Osteomyelitis

Synonyme

  • endogene Osteomyelitis
  • Knocheneiterung
  • Knochenmarkentzündung
  • Osteitis
  • Brodie-Abszess
  • Osteomyelitis im Kindesalter

Englisch: osteomyelitis

Definition

Die Osteomyelitis (Mehrzahl Osteomyelitiden) stellt eine infektiöse Erkrankung des Knochens dar.
Sie wird häufig auch als chronische Knocheneiterung bezeichnet.

Die Osteomyelitis (Knocheneiterung) kann durch spezifische Infektionen, wie beispielsweise Tuberkulose uvm. hervorgerufen werden. Allerdings beruht die Osteomyelitis in der Regel auf unspezifischen Infektionen, die bakteriell durch offene Knochenbrüche und Operationen hervorgerufen werden können. Dass Erreger über den Blutweg eingeschwemmt werden, ist in der Regel genauso selten der Fall wie die Fortleitung benachbarter Infektionsherde. Außer diesen bakteriellen Osteomyelitiden kann die Osteomyelitis in seltenen Fällen auch durch Viren und Pilze hervorgerufen werden.

Im Bereich der Osteomyeltits, die durch unspezifische Infektionen hervorgerufen wird, unterscheidet man zwischen akuter Osteomyelitis und chronischer Osteomyelitis (chronische Knocheneiterung).

Die akute Osteomyelitis tritt in zwei verschiedenen Formen auf. Man unterscheidet zwischen:

  • der endogen – hämatogenen Form (= primär im Markraum lokalisiert; Allgemeinerkrankung mit Manifestation im Organ)
  • der exogenen Form (= posttraumatisch, postoperativ; Osteitis),

auf die weiter unten expliziter eingegangen werden kann.

Auch die chronische Osteomyelitis tritt in zwei verschiedenen Formen auf. Man unterscheidet hier zwischen:

  • der sekundär chronischen Form
  • der primär chronischen Form.

Die akute Osteomyelitis kann, unabhängig davon ob eine endogen – hämatogene oder eine exogene Form vorliegt, bei nicht angemessener Therapie chronisch werden (= sekundär chronische Form).

Ursachen

Generell ist zu sagen, dass fast alle entzündlichen Erkrankungen des Knochens auf Infektionen mit verschiedenartigen Erregern zurückzuführen sind. In der Regel handelt es sich bei diesen Erregern um Bakterien.

Dabei ist das Erregerspektrum stets von der Infektionsart abhängig. In den meisten Fällen gilt Staphylococcus aureus als Erregerspektrum. daneben können auch Pseudomonas aeroginosa, Klebsiella, Staphylococcus albus, Streptokokken, Meningokokken, Pneumokokken und Escherichia coli eine entscheidende Rolle spielen.
Streptokokken sind als Erregersprektrum eigentlich nur bei der hämatogenen Osteomyelitis im Säuglings- und Kindesalter von Relevanz.

Wie bereits erwähnt gibt es zwei Wege, die für die Entstehung einer akuten Osteomyelitis verantwortlich gemacht werden können.

Entweder handelt es sich um eine endogene – hämatogene Osteomyelitis, dann werden die Erreger über das Blut von einem Infektionsherd außerhalb des Knochens weitergeleitet oder aber es handelt sich um eine so genannte exogene Osteomyelitis, dann werden Infektionen über offene Wunden in den Körper geleitet (Unfälle, Operationen).

Infektionsherde einer endogen – hämatogen Osteomyelits können beispielsweise Nebenhöhlenentzündungen (= Sinusitis), Mandelentzündungen (= Tonsilitis), Zahnwurzelentzündungen, Furunkeln, etc. sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Entzündung im Knochen oder Knochenhautentzündung an der Ferse

Osteomyelitis im Kindesalter

Die akute hämatogene Osteomyelitis ist eine typische Erkrankung im Kindesalter besonders zwischen dem 3. und 15. Lebensjahr. Eine Osteomyelitis im Säuglings- oder Kindesalter tritt meistens im Bereich der langen Oberschenkelknochen (Femurmetaphyse) auf. Die Erkrankung breitet sich unter der Knochenhaut aus (subperiostal) und kann sich in das Knochenmark oder über Gefäßverbindungen in das angrenzende Gelenk ausbreiten. Es kommt zu akuten Symptomen mit Fieber, Schüttelfrost, starken lokalen Schmerzen, Schwellung, Rötung, Überwärmung und Schonhaltungen.

