Winterdepression

Definition

Viele Menschen kennen das unbestimmbare Gefühl, welches der nahende Winter in einem auslösen kann. Der Gedanke an lange, kalte Nächte und kurze Tage ist hierbei alles andere als erfreulich. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Menschen, die in den Monaten November bis Februar Jahr für Jahr seelisch erkranken. Ein solches Phänomen kann sowohl junge als auch ältere Menschen betreffen und wird allgemein als Winterdepression bezeichnet. Aufgrund der Monate, in denen eine solche Störung auftreten kann, müsste Sie richtigerweise eigentlich Herbst-Winter-Depression heißen. Dies kann alternativ als Bezeichnung verwendet werden. Andere Bezeichnungen sind z.B. Saisonale Depression, Saisonal abhängige Depression oder auch abgekürzt SAD.

Es ist bereits seit vielen hundert Jahren bekannt, dass es bei vielen Menschen in der „dunklen Jahreszeit“ zu einem deutlichen Abfall der Stimmung, aber auch der Leistungsfähigkeit kommen kann. Der Alltag wird als trist erlebt und man möchte am liebsten den ganzen Tag im Bett verbringen.

Vorkommen und Verbreitung

Es gibt recht wenige verlässliche Daten darüber, wie viele Menschen letztendlich an einer Winterdepression leiden. Schätzungen besagen, dass etwa 10% der deutschen Bevölkerung regelmäßig Symptome der Störung aufweisen. Frauen sind typischerweise 3-4-mal häufiger betroffen als Männer.

Die Winterdepression kann in jedem Lebensalter auftreten. Es scheint jedoch ein vermehrtes Vorkommen um das 3. Lebensjahrzehnt zu geben. Auch gibt es Hinweise darauf, dass Patienten, bei denen im Erwachsenenalter eine Winterdepression diagnostiziert wird, bereits im Kindesalter erste Symptome aufzeigten.

Beobachtet wurde außerdem, dass bei den Eltern von Patienten mit einer Winterdepression häufig ebenfalls schon depressive Symptome vorlagen, so dass diskutiert wird, ob bei einer Winterdepression auch erbliche Komponenten eine Rolle spielen. 

Die typischen Monate, in denen eine Winterdepression ausbrechen kann, liegen zwischen Anfang Oktober bis zum Ende des Februars.

Symptome

Die typischen Symptome, die im Rahmen der Störung auftreten können, sind:

  • Traurigkeit bzw. Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung
  • Müdigkeit und verlängerte Schlafdauer
  • Sozialer Rückzug
  • Vermehrtes Hungergefühl
  • Reizbarkeit
  • „Lust“-losigkeit (Störungen der Libido)

Traurigkeit bzw. Niedergeschlagenheit:
Patienten berichten häufig, dass es ihnen sehr schwer fällt, sich über Dinge zu freuen, die ihnen sonst eigentlich immer Freude bereitet haben.
Hobbys oder andere angenehme Aktivitäten werden eher als lästig oder anstrengend, denn als angenehm empfunden. Auch werden betroffene Personen häufig von einer großen Perspektivlosigkeit und von Zukunftsängsten gequält.

Müdigkeit:
Im Gegensatz zur nicht-saisonabhängigen Depression, bei der Patienten häufig an massiven Schlafstörungen leiden, ist das Beschwerdebild bei Patienten mit einer Winterdepression häufig durch eine dauerhafte Müdigkeit geprägt.
Erschwerend kommt bei diesem Punkt hinzu, dass der vermehrte Schlaf von den Patienten häufig nicht als erholsam erlebt wird.

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Sozialer Rückzug:
Es fällt Patienten immer schwerer, ihren sozialen Aufgaben nachzukommen. Hierunter fallen z.B. Verpflichtungen beruflicher, aber auch familiärer Art. Patienten haben häufig schlicht keinen Antrieb mehr, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, um dort ihren Alltag zu bestreiten. Nicht selten versuchen sie aber bis zuletzt, bei der Arbeit als „normal“ zu erscheinen, aus Angst vor möglichen negativen Konsequenzen.

