Hodenentzündung

Einleitung

Als Hodenentzündung, oder auch Orchitis, bezeichnet man die Entzündung der männlichen, paarig angelegten Keimdrüsen (Gonaden).

Eine Hodenentzündung geht fast immer auch mit intensiven Schmerzen einher, weil der Hoden von einem starken Nervengeflecht versorgt wird. Dieses leitet bei Schwellung, oder Erhitzung sofort Schmerzimpulse an den Körper weiter. Auf diese Weise signalisiert der Körper, dass etwas nicht in Ordnung ist, und bei ausbleibender Behandlung ein irreversibler Funktionsverlust droht.

Ursachen

Die Ursachen für eine Hodenentzündung liegen meist in einer Entzündung umliegender Strukturen begründet, da eine alleinige Hodenentzündung relativ selten ist. Meist ist sie Folge einer Nebenhodenentzündung, oder einer systemischen Infektion. Infektionen, die zu einer Hodenentzündung führen können durch Viren und Bakterien bedingt sein. Während Bakterien meist über die aufsteigenden Harnwege in den Hoden gelangen, breiten sich Viren in diesem Fall eher hämatogen – also über die Blutbahn – aus.

Typische virale Erreger, die eine Hodenentzündung bedingen können, sind die Paramyxoviren, welche bei einer Mumpserkrankung auftreten. Mumps kann also eine Hodenentzündung (Hodenmumps) bedingen. Daher ist eine Impfung in Form der Masern-Mumps-Röteln Impfung eine wichtige vorbeugende Maßnahme.

 Neben den Paramyxoviren, können auch Varizellen eine Hodenentzündung auslösen. Varizellen sind besser als die Erreger der Windpocken bekannt. Es handelt sich hierbei ebenfalls um eine für das Kindesalter typischer Erkrankung, die an sich relativ komplikationslos ablaufen. Weitere Viren, die für eine Hodenentzündung verantwortlich sein können, sind Echoviren, und Coxsackieviren.

Während virale Infektionen tendenziell eher im Kindesalter typisch sind, treten bakterielle Infektionen gehäuft bei sexuell aktiven Männern auf. So wird durch das häufige Wechseln der Geschlechtspartner, oder häufigen Geschlechtsverkehr an sich, die Chance erhöht, sich mit Bakterien zu infizieren. Dementsprechend gleicht das Erregerspektrum auch dem von Harnwegsinfekten: Neben Neisserien (Neisseria gonorrhoeae), dem Erreger der Gonorrhö, zählen auch Chlamydien, und E.coli Bakterien zum typischen bakteriellen Erregerspektrum einer Hodenentzündung. Diese Erreger sind typisch für Harnwegsinfekte, liegen allerdings nicht zwangsläufig in mangelnder Hygiene begründet, sondern eher in einem sexuell-aktivem Verhalten.

Allerdings muss dies nicht der Fall sein, einige weitere Erreger, die eine Hodenentzündung auslösen sind relativ unspezifisch: Staphylokokken und Streptokokken gehören genauso zum Erregerspektrum, wie Pseudomonaden und Brucellen. Dabei handelt es sich um sehr weit verbreitete Erreger, die beispielsweise auch Infektionen der Atemwege, oder der Haut auslösen können. Fast immer tritt eine Hodenentzündung als Begleiterkrankung einer Nebenhodenentzündung, oder einer Entzündung der Harnwege auf. Auf Grund der anatomischen Nähe, und der engen Verbindungen untereinander, greifen Infektionen schnell vom einen auf das andere Organ über.

In der Prostata münden die beiden Samenleiter in die Harnröhre. Diese führen direkt zum Nebenhoden, und schlussendlich zum Hoden. Aufsteigende Harnwegsinfekte sind daher für einen Großteil der Hodenentzündungen verantwortlich.

Lesen Sie mehr dazu in unserem Hauptartikel: Was sind die Ursachen einer Hodenentzündung?

