Nasennebenhöhlenentzündung

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch: Sinusitis

Definition

Unter einer Nasennebenhöhlenentzündung (med. Sinuisitis) versteht man gewöhnlich die bakterielle Entzündung der Nasennebenhöhlen.
In der Regel handelt es sich um die fortgeleitete Infektion der Nasenschleimhaut bei einem Schnupfen.

Ursache

Da die Nasennebenhöhlen mit den Nasengängen in Verbindung stehen, können Infektionen der Nase (Schnupfen, Rhinitis) auch auf die Nasennebenhöhlen übergreifen.
Die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen ist zudem relativ gering durchblutet und ihre engen Öffnungen machen eine schnelle Sekretansammlung in diesen Hohlräumen sehr einfach. Bei einer bakteriellen Infektion kommt es zur Eiterbildung.
EineEiteransammlung in den Nasennebenhöhlen heißt dann Empyem.
Nicht ausgeheilte Entzündungen der Nasennebenhöhlen (chronische Sinusitis) können oft zu wiederkehrenden (rezidivierenden) Infektionen der Nasenhöhle führen. Am häufigsten sind die Siebbeinhöhle mit ihren Siebbeinzellen (Sinus ethmoidales) und die Kieferhöhle (Sinus maxillaris), seltener die Stirnhöhle (Sinus frontalis) und die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis) betroffen (siehe auch Anatomie Nasennebenhöhlen).

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Symptome

Bei einer Nasennebenhöhlenentzündung hat man besonders vormittags und nachmittags drückende Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen werden umso stärker, je mehr wir eine anstrengende Tätigkeit ausüben, besonders dann, wenn wir uns Bücken. Diese hängt damit zusammen, dass beim Bücken entsprechend der Schwerkraft mehr Blut in die gereizte Schleimhaut fließt und hierdurch eine unangenehm empfundene Spannung und Brennen entsteht.

Lesen Sie mehr zu dem Thema:  Brennen in der Nase

Wenn wir dann mit unseren Fingern das Gesicht leicht abklopfen, wird an der entzündeten Nasennebenhöhle ein Druck- oder Klopfschmerz empfunden. Genau das prüft auch der Arzt.
Ein Hinterkopfschmerz ist typisch für die seltene Keilbeinhöhlenentzündung (Sinusitis sphenoidales).

Während der Nasenebenhöhlenentzündung begleiten uns auch die Zeichen eines Schnupfens mit behinderter Nasenatmung, zähem Schleim und Fieber. Aufgrund der behinderten Nasenatmung wird zunehmend die Mundatmung ausgeführt, was wiederum mit eigenen Symptomen einhergeht: Schnarchen, Mundtrockenheit und Halsschmerzen sind die Folge.

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Zahnschmerzen

Gerade bei einer Entzündung der Nasennebenhöhlen des Oberkiefers (Sinus maxillaris) kann es zu begleitenden Zahnschmerzen kommen. Das Leitsymptom einer Nebenhöhlenentzündung in diesem Gebiet ist der pochende Schmerz im Wangenbereich, der sich durch Beklopfen des unteren Randes der Augenhöhle verstärken lässt. Es können Kopfschmerzen auftreten, die beim Vornüberbeugen zunehmen.

Durch die anatomische Nähe des unteren Randes der Kieferhöhle zu den sensiblen Nerven der Zähne des Oberkiefers kann der Eindruck entstehen, dass es sich bei den Beschwerden um Zahnschmerzen handelt. Es sollte jedoch keinesfalls der Fehler gemacht werden, Zahnschmerzen automatisch auf eine bestehende Nasennebenhöhlenentzündung zu schieben. Vielmehr kann auch ein Abszess an der Zahnwurzel vorliegen, der in Einzelfällen sogar eine Nasennebenhöhlenentzündung begünstigt. Im Zweifel sollte eine zahnärztliche Abklärung erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nasennebenhöhlenentzündung und Zahnschmerzen

