Horner Syndrom

Symptomkomplex

Das Horner-Syndrom äußert sich durch drei festgelegte Krankheitszeichen (Symptomtrias).
Bei diesen Krankheitszeichen handelt es sich um:

  • Pupillenverengung (Miosis),
  • Herabhängen des Oberlides (Ptosis) und
  • Zurücksinken des Auges in die Augenhöhle (Enophthalmus).

Diese Augensymptomatik wird von einer gestörten Schweißbildung der oberen Körperhälften begleitet. Das Horner-Syndrom ist keine eigenständige Krankheit, sondern nur ein Symptom (Zeichen) einer Krankheit.

Jedoch zeigen bestimmte Nerven gewisse Schädigungen. Diese Schädigung kann an verschiedenen Orten des Körpers lokalisiert sein und durch eine ganze Reihe krankhafter Prozesse entstehen. Eine angeborene Form der Horner-Trias ist ebenfalls bekannt.

Erkennen eines Horner Syndroms

Was sind die Symptome eines Horner Syndroms?

Die Pupille auf der betroffenen Seite ist kleiner als die der Gegenseite, das Lid hängt etwas herab und kann nur geringfügig angehoben werden. Während die Pupille normalerweise auf einen Lichteinfall mit einer Verengung reagiert, reagiert die (miotische) Pupille beim Horner-Syndrom zwar normal mit Verengung auf Licht, erweitert sich jedoch langsamer und nur unvollständig bei Verdunklung.
Weitere Informationen zur Pupillendifferenz finden Sie unter Unterschiedlich große Pupillen

Eine Lähmung der radiären Muskelzellen der Regenbogenhaut (Muskulus dilatator pupillae) ist ursächlich für diese Pupillenverengung verantwortlich.
Die Lähmung des Oberlid-Muskels (Muskulus tarsalis) führt zu dem Herabhängen des Oberlids (=Ptosis).
Enophthalmus der Augen heißt das Zurücksinken der Augen in die Augenhöhle (Orbita), während die gestörte Schweißsekretion durch geschädigte Nervenfasern verursacht wird, die die Schweißabgabe in dem Körperbereich steuern. Die ungleichmäßige Schweißsekretion ist deutlich auf der Haut zu erkennen.

Wie wird ein Horner Syndrom diagnostiziert?

Durch Kokain-Augentropfen auf die Pupille und der ausbleibenden Pupillenerweiterung wird die Grenzstrangläsion der sympathischen Augennerven nachgewiesen.
Durch die anschließende Gabe von Amphetamin-Augentropfen kann die Lokalisation der Schädigung weiter eingegrenzt werden. Unter Hinzuziehen der klinischen Zeichen wird dann durch den Augenarzt die Diagnose gestellt.

Anschließend wird untersucht, wo sich die Schädigung befindet und was die Auslöser für die Schädigung ist.
Wenn das Horner-Syndrom von anderen Zeichen einer Funktionsstörung des Hirnstammes begleitet ist, wie beispielsweise:

  • einer Halbseitenlähmung,
  • Doppelbildern,
  • Schluck- oder Sprechstörungen,

so ist der Ort der Schädigung eindeutig zu bestimmen. Es kann von einer Durchblutungsstörung ausgegangen werden, wenn sich die Symptome sehr rasch entwickelten.

Eine Kernspintomographie vom Kopf ist zum Ausschluss einer Tumorerkrankung oder aber einer Störung der Durchblutung anzuraten. Durch Ultraschalluntersuchungen des Herzens und der Halsgefäße und ein Langzeit-EKG können Herzrhythmusstörungen festgestellt werden.

Wenn das Horner-Syndrom von Zeichen einer Syringomyelie (Krankheit des Rückenmarks) begleitet ist und somit Schmerzen oder Lähmungen in den Armen und ein vermindertes Schmerzempfinden bestehen, so ist anzunehmen, dass die Nervenfasern auch dort betroffen sind.
Eine Syringomyelie würde in einem MRT des HWS auffällig werden.

