Ursachen von Bauchschmerzen

Ursachen und Formen der Bauchschmerzen

Prinzipiell unterscheidet man bei Bauchschmerzen viszerale Bauchschmerzen von parietalen Bauchschmerzen.
Bei den viszeralen Bauchschmerzen handelt es sich um eine Stimulation von Nerven durch Bauchorgane.

Organe, wie

haben keine eigenen, die Schmerzen verursachende Nerven.

Aus diesem Grund werden bei Erkrankungen dieser Organe die Schmerzen über weiter entfernt liegende Nerven fortgeleitet. Bei Entzündungen, Dehnungen oder Krämpfe der beschriebenen Organe kommt es zu einer entsprechenden Reizweitergabe, die dann im Gehirn als Schmerzen erkannt werden. Der viszerale Schmerz wird häufig als dumpf, schlecht lokalisierbar und großflächig verteilt beschrieben. Oft sind viszerale Bauchschmerzen mit Schweißausbrüchen, Unruhe und Erbrechen verbunden. Bauchschmerzen und Übelkeit sind eine häufige Kombination. Die Patienten mit diesen Schmerzen finden oft keine Ruhe, sind nervös und gehen auf und ab oder wälzen sich im Bett herum.

Von parietalen Bauchschmerzen wird gesprochen, wenn das Bauchfell (das sogenannte Peritoneum) von einer Erkrankung betroffen ist. Das Bauchfell ist schmerzempfindlich und leitet den Reiz schneller und für den Patienten eindeutig lokalisierbar an das Gehirn weiter. Patienten empfinden diesen Schmerz als hell, stechend oder schneidend. Da die parietalen Schmerzen durch Bewegung oft verschlimmert werden, bewegen sich die Patienten so wenig wie möglich und verbleiben möglichst lange in einer Position, in der der Schmerz auszuhalten ist.
Wie man erkennen kann sind die Ursachen von Bauchschmerzen vielfältig.

Bauchschmerzen durch Koliken

Die Kolik ist charakterisiert durch krampfartige, oft stärkste Schmerzen, die durch keine eigenständige Handlung wie z.B. Änderung der Haltung etc. geändert werden kann. Kolikschmerzen sind meistens einschießend, sehr stark und von kurzer Dauer. Man spricht auch vom sogenannten Wellencharakter der Kolikschmerzen, da sie plötzlich auftreten, wieder verschwinden, um dann in den nächsten Minuten wieder einen schmerzlichen Höhepunkt zu erreichen. Bauchkoliken werden in den meisten Fällen durch Steine in der Gallenblase ausgelöst, die sich entweder in den Gallengängen verfangen und dort zu starken Beschwerden führen, oder so groß sind, dass sie in der Gallenblase durch Bewegung zu Schmerzen führen. Nierensteine können zwar auch Koliken auslösen, diese sind aber meistens in der jeweilen Flankenseite lokalisiert. In einigen Fällen kann es aber auch bei dieser Art von Koliken zu in den Bauch einstrahlende Schmerzen kommen.

Bauchschmerzen durch Infektionen

Eine Vielzahl von Erregern vermag es, Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu erzeugen und so auch zu Bauchschmerzen zu führen.
Die häufigsten Erreger für als Ursache für eine Magen- Darminfekte sind:

  • Rotavirus
  • Coronavirus
  • Adenovirus
  • Norovirus
  • Salmonellen
  • Campylobacter
  • Shigellen
  • Yersinien
  • Clostridium difficile
  • Vibrio cholerae

Meistens gehen die nicht genau lokalisierbaren Bauchschmerzen mit Durchfall einher. Je nachdem, wie lange die Beschwerden anhalten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. In den allermeisten Fällen verschwinden die Schmerzen und die Durchfälle nach einigen Tagen. Wichtig ist aber auf eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz zu achten, da man nicht vergessen darf, dass mit den Durchfällen dem Körper nicht nur Mineralien, sondern auch Flüssigkeit entzogen wird. Führt man diese verlorengegangene Flüssigkeit nicht umgehend dem Körper wieder zu, entwickeln sich wiederum krampfartige Bauchschmerzen.