Vermehrtes Hungergefühl:
Auch dieser Punkt unterscheidet sich typischerweise von der „nicht-saisonabhängigen“ Depression. Bei dieser leiden die Patienten nämlich sehr häufig unter Appetitverlust. Im Gegensatz dazu kommt es bei der Winterdepression oft zu einem vermehrten Hungergefühl. Hierbei sind es im Besonderen Süßigkeiten oder auch schnell verwertbare Kohlenhydrate, die bevorzugt gegessen werden.
Ein solches Essverhalten hat somit nicht selten eine deutliche Gewichtszunahme zur Folge, welche von den Patienten wiederum als sehr belastend erlebt wird.

Reizbarkeit:
Vereinfacht ausgedrückt wird bei Patienten mit Winterdepression „das Fell“ dünner. Kleinigkeiten (Lärm, Streit etc.), mit denen der Patient im Sommer noch locker umgegangen ist, können als viel belastender erlebt werden. So kann es zu Weinanfällen oder auch zu Wutausbrüchen kommen.

„Lust“-losigkeit:
Typischerweise ist bei jeder Art von depressiver Stimmungslage die sexuelle Lust bzw. Erregbarkeit deutlich erniedrigt oder sie geht sogar (für die Zeit der Depression) ganz verloren.

Diagnostik

Kriterien zur Diagnosestellung:

Viele Menschen kennen zumindest zum Teil die oben aufgeführten Symptome. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass bei jedem gleich eine Winterdepression vorliegt. Die diagnostischen Kriterien, die erfüllt sein müssen, um therapeutischerseits die Diagnose zu vergeben, besagen vielmehr:

  • Es muss einen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der o.g. Symptomatik und der Jahreszeit (Herbst oder Winter) geben.
  • Nach Ende des Winters darf keine depressive Symptomatik mehr vorliegen.
  • Die Symptome müssen an mindestens 2 aufeinanderfolgenden Jahren zur Herbst- oder Winterzeit auftreten
  • Es müssen die allgemein gültigen Kriterien einer Depression nach DSM-IV erfüllt sein. Das DSM-IV ist eine diagnostische Leitlinie, die vor allem im englischsprachigen Raum zum Einsatz kommt. Die Kriterien im einzelnen lauten:

Fünf oder mehr der unter 1 und 2 genannten Symptome müssen andauernd vorhanden sein und müssen zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit und des Funktionsniveaus führen:

  1. Depressive Stimmung oder Verlust an Interesse oder Freude
  2. Und
    • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
    • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
    • Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit
    • Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
    • Schlafstörung, Früherwachen
    • Morgentief, Tagesschwankungen der Symptome
    • Psychomotorische Hemmung oder Unruhe
    • Verminderter Appetit, Gewichtsverlust
    • Libidoverlust, sexuelle Interesselosigkeit
    • Mangelnde Reaktionen auf Erfreuliches

Außerdem zu den Kriterien zählt, dass die Mindestdauer anhaltender Symptome > 2 Wochen beträgt und die Beschwerden nicht durch eine körperliche Erkrankung oder den Gebrauch von Suchtmitteln bedingt sind.
Bipolare affektive Störungen (Manische Depression) sind ebenso abzugrenzen wie Trauerreaktionen, auch wenn die depressiven Episoden dabei ein identisches Bild zeigen.

Ergänzend kann das vorherrschende Krankheitsbild durch die Beurteilung des Schweregrades (leicht, mittel, schwer), des Vorhandenseins körperlicher oder psychotischer Symptome, von Melancholie und von wiederkehrenden oder saisonal abhängigen Verläufen genauer bezeichnet werden.In den meisten Fällen handelt es sich um einen “leichten Schweregrad”.