Als Erreger der Osteomyelitis im Kindesalter stehen sogenannte grampositive Erreger (z.B. Staphylococcus aureus, Streptokokken der Gruppe A) im Vordergrund. Danach richtet sich auch die gezielte erregerempfindliche antibiotische Therapie der Erkrankung. Grundsätzlich ist bei Kleinkindern mit Schmerzen an den Extremitäten, bei Rötung und Schwellung sowie bei schlechtem Allgemeinzustand eine hämatogene Osteomyelitis in Erwägung zu ziehen. Bei Verdacht auf eine Osteomyelitis im Säuglings- oder Kindesalter muss nach einer klinischen Untersuchung die Osteomyelitis-Erkrankung mittels Bildgebung (Röntgen, Ultraschall, Kernspintomographie) diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.

Diagnostik der Osteomyelitis

Generell muss bei Allgemeininfektionen Vorsicht geboten sein, da die hämatogene endogen - Osteomyelitis nach Allgemeininfektionen in Erscheinung tritt. Typisch beispielsweise für die Entstehung einer endogen – hämatogenen Osteomyelitits im Säuglingsalter ist die Infektion der Nabelschnur.

Treten bei Untersuchungen der Osteomyelitits beispielsweise die bereits oben erwähnten Symptome in Erscheinung, kann man von einem akuten Entzündungsfall des Knochens ausgehen.

Die Erkrankung kann darüber hinaus im Blut nachgewiesen werden. Typisch für Entzündungen im Körper ist der Anstieg der Konzentration der weißen Blutköperchen (= Leukozyten; Leukozytose), sowie eine deutlich erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (= BSG). Diese Diagnostik der Osteomyelitits sind nur bei einer akuten Form von Bedeutung, da im Falle einer chronischen Osteomyelits beide Werte nur eine mäßige Erhöhung zeigen.

Im Falle einer akuten Osteomyelits kann bei der Diagnostik darüber hinaus über die Anlage einer Blutkultur oder eine Punktion des entzündeten Knochens der Erreger nachgewiesen werden. Dies gibt dann auch bedeutenden Aufschluss über die therapeutischen Maßnahmen im Rahmen einer Antibiose. Diese muss nämlich Erregerspezifisch sein, um wirken zu können.

Röntgendiagnostisch sichtbar wird die Osteomyelitis in der Regel erst in einem fortgeschritteneren Stadium. Knochenveränderungen werden in der Regel erst zwei bis drei Wochen nach Eintritt der Erkrankung sichtbar. Dann zeigen sich allerdings sichtbare Veränderungen (vgl. Röntgenbild) in Form von Verkalkungen (= Ossifikationen), helleren Flecken und / oder Knochenhautablösungen vom Knochen.

Verläuft die Osteomyelitis chronisch, so kann es aufgrund von Blutgefäßverschlüssen zu einer Minderdurchblutung des Knochens kommen, die unter Umständen sogar zu einem Knocheninfarkt ausarten können. Resultat eines Knocheninfarktes ist das Absterben bestimmter Knochenteile, die dann als Restkörper (= Sequester) im infizierten Bereich zurückbleiben. Röntgendiagnostisch ist dies als heller Rand zu erkennen, da abgestorbenes Knochengewebe in der Regel durch Knochengewebsneubildung beantwortet wird. Der helle Rand ist demzufolge Bindegewebe.