Tritt das Horner-Syndrom nach einem Unfall auf und bestehen Lähmungen und/oder Gefühlsstörungen an einem Arm, ist von einer Schädigung des Arm-Nerven-Geflechts auszugehen. Durch diese möglichen Begleiterscheinungen trifft der Arzt die Entscheidung für weitere Untersuchungen

Behandeln eines Horner Syndroms

Wie wird ein Horner Syndrom behandelt?

Eine Behandlung des Symptoms Horner-Syndrom existiert nicht. Jedoch kann durch die Behandlung der Ursachen die Anzeichen der Horner-Trias zurückgehen. Wenn eine vollständige Durchtrennung der Nervenbahn vorliegt, kann jedoch eine vollständige Erholung der Symptome nicht erzielt werden.

Vorbeugen eines Horner Syndroms

Was sind die Ursachen eines Horner Syndroms?

Die Nervenfasern, die die Erweiterung der Pupille sowie die Lidspaltenweite des Auges und die Schweißbildung der oberen Körperhälfte steuern, gehören zum sogenannten Sympatikus, der Teil des autonomen Nervensystems ist.

Die Nerven verlaufen im Kopf-Hals-Bereich sehr kompliziert und haben ihre Steuerungszentrale im Hirnstamm (siehe auch: Ganglion stellatum). Von dort führen Fasern nach unten in das Rückenmark des Halses.

Im Rahmen einer Blockade des Ganglion Stellatum kommt es ebenfalls zu einem Horner-Syndrom. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Ganglion Stellatum Blockade

Die Fasern treten wieder durch die achte Hals-Nervenwurzel aus dem Rückenmark heraus und bilden die erste Brust-Nervenwurzel auf einer Körperseite. Durch ein Nervengeflecht namens Hals-Grenzstrang ziehen die Nervenfasern weiter zur inneren Halsschlagader (Arteria carotis interna) und folgen dieser Ader in ihren Aufgabelungen durch die mittlere Schädelgrube bis hin zum Auge.

Aus diesem verschlungenen und langen Verlauf der Nerven folgt, dass das Horner-Syndrom theoretisch auf dem gesamten Weg vom Hirnstamm zum Auge durch einen krankhaften Prozess entstehen kann.

Die Nervenbahn kann im Hirnstamm durch eine Durchblutungsstörung, meist im Rahmen eines Wallenberg Syndroms verbunden mit Sensibilitätsstörungen und Hirnnervenausfällen oder selten auch durch einen Tumor geschädigt werden.

Eine krankhafte Höhlenbildung (Syringomyelie) im Halsmark kann dort die Nervenfasern schädigen. Von einem Krebsgeschwür der oberen Lungenspitze (Pancoast Tumor) wird oft der Grenzstrang selbst geschädigt. Jedoch kann es auch bei einer sogenannten Plexusläsion, also einer Verletzung des Arm-Nervengeflechts (z. B. bei einem Motorradunfall) im Bereich der Halswirbelsäule, zur Entstehung eines Horner-Syndroms kommen. Außerdem können entzündliche Veränderungen oder Tumore in der mittleren Schädelgrube die Nervenfasern schädigen.

Verlauf eines Horner Syndroms

Was sind die Folgen eines Horner Syndrom?

Hauptsächlich ist die Augensymptomatik für den Betroffenen beeinträchtigend. Gerade die Störung des Pupillenreflexes schränkt das Wahrnehmungsverhalten des Auges deutlich ein.

Durch das Herabhängen des Augenlides ist zudem das Gesichtsfeld (sichtbarer Bereich des Auges) verengt und das dreidimensionale Sehen verschlechtert. Wichtig ist auch, dass das Horner Syndrom für die Patienten außerdem psychisch sehr belastend sein, weil sich ihre Mimik und der Gesichtsausdruck verändern.

Weiterführende Informationen

Weitere interessante Informationen zum Thema Augenheilkunde finden Sie unter:

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 01.05.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023