Ursachen

Um die Entstehung einer solchen Störung zu verstehen, bedarf es der Erklärung einiger Grundlagen: 

Jeder Mensch unterliegt einem sog. Tag-Nacht-Rhythmus (zirkadianer Rhythmus), der, vereinfacht ausgedrückt, dafür sorgt, dass wir schlafen, wenn es Nacht ist und dass wir wach sind, wenn die Sonne scheint. Damit dieser Rhythmus überhaupt funktioniert, braucht es regelmäßige Zeitgeber (wie z.B. das Sonnenlicht). Verwehrt man einem Menschen solche Zeitgeber, gerät der Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Dies kann z.B. bei Gefangenen beobachtet werden, die Tage und Nächte in ständiger Dunkelheit leben. Auch ein exzessives Nacht- und Discoleben kann zu einer Veränderung im Tag-Nacht Rhythmus führen.

Wenn im Winter die Nächte länger und die Tage kürzer werden, ändern sich die Reize für die "Einstellung" des Tag-Nacht-Rhythmus. Man nimmt an, dass es dadurch (neben anderen Veränderungen) zur einer depressiven Verstimmung kommen kann.

Verantwortlich für diese Entwicklung macht man heute eine Verminderung des sog. „Serotonins“. Serotonin, im Volksmund häufig das „Glückshormon“ genannt, ist ein sogenannter Neurotransmitter“, also ein Botenstoff, der Informationen zwischen Nervenzellen vermittelt. Man geht heutzutage davon aus, dass insbesondere das Serotonin für eine ausgeglichene Stimmungslage verantwortlich zu machen ist. Das Serotonin wird typischerweise tagsüber in das Blut abgegeben. Dafür braucht es jedoch zuvor einen Reiz, der das Gehirn auf "Tagaktivität" umstellt. Diese Signale sind im Winter durch einen geänderten und verkürzten Lichteinfall ins Auge vermindert gegeben. 

Unmittelbar mit dem Serotonin zusammenhängend, muss an dieser Stelle das sog. Melatonin, im Volksmund auch „Schlafhormon“ genannt, erwähnt werden. Dieses Melatonin sorgt natürlicherweise u.a. dafür, dass der Körper nachts in eine Tiefschlafphase kommen kann. Ein direkter Lichteinfall ins Auge (Zeitgeber Licht) sorgt nun dafür, dass am Morgen die Melatoninproduktion gestoppt und die (oben erwähnte) Serotoninproduktion und -abgabe ins Blut erhöht wird. Im Winter gibt es in unseren Breitengraden durch die langen Nächte weniger Reize, die die Melaninproduktion stoppen. So resultieren erhöhte Melatonin- und erniedrigte Serotoninwerte.

Man weiß heute, dass ein dauerhaft zu niedriger Serotoninspiegel (bzw. erhöhter Melatoninspiegel) die Wahrscheinlichkeit erhöht, depressive Symptome zu entwickeln.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Die Rolle von Serotonin/Neurotransmittern in einer Depression

Anmerkung: Warnung des Autors

Aus diesem Grunde sei an dieser Stelle ausdrücklich vor dem nicht ärztlich verordnetem Gebrauch von Melatonin-Produkten aus dem Ausland und aus Internet-Apotheken gewarnt!

Vitamin D Mangel als Ursache?