Weiterhin kann die Diagnostik der Osteomyelitis mittels Sonographie (= Ultraschalluntersuchung) diagnostiziert werden. Positiv zu erwähnen ist, dass beispielsweise die Knochenhautabhebung vom Knochen, die aufgrund der Abszessbildung bewirkt wird, früher zu sehen ist als im Röntgenbild.

Als weiter diagnostische Maßnahme der Osteomyelitis kann die so genannte Skelettszintigraphie herangezogen werden. Diese diagnostische Methode ermöglicht durch sehr schwache radioaktive Präparate (= Radiopharmaka) einen Nachweis entzündlicher Prozesse.

--> Weiter zum Thema Osteomyelitis Therapie

Röntgen

Durch Bildgebende Verfahren kann die Osteomyelitis sichtbar gemacht werden. Allerdings sind bei der akuten Osteomyelitis die Veränderungen in der Knochenstruktur erst nach etwa ein bis zwei Wochen im Röntgenbild erkennbar. Im weiteren Verlauf der Erkrankung zeigen sich in der Röntgenaufnahme fleckige Aufhellungen, Abhebungen der Knochenhaut vom Knochen und Verkalkungen (Ossifikationen). Bei einer chronischen Osteomyelitis kommt es häufig zu einem Absterben von Teilen des Knochens, der als Restkörper (Sequester) zurückbleibt und in der Umgebung dieser Knochenteile bildet sich neues Knochengewebe. Das dabei entstehende Bindegewebe um den Restkörper ist im Röntgenbild als heller Saum sichtbar.

Therapie

Wird die Diagnose einer Osteomyelitis in einem sehr frühen Stadium gestellt, so ist eine konservative Therapie mit gezielter Antibiotikatherapie und Ruhigstellung möglich. Es erfolgt ein Abstrich aus dem Punktat des Herdes und der Erreger der Erkrankung wird bestimmt. Daraufhin wird eine spezifische Antibiotikatherapie durchgeführt, bis sich die Entzündungsparameter im Blutbild normalisieren. Außerdem ist auf eine ausreichende Schmerztherapie (Analgesie) zu achten.

Häufig ist es jedoch notwendig, eine rasche chirurgische Intervention zur Sanierung des Herdes durchzuführen. Dabei wird der Knochen zur Druckentlastung angebohrt (Knochentrepanation), ausgiebig gespült und die geschädigten Knochenareale entfernt. Oft werden Antibiotikaträger eingelegt, um lokal hohe Wirkspiegel der Antibiose zu erreichen. Je nach dem Ausprägungsgrad des Defektes im Knochen müssen unter Umständen Knochentransplantationen und mehrere Nachoperationen durchgeführt werden. Nur durch eine umgehende Therapie kann eine Ausheilung der Osteomyelitis ohne Knochen- oder Gelenkschäden erreicht werden. Häufig ist die Therapie der Osteomyelitis ein langwieriger Prozess.

Therapie der Osteomyelitis

Zu unterscheiden ist zwischen der endogen – hämatogenen Osteomyelitis bei Säuglingen, im Kindesalter, bzw. beim Erwachsenen.

Die therapeutische Behandlung der Osteomyelitis im Säuglingsalter erfolgt über die Gabe von Penicillinen entsprechend dem Erregerspektrum und durch die Ruhigstellung der betroffenen Körperregion mittels Schiene oder Gipsverband. Ist ein Gelenk von der Osteomyelitis betroffen, erfolgt in der Regel eine Spülung dieses Gelenkes. Dies kann auf verschiedene Weisen funktionieren:

  • durch Punktion oder
  • durch eine so genannte Spül – Saug – Drainage.

Für den Fall, dass die Osteomyelitis so weit fortgeschritten ist, dass bereits die Wachstumsfuge beschädigt wurde, können sekundär – rekonstruktive Maßnahmen notwendig werden.