Ursache Mumps

Mumps ist eine Erkrankung, die durch das Mumpsvirus ausgelöst wird und typischerweise die Speicheldrüsen befällt. Als Komplikation der Infektionserkrankung kann es auch zu einer Hodenentzündung kommen. Dabei werden die Viren von den Speicheldrüsen ausgehend über das Blut verteilt und setzen sich besonders gerne im Hoden fest.

Während Kinder mit einer Mumpsinfektion von dieser Komplikation häufig verschont bleiben, betrifft die Orchitis nach Mumpsinfektion bis zu 30% aller Männer mit Mumps nach der Pubertät. Bei Männern mit einer Mumpsinfektion sollte deshalb standardmäßig eine Untersuchung der Hoden erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hodenmumps

Symptome einer Hodenentzündung

Auf Grund der anatomischen Nähe von Hoden, Nebenhoden, und ableitenden Harnwegen zueinander, breiten sich Infekte meist über mehrere Organe hinweg aus. Der Hoden ist dabei gewissermaßen das Endstück, in einer Kette aus Harnröhre, Samenleiter, Nebenhoden, und Hoden. Erst wenn etwaige Bakterien die vorhergeschalteten Strukturen passiert haben, gelangen sie zum Hoden. Dementsprechend gehen Hodenentzündung meist auch mit Nebenhodenentzündungen, oder Harnwegsinfekten einher. Eine singuläre Hodenentzündung ist relativ selten.

Die Symptome einer Entzündung sind klassischerweise: Hodenschwellung, Rötung, Hodenschmerzen und Funktionsverlust. Die Schmerzen können von einem leichten Ziehen im Hoden, bis hin zu einer sehr heftigen Intensität variieren. Meist korrelieren sie mit der Stärke der Entzündung, und der Anzahl mitbetroffener Organe. Zudem können allgemeine Symptome wie Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Fieber, und Kopfschmerzen hinzukommen. Bei einer Mumps-Infektion kommt es primär zu einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse, und wenige Tage später zu einer Entzündung des Hodens. Dieser Hergang ist so spezifisch, dass er automatisch an eine Mumps-Infektion denken lässt.

Bei viralen Infektionen sind in nur 30 Prozent der Fälle beide Hoden betroffen. Generell ist während der Infektion Geschlechtsverkehr relativ schmerzhaft, und sollte unterlassen werden: Es besteht neben einem Funktionsverlust der Hoden auch die Gefahr, den Partner anzustecken, so dass dieser dann ebenfalls mit einem Harnwegsinfekt, bzw. einer Entzündung des Urogenitaltraktes zu kämpfen hat.

Hier finden Sie mehr zu diesem Thema: Die Symptome einer Hodenentzündung.

Schmerzen

Schmerzen sind das prägende Symptom einer Hodenentzündung. Typischerweise geht eine Entzündung mit den Symptomen Rötung, Überwärmung, Schwellung und Schmerz einher. So tritt per se ein Schmerz durch die Entzündung auf.

Die Schwellung ist jedoch gerade am Hoden auch ein starker Schmerzauslöser. Der Hoden ist nämlich in eine enge Kapsel eingepackt. Kommt es aufgrund der Entzündung zu einer Schwellung des Hodens, wird diese Kapsel sehr schnell stark gedehnt, was wiederum ein starker Schmerzreis ist.

Die Schmerzen können neben einer adäquaten Kühlung und dem Hochlagern des betroffenen Hodens auch durch Schmerzmittel behandelt werden. Besonders geeignet sind Präparate wie Ibuprofen und Paracetamol, da sie nicht nur schmerzlindernd, sondern auch antientzündlich wirken.

Wie ansteckend ist eine Hodenentzündung?

Eine Hodenentzündung kann in vielen Fällen ansteckend sein. Dabei findet die Übertragung der Krankheitserreger auf unterschiedlichen Wegen statt.

Wer beispielsweise an einer Hodenentzündung aufgrund einer Mumpsinfektion erkrankt, kann die Mumps-Viren über den Speichel weitergeben. Oftmals reicht dafür eine Tröpfcheninfektion beispielsweise durch Husten aus. Wer mit dem Mumpsvirus angesteckt wird, bekommt in der Regel ebenfalls eine Entzündung seiner Speicheldrüsen. Jedoch muss die Infektion nicht zwangsläufig zu einer Hodenentzündung führen. Auch hier gilt, dass besonders Männer nach der Pubertät zu einer Hodenentzündung durch Mumps neigen, sodass ein Drittel bis ein Fünftel der angesteckten Männer ebenfalls eine Hodenentzündung erleidet.