Bauchschmerzen durch Entzündungen

Auch gibt es eine Vielzahl von Entzündungen des Magen-Darm-Traktes bzw. der im Bauchraum liegenden Organe, die Bauchschmerzen verursachen können. Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verursachen zum Teil stärkste Bauchschmerzen. Meistens sind diese Schmerzen ebenfalls mit zum Teil sogar blutigen Durchfällen verbunden. Bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommt es neben einer Einschränkung des Allgemeinbefindens auch zu Bauchschmerzen, die der Patient gürtelförmig um seinen Bauch verspürt. Diese Schmerzen sind dumpf und nicht genau lokalisierbar. Oft klagen die Patienten mit Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) über ein Ausstrahlen auch in den Rücken.
Mehr ein Druckgefühl als starke Schmerzen werden Patienten äußern, die unter einer Entzündung des Magens (Gastritis) leiden. Eine akute Gastritis wird relativ schnell und meistens durch fettes Essen oder zu viel Alkohol ausgelöst.

Der höhere Konsum von Erfrischungsgetränken wie Cola, Fanta, Sprite kann zu Bauchschmerzen und Magenschleimhautentzündung führen. Mehr zu diesem Thema lesen Sie unter: Bauchschmerzen durch (zu viel) Cola.

Behandelt werden muss eine akute Gastritis meistens nicht. Die Beschwerden verschwinden oft in wenigen Tagen. Eine chronische Verlaufsform jedoch bleibt bestehen und muss unbedingt behandelt werden, da unbehandelt ein Magengeschwür resultieren kann.
Die Infektion durch das Bakterium Helicobacter pylori kann über einen entzündlichen Prozess zu einem Magengeschwür führen und ebenfalls drückende Magenbeschwerden auslösen. Diese Beschwerden sind relativ gut lokalisierbar und schnell dem Magen, eine Handbreite über dem Bauchnabel, zuzuordnen.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema zu den Symptomen des Helicobacter pylori.
Ein Magengeschwür (Ulkus), von dem es unterschiedlichste Arten gibt, sollte behandelt werden, da sich daraus u.U. ein Magenkarzinom entwickeln kann.

Bauchschmerzen durch Gefäßverschlüsse

Eine seltenere aber sehr ernste Ursache von Bauchschmerzen stellen Verschlüsse von Gefäßen dar. Bei einem Infarkt, der den Darm versorgenden Arteria mesenterica besteht schnellstmöglicher Handlungsbedarf, da es sich hierbei um einen lebensbedrohlichen Zustand handelt. Charakteristischerweise klagen die Patienten über plötzlich aufgetretene starke Bauchschmerzen, die als beißend und stechend und von noch nie dagewesener Stärke beschrieben werden. Diese Schmerzen verschwinden nach einiger Zeit und es kommt zu der oft unterschätzten Latenzzeit. Wird nicht sofort eine Behandlung eingeleitet kommt es zu einem Darmverschluss mit zum Teil septischen und tödlichen Verlauf. Vor allem ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich oft durch Bauchschmerzen und wird verständlicherweise nicht richtig eingeschätzt.
Meistens sind die Bauchschmerzen bei einem Herzinfarkt auch mit Begleitsymptomen, wie Unruhe, Schweißausbrüche und Herzrasen verbunden.
In den allermeisten Fällen werden Herzinfarkte, die sich durch abdominale Schmerzen äußern nicht oder zu spät erkannt.
Bauchschmerzen, die als Ursache einen Herzinfarkt haben, werden meistens als dumpf und nicht richtig lokalisierbar eingestuft.

Bauchschmerzen durch gynäkologische Erkrankungen

In der Frauenheilkunde klagen die Patientinnen häufig über Bauch- bzw. Unterleibsschmerzen. In vielen Fällen handelt es sich je nachdem, zu welchem Zeitpunkt die Schmerzen auftreten um ungefährliche Regelschmerzen, die vom Unterleib auch bis in den Bauch einstrahlen können. Ist das Auftreten nicht regelnah bzw. treten bei erwachsenen Patientinnen diese Beschwerden das erste mal auf, müssen neben einer Eileiterschwangerschaft auch Myome in der Gebärmutter und bösartige Veränderungen ausgeschlossen werden.
Bei jungen Patientinnen, die über eine ausbleibende Regel und Unterleibs- bzw. Bauchschmerzen klagen muss auch das sogenannte Maier Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, bei dem die Vagina nicht angelegt wurde und so während der Menstruation zu Schmerzen führen kann, als Ursache ausgeschlossen werden.

Bauchschmerzen in der Schwangerschaft

Unter Bauchschmerzen während der Schwangerschaft versteht man abdominelle Beschwerden in der Zeit zwischen dem ersten Monat und dem neunten Monat einer Schwangerschaft, die harmloseren Ursprungs sein können aber auch schwerwiegende Erkrankungen als Ursache haben können.