Für die meisten Menschen hat Tageslicht einen wichtigen Einfluss auf die Stimmung. Für einige ist dieser Einfluss so essentiell, dass sie eine Depression entwickeln können wenn es an Tageslicht mangelt. Der Zusammenhang von Depressionen oder der Winterdepression im Speziellen und einem Vitamin D Mangel ist und war Gegenstand zahlreicher Studien. Vitamin D wird nur dann ausreichend vom Körper produziert, wenn ihm genug Tageslicht zur Verfügung steht. Ist dies nicht der Fall, kann es zu einem Vitamin D Mangel kommen. Dieser führt zu Symptomen wie erhöhter Knochenbrüchigkeit und Knochenschmerzen. Der gemeinsame Nenner von Winterdepression und Vitamin D Mangel scheint also der Mangel an Tageslicht zu sein. Einige Studien ergaben Hinweise darauf, dass eigentlich der Mangel an Vitamin D der wiederum durch den Mangel an Licht in den Wintermonaten entsteht ein ursächlicher Faktor in der Entstehung einer Winterdepression sein könnte. In mehreren Studien wurde bei Patienten mit einer Depression ein zu niedriger Vitamin D Spiegel gefunden. Auch wurde in einer Studie der Effekt einer Lichttherapie mit dem der Vitamin D Substitution bei depressiven Patienten verglichen. In diesen Studien hatte die Gabe von Vitamin D einen stärkeren Effekt. Andere Studien konnten keinen sicheren Zusammenhang zwischen Vitamin D und Depressionen feststellen. Dementsprechend gibt es bisher keine Empfehlungen zur regulären Vitamin D Substitution bei depressiven Patienten. Es besteht die Möglichkeit, bei Patienten die an einer Winterdepression leiden den Vitamin D Spiegel zu bestimmen. Ist dieser zu niedrig, so kann eine Substitutionstherapie mit Vitamin D begonnen werden. Es sollte jedoch noch erwähnt werden, dass bei gesunden Menschen die regelmäßig an die frische Luft kommen ein Vitamin D Mangel eher selten auftritt. Deutlich häufiger ist er bei älteren Leuten (oder jungen Leuten die tagsüber vor allem am Computer sitzen) zu finden, die an Haus oder Wohnung gebunden sind und kaum noch ins Freie kommen. Auch Menschen die dauerhaft nachts arbeiten und tagsüber schlafen können ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin D Mangel haben.

Lesen Sie mehr zum Thema: Welche Rolle spielen Vitamine bei einer Depression?

Gibt es eine Winterdepression auch im Sommer?

Nein. Eine Winterdepression tritt definitionsgemäß im Winter auf. Wie oben bereits beschrieben geht man davon aus, dass der Mangel an Tageslicht eine größere Rolle spielt. Die saisonale Depression kann immer wiederkehren, sie tritt aber nicht im Sommer auf. Tritt eine Depression, die bisher immer nur in den Wintermonaten aufgetreten ist auch im Sommer auf, kann man definitionsgemäß nicht mehr von einer saisonalen Depression oder Winterdepression sprechen.

Differentialdiagnosen

Es gibt nicht wenige Krankheiten, bei denen ebenfalls (zumindest teilweise) die oben aufgeführte Symptomatik auftreten kann. Typischerweise ist hierbei zu denken an:

  • Depressive Episode (siehe auch Thema Depression)
  • Schizophrenie (siehe auch Thema Schizophrenie)
  • Körperliche Erkrankungen (z. B. Blutarmut, Erkrankungen der Schilddrüse, Infektionen etc.). Diese Art von Erkrankungen ist jedoch häufig mit Hilfe von körperlichen und Blutuntersuchungen festzustellen und zu behandeln.

Therapie

Wie bei vielen Krankheiten auch bestimmen vor allem die Symptome und ihre Intensität die Therapie.

Ausgehend von den Ursachen einer Winterdepression ist es jedoch vor allen Dingen die Lichtzufuhr (Lichttherapie), die am Beginn einer Behandlung stehen sollte. Falls dies nicht ausreichen sollte, muss mit dem Patienten über eine medikamentöse antidepressive Behandlung gesprochen werden (siehe auch hier das Thema Antidepressiva). 

Mehr hierzu lesen Sie unter: Wie kann man eine Depression überwinden?