Auch Hodenentzündungen, die durch sexuell übertragbare Krankheiten wie Gonorrhö oder Chlamydien hervorgerufen werden, sind ansteckend. Jedoch stecken sich dabei im Normalfall nur Sexualpartner bei der betroffenen Person an. Bei heterosexuellen Paaren kann ein Mann dadurch die Bakterien auf seine Partnerin übertragen, bei der auch Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane auftreten können. Umgekehrt kann die Frau ihren männlichen Partner mit den Bakterien anstecken, woraufhin dieser eine Hodenentzündung entwickeln kann. Eine direkte Ansteckung mit einer Hodenentzündung kann bei homosexuellem Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern auftreten.

Grundsätzlich wird jedoch immer nur der Krankheitserreger von einer Person auf die andere übertragen. Ob der angesteckte Mann anschließend ebenfalls eine Hodenentzündung erleidet, ist nicht immer sicher, tritt jedoch häufig auf. Bei ausreichender Genitalhygiene sollte eine Ansteckung mit Chlamydien und Gonorrhö ohne sexuellen Kontakt nicht auftreten.

Diagnose

Zur Diagnose der Hodenentzündung stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Zunächst einmal ist ein Arzt-Patienten Gespräch – auch Anamese genannt – wichtig, um die genaue Beschwerden, und den Hergang zu eruieren. Oftmals ergibt sich bereits aus diesem Gespräch eine relativ klare Diagnose. An das Gespräch schließt sich in der Regel eine Begutachtung der Hoden, so wie ein Abtasten an. Reagiert der Patient über die Maße schmerzhaft auf Druck, oder ist der Hoden schon äußerlich sichtbar geschwollen, und gerötet, so können dies Indikatoren für eine Hodenentzündung sein.

Ferner steht dem Arzt apparative Diagnostik mittels Ultraschall des Hodens (Sonographie) zur Verfügung. Im Ultraschall lassen sich Flüssigkeitsansammlungen, also Ödeme, sowie Schwellungen, oder Torsionen darstellen. Der Ultraschall ist eine sehr günstige, schnelle, und vor allem ungefährliche Möglichkeit, den Patienten zu untersuchen. Sollte sich der Verdacht auf eine bakterielle Infektion erhärten, ist es von Bedeutung, den genauen Erreger zu ermitteln.

Eine antibiotische Therapie sollte immer gezielt gegen einen Erreger erfolgen, und nicht als „Rundumschlag“ mit einem Breitbandantibiotikum. Zwar ist dies in einigen Fällen nicht anders möglich, oder auch sinnvoll, jedoch versucht man stets gezielt den Erreger zu bekämpfen, um breiter wirkende Antibiotika noch für etwaige spätere Erkrankungen in der Hinterhand zu behalten. Bakterien entwickeln mit der Zeit nämlich eine Resistenz gegen häufig eingesetzte Antibiotika, weswegen die Pharmaindustrie seit der Erfindung des Antibiotikums mehrere verschiedene Antibiotikagenerationen, mit verschiedensten Wirkmechanismen auf den Markt gebracht hat.

Zur genauen Erregerdiagnose wird der Urin gesammelt, und daraus im Labor eine Kultur gezüchtet. Unter optimalen Bedingungen vermehren sich die Erreger im Labor dann schlagartig, und können meist nach wenigen Tagen mittels verschiedener Tests identifiziert werden. Im Falle einer Mumps-Infektion erfolgt kein klassischer Erregernachweis mittels Kultur, sondern ein immunologischer Tests, der bestimmte Stoffe in Körperflüssigkeiten (wie beispielsweise Blut, Sperma, Urin) nachweist. Einer dieser Tests wird ELISA genannt, und wird zum Beispiel auch zum Nachweis von HIV eingesetzt. Ein ELISA-Tests kostet in der Regel um die 20€, wobei die Kosten von der Krankenkasse getragen werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter:  Urinuntersuchung