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt durch die körperliche Untersuchung und die Entnahme von Abstrichen aus dem Nasensekret und der Nasenspiegelung (Rhinoskopie).
Treten Komplikationen bei der Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung auf oder handelt es sich um einen chronischen Verlauf der Erkrankung oder ist gar ein operativer Eingriff zur Behandlung geplant, kann eine MRT-Untersuchung der Nasennebenhöhlen erfolgen, um weitere Informationen über die Entzündung zu erhalten. Ein MRT ist aber bei komplikationslosen Verläufen nicht! notwendig.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: MRT der Nasennebenhöhlen

Therapie

Die akute Nasennebenhöhlenentzündung wird mit abschwellenden Nasentropfen oder Nasensprays mit den Inhaltsstoffen Xylometazolin (Otrivin®) oder Oxymetazolin (Nasivin®) behandelt.
Sie erleichtern den Sekretabfluß aus den kleinen Öffnungen der Nasennebenhöhlen.
Nach einer Woche sollten die Nasentropfen/-sprays jedoch abgesetzt werden, da sich unsere Nasenschleimhaut sonst an die Daueranwendung gewöhnt und ohne diese nicht mehr abschwillt (Privinismus).
Einige Hals-Nase-Ohren-Ärzte (HNO - Ärzte) bieten auch die Möglichkeit an, das eitrig - entzündliche Sekret direkt abzusaugen. Eine Einlage mit einem abschwellenden Medikament in den Nasengang („hohe Einlage“) soll ebenfalls ein Abfließen des Schleims ermöglichen. Der Patient sollte zu Hause selbst regelmäßig inhalieren.
Eine entzündungshemmende und noch dazu angenehme Eigenschaft haben Inhalationen mit Kamillendampf (Kamillosan®) oder Salz (Emser-Salz®).

Nach Anwendung abschwellender Nasentropfen/-Sprays kann eine Nasenspülung mit einer Salzlösung (Emser-Salz® - Lösung) die Nase reinigen, indem zähe Sekretreste herausgespült werden.
Die Salzlösung hat außerdem einen desinfizierenden und abschwellenden Effekt. Zusätzlich kann dem Patienten nach abschwellenden Maßnahmen eine Bestrahlung mit Kurzwellen, Mikrowellen oder Rotlicht ambulant angeboten werden. Damit sollen Durchblutung und die Abheilung der Entzündung angeregt werden.

Die eitrige Nasennebenhöhlenentzündung muss zusätzlich mit einem Antibiotikum behandelt werden. Wenn die Nasennebenhöhlenentzündung nach zwei Wochen immer noch nicht ausgeheilt ist, wird der HNO-Arzt ggf. einem kleinen Eingriff empfehlen. Dabei wird er die entzündete Nasennebenhöhle Anstechen (Punktieren) und mit einer antibiotikahaltigen Lösung spülen.

Als pflanzliches Arzneimittel kommen Sinupret ®forte und Sinupret® Tropfen zum Einsatz.

Lesen Sie mehr zum Thema: Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung

Abbildung Nasennebenhöhlen

  1. Stirnhöhle -
    Sinus frontalis
  2. Siebbeinzellen -
    Cellulae ethmoidales
  3. Kieferhöhle -
    Sinus maxillaris
  4. Keilbeinhöhle -
    Sinus sphenoidalis
  5. Dünne Scheidewand -
    Septum sinuum frontalium

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Medikamente

Die Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung sollte drei Ziele haben.

  • Es sollte durch die Behandlung erreicht werden, dass die Entzündung nicht weiter voranschreitet und zum Stillstand kommt.
  • Die Schleimhäute, die bei einer Nasennebenhöhlenentzündung entzündlich verdickt sind, sollten zunehmend abschwellen.
  • Entsprechende Begleitsymptome sollten gemindert werden.