Medikamente gegen Winterdepression

Je nach Schwere der Depression kann eine medikamentöse Behandlung notwendig werden. Hierzu stehen verschieden Wirkstoffe zur Auswahl. Die Bedeutung von Vitamin D wurde bereits im vorigen Abschnitt erläutert. Aktuell gibt es noch keine ausreichenden Hinweise darauf, dass Vitamin D einen positiven Effekt in der Behandlung von Depressionen hat, sodass es noch nicht als Standardtherapie empfohlen wird. Bei Patienten, bei denen ein zu niedriger Vitamin D Spiegel vorliegt, kann jedoch eine Vitamin D Substitution als Therapieversuch erfolgen.
Liegt eine schwere oder mittelschwere Depression vor, muss in der Regel eine medikamentöse antidepressive Therapie erfolgen. Diese unterscheidet sich nicht von der medikamentösen Therapie der nicht-saisonalen Depression. Als Mittel der ersten Wahl kommen Medikamente aus der Gruppe der selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zum Einsatz. Hierzu zählen beispielsweise Citalopram, Escitalopram und Sertralin (z.B. Zoloft®). Es gibt noch andere Medikamentengruppen, die zur antidepressiven Therapie eingesetzt werden, beispielsweise die trizyklischen Antidepressiva (Amitriptylin, Opipramol), die selektiven Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (Reboxetin), die selektiven Serotonin und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (Venlafaxin, Duloxetin), die MAO-Hemmer (Moclobemid, Tranylcipromin) und die Wirkstoffe Mirtazapin und Mianserin. Welches Medikament am besten zum Einsatz kommt, entscheidet der behandelnde Psychiater abhängig von Vorgeschichte, medikamentöse Vorbehandlung und Vorerkrankungen.

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Johanniskraut

Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist ein pflanzliches Mittel, das als Heilpflanze eingesetzt wird. Der Anteil im Johanniskraut, der Wirkung entfaltet ist das Hypericin. Johanniskraut wird zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen und bei der Behandlung von Angstzuständen eingesetzt. In den aktuellen Leitlinien zur Behandlung von Depressionen wird Johanniskraut erwähnt als Therapiemöglichkeit im Sinne eines ersten Therapieversuches zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren Depression. Es liegen bisher nicht ausreichend qualitativ zufriedenstellende Studien vor, die die Wirksamkeit von Johanniskraut, insbesondere im Vergleich mit Antidepressiva, belegen. Johanniskraut kann rezeptfrei in der Apotheke erstanden werden. Es wird häufig selbständig von Patienten mit leichten Stimmungstiefs angewendet. Wichtig hierbei ist jedoch, dass Johanniskraut, trotzdem es ein pflanzliches Mittel ist, zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hat. Der behandelnde Arzt sollte daher unbedingt über die Einnahme von Johanniskraut informiert werden. Sonst kann es zu einer durch Johanniskraut ausgelösten Über- oder Unterdosierung bestimmter Medikamente mit schweren Komplikationen kommen. Auch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut ist zu beachten. 

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Homöopathie

In der Homöopathie werden zahlreiche Mittel angegeben, die bei einer Winterdepression zum Einsatz kommen können. Ihnen wird eine Steigerung des Antriebs und eine Aufhellung der Stimmung zugeschrieben. Ihre Wirkung ist jedoch aufgrund der niedrigen Dosierung der Wirkstoffe umstritten und sie sind so nur bei der Therapie von leichten Depressionen geeignet. Bei fehlender sichtbarer Besserung der Beschwerden oder Unklarheiten sollte deshalb auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen.

Zu den homöopathisch genutzten Mitteln bei einer Winterdepression gehören beispielsweise Arsenicum album (Arsenik), Aurum (Gold), Calcium carbonicum (Kalziumcarbonat), Carbo vegetabilis (Holzkohle), Causticum (Ätzkalk), Helleborus (Schneerose), Ignatia (Ignatiusbohne), Lycopodium (Bärlappe), Natrium muriaticum (Kochsalz), Phosphoricum acidum (Phosphorsäure), Pulsatilla pratensis (Küchenschelle), Rhus toxicodendron (Giftsumach), Sepia officinalis (Tintenfisch), Stannum metallicum (Zinn), Sulphur (Schwefel) und Veratrum album (Weißer Germer). Welches Mittel im Einzelfall in Frage kommt und wie es angewendet werden sollte, weiß der Homöopath des Vertrauens.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Homöopathie bei Winterdepression 

Lichttherapie

Was ist Lichttherapie?

