Die Operation einer Schleimbeutelentzündung

Synonym

medizinisch: Bursitis

Definition

Schleimbeutel gibt es an vielen Körperstellen. Sie dienen der „Polsterung“ von Knochenvorsprüngen, zu einer Entzündung kommt es vor allem im Rahmen von Verletzungen oder mechanischer Überbeanspruchung.

Therapie

Bursitiden werden je nach ihrer Entstehung erst einmal konservativ, selten gleich operativ behandelt.
Aseptische Entzündungen, also solche bei denen keine Bakterien eingedrungen sind und die Entzündung verkomplizieren, werden zumeist konservativ mittels Kühlung, Schonung und antientzündlicher Medikation (Antiphlogistika) behandelt.
Tritt hierunter keine Besserung ein, ist dies meist eine Indikation für eine operative Therapie.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Dauer einer Schleimbeutelentzündung

Septische Schleimbeutelentzündungen, also solche, bei denen zusätzlich eine Infektion vorliegt, müssen auch teilweise operativ angegangen werden, da hier die Gefahr einer Ausbreitung der Infektionserreger im Körper besteht, was im schlimmsten Fall zu einer Sepsis führen kann.
Septische Entzündungen entstehen meist im Rahmen von Verletzungen, da die Bakterien durch die Zerstörung der Hautbarriere die Möglichkeit haben, tiefer in das Gewebe einzudringen. Heutzutage wird jedoch auch bei septischen Bursitiden immer häufiger eine nicht-operative Behandlung unter Einsatz von Antibiotika angestrebt.

Vorgehen

Ziel der Operation ist meist eine vollständige Entfernung des Schleimbeutels, die sogenannte Bursektomie.
Nachteil dieser Variante ist, dass offen operiert werden muss, was bedeutet, dass ein ausreichend großer Hautschnitt gesetzt werden muss, der zum Einen zu einer Narbenbildung führt, zum Anderen im Bereich eines Gelenks – wenn auch eher selten - zu Funktionseinschränkungen führen kann.

Eine andere Operationsvariante ist die Bursoskopie, bei der mittels sehr kleiner Hautschnitte unter Sicht Instrumente in die Bursa eingeführt werden, mithilfe derer die entzündete innere Auskleidung (Synovialschleimhaut) des Schleimbeutels vorsichtig entfernt wird.
Dieses Verfahren wird insbesondere bei chronischen Entzündungsprozessen genutzt, es findet noch wesentlich seltener Anwendung als die Bursektomie.

Risiken

Bei einer Operation an einem Schleimbeutel bestehen die typischen Operationsrisiken wie Blutungsgefahr und Gefahr von Nervenläsionen und somit (meist temporären) Sensibilitätseinschränkungen im Operationsbereich. Auch besteht – wie bei jeder Operation – ein Infektionsrisiko durch Erreger, die während der Operation in die Wunde eindringen können.

Prognose

Bei einer operativen Entfernung des Schleimbeutels kommt es in der Regel zu einer vollständigen Rückbildung der Symptome.

Operation am Knie

Eine Entzündung des vor der Kniescheibe gelegenen Schleimbeutels (Bursitis praepatellaris) ensteht durch chronische Drucküberlastung oder stumpfe Traumata.

Wenn es zu einer offenen Verletzung des Schleimbeutels kommt, kann es zusätzlich zu einer Infektion mit Bakterien kommen.

Die operative Behandlung einer Schleimbeutelentzündung am Knie bietet zwei Optionen.

Zum einen kann eine Teilentfernung des Schleimbeutels vorgenommen werden.
Dabei wird im Rahmen einer Schleimbeutelspiegelung (Bursoskopie) nur der innere Teil des Schleimbeutels entfernt, während die äußere Gleitschicht erhalten bleibt.

Diese Methode ist risikoärmer und der Wundheilungsprozess erfolgt rascher. Allerdings ist diese Operationstechnik nicht immer möglich oder zielbringend.

Zum anderen kann auch eine vollständige Entfernung des entzündeten Schleimbeutels am Knie erfolgen.

Diese Operation wird meist in Vollnarkose durchgeführt und der Betroffene liegt auf dem Rücken, damit der Chirurg das Knie gut einsehen kann.
Es wird eine Manschette oberhalb des Knies angelegt, eine sogenannte Blutsperre, die Blutungen während der Operation vermindert.

Der Schleimbeutel wird komplett entfernt und es verbleibt eine breitflächige Wunde im Bereich des Knies, die narbig ausheilt.

Häufig wird für einige Zeit eine Drainage in die Wunde gelegt, damit Blut und Wundsekret abfließen kann.

In manchen Fällen wird die Wunde am Knie nicht sofort vollständig verschlossen, sondern erst in einem zweiten Schritt.
Dies kann besonders bei infektiösen Schleimbeutelentzündungen notwendig werden.

