Biotin - Vitamin B7 - Vitamin H

Definition

Bei Vitamin H handelt es sich um ein wasserlösliches Vitamin des Vitamin B-Komplexes, genauer um Vitamin B7 oder auch Biotin genannt.

Weit verbreitet ist besonders die Einnahme von Vitamin H um Haut, Haare und Nägel zu stärken, in dieser Funktion findet es sich auch in vielen Präparaten im Drogeriemarktregal. Doch Vitamin H erfüllt noch viele andere Funktionen. Wie bei anderen Vitaminen auch ist in den meisten Fällen durch eine ausgewogene Ernährung kein Mangel an Vitamin H zu erwarten. Bei einer einseitigen Ernährung oder auch bei seltenen genetisch bedingten den Biotinstoffwechsel betreffenden Stoffwechselerkrankungen jedoch kann eine Hypovitaminose, das heißt ein Vitamin H-Mangel, entstehen.

Auch kann ein Biotinmangel als Folge einer Nierenfunktionsstörung entstehen, bei der es zu einer vermehrten Ausscheidung von Biotin über den Urin kommen kann.

Eine Zufuhr von 30-60 mikrogramm/Tag ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für einen gesunden Erwachsenen ausreichend.

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Vorkommen und Struktur

Biotin kommt unter anderem vor in Schokolade, Nüssen, Eigelb und Leber, außerdem wird es von unseren Darmbakterien produziert. Es ist ein Harnstoffderivat, was bedeutet, dass der Harnstoff einen Teil seiner Struktur ausmacht.

Funktion

Vitamin H erfüllt eine Vielzahl von Funktionen im menschlichen Organismus. Eine zentrale Bedeutung hat das Vitamin H zum Beispiel bei der Funktion vieler Stoffwechselwege. Vitamin H ist ein sogenanntes Coenzym, dass heißt es ist an der Funktion vieler Enzyme ausschlaggebend beteiligt. Enzyme haben wiederum eine wichtige Funktion im Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen. Sie beschleunigen viele Reaktionen im Körper beziehungsweise machen diese erst möglich, wirken also wie Katalysatoren.

Vitamin H ist zusätzlich wichtig für die Lebensdauer von zahlreichen Zellen, wie zum Beispiel den Zellen des Nervengewebes, den Zellen des Blutsystems, aber auch den Talgdrüsen. Auch im Zellkern hat Biotin eine wichtige Funktion und kann die Ablesbarkeit der menschlichen DNA verändern, ist also mit dafür verantwortlich, welche Gene abgelesen werden können und welche nicht.
Im menschlichen Körper gibt es ein Recycling für Biotin, das heißt, das Biotin, welches schon einmal für eine Stoffwechselreaktion „benutzt“ wurde durch andere Enzyme wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht wird und so dem Körper für neue Stoffwechselreaktionen wieder zur Verfügung steht. Dieser Kreislauf ist jedoch nicht komplett geschlossen, denn zum Beispiel durch die Ausscheidung mit dem Urin kann Biotin verloren gehen. Dieses muss dann durch das Biotin in der täglichen Ernährung ersetzt werden.

Biotin ist Cofaktor bei Carboxylierungsreaktionen, also bei der Anhängung von Carboxyl (C-) gruppen. Ein Beispiel für Reaktionen, an denen es teilhat ist die erste Reaktion der Gluconeogenese, also der Herstellung von Glucose (Reaktion der Pyruvat-Carboxylase).

Vorkommen

Vitamin H kann nicht vom menschlichen Organismus hergestellt werden, jedoch in gewissem Maße im Körper gespeichert werden, indem es an ein Protein gebunden wird, welches die Ausscheidung durch den Urin verhindert.

Es kommt in zahlreichen Lebensmitteln natürlich vor, so dass bei einer ausgewogenen Ernährung kein Mangel entstehen sollte.

Zu den besonders biotinreichen Lebensmitteln zählt Backhefe, welche mit ungefähr 200 mikrometer Vitamin H auf 100g Hefe am meisten des Vitamin H enthält. Zu den weiteren Lebensmitteln mit einem hohen Vitamin H-Gehalt gehören beispielsweise auch Haferflocken, Milch, Spinat, sowie Sojaprodukte, Nüsse und tierische Innereien, wie Leber und Niere.
Ebenfalls gibt es bestimmte Bakterien in der natürlichen Darmflora des Menschen, die bei ihren natürlichen Stoffwechselvorgängen Vitamin H produzieren. Jedoch ist noch nicht ganz geklärt inwiefern dieses Vitamin H vom menschlichen Körper aufgenommen wird und eine Rolle spielt.