Bei der Lichttherapie setzt sich der Patient in einem Abstand von 50 - 90cm vor eine sog. „Lichtdusche“. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Lampe, deren Licht dem Sonnenlicht ähnelt. Sie muss eine Leuchtstärke von mindestens 2.500 Lux besitzen. Moderne Geräte, die in der Lichttherapie eingesetzt werden, haben häufig sogar eine Leuchtstärke, die gegen 10.000 Lux (entspricht der Leuchtkraft von 10.000 Kerzen) geht.

Der Patient setzt sich nun mit offenen Augen vor diese Lampe und schaut einige Sekunden in das Licht. Dann schaut er zu Boden, oder in ein Buch, um die Augen nicht zu stark zu belasten bzw. zu schädigen. In den folgenden 20-30 Minuten sollte der Patient dann jede Minute für einige Sekunde voll in das Licht sehen.

Insgesamt sollte pro Tag eine Sitzung erfolgen und dies mindestens über einige Tage. Es hat sich gezeigt, dass die erzielten Ergebnisse besser sind, wenn die Sitzung unmittelbar nach dem Aufstehen stattfindet (unmittelbares Signal, die Melatoninproduktion zu stoppen). Lichttherapie setzt man auch bei anderen Formen der Depression recht erfolgreich ein.

Als Nebenwirkungen werden gelegentliche Schlafstörung, Kopfschmerzen und in sehr seltenen Fällen (Hypo-) Manien (sie hierzu auch das Thema Manie) beschrieben.

Ein Augenmerk muss allerdings auf evtl. Medikation gelegt werden, die parallel zur Lichttherapie eingenommen wird.
Nicht wenige Medikamente (auch pflanzliche wie z.B. Johanniskraut) steigern die Lichtempfindlichkeit und können somit möglicherweise Hautschäden auslösen. Gerade Johanniskraut wird gerne und häufig zur pflanzlichen Therapie bei leichter Winterdepression von Ärzten verordnet. Sprechen Sie deshalb auf jeden Fall mit Ihrem Arzt über Dauermedikation und Lichttherapie. Mehr zum Thema Johanniskraut finden Sie auch unter unserem Thema Johanniskraut.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Lichttherapie bei Depression

Als weitere Maßnahmen zur Therapie der Winterdepression haben sich Bewegung im Freien (insbesondere Frühsport und lange Spaziergänge) und ein „Winterfluchturlaub“ herausgestellt, bei dem man die „kritischen“ Monate (zumindest zum Teil) in Ländern mit höherer Sonnenwahrscheinlichkeit verbringt.

Bei der sportlichen Betätigung sind es vor allem zwei Mechanismen, die wirken. Zum einen wirkt sich das Tageslicht positiv auf die Serotonin Ausschüttung aus und zum anderen steigert regelmäßige Bewegung das allgemeine Körperbewusstsein, was grundsätzlich ebenfalls eine antidepressive Wirkung hervorruft. Insbesondere Ausdauersport hat sich als besonders effektiv bewiesen den Serotoninspiegel zu heben.

Weitere Informationen zum Ausdauersport für “Sportanfänger” finden Sie auch unter unserem Thema: Ausdauersport

Welche Lampe kann helfen?

Lichttherapie wird von den meisten psychiatrischen Kliniken oder Einrichtungen angeboten. Doch heutzutage ist auch der private Kauf einer passenden Lampe erschwinglich. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Lampe eine ausreichende Lichtstärke (mindestens 2.500, besser 10.000 Lux) und einen UV-Filter hat. Der UV-Filter ist jedoch heutzutage bei nahezu allen gängigen Geräten vorhanden. Vernünftige Geräte kann man ab etwa 100 Euro kaufen.

Hilft auch das Solarium?