Therapie

Die Therapie der Hodenentzündung richtet sich nach der genauen Ursache. Virale Infektionen werden anders behandelt, als bakterielle. Bei bakteriellen Infektionen stehen Antibiotika zur Verfügung. Diese sollten allerdings erst nach genauer Erregerbestimmung eingesetzt werden. Ein Breitbandantibiotikum hilft oftmals genau so gut, wie ein speziell auf den Erreger abgestimmtes Antibiotikum. Allerdings behält man sich die Option, ein Breitbandantibiotikum einzusetzen gerne für die Fälle vor, in denen sich der Erreger partout nicht finden lässt. Eine Antibiose ohne vorherige Erregerbestimmung gilt nicht unbedingt als Kunstfehler, aber doch als „ungeschickt“, sofern der Patient nicht akut gefährdet ist (zum Beispiel bei drohendem Verlust des Hodens).

Virale Infektionen können bis dato nicht kausal behandelt werden. Zwar gibt es als Pendant zu Antibiotika auch Virustatika, diese zeigen bei einer Hodenentzündung allerdings derzeit keinen nachgewiesenen Effekt. Die Therapie erfolgt daher symptomatisch mit Bettruhe, Kühlung, und Hochlagern des Hodens, um den Flüssigkeitsabfluss zu begünstigen. In jedem Fall können Schmerzmittel, wie beispielsweise Ibuprofen, oder Paracetamol eingenommen werden, da sie entzündungshemmend, und schmerzlindernd wirken. Bei dauerhafter Einnahme, und hoher Dosierung sollte jedoch auch bedacht werden, dass obige Schmerzmittel auf den Magen schlagen können, und somit Beschwerden des Magen-Darmtraktes hervorrufen können.

Welche Antibiotika werden eingesetzt?

Je nach zugrundeliegendem Krankheitserreger kann die Hodenentzündung mit verschiedenen Antibiotika therapiert werden. Sind Gonokokken die Ursache der Erkrankung, werden Fluorchinolone wie beispielsweise Levofloxacin eingesetzt. Auch Doxycyclin kann gegen Gonorrhö eingenommen werden. Bei schwereren Verläufen kann eine Kombinationstherapie aus Cephalosporinen (beispielsweise Ceftriaxon), Azithromycin und Doxycyclin gewählt werden.

Eine Chlamydieninfektion kann ebenfalls mit Doxycyclin therapiert werden. Als Alternative wird gerne Ofloxacin gegen die Chlamydien eingesetzt. Insbesondere bei jungen Männern mit schweren Hodenentzündungen kann in Kombination mit den Antibiotika auch eine Behandlung mit Glucocorticoiden (Cortison) eingeleitet werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Antibiotikatherapie bei einer Chlamydieninfektion

Bei einer Mumpsinfektion mit Hodenentzündung dagegen macht eine Antibiotikatherapie keinen Sinn, da es sich bei dem Krankheitserreger um ein Virus und nicht um ein Bakterium handelt.

Welche Hausmittel können helfen?

Hausmittel, die bei einer Hodenentzündung eingesetzt werden können, zielen vor allem darauf ab, den betroffenen Hoden hochzulegen und zu kühlen.

Das Hochlegen des Hodens führt dazu, dass der entzündete Hoden nicht so sehr am umliegenden Gewebe zieht. Durch das Hochlegen des Hodens wird etwas Zug von den ebenfalls betroffenen Strukturen genommen, wodurch die Beschwerden gelindert werden können. Zum Hochlegen kann ein sogenanntes Hodenbänkchen verwendet werden. Als Hausmittel reicht ein einfaches kleines Kissen aus, welches zwischen die Beine gelegt werden kann und den entzündeten Hoden abstützt.

