Allergie

Synonyme für Allergie

Überempfindlichkeit, Hypersensibilität

Definition Allergie

Allergie (allo = verändert, ergos = Aktivität) bezeichnet eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf sogenannte Umweltantigene, die normalerweise nicht krankmachend sind und vom Körper toleriert werden. Diese Antigene werden auch Allergene genannt und beschreiben bestimmte kleinste Stoffe oder deren Teile, die das Immunsystem aktivieren.

Unter Kreuzallergie versteht man das gleichzeitige Bestehen mehrerer Allergien auf Grund von Strukturähnlichkeiten der Antigene. Beispielsweise reagiert ein gegen Pollen allergischer Mensch häufig auch gegenüber Kernobst sensibel.

Behandlung

Therapie

Behandelt werden kann die Allergie zunächst durch Allergenkarenz, also durch Meidung und Reduktion der auslösenden Stoffe beziehungsweise Allergene oder durch Absetzen verursachender Medikamente.

Da dies in Abhängigkeit des Allergens nicht immer oder nur schwer möglich ist, kann die Therapie bei bestimmten Krankheiten mit Hilfe von Medikamenten unterstützt werden. Es können die Mastzellen stabilisiert werden (Cromoglicinsäure) , die Wirkung einiger ihrer freigesetzten Mediatoren unterbunden werden (Antihistaminika, Leukotrienantagonisten) oder die Entzündungsreaktion unterdrückt werden (Steroide).

Weiterhin gibt es die Möglichkeit bei Allergien gegen Pollen, Bienengift, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze eine Hyposensibilisierung durchzuführen. Dabei wird das entsprechende Allergen in der Regel über 3 Jahre regelmäßig in steigender Konzentration unter die Haut gespritzt, um zu bewirken, dass das Immunsystem das Allergen toleriert und nicht mehr die allergische Reaktion zeigt.

Bei etwa 75% der Patienten hat diese Behandlung Erfolg. Die genaue Wirkungsweise ist nicht geklärt.

Den anaphylaktischen Schock als akuten Notfall behandelt man mit Flüssigkeits- und Sauerstoffgabe, Kortison, atemwegserweiternden Medikamenten (?-Mimetika) und Katecholaminen (Adrenalin , Dopamin). Als letzte Maßnahme bei Atem- oder Kreislaufstillstand kommt die Reanimation zum Einsatz.

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Ursachen & Prophylaxe

Ursachen der Allergie

Ursächlich für eine Allergie sind unter anderem die Gene. Leidet mindestens ein Elternteil an einer Allergie, erhöht sich auch das Risiko für die Kinder, eine solche Allergie zu entwickeln.

Außerdem ist in diesem Zusammenhang die Atopie zu nennen. Atopie bezeichnet die vererbte Bereitschaft des Körpers, auf normale Antigene der Umwelt Antikörper (IgE) zu bilden. In der Folge kommt es zu allergischen Krankheiten, wozu Asthma bronchiale, Neurodermitis (atopische Dermatitis), Heuschnupfen (allergische Rhinitis und Konjunktivitis), Quaddelbildung der Haut (Nesselsucht, Urtikaria) sowie Nahrungs- und Medikamentenallergien zählen.

Diskutiert wird als Ursache auch die sogenannte Hygienehypothese. Diese besagt, dass in den letzten Jahren ein Anstieg der Allergie zu verzeichnen ist, weil die Menschen zu steril aufwachsen und in der Kindheit mit zu wenig Keimen in Kontakt kommen. Dadurch kann sich das Immunsystem nicht angemessen entwickeln und reagiert deshalb auf normale Umweltantigene allergisch.

Die häufigsten auslösenden Allergene umfassen Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel (z. B. Eier, Milch, Nüsse, Soja, Weizen) sowie Medikamente (z. B. Antibiotika).

Prophylaxe einer Allergie

Der Prophylaxe von einer Allergie dienlich sind Stillen der Kinder und Aufwachsen in ländlicher Umgebung.

Besteht jedoch bereits eine Allergie, kann der Auslösung der allergischen Reaktion durch Meidung des Allergens (Allergenkarenz) vorgebeugt werden.

Pathogenese der Allergie

Eine Allergie kann nur auftreten, wenn ein erster Kontakt mit dem auslösenden Stoff (Antigen) und eine sich anschließende Sensibilisierung erfolgt sind. Nach dem Erstkontakt läuft eine Reaktion des Immunsystems ab, welche keine äußerlichen Symptome zeigt, das heißt, der Patient bemerkt von einer Allergie noch nichts. Darauf folgt dann die Sensibilisierungsphase, deren Dauer 1 bis 3 Wochen beträgt und die sich ebenfalls im Immunsystem abspielt. Es entstehen spezielle Eiweiße (Antikörper), die gegen das Antigen gerichtet sind und sensibilisierte Zellen (Lymphozyten). Auch von dieser Reaktion bemerkt der Patient in der Regel nichts, doch dadurch wird das Antigen nun zum Allergen. Dies bedeutet, dass bei erneutem Kontakt mit diesem Antigen nun eine sichtbare Reaktion mit Symptomen der Allergie und Beschwerden beim Patienten ausgelöst wird.