Nein, im Gegenteil. Bei einer Lichttherapielampe wird das schädliche UV-Licht herausgefiltert da es nur um den Tageslichtanteil im Licht geht. Im Solarium hingegen ist das UV-Licht erwünscht, da es eine Bräunung der Haut hervorruft. In Solarien sollte man in der Regel Schutzbrillen aufsetzen da das Licht sowohl für die Augen schädlich ist. Schädlich ist es im Übrigen auch für die Haut wenn es im Übermaß zur Anwendung kommt. Das Solarium ist also in keinem Fall eine Alternative zur Lichttherapie.

Vorbeugen

Um eine Winterdepression vorzubeugen, kann unter anderem der Serotoninspiegel im Körper erhöht werden. Serotonin wird auch Glückshormon bezeichnet und bewirkt neben der Steuerung des Schlaf-Wachrhythmus eine Aufhellung der Stimmungslage. Oftmals geht mit einer Depression ein Mangel an Serotonin einher.

Um den Serotoninspiegel im Körper zu erhöhen, kann man verschiedene Haushaltstipps anwenden.
Zum Beispiel sollte man pro Tag mindestens eine Stunde im Freien und möglichst zu den Sonnenstunden (egal ob es bewölkt ist oder nicht) Spazieren gehen, Radfahren oder Joggen. Hauptsache man hat etwas körperliche Betätigung.Am Besten ist es, wenn man diese Aktivitäten morgens durchführt und, wenn die Möglichkeit besteht, zu zweit oder in einer kleinen Gruppe. Auch Gartenarbeit und Handwerken unter freiem Himmel sind dafür gut geeignet.

Sportlich weniger ambitionierte Menschen können sich an Neues wagen und im Freien auf einer Wiese mit einer Isomatte zum Beispiel Yogaübungen oder Entspannungsübungen durchführen und so eine Winterdepression vorbeugen.

Auch ein Kurzurlaub am Meer, sowie eine Schneewanderung oder Schlittenfahren sind empfehlenswert.

Im Bereich der Ernährung rät man zu kohlenhydratarmer und generell leichter Kost wie frisches Obst und Gemüse. In Maßen sind auch Süßigkeiten, gerade dunkle Schokolade, für das psychische Wohlbefinden gut, da durch sie Stoffe im Körper in Serotonin umgewandelt werden können.

Bekleidet man sich im Allgemeinen farbenfroh, werden dadurch die Farben der Sonne nachgeahmt. Dies ist gut für unser psychisches Wohlbefinden, gerade dann, wenn es so wenig Sonnenstunden gibt.Farben wie Rot, Orange und Gelb sind dafür gut geeignet. Auch die Umgebung im Haus oder im Zimmer kann man mit bunten schmücken und somit die Farben der Sonne im Alltag platzieren.

Um eine Winterdepression vorzubeugen, kann auch unser Geruchssinn mit eingebunden werden. Düfte, die uns an den Sommer erinnern wie zum Beispiel Jasminöl, können dabei helfen, eine entstehenden Winterdepression zu verhindern. Um dies umzusetzen kann man Duftkerzen oder Duftöl verwenden, oder sich ein heißes Bad mit entsprechendem Badezusatz einlassen.

Ebenso effektiv ist es, die Lieblingsmusik zu hören, mitzusingen und dazu zu tanzen, denn Bewegung im Allgemeinen ist gut für Körper, Geist und Seele und führt zur Ausschüttung von Serotonin im menschlichen Körper.

Im Weiteren ist es besonders wichtig, positive Gedanken zu fassen und sich auf seine eigene Art und Weise gute Laune zu verschaffen bei zum Beispiel Aktivitäten, die einem Spaß machen.

Bei mittleren bis starken Winterdepressionen wird eine Lichttherapie zu Beginn der winterlichen Jahreszeit empfohlen. Hierbei setzt man sich einmal am Tag für ca. eine Woche vor eine Lichtvollspektrumlampe, die Tageslicht imitiert. Dies kann Morgens beim Frühstücken geschehen, indem die Lampe einfach eingeschaltet ist und einen anleuchtet. Der Aufwand ist sehr gering bei sehr großem Nutzen.