Auch das Kühlen ist bei einer Hodenentzündung besonders wichtig. Dazu können beispielsweise Kühlakkus verwendet werden. Kommen diese direkt aus der Tiefkühltruhe, sollten sie niemals direkt auf die Haut aufgelegt werden, da es dadurch zu Vereisungen kommen kann. Stattdessen sollte man den Kühlakku in ein Handtuch einwickeln und anschließend auf den entzündeten Hoden legen. Die Kühlung sollte etwa zehn bis fünfzehn Minuten betragen, anschließend kann man eine etwa halbstündige Pause einlegen.

Andere kühlende Möglichkeiten sind Quarkwickel oder Kohlblätter. Dazu wird entweder Quark oder Kohl auf ein Stoff- oder Papiertuch gegeben. Der Quark kann das Tuch direkt durchweichen, der Kohl muss zunächst im Tuch etwas geknetet werden, damit er seine Feuchtigkeit abgibt. Sind die Wickel nicht kalt genug, können sie für 30 bis 60 Minuten in den Kühlschrank gelegt werden. Anschließend kann der kühlende Wickel unmittelbar an den Hoden angelegt werden.

Bei Entzündungen des Hodens durch Keime ist auch die Hygiene nicht zu vernachlässigen. Daher sollte trotz Schmerzen am entzündeten Hoden regelmäßig der Genitalbereich geduscht und gewaschen werden.

Kühlen des Hodens

Bei einer Hodenentzündung spielt die Kühlung des Hodens eine wichtige Rolle. Neben der Hochlagerung kann durch das Kühlen eine deutliche Besserung der Symptome erreicht werden. Das Kühlen ist zum einen schmerzlindernd, es kann zudem die Durchblutung etwas herunterregulieren und so zu einer Verringerung der Hodenschwellung führen.

Homöopathie

Gegen die Hodenentzündung können auch homöopathische Mittel eingenommen werden. Dabei spielen vor allem verschiedene Aurum-Präparate eine wichtige Rolle: Aurum chloratum natronatum, Aurum colloidale, Aurum jodatum und Aurum metallicum können bei einer Hodenentzündung eingenommen werden.

Die Dosierung sollte D6 oder D12 betragen. Bei sehr geringen Beschwerden ist auch D1 oder D4 ausreichend. Homöopathische Mittel sind vor allem dann geeignet, wenn es sich um eine geringgradige Entzündung handelt. Auch ausgeprägtere Hodenentzündungen können mit Homöopathie begleitend behandelt werden, jedoch sollte die Wirkung einer Antibiotikatherapie bei einer bakteriellen Entzündung nicht außer Acht gelassen werden.

Dauer einer Hodenentzündung

Die Dauer einer Hodenentzündung ist je nach Erreger und je nachdem wie schnell sie erkannt wird sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen dauert die Hodenentzündung einige Wochen an, bis sie vollständig abgeheilt ist. Die Symptome können sich jedoch bei adäquater Therapie bereits nach einigen Tagen deutlich bessern.

Die Dauer der Hodenentzündung kann darüber bestimmen, ob man von einer akuten oder chronischen Hodenentzündung spricht. Dauert die Entzündung des Hodens weniger als sechs Wochen lang an, spricht man von einer akuten Hodenentzündung. Bei einer Dauer über sechs Wochen spricht man dagegen von einer chronischen Orchitis.

Grundsätzlich ist die Dauer der Hodenentzündung vor allem davon abhängig, wie schnell die Ursache der Erkrankung behoben werden kann. Liegt eine Infektion mit Bakterien zugrunde, kann eine wirksame Antibiotikatherapie die Erkrankung nach einigen Wochen vollständig beseitigen. Virale Erkrankungen sind dagegen schwieriger zu behandeln, da es gegen viele Viren keine direkten Gegenmittel gibt. Daher kann eine Hodenentzündung durch Viren oftmals nur symptomatisch behandelt werden und dauert daher meist etwas länger.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie lange dauert eine Hodenentzündung?

Prognose

Im günstigsten Fall heilt die Hodenentzündung binnen weniger Wochen wieder vollständig ab. In diesem Fall sind keine Spätfolgen zu befürchten. Kommt es allerdings zu schweren Verläufen, so besteht die Gefahr einer Hodenatrophie . So wird ein Niedergang des Hodengewebes bezeichnet. Eine Hodenatrophie geht stets mit einem mehr oder weniger starken Funktionsverlust des Hodens einher, und ist äußerlich, als Verkleinerung des entsprechenden Hodens tastbar.