Dies kann zum Einen mit zahlreichen alternativen Mitteln versucht werden, die vor allem durch die Naturheilkunde bekannt sind. Aber auch zahlreiche schulmedizinische Präparate können zum Einsatz kommen.
Um die Abschwellung der Nasenschleimhaut zu erreichen, kommen in den meisten Fällen Medikamente der Wirkstoffgruppe alpha 1 Adrenorezeptoragonisten. Die alpha Adrenorezeptoren sind an den Gefäßen der Schleimhäute angesiedelt und bewirken ein Zusammenziehen der Blutgefäße im Bereich der Schleimhäute, wenn ein Botenstoff an den Rezeptor andockt. Die Substanz Xylometazolin und deren Abkömmlinge sind in der Lage genau an diesen Rezeptoren an den Schleimhäuten anzudocken und diese entsprechende Wirkung zu erzielen.
Aus diesem Grund kommen bei Nasennebenhöhlenentzündungen Nasensprays mit diesem Wirkstoff zu Einsatz. Bereits beim ersten Kontakt der Substanz mit der Schleimhaut beginnt diese spürbar abzuschwellen.

Die Verabreichung von abschwellenden Nasentropfen haben auch einige Nachteile. Hauptnachteil ist die relativ kurze Wirkungszeit, die mit knapp 3-6 Stunden eine häufige Wiederholung notwendig macht. Um die Medikation an den richtigen Wirkort in der Nase zu bringen, ist es notwendig, die Tropfen oder die gesprühte Substanz nach Applikation durch die Nase einzuziehen. Etwas Schleimsekret, das festsitzt, gelangt dadurch zwangsläufig durch dieses Manöver in höhere Regionen der Nase. Bei häufiger Wiederholung kann es zu einem „Festsetzen“ des Nasensekrets in der Nase kommen, die dann als Komplikation einer Vereiterung der Nasennebenhöhlen zur Folge haben kann.
Ein weiterer Nachteil sind die Nebenwirkungen von Xylometazolin-haltigen Präparaten. Vor allem bei Langzeitgebrauch kann es vorkommen, dass die Wirksamkeit des Präparates nachlässt. Des Weiteren kann es auch zu einem Phänomen kommen, das als „stinky nose“ bekannt ist. Hierbei kommt es nach längerem Nasentropfengebrauch zu einem zunehmenden Naseträufeln aus der Nase, entweder permanent oder unterbrochen. Der Ausfluss hat meistens flüssige bis zähe Konsistenz und ist durch seinen üblen Geruch charakterisiert. Sollte dies Auftreten, sollte das Medikament umgehend abgesetzt und eine längere Behandlungspause eingelegt werden, bevor die Behandlung fortgesetzt wird.

Neben den Xylometazolinpräparaten kommen Medikamente zum Einsatz, die vor allem durch ihre salzigen Inhaltsstoffe versuchen sollen die Nasenschleimhaut zum Abschwellen zu bringen. Auch hier in Form von Nasensprays verabreicht, werden salzhaltige Substanzen in die Nase appliziert. Die Wirkung ist nicht so schnell, wie bei den chemischen Produkten, hält aber ähnlich lange an und birgt nicht die Gefahr der genannten Nebenwirkungen. Des weiteren ist eine zeitliche Beschränkung bei der Verwendung des Medikamentes nicht beschrieben. Die Salzzusammensetzung kann auch in Form eines Inhalators in die Nase gegeben werden. Durch die hierbei erreichte Tröpfchenvernebelung wird es möglich, dass die salzige Substanz oft tiefer inhaliert werden kann und so teilweise bis tief in die Nasennebenhöhlen vordringen und wirken kann.

Lesen alle Medikamente, die bei einer Nasennebenhöhlenentzündung zur Anwendung kommen unter: Medikamente bei einer Nasennebenhöhlenentzündung