Die Schmerzen stehen nicht immer im direkten Zusammenhang mit der Schwangerschaft. Es darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass nicht alle Erkrankungen, die Schwangeren widerfahren können, etwas mit dem eigentlichen Austragen des Kindes zu tun haben. So besteht die Gefahr, dass zahlreiche internistisch medizinische Probleme zunächst auf gynäkologische Ursachen hin gedeutet werden.

Bauchschmerzen bei Schwangeren können gynäkologische oder internistische Ursachen haben. Zu den internistischen Ursachen zählen Koliken der Galle und der Nieren, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Divertikulitis sowie Darmverschlüsse und Magen-Darminfektionen.
Zu den gynäkologischen Ursachen von Bauchschmerzen zählen Eileiterschwangerschaften, Eierstockentzündungen, Eierstockzysten und vorzeitige Wehen.
Diese können unterschiedliche Ursachen haben. Psychische Gründe sind nicht zu unterschätzen obwohl auch eine Plazentainsuffizienz ausgeschlossen werden muss.

Unregelmäßigkeiten in der Verdauung sind oft durch unterschiedliche Druckverhältnisse, die der Fötus ausübt, verursacht. Sie benötigen aber in der Regel keine weitere Behandlung. Eileiterschwangerschaften werden entweder medikamentös behandelt, in dem ein Hormon appliziert wird, das den Fötus abstoßen soll. Gelingt dies nicht, muss eine operative Eileiterausräumung bei der Patientin durchgeführt werden.
Entzündungen der Eileiter werden mit Bettruhe sowie entzündungshemmenden Medikamenten und Antibiotika behandelt. Zysten am Eierstock brauchen zunächst nur beobachtet werden. Ab einer bestimmten Größe oder bei Beschwerden muss eine operative Entfernung erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Bauchschmerzen in der Schwangerschaft

Bauchschmerzen durch urologische Erkrankungen

Auch zahlreiche urologische Erkrankungen können Bauchschmerzen verursachen. Bei sich in der Blase befindlichen Blasensteinen kann es zu einem Druckgefühl in der Unterleibsregion mit Ausstrahlung in den Bauch kommen. Auch Nierensteine oder in den Harnleitern sich verfangene Steine können neben den kolikartigen Schmerzen in der Flankenregion auch in den Bauch ausstrahlende Schmerzen verursachen.

Bauchschmerzen durch orthopädische Erkrankungen und Haltungsschäden

Bauchschmerzen können auch durch Ursachen ausgelöst werden ohne dass ein Bauchorgan betroffen ist.
Bei Bandscheibenvorfällen zum Beispiel kann es neben den Rückenschmerzen auch zu einschießenden Schmerzen in die Bauchregion kommen. Durch Haltungsanomalien, vor allem durch gebückte Haltungen, kann es zu einer unnatürlichen Verlagerung der Bauchorgane und damit zu Schmerzen kommen. Besonders viel sitzende Personen klagen manchmal über Bauchschmerzen, die dann, nach Ausschluss von anderen Erkrankungen, den Haltungsanomalien zugeordnet werden müssen.
Lesen Sie dazu auch unser Themal zu Bauchschmerzen und Rückenschmerzen

Bauchschmerzen als Notfall - das akutes Abdomen

Manchmal stellen sich Bauchschmerzen als absoluter Notfall dar. Man spricht dann auch vom akuten Abdomen. Kennzeichen des akuten Abdomens sind stärkste Bauchschmerzen. Der Patient wird, ob liegend oder stehend versuchen, in eine Schonhaltung zu gelangen. Meistens wird dies eine gekrümmte oder, beim Liegen, eine Bein angehockte Stellung sein. Des Weiteren weist der Patient mit einem akuten Abdomen einen brettharten Bauch auf, der durch eine reflektorische Abwehrspannung bedingt ist.
In den allermeisten Fällen ist die einzige Behandlung eines akuten Abdomens die Operation. Aussnahme stellt die sogenannte Pseudoperitonitis dar, die durch einen entgleisten Blutzuckerwert beim Krankheitsbild des Diabetes Mellitus auftreten kann. Die Symptome ähneln einer Bauchfellentzündung, ist aber im Gegensatz dazu durch eine Einstellung des Blutzuckerwertes zu beheben. Die angesprochene Bauchfellentzündung (Peritonitis) kann in ihrer stärksten Ausprägung ebenfalls ein akutes Abdomen mit bretthartem Bauch und Abwehrspannung auslösen.
Die häufigsten Ursache einer Bauchfellentzündung sind die akute Blinddarmentzündung (siehe auch: Bauchschmerzen links) und ein Darmverschluss. Durch einwandernde Bakterien, wie z.B. E.coli oder Enterokokken kann es dann zu einer Peritonitis mit stärksten Bauchschmerzen, sehr schlechtem Allgemeinzustand und Lebensgefahr kommen. Prinzipiell geht jedes gerissene und eröffnete (rupturierte) Bauchorgan, welcher Ursache auch immer, mit einer Bauchfellentzündung einher. Es handelt es sich um einen absoluten Notfall, denn der Patient befindet sich in absoluter Lebensgefahr. Bei nicht Behandlung kommt es sehr häufig zu einem tödlichen Verlauf.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Akutes Abdomen

