Arteria Carotis

Allgemeines

Als Arteria carotis werden herkömmlich drei verschiedene Arterien bezeichnet. Zum einen die große gemeinsame Arteria carotis communis und die beiden daraus entspringenden Arterien, Arteria carotis interna und Arteria carotis externa.

Arteria carotis communis

Die Arteria carotis communis, auch als „Carotis“ bzw. Halsschlagader bezeichnet, ist die gemeinsame Kopfschlagader.

Da sie in der Tiefe des Halses verläuft und in ihrem Verlauf Speise- und Luftröhre von der Brust Richtung Kopf begleitet, wird sie auch als Halsschlagader bezeichnet. Ihr Puls ist am Hals leicht tastbar.

Sie verläuft paarig auf beiden Seiten des Halses und entspringt auf der rechten Seite aus dem Truncus brachiocephalicus, auf der linken Seite meist direkt aus dem Aortenbogen.
Beim Menschen teilt sie sich in der „Karotisgabel“ in eine äußere und eine innere Arterie auf. Die Höhe der Karotisgabel ist individuell verschieden und kann zwischen dem zweiten und sechsten Halswirbel liegen. Bei den meisten Menschen liegt sie auf Höhe des vierten Halswirbels.

Am Abgang der inneren Carotis (Arteria carotis interna) liegt der Sinus caroticus. Dieser ist mit Druckrezeptoren (Barorezeptoren) ausgestattet und überwacht den Blutdruck im arteriellen System. Von hier werden die Informationen über den Druck an das Gehirn und das Herz weitergeleitet. Zudem messen in diesem Bereich bestimmte Chemorezeptoren den Gehalt von Kohlenstoffdioxid (CO2), Sauerstoff und den pH- Wert im Blut.

Arteria carotis interna

Die Arteria carotis interna, auch innere Halsschlagader genannt, gehört zu den gehirnversorgenden Gefäßen des Menschen. Zudem versorgt sie über die Arteria ophthalmica beim Menschen das Auge mit sauerstoffhaltigem Blut.

Der Verlauf der inneren Halsschlagader wird in vier Anteile gegliedert. Der Halsteil (Pars cervicalis) reicht von ihrem Abgang aus der großen Arteria carotis communis bis zu ihrem Eintritt in die Schädelbasis.
Sie liegt zu Beginn meist hinter der kleineren äußeren Halsschlagader (Arteria carotis externa) und gelangt dann weiter zur Mitte hin, wo sie die Schädelbasis erreicht.

In diesem Halsteil gibt die Arteria carotis interna keine Äste ab. An den Halsteil schließt sich der Felsenbeinteil (Pars petrosa) an. Sie verläuft dort im Felsenbein und zieht zunächst weiter nach oben, bevor sind in der vorderen Wand der Paukenhöhle einen Bogen zieht und dann Richtung Keilbeinkörper verläuft. Dieser Bogen wird auch als Karotisknie bezeichnet.
Die Pars petrosa gibt dabei verschiedene Äste an die Paukenhöhle (Arteriae caroticotympanicae) und zum Canalis pterygoideus (Arteria canalis pterygoidea) ab. Im Bereich der inneren Öffnung des Karotiskanals ist die Arteria carotis interna oft nur von der harten Hirnhaut (Dura mater) bedeckt.

Direkt auf der Innenseite der Schädelbasis verläuft die Carotis durch den Sinus cavernosus, weshalb dieser Teil als Pars cavernosus bezeichnet wird.
In diesem Bereich macht die Arterie einen weiteren S- förmigen Bogen von hinten unten nach vorne oben. Dies wird als Karotissiphon bezeichnet. In diesem Teil gibt die Carotis Äste zur Neurohypophyse (Arteria hypophysialis inferior), zum Trigeminusganglion (Rami ganglionares trigeminales), zur harten Hirnhaut (Rami meningeus) und zum Sinus cavernosus (Rami sinus cavernosi) ab.

Nach der Durchbrechung der harten Hirnhaut geht die Carotis in ihren „Gehirnteil“ (Pars cerebralis) über. Dieser Teil liegt im Subarachnoidalraum an der Hirnbasis. In diesem Abschnitt verläuft sie von hinten unten nach oben vorne und gibt unmittelbar danach ihren Ast an das Auge ab (Arteria ophthalmica).
Meist geht aus diesem Anteil auch die Arteria communicans posterior hervor, welche Teil des Circulus arteriosus cerebri ist und das vordere und hintere Stromgebiet im Gehirn verbindet.