Die therapeutische Behandlung der Osteomyelitis im Kindesalter erfolgt über gezielte Antibiotikagabe in Verbindung mit einer Ruhigstellung mittels Schiene oder Gipsverband der entsprechenden Körperregion. In ganz speziellen Fällen, beispielsweise wenn es zur Bildung von Restkörpern oder Abszessen kommt, kann ein chirurgischer Eingriff fällig werden. Nur in seltenen Fällen erfolgt ein Übergang der akuten in die chronische Form der Osteomyelitis.

Die Therapie im Erwachsenenalter erfolgt ebenfalls über eine gezielte Antibiotikagabe in Verbindung mit einer Ruhigstellung mittels Schiene oder Gipsverband. Anders als im Säuglings- oder Kindesalter werden im Erwachsenenalter die Bakterienherde der Osteomyelitis frühzeitig ausgeräumt. Dabei müssen gegebenenfalls abgetragene Knochenteile durch so genannte Spongiosaplastiken (= Verpflanzung von Knochensubstanz aus einem anderen, körpereigenen, gesunden Knochen) ersetzt werden, damit die Funktionsfähigkeit der entsprechenden Extremität aufrechterhalten werden kann. Zusätzlich werden bei der Tehrapie Spül – Saug – Drainagen eingelegt, um Herde aus den betroffenen Gelenken herauszuspülen. Im Gegensatz zur akuten Osteomyelitis bei Kindern, kommt es bei Erwachsenen häufig zu Rezidivbildung und zum Übergang in die chronische Form der Osteomyelitis.

Komplikationen:

Wie bereits erwähnt besteht im Säuglings- und Kindesalter die Gefahr, dass durch die akute Entzündung Schäden an der Wachstumszone (= Metaphyse) des betroffenen Knochens entstehen. Diese Schäden können dann unter Umständen schwere Deformitäten, bzw. Verkürzungen der betroffenen Extremitäten bewirken.

Eine besondere Gefahr besteht bei einer Osteomyeltits bis zum 2. Lebensjahr. Die Blutgefäße des Markraums verlaufen in diesem Alter direkt von der Metaphyse (= Wachstumszone des Knochens) durch die knorpelige Epiphysenfuge in die Epiphyse (= Endstück des Knochens; Übergang zum Gelenk). Dies hat zur Folge, dass die Erreger auch in die Gelenke eindringen können und dort eitrige Gelenkergüsse hervorrufen können, wodurch wiederum schwere Gelenksschädigungen, evtl. sogar Wachstumsstörungen auftreten können.

Jeder akute endogen - hämatogene Osteomyelitis, insbesondere bei Patienten im Erwachsenenalter, birgt die Gefahr in sich, in die chronische Form überzugehen. Dann kommt es zu erheblichen Umbauprozessen innerhalb des betroffenen Knochens, unter Umständen können Knocheninfarkte auftreten, wodurch bestimmte Teile des Knochens nicht mehr durchblutet werden und absterben. Die abgestorbenen Knochenteile bleiben dann als Restkörper (= Sequester) im infizierten Bereich zurück. Darüber hinaus tritt eine reaktive Bindegewebsbildung (= Osteosklerose) ein, wodurch die Elastizität des Knochens abnimmt und das Risiko des Auftretens von Knochenbrüchen zunimmt. Insbesondere Erwachsene neigen zur Bildung von Rezidiven.

Antibiose

Entscheidend für die antibiotische Behandlung der Osteomyelitis ist der Erregernachweis an der betroffenen Stelle. In jedem Fall sollte eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, gegebenenfalls auch eine Punktion von Flüssigkeitsansammlungen und Abszessen am osteomyelitischen Herd, um Erreger bestimmen zu können. Die Behandlung mit Antibiotika erfolgt im günstigsten Fall erregerspezifisch, unverzüglich und wird intravenös verabreicht. In der akuten Entzündungsphase der Osteomyelitis ist es entscheidend, dass das Antibiotikum ausreichend lange an den Ort der Infektion gebracht wird. Außerdem muss die Konzentration des Antibiotikums am Wirkort ausreichend sein, um den Erreger effizient abzutöten. Wichtig, wie bei jeder gezielt eingesetzten Antibiose, ist die bestmögliche Testung auf Resistenzen des Erregers gegen verschiedene Antibiotika. Eine Behandlung mit dem Antibiotikum Clindamycin hat sich als vorteilhaft erwiesen, da es sich effektiv im Knochenareal anreichert und eine vollständige Heilung der Erkrankung erreicht werden kann. Alternativ kann eine Antibiose mit Penizillinen (z.B. Oxacillin, Flucloxacillin) oder auch Cephalosporinen erfolgen. In der Regel kann die antibiotische Therapie beendet werden, wenn sich die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG, unspezifischer Enzündungsparameter) normalisiert oder Beschwerdefreiheit herrscht.

