalfall sollte auf beiden Seiten am Ende eine circa kreisrunde Form entstehen.

Physiologisch ist das Gesichtsfeld nach außen weiter als nach innen, da auf der Innenseite beider Augen die Nase das Gesichtsfeld einschränkt.
Besteht nun eine Erkrankung, die zu Gesichtsfeldausfällen oder Ähnlichem führt, kann man dies anhand von fehlenden Eintragungen in dem Diagramm sehen.

Durch Interpretation dieser Ausfälle kann man nun auf die Vollständigkeit des Gesichtsfeldes schließen, aber auch auf Größe und Ort von dunklen Flecken, sogenannter Skotome.
Anschließend können weitere Ursachen für die genaue Diagnose präzisiert werden.

Mögliche Ergebnisse

Ausfälle im Gesichtsfeld bezeichnet man als Skotome. Es gibt verschiedene Arten von Skotomen.

Die Ausfälle können zentral an der Stelle des schärfsten Sehens liegen und somit die Sehschärfe beeinträchtigen, oder außerhalb des Zentrums liegen.

Auch komplette Ausfälle kommen vor. Es können Viertel oder gar Hälften des Gesichtsfeldes ausgefallen sein.

Was ist zu tun, wenn das Ergebnis schlecht ist?

Bei einem schlechten Ergebnis werden in der Regel weitere Untersuchungen unternommen.

Oftmals klagen Patienten über dunkle Flecken beim Sehen, sodass ein schlechtes Ergebnis nicht überraschend ist.
Andersrum kommt es bei gesunden Patienten relativ selten zu Auffälligkeiten im Gesichtsfeld.

Durch die Untersuchung kann der Arzt nun etwas genauer sagen, wo die Ursache liegen könnte und demnach spezifischere Untersuchungen durchführen.
In manchen Fällen erfolgt beispielsweise anschließend eine CT-Aufnahme des Kopfes.

Wie hoch sind die Kosten?

Die Kosten einer Gesichtsfelduntersuchung hängen von der Grunderkrankung und der Versicherung ab.
Bei einigen Patienten mit nachgewiesenen Sehstörungen oder Augenerkrankungen, wird die Untersuchung von der Krankenkasse, sowohl gesetzlich als auch privat, übernommen und ist somit für den Patienten kostenfrei.

Auch bei unterschiedlichen Berufsgruppen, die sich regelmäßigen Augenuntersuchungen unterziehen müssen, ist die Untersuchung häufig kostenfrei.
Hierunter fallen beispielsweise Piloten oder Kraftfahrer.

Möchte man aus anderen Gründen eine Gesichtsfelduntersuchung durchführen, kostet diese in der Regel nicht mehr als 15-20€.

Trägt das die Krankenkasse?

In den meisten Fällen werden die Kosten einer durchgeführten Gesichtsfelduntersuchung von den Krankenkassen übernommen.
Grund für eine Kostenübernahme kann zum Beispiel eine bestehende Augenerkrankung sein, die häufige Kontrolluntersuchungen bedarf.

Oftmals ist die Kostenübernahme jedoch auch abhängig davon, ob man gesetzlich oder privat versichert ist.
Zur Sicherheit sollten Sie sich bei Ihrer Krankenkasse über eine Kostenübernahme informieren.

Bei gesetzlichen Krankenkassen gilt die Behandlung häufig nur als IGeL Leistung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.08.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021