Heilt eine Nasennebenhöhlenentzündung nicht nach einigen Tages aus, muss von einem chronischen Verlauf ausgegangen werden. Dieser macht eine etwas andere Behandlung notwendig. Bei chronischen Verläufen von Nasennebenhöhlenentzündungen wird auf die einst eingeleitete abschwellenden Behandlung verzichtet und eher der Grund der chronischen Verlaufsform behandelt. Die Gründe liegen oft in einer allergischen Reaktion. Vor allem der kaum vermeidbare Hausstaub wird als Ursache der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung häufig gesehen. Hierfür können Nasensprays zum Einsatz kommen, die ein Medikament aus der Gruppe der Antihistaminika enthalten (vor allem bei lokaler Behandlung) oder auch das Antihistaminikum als Tablette verabreicht werden. Großer Nachteil der Behandlung sind die Nebenwirkungen, die bei Langzeiteinnahmen vor allem in einer zunehmenden Müdigkeit begründet sind.
Bei chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen kann auch versucht werden, zunächst die eigentliche Entzündungsreaktion zu behandeln. Auch wenn die eigentliche Ursache der chronischen Entzündungsreaktion zunächst unbeachtet bleibt, kann versucht werden mit Hilfe von kortisonhaltigen Medikamenten die Entzündungsreaktion des Körpers zu reduzieren. Auch hierfür stehen Nasensprays zu Verfügung. Es kann bei schweren und chronischen Verläufen eine systemische Therapie mit Kortisontabletten durchgeführt werden. Allerdings sollten auch hier die zahlreichen Nebenwirkungen beachtet werden. Bei einer Langzeiteinnahme kann es zum Dünnerwerden der Haut kommen, zu erhöhtem Blutzucker, zu Osteoporose und zu Insuffizienzen der Nebennierenrinde. Dies ist aber nur bei langer Einnahme von hochdosiertem Kortison möglich. In der Regel werden auch chronische Nasennebenhöhlenentzündungen nicht in der Länge behandelt und die Kortisontabletten nicht in der hohen Dosierung gegeben. Neben den Sprays können auch belüftungsbeschleunigende Medikamente gegeben werden. Diese sind in den meisten Fällen auf pflanzlicher Basis und haben als Inhaltsstoffe Menthol, Minze etc.

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente bei einer Nasennebenhöhlenentzündung

Antibiotikatherapie

Bei hartnäckigen Nasennebenhöhlenentzündungen, die trotz erwähnter medikamentöser Behandlung bestehen bleibt, muss die Behandlung mit einem Antibiotikum erwogen werden.
Die Entscheidung, ob eines zum Einsatz kommt, wird meistens durch das Auftreten von schweren und vor allem hohen begleitenden Fieberschüben erleichtert und sollte unter diesen Umständen auf jeden Fall eingeleitet werden. Hier kommen meisten Antibiotika, wie Cefuroxim oder Amoxicillin zum Einsatz. Vor allem bei der bakteriellen akuten Nasennebenhöhlenentzündung, die durch Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, S. aureus, Streptokokken oder den sogenannten Anaerobiern verursacht wird, sollten Antibiotika mit den Namen Cefuroxim Axetil, Cefpodoxim-Proxetil, Aminopenicilline oder Levofloxacin gegeben werden. Alternativ kann auch eine Behandlung mit den sogenannten Makroliden erfolgen, zu denen Clarithromyzin und Azithromycin gehören.

Die Behandlung sollte konsequent für 14 Tage durchgeführt werden. Wie bei allen längeren Einnahmen kann es auch hier zu den klassischen Nebenwirkungen, wie z.B. Durchfällen kommen. Auch besteht prinzipiell die Gefahr einer Resistenzentwicklung der Bakterien bei häufigem und ungezieltem Antibiotikaeinsatz.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Antibiotika Nebenwirkungen

Einer neueren Studie aus den USA zufolge hat die antibiotische Behandlung gegenüber der rein symptomatischen Behandlung fast keine Vorteile. Bei dieser Studie wurde eine Gruppe an Sinusitis erkrankter Patienten mit einer symptomatischen, rein abschwellenden Therapie behandelt, die andere Gruppe der Patienten, die ebenfalls an einer Sinusitis litten, wurden mit einem Antibiotikum behandelt. Das Ergebnis zeigte, dass die Patienten beider Gruppen etwa zur gleichen Zeit gesundeten und die Antibiotikagruppe keinen zeitlichen Genesungsvorteil gegenüber der symptomorientierten Gruppe hatte. Ob diese Studie eine Veränderung des Behandlungskonzeptes zur Folge hat, bleibt abzuwarten.