Ursachen vorwiegend bei Säuglingen und Neugeborenen

3- Monats- Kolik: Schreien ca. 1 ½ Stunden nach Nahrungsaufnahme

Nekrotisierende Enterokolitis vor allem bei Frühgeborenen: geblähter Bauch, galliges Erbrechen und Darmverschluss, blutige Stühle, gespannte, livide Bauchhaut mit sichtbaren Darmschlingen

Hypertrophe Pylorusstenose: schwallartiges nicht galliges Erbrechen direkt nach Nahrungsaufnahme, meist in der 4. bis 8- Lebenswoche, kann jedoch auch bis zum 6. Lebensmonat symptomlos sein.

Duodenalstenose,- atresie (Verschluss des Zwölffingerdarms): galliges oder nicht- galliges Erbrechen, viel Fruchtwasser im pränatalen Ultraschall (Polyhydramnion)

Dünn- und Dickdarmatresie: galliges oder nicht- galliges Erbrechen, viel Fruchtwasser im pränatalen Ultraschall (Polyhydramnion)

Analatresie (angeborene fehlende Entwicklung des Anus): evt. Auftreten einer Fistel

Volvolus (Drehung eines Abschnitts des Verdauungstraktes): stärkste Bauchschmerzen, galliges Erbrechen, Schock

Morbus Hirschsprung: Erbrechen, chronische Obstipation, Gedeihstörung

Mekoniumileus (Darmverschluss durch Mekonium): aufgetriebenes Abdomen, Erbrechen, kein Mekoniumabgang nach der Geburt, dilatierte luftgefüllte Darmschlingen

Ursachen für Bauchschmerzen in jedem Alter

Akute Obstipation (Verstopfung): atyp. Schmerz, Ampulle stuhlgefüllt, kein Stuhlgang

Invagination (Darmeinstülpung): plötzliches Schreien, danach stilles Kind, später blutiger Stuhl

Inkarzerierte Leistenhernie (eingeklemmte Hernie meist mit Darmschlingen): Schreien, Erbrechen, Leistenschwellung

Akute Gastroenteritis („Magen- Darm- Grippe“): Bauchschmerzen im gesamten Bauchraum, häufig Durchfall und Erbrechen

Appendizitis (Blinddarmentzündung): Starke Schmerzen zunächst in Bauchmitte, dann wandernd in den linken Unterbauch, häufig mit leichten Fieber, Erbrechen, Übelkeit und Verstopfung.

Peritonitis (Bauchfellentzündung“): stark schmerzhafter, brettharter Bauch mit Übelkeit, Erbrechen, Darmverschluss (Ileus) und starkem Krankheitsgefühl.

Hepatitis (Leberentzündung): Bauchschmerzen durch einen Leberkapselspannungsschmerz, eventuell mit Juckreiz, Gelbfärbung der Haut (Ikterus) und schlechten Allgemeinbefinden.

Urolithiasis (Harnsteine): Kolikartige (wellenförmige) starke Schmerzen

Akuter Harnverhalt (Unfähigkeit Urin zu lassen): Starke Schmerzen im mittleren Unterbauch und kein Urinabgang bei deutlichem Harndrang und druckschmerzhafter Blase.

Hodentorsion (Stieldrehung von Hoden und Nebenhoden): Betrifft vor allem männliche Jugendliche. Plötzliche, starke Schmerzen und Hodenschwellung.

Darmspiegelung: Nicht nur Erkrankungen können Bauchschmerzen hervorrufen. Manche Untersuchungsmethoden wie z.B Darmspiegelung können auch Bauchschmerzen bereiten. Mehr zu diesem Thema lesen Sie unter: Bauchschmerzen nach einer Darmspiegelung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.11.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023