Mangelerscheinungen

Ein Vitamin H-Mangel kann zu einem weiten Spektrum an Symptomen führen. Bei einem Vitamin H Mangel kann, wie bei vielen anderen Vitaminen auch, eine anhaltende Müdigkeit und das Gefühl der Abgeschlagenheit eine Mangelerscheinung sein. Auch weitreichendere neurologische Symptome, wie zum Beispiel Depression oder Halluzinationen, sowie Kribbeln und Taubheit einzelner Körperglieder können die Folge dieses Mangels sein.

Zudem sind äußere Symptome, wie zum Beispiel brüchige Nägel oder glanzlose, ausfallende Haare oder auch Farbveränderungen der Haare, sowie ein schuppiger, roter Hautausschlag, der sich vor allem um den Mund, die Nase und die Augen zeigt, möglich.

Auch kann das Immunsystem durch einen Mangel an Biotin beeinträchtigt sein, so können vermehrte bakterielle Infektionen oder Pilzinfektionen die Folge sein. Ein Biotinmangel kann auch die Ursache einer Blutarmut oder eines zu niedrigen Blutdrucks sein.

Ein Mangel kann viele verschiedene Ursachen haben. Nierenfunktionsstörungen können beispielsweise zu einer vermehrten Ausscheidung von Biotin führen. So haben dialysepflichtige Patienten vermehrt unter einem Vitamin H-Mangel zu leiden. Auch bei der Aufnahme des Vitamin H kann es zu einer Störung kommen und somit nicht ausreichend Vitamin H aufgenommen werden. Dies ist unter anderem bei dem Kurzdarmsyndrom der Fall oder auch bei Störungen der Darmflora.

Auch Medikamente, wie zum Beispiel Antikonvulsiva, die zur Behandlung einer Epilepsie eingesetzt werden, können zu einem Biotinmangel führen. Eine weitere Ursache für einen vermehrten Verbrauch und somit einen Mangel an Vitamin H stellt eine Schwangerschaft da. Bei einem langfristigen Alkoholmissbrauch kann es neben vielen anderen Mangelerscheinungen auch zu einem Mangel von Vitamin H kommen.

Da Biotin (Vitamin B7) von körpereigenen Bakterien produziert wird, ist eine Mangelerscheinung äußerst selten. Allerdings bindet die Substanz Avidin, die in Hühnereiweiß vorkommt, Biotin und inaktiviert es somit. Bei Probanden, denen regelmäßig Avidin verabreicht wurde, zeigten sich Symptome wie Hautschuppigkeit, Depressionen und Muskelschmerzen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Vitaminmangel.

Biotin-Präparate

Vitamin H-Präparate gibt es in vielen verschiedenen Zusammensetzungen und Preisklassen. Günstig sind Vitamin H-Präparate schon in Kapselform in der Drogerie zu erhalten. Hier sind meist noch andere Vitamine und Mineralstoffe wie zum Beispiel Zink, Eisen oder auch Pantothensäure zusätzlich enthalten.

Auch in der Apotheke sind diese Vitaminpräparate zu erstehen. Biotinpräparate, die als Arzneimittel zugelassen sind, haben meist eine Biotinmenge von 2,5 bis zu 5 mg pro Tablette. Bei einem klinischen Biotinmangel können diese Präparate nachgewiesenermaßen zu einer Verbesserung der Symptome führen.

Ob bei gesunden Erwachsenen jedoch die tägliche Einnahme von Vitamin H-Präparaten zu einer Stärkung der Nägel und zu mehr Glanz in den Haaren führt ist bisher nicht bewiesen.

Überdosierung von Vitamin H

Eine Überdosierung mit Vitamin H ist generell nicht möglich, da es sich um ein wasserlösliches Vitamin handelt, welches mit dem Urin wieder ausgeschieden wird, sollte es zu viel im Körper vorhanden sein.

Übersicht Vitamine

Wasserlösliche (hydrophile) Vitamine:

Fettlösliche (hydrophobe) Vitamine:

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.09.2010 - Letzte Änderung: 22.10.2021