Grundsätzlich gilt, dass (momentan noch) eine antibiotische Therapie eingeleitet werden sollte, wenn es sich um schwere und sehr lange Verläufe von Erkrankungen handelt. Dadurch soll gesichert werden, dass, wenn schon der Erkrankungszeitraum nicht reduziert wird, wenigstens die Komplikationsrate minimiert werden könnte. Denn eine Erregerverschleppung bei Nasennebenhöhlenentzündung ist unter einer Antibiotikabehandlung vermutlich unwahrscheinlicher.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Therapie einer Nasennebenhöhlenentzündung mit Antibiotika

Behandlung von Nasennebenhöhlenentzündung in der Homöopathie

Weiterführende Informationen erhalten Sie zum Thema Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung mit Homöopathie erhalten Sie auch unter unserem Thema:

Informationen zur Nasennebenhöhlenentzündung und Zahnschmerzen finden Sie unte

Operation

In den meisten Fällen heilt eine Nasennebenhöhlenentzündung unter adäquater, konservativer (d.h. medikamentöser) Therapie im Verlaufe von einigen Wochen ab. Bei einigen Patienten kommt es jedoch zu häufigen Rückfällen oder zu schweren, langandauernden Verläufen. Dies passiert vor allem dann, wenn, wie oben geschildert, anatomische Begebenheiten oder Nasenpolypen den Sekretabfluss aus den Nasennebenhöhlen behindern und das Krankheitsbild so begünstigen. In diesen Fällen kann eine Operation helfen, die wiederkehrenden Beschwerden deutlich zu verbessern.

Nasenpolypen sind gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut. Bei der sogenannten Polyposis nasi treten diese Wucherungen in gehäuftem Maße auf und behindern neben der Nasenatmung auch den Selbstreinigungsmechanismus der Nase. Eine Polypektomie, also die Entfernung der Polypen, kann helfen, auch die Nasennebenhöhlen zu entlasten.
Das gilt auch für die Begradigung einer schiefen Nasenscheidewand. Zwar ist die Nasenscheidewand bei keinem Menschen absolut gerade, doch können grobe Abweichungen zu einer Verlegung der Sekretabflusswege aus den Nasennebenhöhlen führen und damit eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung begünstigen.

In besonders schweren Fällen einer Nasennebenhöhlenentzündung kann es vorkommen, dass neben der Schleimhaut auch die knöchernen Wände der Nebenhöhlen angegriffen werden. Dieser Zustand kann bis zur Auflösung der Knochensubstanz führen und bedarf häufig einer operativen Sanierung des Entzündungsherdes.

Ansteckungsgefahr

Bei der Nasennebenhöhlenentzündung handelt es sich um eine virale oder bakterielle Infektion der Schleimhäute einer der Nasennebenhöhlen. Die Ansteckungsgefahr ist je nach Art des auslösenden Erregers unterschiedlich hoch.

Gerade in den kalten Wintermonaten werden akute Nasennebenhöhlenentzündungen häufig durch sogenannte Rhinoviren verursacht. Diese befallen in der Regel den Nasenrachenraum und verursachen Halsschmerzen, Schnupfen und seltener eine Bronchitis. Eine Infektion mit Rhinoviren ist für den ansonsten gesunden Patienten nicht weiter gefährlich, doch besteht eine Ansteckungsgefahr für seine Umgebung. Die Viren werden per Tröpfcheninfektion beim Niesen oder als Schmierinfektion beim Händeschütteln oder über den Kontakt mit infizierten Gegenständen übertragen.

Bei Verdacht auf eine virale Infektion ist verstärkt auf die persönliche Hygiene zu achten. Erkrankte und Gesunde sollten häufig die Hände waschen, Kontakt der Hände mit dem Gesicht vermeiden und zum Naseputzen wegwerfbare Papiertaschentücher benutzen. Bei einer Erkrankung in der Familie hilft Desinfektionsspray, die Viruslast auf Alltagsgegenständen zu reduzieren.

Seltener als die virale ist die bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung. Zumeist beruht diese auf einem verminderten Abfluss des Sekrets, welches von den Schleimhäuten der Nebenhöhlen gebildet wird. Dieses wird mitunter bakteriell besiedelt, was einen Entzündungszustand der Nasennebenhöhle zur Folge hat. Zwar können die Erreger, zu denen neben Staphylokokken und Streptokokken auch Pneumokokken und Haemophilus influenzae zählen, auch über das Nasensekret übertragen werden, doch sind sie für den gesunden Menschen meist nicht gefährlich.

Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung entsteht meist durch Sekretverhalt bei Verlegung der natürlichen Abflusswege des Nasensekrets. Die chronische Nasennebenhöhle ist deshalb auf Nasenpolypen und anatomische Begebenheiten zurückzuführen und aus diesem Grund nicht ansteckend. Das gleiche gilt für die chronische Nasennebenhöhlenentzündung im Rahmen einer Allergie.

Lesen Sie mehr zum Thema: Wie ansteckend ist eine Nasennebenhöhlenentzündung?

Dauer

Allgemeine Aussagen über die Dauer einer Nasennebenhöhlenentzündung lassen sich nur schwer treffen. Als grobe Faustregel kann man davon ausgehen, dass die akute Form innerhalb von zwölf Wochen ausheilt. Die chronische Form besteht über eine Dauer von zwölf Wochen hinaus und neigt zu häufigem Wiederkehren.

Wie schnell eine Nasennebenhöhlenentzündung ausheilt, hängt im Einzelnen von der Art der angewandten Therapie und von der Disziplin, mit der die Therapievorgaben befolgt werden ab. Treten Begleiterscheinungen wie anatomische Deformitäten der Nasenhöhle oder Begleiterkrankungen wie ein ausgeprägter Befall mit Nasenpolypen auf, können diese den Verlauf der Erkrankung in die Länge ziehen.

Komplikationen

Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) kann auf die Augenhöhle (Orbita) übergreifen, da die Begrenzung nur durch eine hauchdünne Knochenplatte gegeben ist.
Eine Oberlidschwellung, Augenbewegungsschmerzen und Einschränkung der Blickrichtungen können warnende Signale für einen Durchbruch dieser Knochenplatte sein. Ein dramatischer Fall liegt vor, wenn die Haut um das Auge geschwollen, rot, erhitzt und schmerzhaft ist (Orbitalphlegmon).

Eine länger als drei Monate bestehende Nasennebenhöhlenentzündung ist chronisch (chronische Sinusitis). Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung, die sich nicht mehr mit antibiotischen Medikamenten (Antibiotika) und Spülungen behandelt lässt, sollte gegebenenfalls operativ behandelt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Superinfektion

Formen der Nasennebenhöhlenentzündung

Kieferhöhlenentzündung

Als Kieferhöhlenentzündung, in der medizinischen Fachsprache Sinusitis maxillaris genannt, wird eine Entzündung der Nasennebenhöhle des Oberkiefers (Sinus maxillaris) bezeichnet. Sie ist in den meisten Fällen auf eine Infektion mit Viren oder Bakterien zurückzuführen und wird gelegentlich durch die Verlegung der natürlichen Abflusswege des Nasensekrets durch Nasenpolypen oder eine deformierte Nasenscheidewand begünstigt. Auch Allergien können eine Kieferhöhlenentzündung verursachen. Seltener kann die Kieferhöhlenentzündung durch eine entzündete Zahnwurzel des Oberkiefers ausgelöst werden.

Das Leitsymptom der Sinusitis maxillaris ist ein drückender Schmerz im Wangenbereich, welcher sich durch Beklopfen des unteren Augenhöhlenrandes verstärken lässt. Auch eine Rötung der Wangen kann ein nach außen hin sichtbares Zeichen der Erkrankung sein. Häufig klagen Betroffene über drückende, pochende Kopfschmerzen. Gelegentlich treten Zahnschmerzen auf. Die Schmerzen verstärken sich meist bei Kälte, wohingegen Wärme als angenehm empfunden wird. Das Riech- und Geschmacksempfinden kann bei der Kieferhöhlenentzündung deutlich eingeschränkt sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Kieferhöhlenentzündung

Stirnhöhlenentzündung

Bei der Stirnhöhlenentzündung handelt es sich um eine Entzündung einer der beiden Stirnhöhlen, welche auch Sinus frontalis genannt werden. Die auslösenden Ursachen entsprechen denen der übrigen Nasennebenhöhlenentzündungen. Bei einer Stirnhöhlenentzündung treten Kopfschmerzen auf, die sich in der Stirn der betroffenen Seite konzentrieren und auch die Augenhöhle betreffen können. Betroffene beklagen eine Schmerzzunahme beim Vornüberbeugen.