Sollte dennoch keine Besserung verspürt werden, ist es angeraten eine Arzt aufzusuchen und eventuell mit einer Langzeittherapie mit niedrig dosiertem Antidepressiva zu arbeiten. Auch psychotherapeutische Gespräche können die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Winterdepression reduzieren und/oder die Symptome um ein Vielfaches abschwächen.

Wie bei fast allen Arten einer Depression ist es auch bei der Winterdepression von großer Bedeutung, seine sozialen Kontakte zu pflegen und öfter was mit Freunden zu unternehmen. Denn ein gesunder und starker sozialer Rückhalt kann Depressionen und damit auch Winterdepressionen vorbeugen.

Gibt es Tests für eine Winterdepression?

Wie weiter oben bereits beschrieben ähnelt die Winterdepression der nicht-saisonalen Depression in vielerlei Hinsicht, bis auf dass die sie vornehmlich in den dunklen Wintermonaten auftritt. Da die meisten Symptome der Winterdepression der einer nicht-saisonalen Depression ähneln, ist ein spezieller Test für eine Winterdepression eigentlich nicht zwingend notwendig, es können allgemeine Depressions-Tests angewandt werden.
Psychiater und Psychologen haben mehrere verschiedene Testverfahren, um den Schweregrad, das Ausmaß und den Charakter einer Depression besser einschätzen zu können. Doch auch für medizinische Laien gibt es die Möglichkeit, einen Test zu machen um festzustellen, ob sie unter Umständen an einer Depression leiden. Ein Beispiel für einen solchen Test findet sich online auf der Internetseite der Deutschen Depressionshilfe. Auf dieser Seite können 9 Fragen beantwortet werden. Zur Beantwortung stehen jeweils 5 vorgegebene Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Die Fragen betreffen Freud- und Interessenfähigkeit, Stimmung, Schlafstörungen, Antrieb, Appetit, Selbstwertgefühl, Konzentrationsfähigkeit, Motorik und Suizidalität. Die Antworten können mit einem Klick gegeben werden, direkt im Anschluss erfolgt die Auswertung des Fragebogens. Im Laienbereich gibt es neben den versierten Depressionsselbsttests aber tatsächlich auch Tests, die sich speziell auf das Vorliegen einer Winterdepression beziehen. Diese sind im Internet in verschiedener Form zu finden. Sie fragen beispielsweise nach der Frequenz sozialer Kontakte, dem Essverhalten, den Schlafgewohnheiten und der Stimmung während der Wintermonate. Generell gilt, dass ein solcher Selbst-Test zwar ein Stück weit Aufschluss darüber geben kann, ob es wahrscheinlich ist, dass eine Depression vorliegt. Die Diagnose selbst stellt jedoch immer der Arzt, nicht der Online-Test. Daher sollte man bei Verdacht auf Vorliegen einer Depression (bei sich selbst, aber auch bei Angehörigen) unbedingt zeitnah den behandelnden Hausarzt aufsuchen, dieser leitet dann die weiteren Schritte ein.

Anzeichen

Sind Anzeichen einer Winterdepression zu erkennen, ist es ratsam die oben genannten Tipps zu beherzigen.

Anzeichen einer Winterdepression sind unter anderen:

  • allgemeine Lustlosigkeit und Antriebsschwäche,
  • gedämpfte Stimmung und Gereiztheit,
  • Unausgeglichenheit,
  • höheres Schlafbedürfnis als normalerweise und
  • Vernachlässigung des sozialen Umfelds.

Klingen die Symptome nicht ab oder nehmen sogar zu, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen.

Um weitere Arten der Depression kennenzulernen, bitte hier klicken.

Autor: Christoph Barthel Veröffentlicht: 20.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021