Die Fruchtbarkeit muss nicht unbedingt eingeschränkt sein, da über den zweiten Hoden nach wie vor Sperma produziert werden kann. Sind allerdings beide Hoden betroffen, so kann es zur Infertilität kommen. Dies ist in rund 10% der Hodenentzündungen der Fall. Da das Sperma nur 0,5 % des Ejakulats beträgt, während die restlichen 99,5% reine Samenflüssigkeit enthalten, ist eine etwaige Infertilität (Unfruchtbarkeit) äußerlich nicht feststellbar. Ohnehin schwankt die Menge an Ejakulat von Mann zu Mann zwischen 2 und 6 Milliliter.

Lesen Sie auch den Artikel: Wie lange dauert eine Hodenentzündung?

Was sind die langfristigen Folgen einer Hodenentzündung?

Die langfristigen Folgen einer Hodenentzündung treten bei einer adäquaten Behandlung der Erkrankung nur selten auf, sind jedoch häufig schwerwiegend, wenn es zum Vollbild der Komplikation kommt. Wird die Hodenentzündung nicht rechtzeitig erkannt oder gelingt kein Erregernachweis, sodass die falschen Antibiotika zum Einsatz kommen, kann sich die Hodenentzündung deutlich in die Länge ziehen.

Zudem besteht die Möglichkeit, dass sich die Bakterien im Hoden oder dem umliegenden Gewebe festsetzen und dort eine abgekapselte Höhle bilden. Häufig entsteht in dieser Höhle zusätzlich Eiter, in diesem Fall spricht man von einer Abszessbildung.

Auch eine Infektion der Harnwege durch die Hodenentzündung ist möglich. Es kann zu einem Harnwegsinfekt oder auch einer Blasenentzündung kommen. Chronische Blasenentzündungen können ein Risikofaktor für die Entstehung von Blasenkrebs sein, jedoch ist eine Hodenentzündung nur sehr selten als chronischer Auslöser zu sehen. Was dagegen gerade bei älteren Männern oder auch Personen mit einem schlechten Immunsystem durch eine Hodenentzündung hervorgerufen werden kann, ist eine Harnwegsinfektion, die bis zu den Nieren hochsteigt. Man spricht von einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis), die sich im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung entwickeln kann.

Durch eine Hodenentzündung kann außerdem eine Infektion der umgebenden Hautschichten entstehen. Wird diese nicht rechtzeitig therapiert, kann sich die Infektion ungehindert ausbreiten und es kommt zu einem großflächigen Absterben der Haut (Nekrose, Gangrän). Dies kann unter Umständen zu einer lebensgefährlichen Weichteilinfektion führen und ist daher eine der gefürchtetsten Folgen der Hodenentzündung.

Nur in seltenen Fällen kommt es nach einer Hodenentzündung zu einer Sterilität. Dabei ist zusätzlich zu beachten, dass die Sterilität nur an dem betroffenen Hoden auftreten kann. Meist ist der andere Hoden nicht entzündet, sodass keine vollständige Sterilität entstehen kann. Gelegentlich tritt in Folge der Hodenentzündung durch Mumps eine sogenannte Hodenatrophie (Verkleinerung des Hodens) auf. Dadurch ist jedoch die Funktion nicht gestört.

Kann man durch eine Hodenentzündung unfruchtbar werden?

Eine Hodenentzündung kann grundsätzlich auch dazu führen, dass die betroffene Person unfruchtbar wird (Sterilität). Bei den meisten akuten Hodenentzündungen ist nur ein Hoden betroffen, dieser ist in den meisten Fällen nach der Entzündung nicht unfruchtbar. Sollte es zu einer Unfruchtbarkeit des betroffenen Hodens kommen, hat die Person noch einen zweiten Hoden, der die Funktion des anderen ersetzen kann. Dagegen können chronische oder immer wiederkehrende Hodenentzündungen durchaus eine Unfruchtbarkeit hervorrufen, da es auf Dauer zu einer Schädigung des Gewebes kommen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Unfruchtbarkeit beim Mann

Kann man eine Hodenentzündung durch Kälte bekommen?