Nur die gezielte Antibiose verhindert Übergänge zur chronischen Osteomyelitis. Die chronische Osteomyelitis hingegen bedarf in der Regel eines chirurgischen Eingriffs.

Endogene Osteomyelitis

Wie bereits unter Ursachen beschrieben, entsteht eine endogen – hämatogene Osteomyelitis aufgrund von Erregern, die über das Blut von einem bestimmten Infektionsherd innerhalb des Körpers in das Knochenmark eines Knochens verschleppt wird. Dort siedeln sie sich dann an, wodurch es zur Abszessbildung kommt.
Abszesse sind Eiterherde, die der Körper bei sehr guter bis guter Immunabwehr abfangen kann. Dann bleiben sie lokal begrenzt, während sie sich bei einem schlechteren Immunstatus häufig ausbreiten.

Wie man daraus entnehmen kann, ist der Verlauf der Erkrankung von individuellen Faktoren, wie beispielsweise der Immunabwehr, aber auch dem Lebensalter des Patienten abhängig.
Bei Kindern bis zum zweiten Lebensjahr verlaufen Blutgefäße des Markraums direkt von der Metaphyse (= Wachstumszone des Knochens) durch die knorpelige Epiphysenfuge in die Epiphyse (= Endstück des Knochens; Übergang zum Gelenk).
Dies hat zur Folge, dass die Erreger auch in die Gelenke eindringen können und dort eitrige Gelenkergüsse hervorrufen können, wodurch wiederum schwere Gelenksschädigungen, evtl. sogar Wachstumsstörungen auftreten können.
Mit ansteigendem Alter nimmt im Kindesalter und Jugendalter die Durchblutung der Epiphysenfuge ab bis sie später gar nicht mehr durchblutet ist. Somit bleibt dann in der Regel die Infektion des Knochenmarks stets auf die Metaphyse beschränkt, sodass die Gelenke dann in der Regel nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Ausnahme von der Regel bildet allerdings das Hüftgelenk, da dort die die Metaphyse in der Gelennkapsel mit einbezogen ist. Somit kann hier auch das Gelenk in Mitleidenschaft gezogen werden.

Sobald allerdings das Ende der Wachstumsphase erreicht wurde, tritt eine Verknöcherung der knorpeligen Bestandteile ein. Dadurch wird die schützende Grenze zur Epiphysenfuge wieder aufgehoben. Dies hat zur Folge, dass bei Erwachsenen – ähnlich wie bei den Kindern bis zu zwei Jahren – Infektionen der Gelenke wieder auftreten können.

Zum individuell unterschiedlichen Verlauf kommt hinzu, dass sich die Virulenz (= Aggressivität) eines Erregers auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Dies hat zur Folge, dass unter Umständen ein und derselbe Erregertyp verschiedene Schwertypen der Erkrankung hervorrufen kann.
Das Spektrum fächert sich dann von einer leichten Erkrankung mit leichten Beschwerden bis hin zu akuten mitunter lebensbedrohlichen Beschwerden, bzw. chronischem Verlauf bei der chronischen Osteomyelitis.