Nach der Operation muss das Bein geschont werden, meist werden Hilfsmittel wie Schienen oder ein Gips angelegt.
Krankengymnastik und die Einnahme schmerzlindernder Medikamente schließen sich an die Operation an.

Lesen Sie hierzu unseren Artikel: Dauer einer Schleimbeutelentzündung am Knie


Operation an der Schulter

Eine Schleimbeutelentzündung in der Schulter wird in der Regel zunächst mit konservativen Methoden behandelt.

Erst wenn diese Therapien nicht ausreichen und die Beschwerden in der Schulter anhalten, kann eine operative Entfernung des Schleimbeutels angezeigt sein.

Dabei wird im Rahmen einer Schultergelenkspiegelung (Arthroskopie) mit Hilfe der "Schlüsselloch-Methode" der Schleimbeutel minimal-invasiv entfernt.

Grundsätzlich wird im Rahmen dieses Eingriffes auch eine Erweiterung des sogenannten Subacromialraumes durchgeführt.
Dabei wird ein Teil des Schulterdachs abgefräst, um etwas mehr Platz in der entzündeten Schulter zu schaffen und eine Wiederkehr einer Schleimbeutelentzündung zu vermeiden.

Bei der Arthroskopie der Schulter beurteilt der Chirurg auch den Zustand der Sehnenansätze der Schultermuskulatur (Rotatorenmanschette). Gegebenenfalls kann eine erforderliche Rekonstruktion dieser Sehen (z.B. bei einem Riss) im selben Eingriff erfolgen.

Operation am Ellenbogen

Die akute Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen (Bursitis olecrani) wird häufig durch ein Trauma (z.B. Prellung, Sturz) verursacht.

Aber auch Stoffwechselerkrankungen wie die Gicht, chronische Reizung des Ellenbogens (z.B. durch Aufstützen beim Lesen) oder rheumatoide Arthritis können eine Entzündung des Ellenbogenschleimbeutels verursachen.

Die akute Bursitis olecrani kann gut therapiert werden, indem man eine operative Inzision (chirurgischer Einschnitt in das Gewebe) vornimmt und das eitrige Sekret abfließen lässt.

Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, den Schleimbeutel komplett zu entleeren und anschließend mit Glukokortikoiden (Kortison) zu befüllen, um einer erneuten Entzündung vorzubeugen.

Eine chronische Entzündung des Schleimbeutels am Ellenbogen muss häufig operativ behandelt werden. Dabei wird der Schleimbeutel vollständig entfernt und der Ellenbogen mithilfe einer Oberarmschiene ruhiggestellt, bis die Operationswunde verheilt ist (etwa fünf bis sieben Tage).
Danach kann eine Weiterbehandlung mit elastischen Verbänden erfolgen.

Im Falle einer septischen Bursitis olecrani (mit Bakterien infizierter Schleimbeutel), muss die Wunde unter Umständen besonders behandelt werden.
Dabei können Antibiotika-Ketten für einige Tage in die Wunde eingelegt werden.
Häufig führt dies zu einem dauerhaften Erfolg und der Schleimbeutel bildet sich neu.

Grundsätzlich muss eine Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen operiert werden, wenn sie eitrig oder chronisch ist oder wenn die nichtoperativen Therapien versagt haben.

Lesen Sie mehr zum Thema: Operation einer Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen

Abbildung Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen

  1. Schleimbeutel
    des Ellenbogens -
    Bursa subcutanea olecrani
  2. Bindegewebsschicht -
    Stratum fibrosum
  3. Synovialschicht -
    Stratum synoviale
  4. Ellbogen
    (Ansatz des Armstreckers) -
    Olecranon
  5. Oberarm-Ellen-Gelenk -
    Articulatio humeroulnaris
  6. Oberarmschaft -
    Corpus humeri
  7. Speichenschaft -
    Corpus radii
  8. Ellenschaft -
    Corpus ulnae

    A - Schleimbeutel des Ellenbogens
    (Hellblau) - normal
    B - Ellenbogen - normal
    C - Schleimbeutelentzündung
    am Ellenbogen - Bursitis olecrani
    D - Anatomie der Entzündung eines
    Schleimbeutels am Ellenbogen

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Operation an der Ferse

Eine Schleimbeutelentzündung an der Ferse (Bursitis subachillea) wird meist durch die Normvariante eines ausgeprägten Fersenhöcker (Haglund Pseudoexostose) oder durch Druck von außen (z.B. durch schlechtes Schuhwerk) verursacht.

Der dauernde Reizzustand führt zu einer Entzündung des Schleimbeutels und verursacht häufig starke Schmerzen.

Die operative Therapie dieser Bursitis umfasst daher meistens nicht nur die vollständige Entfernung des Schleimbeutels an der Ferse, sondern erfordert auch die Entfernung des Fersenhöckers, an dem die Achillessehne ansetzt.

Unmittelbar nach der Operation ist eine Schonung und Ruhighaltung der Ferse angezeigt. Dafür wird häufig eine Unterschenkel- beziehungsweise Fußschiene angelegt.