Nach Abgabe der Arteria choroidea anterior, welche verschiedene Hirnstrukturen versorgt, teilt sich die Arteria carotis interna in die vordere (Arteria cerebri anterior) und die mittlere (Arteria cerebri media) Gehirnarterie auf. Diese beiden Arterien versorgen einen großen Teil des Großhirns.

Segmente der A. carotis interna

Die Arteria carotis interna lässt sich in 4 Abschnitte unterteilen:

  1. Pars cervicalis (Halsteil): Sie beginnt am Sinus caroticus und zieht durch den Karotis-Kanal in die Schädelbasis.

  2. Pars petrosa (Felsenbein): Sie zieht durch das Schläfenbein nach oben in die Paukenhöhle, wo sie einen Bogen nach vorne macht, der auch als Carotisknie bezeichnet wird. Sie liegt in enger Nachbarschaft zum Venenplexus.

  3. Pars cavernosa: Sie zieht auf der Innenseite der Schädelbasis entlang und durch den Sinus cavernosus.

  4. Pars cerebralis: Sie verläuft im Subarachnoidalraum an der Hirnbasis von hinten nach vorne.

Es gibt auch eine zweite Einteilung nach klinischen Gesichtspunkten. Hierbei werden die Pars cerebralis und cavernosa zusätzlich in Segmente C1-5 gegliedert.

Die Arteria carotis externa lässt sich nicht in Abschnitte gliedern.

Äste der A. carotis interna

Die A. carotis interna hat 4 Abschnitte: 

  • Die Pars cervicalis gibt keine Äste ab..
  • Die Pars petrosa gibt den Ramus caroticotympanicus (Paukenhöhle) und die A. canalis pterygoidei (Kanal) ab.
  • Die Pars cavernosa teilt sich in 6 Äste: Den R. tentorii basalis, den R. tentorii marginalis, den R. meningeus (Hirnhäute), den R. sinus cavernosi (Sinus), die A. hypophysialis inferior (Hypophyse) und den R. ganglionis trigeminalis (Ganglion trigeminale).
  • Die Pars cerebralis gibt ebenfalls 7 Äste ab. Der R. clivi, die A. hypophysialis superior (Hypophyse), die A. ophthalmica (Auge) und die A. choroidea anterior sind dabei klassische Arterien. Die Arteria communicans posterior, die A. cerebri media und die A. cerebri anterior hingegen bilden Teile des Circulus arteriosus. Dies ist eine kreisförmige Anastomose, die die Stromgebiete der Aa. carotis und der Aa. vertebralis verbindet und bei Minderdurchblutung einen gewissen Ausgleich schaffen soll.

Versorgungsgebiete der A. carotis interna

Die A. carotis interna versorgt große Teile des Gehirns (A. cerebri media und anterior, Aa. Hypophysialis, A. choroidea anterior, …). Besonders den vorderen Teil und gibt Äste zum Auge (A. ophthalmica), zum Trigeminus-Ganglion, zur Paukenhöhle, zur Nase und zu Teilen der Stirn ab.
Sie bildet mit der A. vertebralis den Circulus arteriosus.

Arteria carotis externa

Die äußere Halsschlagader versorgt die Weichteile und Knochen des Schädels, sowie Rachen, Kehlkopf, Schilddrüse und die harte Hirnhaut.

Sie geht an der Carotisgabel aus der Arteria carotis communicans hervor und ist meist die kleinere Arterie der beiden Halsschlagadern.
Sie liegt in der Regel vor der inneren Halsschlagader und verläuft zwischen dem Musculus stylopharyngeus, dem Musculus stylohyoideus und dem hinteren Anteil des Musculus digastricus.

In ihrem Verlauf wird sie vom Nervus hypoglossus über- und vom Nervus glossopharyngeus unterkreuzt. Im Kieferwinkel teilt sie sich in ihre Endäste auf: Arteria maxillaris und Arteria temporalis superficialis.
Aus diesen beiden Ästen gehen zahlreiche Äste zu den verschiedenen Strukturen des Schädels und Halses hervor. So versorgt die Arteria carotis externa über die Arteria lingualis und die Arteria pharyngea ascendens die Zunge und den Rachen.

Über die Arteria thyroidea superior wird die Schilddrüse mit Blut versorgt und über die Arteria facialis und deren Endäste das Gesicht. Die Arteria occipitalis versorgt den Hinterkopf, die Arteria auricularis posterior den hinteren Teil des Ohrs und die Arteria maxillaris den Kiefer. Von diesen größeren Ästen gehen wiederum zahlreiche kleine Äste hervor, welche dadurch die Weichteile des Schädels und Halses versorgen.