Es gibt Formen der endogen – hämatogenen Osteomyelitis, die häufig chronisch verlaufen.
Dies sind beispielsweise der so genannte Brodie – Abszess, der Morbus Paget oder die tuberkulöse Osteomyelitis (vgl.: Definition).
Jede dieser Erkrankungen tritt im Vergleich zu den anderen Formen sehr selten auf, alle weisen allerdings ein individuelles Krankheitsbild mit jeweils sehr typischen, individuellen Erkankungsmustern und Verläufen auf.

Häufigkeit

Wissenschaftlichen Erhebungen zufolge tritt die endogene Osteomyelitis überwiegend im Kindes- und Jugendlichenalter auf, wobei eine spezifische Häufung im achten Lebensjahr, meist nach einer Allgemeininfektion konstatiert wurde. Meist war der Oberschenkel- oder Schienenbeinknochen (Femur und Tibia) von der Erkrankung betroffen. Durchschnittlich scheinen Jungen von der Erkrankung häufiger betroffen zu sein als Mädchen.

Im Hinblick auf die endogene Osteomyelitis im Erwachsenenalter kann festgehalten werden, dass diese Erkrankung eher selten aufzuweisen ist. Ähnlich wie im Kindes- und Jugendlichenalter sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Die endogen – hämatogene Osteomyelitis umfasst im Erwachsenenalter neben den langen Röhrenknochen (z.B. Schinenebeinknochen = Tibia) auch die Wirbelsäule.

Symptome

Die endogen – hämatogene Osteomyelitis erweist sich im Säuglings- und Kleinkindalter in der Regel als Erkrankung des gesamten Körpers und äußert sich meist mit Fieber bis ca. 40° C. Darüber hinaus machen sich Niedergeschlagenheit und Schüttelfrost bemerkbar. Bereiche, die von der Knochenentzündung betroffen sind, werden durch starke Rötung, Schwellung und Druckschmerzen bemerkbar.

Die genannten Symptome machen sich beim Erwachsenen in der Regel in abgeschwächter Form bemerkbar. Als typische Symptome gelten hier ebenfalls Niedergeschlagenheit, Schmerzen sowie Funktionseinschränkungen in den betroffenen Bereichen. Die Entzündung des entsprechenden Bereiches kann sich durch eine leichte Überwärmung (evtl. auch Röte) bemerkbar machen, allerdings sind diese Art der Symptome im Verhältnis zum Säuglings und Kleinkindalter deutlich weniger ausgeprägt.

Wie bereits mehrfach erwähnt, kann eine solche Erkrankung unter Umständen chronisch werden. Dann stehen die Schmerzen in den betroffenen Bereichen, inklusive der Funktionseinschränkungen im Vordergrund.

Prognose:

Bei einer akut hämatogenen Säuglingsosteomyelitis sind die Heilungschancen bei frühzeitiger Therapie gut. In Fällen, in denen die Krankheit bereits fortgeschritten ist, und Destruktionen an der Wachstumsfuge bewirkt hat, können teilweise erhebliche Wachstumsstörungen eintreten.

Auch bei einer akut hämatogenen Osteomyelitis im Kindesalter ist die Prognose erheblich von den Schädigungen der Wachstumsfuge abhängig. Auch hier können teilweise erhebliche Knochenschädigungen auftreten, die unter Umständen zu verkürzten Extremitäten führen können.

--> Weiter zum Thema Osteomyelitis Diagnostik

Ebenso gilt bei einer akut endogen – hämatogenen Osteomyelitis im Erwachsenenalter:
Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und in der Folge auch konsequent behandelt, so ist in der Regel eine Ausheilung ohne bleibende Schäden möglich. Die Gefahr besteht allerdings, dass die Krankheit – sofern sie nicht frühzeitig erkannt und passend behandelt wird – in eine chronische Osteomyelitis übergeht.
Die chronische Osteomyelitis ist im Vergleich zur akuten Form nur schwer zu behandeln und neigt selbst bei Heilungserfolgen zu Rezidiven (erneute Infektion des Knochens) aufzuflackern.