Gefährlich wird es dann, wenn die Entzündung auf die Augenhöhle übergreift. Anzeichen hierfür sind die Rötung und Schwellung des Oberlides sowie die Rötung der gesamten Augenhöhle und eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Augapfels der betroffenen Seite. Diese sogenannte Orbitaphlegmone muss sofort in einer Augenfachklinik behandelt werden, um Spätschäden zu vermeiden. Eine weitere potentiell lebensbedrohliche Komplikation der Sinusitis frontalis ist die Hirnhautentzündung.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Stirnhöhlenentzündung

Keilbeinhöhlenentzündung

Die Keilbeinhöhlen sind kleine luftgefüllte Hohlräume im Keilbein (Sinus sphenoidalis) des Schädels, welche der Gewichtsreduktion des Schädelknochens und als Resonanzkörper bei der Stimmbildung dienen. Wie in allen Nasennebenhöhlen kann sich auch hier eine Entzündung ausbreiten, die Sinusitis sphenoidalis genannt wird. Die Ursachen und die Krankheitsentstehung entsprechen denen der anderen Nasennebenhöhlenentzündungen während die Symptomatik eher unspezifisch ist.

Zunächst tritt ein mehr oder minder stark ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit drückenden Kopfschmerzen auf. Diese sind bei der Sinusitis sphenoidalis häufig im Hinterkopf lokalisiert und können sich beim Vornüberbeugen verstärken. Begleitet wird die Keilbeinhöhlenentzündung gelegentlich von einer Einschränkung des Geruchssinnes. In schweren Fällen kann sich eitriges Sekret entleeren, welches in der Regel über den Rachen abfließt und nicht sofort sichtbar wird. Auch eine Keilbeinhöhlenentzündung kann zu einer potentiell Lebensbedrohlichen Komplikation, der Hirnhautentzündung führen. Eine ärztliche Abklärung und Behandlung ist somit in jedem Fall gerechtfertigt.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Keilbeinhöhlenentzündung

Nasennebenhöhlenentzündung in der Schwangerschaft

Bei etwa einem Fünftel aller Frauen kommt es während der Schwangerschaft zu einem Anschwellen der Schleimhäute (Schwangerschaftsrhinitis). Eine Nasennebenhöhlenentzündung ist nicht selten die Folge davon.

Häufig bestehen Ängste vor gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen von typischen Medikamenten gegen eine Nasennebenhöhlenentzündung wie Antibiotika und abschwellende Nasentropfen. Jedoch birgt eine unzureichend behandelte Nasennebenhöhlenentzündung auch Risiken während der Schwangerschaft (z.B. eine Fehlgeburt).

Hausmittel wie Kräutertees, Dampfinhalationen oder Infrarotlicht können bedenkenlos in der Schwangerschaft angewendet werden und wirken lindernd auf die Beschwerden der Nasennebenhöhlenentzündung.

Abschwellende Nasentropfen sind in der Schwangerschaft generell nicht zu empfehlen, nur bei starken Symptomen ist ein sehr kurzzeitiger Einsatz vertretbar. Dagegen dürfen natürliche Nasensprays beispielsweise mit dem Wirkstoff Dexpanthenol auch in der Schwangerschaft verwendet werden, um die Schleimhäute ohne Nebenwirkungen zu befeuchten.

Eine bakterielle Infektion (hartnäckige Symptome, häufig Fieber) sollten auch während einer Schwangerschaft trotz der möglichen Nebenwirkungen mit Antibiotika behandelt werden. Hier bietet sich die Wirkstoffgruppe der Penicilline an, da diese Medikamente relativ bedenkenlos eingenommen werden können (auch im ersten Schwangerschaftsdrittel).