Äste der A. carotis externa

Die A. carotis externa gibt 3 vordere Äste ab: die A. thyroidea superior (Schilddrüse, Kehlkopf), die A. lingualis (Mundboden, Zunge) und die A. facialis (oberflächliches Gesicht).
Außerdem gibt sie einen medialen Ast, die A. pharyngea ascendens (Pharynx bis Schädelbasis), ab und zwei hintere Äste, die A. occipitalis (Hinterhaupt) und die A. auricularis posterior (Ohrregion).
Zuletzt gibt sie mit der A. maxillaris (Kaumuskulatur, hinterer innerer Teil des Gesichtsschädels, Meningen) und der A. temporalis superficialis (Schläfenregion, Teil des Ohrs) noch zwei Endäste ab.

Versorgungsgebiete der A. carotis externa

Die A. carotis externa versorgt den äußeren Schädel und Teile des Halses. Sie gibt Äste zu Kehlkopf, Schilddrüse (A. thyroidea superior) und Pharynx (A. pharyngea ascendens) ab. Im Mundbereich versorgt sie den Mundboden, die Zunge (A. lingualis) und die Kaumuskulatur (A. maxillaris).
Außerdem gibt sie Äste zum oberflächlichen Gesicht (A. facialis), zur Schläfenregion (A.temporalis superficialis), zum Hinterhaupt (A. occipitalis) und auch zu einem Teil des Ohrs ab. Auch Teile des Schädelinneren, wie die Schädelbasis, der hintere innere Teil des Gesichtsschädels und die Hirnhäute werden von ihr versorgt.

Aneurysma

Ein Aneurysma ist eine Schwachstelle in der Wand eines Gefäßes. Meist kommt es zunächst zu einer asymptomatischen Aussackung, die oft zufällig entdeckt wird. Reißt das Gefäß jedoch aufgrund eines plötzlichen Blutdruckanstiegs, kann es zu lebensbedrohlichen Blutungen im Schädel führen.

Die Aneurysmen treten häufig an den Arterien des Circulus arteriosus auf. Meist sind sie an der A. communicans anterior lokalisiert aber auch die A. cerebri media, die A. carotis interna und die A. communicans posterior sind oft betroffen.
Reißt das Aneurysma (Ruptur) kommt es zu einer Blutung in den Raum zwischen der Arachnoidea und der inneren Hirnhaut. Typische Symptome sind sehr starker, plötzlich auftretender, sogenannter Vernichtungskopfschmerz und Nackensteifigkeit.

Blutungen im Schädel müssen möglichst schnell erkannt und behandelt werden, da es sonst durch die blutungsbedingte Volumenzunahme zu einem Druck auf das Gehirn kommt und zu einer Verschiebung des Hirngewebes zur Gegenseite. Dadurch können wichtige Strukturen gequetscht oder abgeknickt werden und es kann zu Infarkten (Gewebsuntergängen) in den betroffenen Gebieten kommen. Dies hat je nach Gebiet erheblich Auswirkungen (z.B. motorische Ausfälle) und kann nicht selten zum Tod führen. Daher sind das frühzeitige Erkennen und die Therapie vor der Ruptur essentiell für eine gute Prognose.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Hirnaneurysma

Verengung der A. carotis

Zu einer Verengung oder Verstopfung eines Teils der A. carotis interna kann es meist aus zwei Gründen kommen. Entweder hat sich ein Blutgerinnsel abgelöst und hat zu einer Embolie (Gefäßverschluss) geführt oder das Gefäß ist arteriosklerotisch verändert und es hat sich so im Laufe der Zeit an dieser Stelle ein Thrombus gebildet.

Die meisten Blutgerinnsel, die zu einem Gefäßverschluss im Gehirn führen, kommen entweder aus dem linken Vorhof des Herzen (zum Beispiel durch Klappenerkrankungen) oder von der Carotis-Gabelung. Diese Gerinnsel gelangen mit dem Blutstrom ins Gehirn und setzen sich an den Stellen fest, an denen sie aufgrund des geringen Gefäßdurchmessers nicht mehr weiterkommen. Am häufigsten davon betroffen ist die A. cerebri media.

Der Verschluss eines Gefäßes führt zu Durchblutungsstörungen und dadurch zu einem Sauerstoff- und Nährstoffmangel in dem nicht mehr versorgten Gebiet. Dies führt letztendlich zum sogenannten Schlaganfall. Die Betroffenen haben oft neurologische Ausfälle unterschiedlicher Art. Typische Symptome sind Lähmungen, Sprachstörungen, Gesichtsfeldausfälle oder Gefühlslosigkeit in Teilen des Körpers.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.08.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023