Exogene Osteomyelitis

Die Entstehung:

Unter einer exogenen Osteomyelitis versteht man eine Knochenmarkentzündung, die entweder aufgrund einer offene Wunde nach einem Unfall (= posttraumatisch) oder im Rahmen einer Operation (= postoperativ) entsteht. In beiden Fällen dringen Keime von außen ein und breiten sich im Wundgebiet so aus, dass zunächst eine lokale Entzündung innerhalb des Knochens entsteht. Wie bei der endogen – hämatogenen Osteomyelitis zählen zu den Haupterregern Staphylococcus aureus, aber auch Escherichia coli und Proteus. Auch andere bakterielle Erreger können als Krankheitsauslöser in Frage kommen.

Der Krankheitsverlauf gestaltet sich sehr individuell und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Inwieweit sich Erreger in Knochen ausbreiten und von dort aus auch verbreiten können, ist in erster Linie von der individuellen Immunabwehr eines Patienten abhängig. Dies bedeutet, dass speziell Patienten mit verminderter Immunabwehr (beispielsweise nach einer Transplantation, hervorgerufen durch eine so genannte immunsuppressive Therapie) von akuten, aber auch chronischen Krankheitsverläufen einer Osteomyelits betroffen sind.

Gefährdet sind darüber hinaus auch Patienten, die eine Mangeldurchblutung des Knochens aufweisen. Diese liegt beispielsweise bei Patienten vor, die unter Diabetes mellitus (= Zuckerkrankheit) oder unter Arteriosklerose (= Arterienverkalkung) leiden.

Häufigkeit:

Aufgrund der Entstehungsgeschichte (posttraumatisch, postoperativ) einer exogenen Osteomyelitis ist es nachvollziehbar, dass diese Erkrankung vorwiegend bei Erwachsenen auftritt.

Statistischen Erhebungen zur Folge sind Männer tendenziell häufiger von Unfällen betroffen als Frauen, so dass man rückschließen kann, dass auch von dieser Erkrankung Männer häufiger betroffen sind als Frauen.

Symptome:

Bei der akuten Form der exogenen postoperativen Osteomyelitis kann man bereits drei bis vier Tage nach der Operation die ersten Symptome erkennen. Der Patient reagiert in der Regel mit Fieber, Schwellungen und Rötungen des betroffenen Bereiches und einer eventuellen Wundsekretion. Patienten klagen darüber hinaus häufig über Schmerzen und Niedergeschlagenheit.

Vergleichbare Symptome zeigen sich bei der posttraumatischen Osteomyelitis.

In solchen Fällen muss schnell eingegriffen werden, um den Übergang in die sekundär – chronische Osteomyelitis zu verhindern.

Diagnose:

Das Auftreten der oben genannten Symptome in Kombination mit einem traumatischen Erlebnis, bzw. in Folge einer Operation lässt bereits den Rückschluss auf das Vorliegen einer exogenen Osteomyelitis zu.

In der Regel erfolgt eine weitere Diagnose über eine Blutanalyse. Dabei wird als Entzündungsbarometer der CRP-Wert gemessen, ebenso wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), die im Falle einer Osteomyelitis deutlich erhöht in Erscheinung tritt. Typisch für Entzündungen im Körper ist auch der Anstieg der weißen Blutkörperchen – Konzentration (= Leukozyten; Leukozytose). Diese Diagnosemaßnahmen sind allerdings nur bei einer akuten Form von Bedeutung, da im Falle einer chronischen Osteomyelitis beide Werte nur eine mäßige Erhöhung zeigen

Röntgendiagnostisch sichtbar wird die Osteomyelitis in der Regel erst in einem fortgeschritteneren Stadium. Knochenveränderungen werden in der Regel erst zwei bis drei Wochen nach Eintritt der Erkrankung sichtbar. Dann zeigen sich allerdings sichtbare Veränderungen (vgl. Röntgenbild) in Form von Verkalkungen (= Ossifikationen), helleren Flecken und / oder Knochenhautablösungen vom Knochen.