Wenn die Nasennebenhöhlenentzündung lange besteht oder chronisch ist, kommen kortisonhaltige Nasensprays in Frage, da sie abschwellend und entzündungshemmend wirken. Da diese Wirkstoffe als Nasenspray nur lokal eingesetzt werden, betreffen sie den gesamten Organismus kaum und können in niedriger Dosierung auch von Schwangeren verwendet werden. Allerdings sollte der Einsatz kortisonhaltiger Medikamente in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft möglichst vermieden werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Cortison in der Schwangerschaft

Auch während einer Schwangerschaft sollte auf keinen Fall auf eine medikamentöse Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung verzichtet werden. Empfehlenswert sind jedoch niedrige Dosierungen der Medikamente und die Kombination mit geeigneten nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden.

Welche Medikamente (z.B Antibiotika) und welche Dosierung sinnvoll bei einer Nasennebenhöhlenentzündung in der Schwangerschaft sind, sollte auf jeden Fall individuell mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden.

Nasennebenhöhlenentzündung und Sport

Kommt es vor allem in den Herbst- und Wintermonaten zu einer Nasennebenhöhlenentzündung, sollte sich grundsätzlich geschont werden. Grund ist das bereits ohnehin schon geschwächte Immunsystem nicht noch weiter zu belasten.

Man muss sich vorstellen, dass das Immunsystem von der Infektion überrumpelt wurde und in diesem Moment überlastet ist (sonst wäre es zu keinem Ausbruch der Erkrankung gekommen).
Im Zeitpunkt der langsamen Regeneration des Körpers arbeitet das Immunsystem auf Hochtouren um eingedrungene Erreger abzutöten. Eine zusätzliche Belastung des Immunsystems würde den Genesungsprozess verlangsamen und den Körper noch weiter anfällig gegen erneute Infektionen machen. Schwere Arbeiten sollten unterlassen werden.

Auch beim Sport, der eigentlich als gesundheitsfördernd anzusehen ist, kommt es zu einer leichten Drosselung des Immunsystems, die im Falle einer akuten Infektion (hier im Falle einer Nasennebenhöhlenentzündung) nicht gewünscht ist und den Genesungsprozess vermindern würde. Eine weitere Gefahr des Sportes bei akuter Infektion ist die Verschleppung von in den Körper eingedrungene Erreger. Auch bei einer Nasennebenhöhlenentzündung ist es zum Eintritt von Viren oder Bakterien gekommen. Vor allem lokal verursachen diese Erreger die beschrieben Symptome einer Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Wird in dieser Zeit nun Sport getrieben, besteht auch immer die Gefahr, dass die Erreger im Körper verschleppt werden. Ein Organ, was hierbei nicht selten betroffen werden kann, ist das Herz und der Herzmuskel sowie die Herzklappen. Im Falle einer Verschleppung der Erreger kann es zu einer gefährlichen Myokarditis (Herzmuskelentzündung) durch die Erreger kommen. Des Weiteren kann es auch vorkommen, dass sich die besagten Erreger an eine Herzklappe setzen und dort durch Vegetationen zu Beeinträchtigungen des normalen Klappenschluss führen. Zwei sehr gefürchtete Komplikationen von eigentlich einfachen Erkrankungen.

Meistens junge Menschen, die eine Infektion durchmachen und die Sportabstinenz nicht einhalten fallen kurze Zeit später durch sehr hohes Fieber, Müdigkeit und absoluter Schwäche auf. Mit vorhandener Herzmuskelentzündung oder Klappenfehlleistungen kommt es auch zu einem gefährlichen Absinken der Herzleistung. Hier muss sofort eine stationäre Einweisung ins Krankenhaus erfolgen und eine umgehende antibiotische Behandlung eingeleitet werden, um den zum Teil lebensgefährlichen Verlauf der Erkrankung abzuwenden.
Eine Nichtbehandlung kann zu einer chronischen und irreversiblen Kardiomyopathie führen, unter der eine chronische Herzschwäche aufgrund des verschleppten Infektes zusammengefasst wird. In den schwersten Fällen müssen die meist jüngeren Patienten auf eine Transplantationsliste gesetzt werden, um ein Spenderherz zu erhalten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Sport bei einer Nasennebenhöhlenentzündung

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023