Komplikationen der Gallenblasenentzündung

Einteilung

  1. Cholangitis und Cholestase
  2. Postcholezystektomie-Syndrom
  3. Rezidive
  4. Gallenblasenhydrops und Gallenblasenemypem
  5. Perforation und Peritonitis
  6. Sepsis
  7. Bauchspeicheldrüsenentzündung
  8. Gallensteinileus
  9. Tumore

1. Cholangitis und Cholestase

Neben der Gallenblasenentzündung an sich kommt es nicht selten synchron zu einer Entzündung der Gallenwege, auch Cholangitis genannt. Bei chronischen oder rezidivierenden Entzündungen kommt es dabei zu Vernarbungen und Verengungen (Stenose) der Gallenwege, was zu einer Cholestase (Rückstau der Gallenflüssigkeit) führen kann. Da die Leber Produzent der Gallenflüssigkeit ist, kann diese bei einem Rückstau nachhaltig Schaden nehmen und in seltenen Fällen zu einem Versagen der Leber führen.
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2. Postcholezystektomie-Syndrom

Als Postcholeszystektomie-Syndrom werden Bauchbeschwerden bezeichnet, die nach einer Gallenblasenentfernung entweder neu auftreten, wieder auftreten oder sogar schon vor der Operation bestanden. Etwa 20 – 40% der Patienten klagen postoperativ über solche Beschwerden. Dabei ist die Ursache nicht unbedingt auf den Wegfall der Gallenblase und deren Funktion zurück zu führen. In manchen Fällen kann die Ursache eine psychosomatische sein. Des weiteren kann die Ursache darin liegen, dass bei der Entfernung der Gallenblase Steine zurückgeblieben sind (Residualsteine) oder sich die Steine trotz nicht mehr vorhandener Gallenblase wieder neu gebildet haben (Rezidivsteine). Als Operationsfolge kann es zu Gallengangsstrikturen, Dysfunktionen des Sphinkters oder Stenosen des Gallengangsystems handeln. Es sollte auch immer eine andere Ursache der Beschwerden abgeklärt werden, so z.B. Magenschleimhautentzündungen (Gastritis), Speiseröhrenentzündungen durch Rückfluss des Magensaftes (Refluxösophagitis), Magen- oder Darmgeschwüre (Ulkus), chronische Pankreatitis oder Malignome (bösartige Tumor)

3. Rezidive

Eine hohe Rezidivrate ist bei zertrümmerten oder durch ERCP entfernten Gallensteine zu erwarten. Wird die Ursache der Bildung der Steine nicht behandelt, ist nach dem Entfernen mit einer Neubildung zu rechnen, was wiederum zu wiederholten Entzündungen führen kann.

4. Gallenblasenhydrops, Gallenblasenemypem

Zu einem Gallenblasenhydrops kommt es, wenn der Abfluss der Galle in den Dünndarm bei fortgesetzter Schleimproduktion durch Entzündungen der Gallenblase oder der Gallenwege, Steine, Vernarbungen, Tumore oder Störungen des Bewegungsablaufs (Dyskinesie) des Gallensystems verhindert wird (Stauungsgallenblase). Eine gleichzeitige bakterielle Besiedelung kann zur Eiterbildung und damit zu einem Empyem führen. Eine gefürchtete Komplikation dabei ist eine Perforation.

5. Perforation und Peritonitis

Eine Perforation ist ein Zerreißen der mit Eiter gefüllten Gallenblase und einer Entleerung in die Bauchhöhle. Solch eine Ruptur führt dann zu einer lokalen Peritonitis, die sich schnell weiter ausdehnt. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Bauchfells, die sich über mehrere Stadien ausbreiten kann. In 5 -30 % der Fälle kann dies in Abhängigkeit der Lokalisation bzw. Ausbreitung, Immunstatus und Erreger zum Tode führen. Eine gallige Peritonitis beschreibt eine Bauchfellentzündung, bei der nur die Gallenflüssigkeit in die Bauchhöhle übertritt. Dies kann bei einer Perforation ohne simultane Eiterbildung oder auch nach Gallenblasenoperationen auftreten.

6. Pankreatitis

Eine weitere häufige Komplikation der durch Gallensteine verursachten Gallenblasenentzündung ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung, was der Fachmann auch als Pankreatitis bezeichnet. Da bei den meisten Menschen aus anatomischen Gegebenheiten der Gallengang (Ductus choledochus) und der Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse (Ductus pancreaticus) in einer gemeinsamen Papille (Papilla duodeni major) in das Duodenum (Teil des Dünndarms, Zwölffingerdarm) münden, bleiben nicht selten die sich in Bewegung gesetzten Steine genau in dieser Papille stecken. Dies führt nicht nur zu einem Rückstau der Gallenflüssigkeit, sondern auch zu einem Rückstau des Bauchspeicheldrüsensaftes, was in der Folge eine Pankreatitis mit sich führt.
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7. Gallensteinileus

Der Gallensteinileus bezeichnet einen Verschluss des Darmlumens durch Gallensteine. Die Steine gelangen dabei über eine entzündliche Fistel von der Gallenblase in den Dünndarm und kann so zu einem mechanischen Verschluss führen.

8. Sepsis

Gelangen Erreger in die Blutbahn, führt dies zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis). Die Erreger breiten sich im gesamten Organismus aus und führen zu Organdysfunktionen und schließlich zum Schock mit Organausfällen. Trotz vielen Fortschritten in der modernen Medizin und intensiver Forschung sterben allgemein noch immer 30 – 50% der von einer Sepsis Betroffene.

9. Tumore

Entzündungen, so auch die Gallenblasenentzündung, besonders immer wiederkehrende und chronische Entzündungen bergen immer die Gefahr einer malignen, also bösartigen Entartung. Auch von Gallensteinen, besonders von großen, geht ein gewisses Entartungsrisiko aus.
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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.08.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023