Verläuft die Osteomyelitis chronisch, so kann es aufgrund von Blutgefäßverschlüssen zu einer Minderdurchblutung des Knochens kommen, die unter Umständen sogar zu einem Knocheninfarkt ausarten können. Resultat eines Knocheninfarktes ist das Absterben bestimmter Knochenteile, die dann als Restkörper (= Sequester) im infizierten Bereich zurückbleiben. Röntgendiagnostisch ist dies als heller Rand zu erkennen, da abgestorbenes Knochengewebe in der Regel durch Knochengewebsneubildung beantwortet wird. Der helle Rand ist demzufolge Bindegewebe.

Weiterhin kann mittels Sonographie (= Ultraschalluntersuchung) diagnostiziert werden. Positiv zu erwähnen ist, dass beispielsweise die Knochenhautabhebung vom Knochen, die aufgrund der Abszessbildung bewirkt wird, früher zu sehen ist als im Röntgenbild.

Als weiter diagnostische Maßnahme kann die so genannte Skelettszintigraphie herangezogen werden. Diese diagnostische Methode ermöglicht durch sehr schwache radioaktive Präparate (= Radiopharmaka) einen Nachweis entzündlicher Prozesse.

Therapie:

Therapeutisch kann sowohl konservativ als auch operativ reagiert werden. Aufgrund häufig vorliegender schlechter lokaler Durchblutungsverhältnisse hat die konservative antibiotische Therapie nur wenig Aussicht auf Heilung, da am vorgesehenen Ort nur eine unzureichende Wirkstoffkonzentration erreicht werden kann.

Aus diesem Grund wird auf eine vorliegende exogene Osteomyelitis meist operativ reagiert. Hierbei kann auf unterschiedliche Weise vorgegangen werden, beispielartig erwähnt werden soll an dieser Stelle:

  • Die operative radikale Ausräumung des Entzündugnsherdes, ggf. verbunden mit Spongiosaplastiken (= Verpflanzung von Knochensubstanz aus einem anderen, körpereigenen, gesunden Knochen), Sülungen und Drainagen.
  • Die Einlage von Spül – Saug – Drainagen .
  • Die systemische Antibiotikatherapie über einen Zeitraum von einem bis etwa eineinhalb Monaten.

Komplikationen:

Die exogene akute Osteomyelitis kann zu einer schweren Erkrankung des gesamten Körpers ausarten und – in unerkannten Fällen – gar zur Sepsis (= Blutvergiftung) führen, die ihrerseits wiederum schwerwiegende Konsequenzen, wie beispielsweise Organschädigungen zur Folge haben kann.

Ein schnelles Eingreifen im Falle einer exogenen akuten Osteomyelitis ist geboten, da der Übergang in eine sekundär – chronische Osteomyelitis fließend ist. Eine chronische Osteomyelitis hat weitaus weniger Aussicht auf Heilung und kann zu ausgeprägten Knochenumbauprozessen bis hin zu Knochenstabilitätsstörungen in Folge von Knocheninfarkten führen.

Auch der Übertritt der Erkrankung auf benachbarte Gelenke ist möglich, in deren Folge es zu erheblichen Bewegungseinschränkungen kommen, in schweren Fällen können sogar Versteifungen und Gliedmaßenverkürzungen (Amputationen) als Konsequenz auftreten.

Prognose exogene Osteomyelitis

Sofern die Erkrankung Osteomyelitis frühzeitig erkannt wird, besteht die Aussicht auf eine Ausheilung ohne verbleibende Schäden. Wie bereits erwähnt erfolgt die Therapie in der Regel operativ, da die konservative Antibiotikatherapie aufgrund der schlechten Knochendurchblutung nur selten anschlägt. Da der Übergang zur sekundär – chronischen Form der Osteomyelitis fließend ist, erweist sich die Heilung häufig als schwierig (siehe oben). Die chronische Osteomyelitis neigt dazu, auch nach eventuellen Heilungserfolgen Rezidive zu bilden, sodass die Krankheit immer wieder aufflackern kann.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024