Diese sichtbare Reaktion der Allegie kann einem Reaktionstyp nach Gell und Coombs zugeordnet werde. Man unterscheidet insgesamt 4 Typen:

  • Typ 1 Allergie = IgE-vermittelte Sofortreaktion (IgE = Antikörper, Immunglobulin E)
  • Typ 2 Allergie = antikörper-vermittelte zytotoxische Reaktion (IgG, IgM)
  • Typ 3 Allergie = immunkomplex-vermittelte Reaktion (IgG)
  • Typ 4 Allergie = zellvermittelte Reaktion

Diese Typen weisen Differenzen bezüglich der Reaktionszeit nach Kontakt mit dem Allergen, der betroffenen Organe und des Wirkmechanismus auf.

Die Typen 1 bis 3 der Allergie werden durch Antikörper vermittelt, man bezeichnet sie als humorale Reaktionen. Typ 4 dagegen wird durch Zellen vermittelt, weshalb man ihn als zellvermittelt definiert.

Der Reaktionstyp 1 einer Allergie ist am häufigsten und findet sich zum Beispiel bei Heuschnupfen oder Asthma bronchiale. Auslösende Allergene stellen unter anderem Pollen, Milben im Bett, Tierhaare, Nahrungsmittel oder Medikamente dar. Nach Kontakt mit ihnen tritt die allergische Reaktion innerhalb von 30 min an Haut, Schleimhäuten, Atemwegen oder im Verdauungstrakt auf. Als Folge von einer Freisetzung bestimmter Stoffe (Histamin, Serotonin, Leukotriene, Prostaglandine) aus speziellen Zellen des Immunsystems, den Mastzellen, kommt es zu den typischen Beschwerden wie laufender Nase, Juckreiz etc. Bezeichnet wird diese Reaktion als Mastzelldegranulation. Sie läuft ab, wenn die Allergene an bestimmte Antikörper, nämlich IgE, binden. Diese IgE befinden sich an die Oberfläche der Mastzellen. Ig steht für Immunglobuline, E bezeichnet die Klasse.

Der beschriebene Ablauf kennzeichnet die sogenannte Frühphase oder Akute-Phase-Reaktion dieses Reaktionstyps; nach 3 bis 8 Stunden schließt sich außerdem noch eine Spätphase mit Entzündung und Schädigung des Gewebes an, welche mehrere Tage anhalten kann.

Der Reaktionstyp 2 der Allergie läuft zum Beispiel bei einer bestimmten Form der Blutarmut ab (hämolytische Anämie). Hierbei tritt die Reaktion erst nach 5 bis 8 Stunden auf. Allergene sind meist Medikamente und betroffene Organe die Blutzellen oder die Niere. Der Wirkmechanismus ist durch eine Zerstörung von Zellen gekennzeichnet (Lyse). Verantwortlich für diese Lyse sind gebildete Antikörper gegen bestimmte Strukturen der Zelloberfläche. Die Antikörper umfassen IgG sowie IgM, also Immunglobuline der Klasse G und M.

Der Reaktionstyp 3 der Allergie spielt sich an der Haut oder systemisch nach 2 bis 8 Stunden nach Allergenkontakt ab (Schimmelpilze, Bakterien, Medikamente etc.). Hierbei entstehen im Blut in kurzer Zeit sehr viele Komplexe aus Allergenen und dagegen gerichteten Antikörper. Diese lagern sich als Folge der schnell entstehenden Menge im Gewebe ab. Dies kommt zum Beispiel bei einer Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) oder bei der Serumkrankheit vor.

Die längste Zeit mit 24 bis 72 Stunden bis zur Reaktion benötigt der Reaktionstyp 4 der Allergie. Sichtbar ist diese beispielsweise an Haut, Leber, Niere oder Lunge. Zu den auslösenden Allergenen zählen unter anderem Nickel und andere Metalle, Medikamente, Desinfektionsmittel oder Kosmetikartikel. Eine typische Krankheit stellt eine Kontaktdermatitis dar, wobei es sich um eine entzündliche Veränderung der Haut (Ekzem) handelt. Die Reaktion wird durch speziell sensibilisierte Immunzellen (T-Zellen) in Gang gesetzt, indem diese andere Immunzellen (Makrophagen = Fresszellen, natürliche Killer-Zellen) aktivieren, welche wiederum andere Zellen schädigen.

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Weitere Informationen

Epidemiologie

Die Allergie tritt meist bereits im Kindesalter auf, kann sich aber auch in jedem Alter neu manifestieren. Die Allergie gegen Lebensmittel tritt gehäuft in den ersten Monaten und im Alter von 15 und 35 Jahren auf.

Die häufigste Allergie ist mit 60% gegen Pollen gerichtet, es folgen mit 15% diejenigen Allergien gegen Milben sowie die Allergie gegen Tiere und mit unter 5% Allergien gegen Medikamente und Nahrungsmittel.

In den westlichen Ländern ist seit ca. 30 Jahren ein Anstieg in der Allergiehäufigkeit zu verzeichnen. In Deutschland betrifft beispielsweise der allergische Heuschnupfen derzeit 15% der Bevölkerung, 5% leiden an Asthma bronchiale, 1,5% an einer Nahrungsmittelallergie. Bis 20% aller deutschen Schulkinder leiden an Neurodermitis (atopische Dermatitis).

Zusammenfassung

Eine Allergie ist die Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems gegen Allergene, welche in der Umwelt vorkommen. Sichtbar werden sie vor allem an Haut, Augen, Atemwegen und Darm als zum Beispiel Juckreiz, Rötung, Quaddeln, Luftnot oder Durchfall.

Behandelt werden Allergien in erster Linie durch Meidung der auslösenden Allergene. Hinzu kommen Medikamente oder eine Hyposensibilisierung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.06.2010 - Letzte Änderung: 19.07.2023