Kälte zählt nicht zu den typischen Auslösern einer Hodenentzündung. Es kann jedoch grundsätzlich durch Kälte zu einem Harnwegsinfekt bei der betroffenen Person kommen. Breiten sich die Krankheitserreger von der Harnröhre bis zum Hoden hin aus, ist auch eine Hodenentzündung möglich. Jedoch findet eine solche Entstehung der Hodenentzündung nur selten statt.

Hodenentzündung als Komplikation einer Leistenbruch-OP

Tritt eine Hodenentzündung als Komplikation einer Leistenbruch OP auf, muss grundsätzlich an ein etwas anderes Keimspektrum als bei der „klassischen“ Hodenentzündung gedacht werden. Bei einem Leistenbruch können Bakterien aus dem Bauchraum sich auf der Haut ausbreiten. Von dort kann sich die Infektion bis hin zu den Hoden ausdehnen. Auch hier ist eine antibiotische Therapie sinnvoll. Man sollte zudem regelmäßig kontrollieren, ob auch das umliegende Weichteilgewebe infiziert ist.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Leistenbruch OP

Hodenkrebs

Eine wichtige Differentialdiagnose neben der Hodenentzündung, ist der Hodenkrebs, oder auch Hodenkarzinom. Während bei einer Hodenentzündung die Schwellung meist binnen weniger Tage stark zunimmt, und sich schmerzhaft bemerkbar macht, dauert dieser Prozess beim Hodenkrebs mehrere Monate bis Jahre. Die Schwellung imponiert beim Hodenkrebs meist als kleine, knötchenartige Veränderung im Hodensack.

Anders als bei anderen Krebsarten, erreicht der Hodenkrebs zwischen dem 20 und 45 Lebensjahr seinen Höhepunkt. Besonders junge Männer sind betroffen, die Inzidenz liegt bei 1 zu 10.000. Hodenkrebs ist in den Anfangsstadien mit einer Heilungschance von über 90% sehr gut behandelbar. Die knotigen Veränderungen im Hoden werden interessanterweise meist nicht von den betroffenen Männern selbst, sondern sehr häufig von ihren Lebenspartnerinnen bemerkt. Therapeutisch schließt sich eine Chemotherapie, oder eine Bestrahlung an die Diagnose an.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hodenkrebs behandeln

Anatomie der Hoden

Die Hoden befinden sich beidseits in unmittelbarer Nähe zum Glied im sogenannten Skrotum, oder auch Hodensack. Ihnen aufgelagert sind die Nebenhoden, in welchen die Spermien heranreifen, und lagern. Die Hoden haben indes zwei für den männlichen Körper wichtige Aufgaben: Sie produzieren einerseits das Sperma, und andererseits das Testosteron, ein Hormon, welches auch als „Männlichkeitshormon“ bezeichnet wird. Testosteron ist für das männliche Muskelwachstum, die Behaarung, und Libido, sowie die Potenz verantwortlich.

Ein Hoden ist ca. 15-20 Gramm schwer, und ca. 20 ml groß. Er ist sehr druck- und schmerzempfindlich, weswegen er in vielen Sportarten gesondert, durch einen Hodenschutz geschützt wird. Er ist von einer Vielzahl von Haut- und Bindegewebsschichten umgeben, und ist zudem sehr stark durchblutet.

Da Spermien ab einer Temperatur von über 35 Grad nicht überlebensfähig sind, muss das Temperaturniveau im Hoden stets unter der eigentlichen Körpertemperatur von 37 Grad gehalten werden. Dazu bedient sich der Hoden verschiedener Mechanismen. Einerseits kann er die Muskulatur im Hodensack entspannen, sodass dieser mit samt der Hoden weiter vom Körper wegrutscht, und weniger stark durch den Körper gewärmt wird. Andererseits ist durch die starke Durchblutung eine Erwärmung, oder auch Abkühlung des Hodens möglich, gleich wie bei einer Heizung.

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Autor: Dr.Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021