Etwa vier Tage nach der Operation kann der Fuß wieder voll belastet werden und eine funktionelle Behandlung im sogenannten Stabilschuh mit ein bis zwei Zentimetern Fersenerhöhung begonnen werden.

Dieser sollte für etwa vier Wochen getragen werden und die Fersenerhöhung wird danach allmählich wieder reduziert.
Bis wieder Laufbelastungen möglich sind, vergehen meist acht bis zwölf Wochen.

Vor allem wenn gleichzeitig ein Eingriff an der Achillessehne erforderlich war, sollte die sportliche Belastung frühestens nach zwölf Wochen beginnen, mit Krankengymnastik sollte natürlich früher begonnen werden.

Operation an der Hüfte / Oberschenkel

Bei einer Schleimbeutelentzündung an der Hüfte beziehungsweise am Oberschenkel stellt die Operation eine alternative Behandlungsmethode dar, wenn eine konservative Therapie mit beispielsweise Medikamenten und Kühlung keinen Erfolg gebracht hat.
Ziel der Operation ist es den gewebsschädigenden Prozess und den damit einhergehenden Schmerz der Schleimbeutelentzündung zu unterbinden und eine schmerzfreie Bewegung der Hüfte und des Oberschenkels wieder zu ermöglichen.

Eine Schleimbeutelentzündung kann verschiedene Ursachen haben, was eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation spielt.
Liegt der Schleimbeutelentzündung an der Hüfte eine bakterielle Infektion oder eine rheumatische Grunderkrankung zugrunde, sollte auf eine Operation verzichtet werden, da sie ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen mit sich bringen würde.

Bei einer Überbelastung des Schleimbeutels durch zu viel oder falsch ausgeführte Bewegung erzielt eine operative Behandlung ein gutes Ergebnis. Dabei gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten die Schleimbeutelentzündung zu operieren.
Der gesamte Schleimbeutel kann entweder durch einen offenen Zugang entfernt werden, sodass es zu keinem erneuten Prozess kommen kann. Oder es wird bei einer Art Schleimbeutel-Spiegelung durch kleine Schnitte die innerste Schicht des Schleimbeutels entfernt, sodass der verbliebene Rest einfach wieder abheilen kann. Beide Eingriffe haben ihre Vor- und Nachteile, was sicherlich auch mit nach der Operation entstandenen Narben zu tun hat.
Eine antibiotische und antithrombotische Prophylaxe sollte jedoch in jedem Fall gegeben werden.

Dauer der OP

Abhängig von der Lage und Größe des Schleimbeutels sowie vom Grad der vorliegenden Entzündung kann es unterschiedlich lange dauern, bis die Wunde nach einer Operation verheilt ist und die volle Funktionalität wiederhergestellt ist.

In der Regel kann ein operativer Eingriff im Bereich eines Schleimbeutels nicht ambulant durchgeführt werden.
Eine ambulante Behandlung ist nur bei einer Punktion des Schleimbeutels, nicht jedoch bei einer vollständigen oder Teilentfernung möglich.

Wird der Schleimbeutel im Rahmen einer Gelenkspiegelung entfernt oder teilentfernt, ist in der Regel nur ein kurzer stationärer Aufenthalt notwendig.

Die Wundheilung erfolgt rasch und die Rehabilitation des betroffenen Gelenkes mit krankengymnastischen Übungen kann früh erfolgen.

Wird der Schleimbeutel jedoch operativ entfernt, muss mit einem längeren Krankenhausaufenthalt sowie mit einer verlängerten Nachbehandlung über einige Wochen gerechnet werden.

Direkt nach dem operativen Eingriff wird meist eine Gelenkschiene angelegt, unter die ein elastischer Verband gewickelt wird. Dieser erzielt einen Kompressionseffekt, der verhindert, dass es zu Flüssigkeitsansammlungen in der Wunde, Schwellungen oder Blutungen kommt.
Je nachdem, wie ausgedehnt die Wundhöhle ist, sollte ein solcher Verband für zwei bis drei Wochen getragen werden.

Eine Ruhigstellung nach der Operation ist grundsätzlich nicht erforderlich.

Die Nähte, mit denen die Wunde verschlossen wird, können nach 12 bis 14 Tagen entfernt werden.

Bewegungsübungen können bereits am ersten Tag nach der Operation begonnen werden.
Das betroffene Gelenk sollte jedoch für vier bis sechs Wochen nach dem operativen Eingriff geschont werden, beispielsweise sollten nach einem Eingriff an der Schulter keine schweren Gewichte gehoben und Tätigkeiten über Schulterhöhe vermieden werden.

Aus diesem Grund ist in der Regel mit einer beruflichen Ausfallzeit von zwei bis vier Wochen zu rechnen. Allerdings ist dies abhängig vom Befund des Schleimbeutels und den Anforderungen und Belastungen am Arbeitsplatz.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Operation einer Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.09.2012 - Letzte Änderung: 21.07.2023