Schmerzen im und am Auge

Einleitung

Das Auge ist mit nur 7,5g Gewicht und einem Durchmesser von 2,3cm eines der kleinsten Organe unseres Körpers. Dennoch kann es zu verschiedensten Erkrankungen kommen, die mitunter zu unangenehmen bis starken Schmerzen führen. Glücklicherweise können nicht alle Teile des Auges schmerzen und meist sind Hornhaut, Sklera (Lederhaut), und Uvea betroffen. Aber auch in der Augenperipherie liegen Anhängsel oder Adnexe wie Drüsen, Lider und Augenmuskulatur, die Schmerzen bereiten können.

Schmerzen im Auge

Die Konjunktiva bildet die vordere Begrenzung des Auges, sie zieht an der Lidkante innen nach unten und endet nach einer Umschlagfalte unmittelbar an der Hornhaut des Augapfels. Man sieht die Konjunktiva, wenn man ein Augenlid mit der Hand nach unten zieht, da sie dieses von innen auskleidet. In dieser Position ist die Konjunktiva stets einer Vielzahl äußerlicher Reize ausgesetzt und entzündet sich entsprechend schnell. Man spricht dann von einer Konjunktivitis oder auch Bindehautentzündung. Neben Schmerzen treten auch Juckreiz, Rötung, Brennen, Fremdkörpergefühl und vermehrter Tränenfluss auf. Gelegentlich kommt es bei der Bindehautentzündung auch zu Schmerzen in den Augenwinkeln.

Die Konjunktivitis kann eine Vielzahl von Ursachen haben: Neben mechanischen Einflüssen wie staubige oder rauchige Umgebung gilt vor allem trockene Luft als Auslöser für eine Konjunktivitis. Eine sogenannte trockene Bindehautentzündung kann jedoch auch durch verminderte Produktion oder vermehrtes Abfließen des Tränenfilms entstehen. Dies kann einerseits der Fall sein, wenn die Drüsen verstopft sind oder aber bei einem Ektropium, einem nach außen gewölbtem Augenlid. Dadurch kann der Tränenfilm nicht am Auge behalten werden, das Auge trocknet aus. Eine herkömmliche Konjunktivitis ist relativ häufig, kann aber auch schwerwiegendere Ursachen haben, wie bakteriellen oder viralen Befall. Eine bakterielle Besiedlung ist insofern kritisch, als dass neben Schmerzen auch Eiter produziert wird. Bei ausbleibender Behandlung kann im Endstadium eine Entnahme des Auges notwendig sein.

Während ein Ektropium das „nach-außen-Kippen“ des Augenlides bezeichnet, nennt man ein nach innen eingerolltes Augenlid Entropium. Ein Entropium kann Schmerzen verursachen, da die Lidkante am Augenvordergrund entlang schleift. Bei einer Fluroeszenzmarkierung der Augenhornhaut sieht man dann sehr deutlich die lädierten Areale, welche Schmerzen, aber auch eine Visusminderung hervorrufen können. Ferner treten Schmerzen bei einer Entzündung der Lederhaut (Sklera) des Auges auf. Die Sklera liegt dem Augapfel hinten zur Augenhöhlen hin an, ihre Entzündung wird als Skleritis bezeichnet. Eine Skleritis geht meist mit starken Schmerzen einher und hat in der Hälfte der Fälle eine systemische – also den gesamten Körper betreffende - Ursache. Bei einer Entzündung kommt es zu einer Schwellung der Sklera. Da die Sklera der knöchernen Augenhöhle anliegt und somit in keine Richtung ausweichen kann, wirkt sich dieser Druck unmittelbar auf den Augapfel aus. Dann kommt es zu einem Druckschmerz, bzw. allgemeinen Augenschmerzen.

Schmerzen können auch von einer Uveitis herrühren. Als Uveitis bezeichnet man eine Entzündung der Uvea, also der Augenhaut. Diese besteht aus mehreren Teilen, welche alle im gleichen Maße betroffen sein können, nämlich aus Iris, Corpus cilliare und aus Choroidea. Eine Uveitis wird anatomisch unterteilt in eine Uveitis anterior, intermedia und posterior. Bei der Uveitis anterior ist der vordere Teil des Auges inklusive der vorderen Augenkammer betroffen. Eine vordere Uveitis kann sowohl chronisch als auch akut auftreten. Typisch sind teils sehr starke Schmerzen, Rötung des Auges sowie Visusminderung und Lichtscheu. 60-70 % aller Uvetiden betreffen die vordere Augenkammer. Die mittlere und hintere Uveitis verläuft meist symptomlos und auch schmerzfrei, was sie jedoch nicht weniger gefährlich macht: Mögliche Komplikationen sind grauer Star bzw. Katarakt und im schlimmsten Fall Erblindung.

Schmerzen Adnexe

Bei den Adnexen handelt es sich um die Anhängsel des Auges, also Muskeln, Drüsen, Lider und Wimpern. Schmerzen am Auge können ihre Ursache auch stets in der Peripherie, also beispielsweise der Augenmuskulatur haben. Der Mensch besitzt 4 gerade, und 2 schräge Augenmuskeln, die zum Einrollen, Ausrollen und zur Bewegung nach rechts/links und oben/unten benötigt werden. Im Normalfall werden beide Augen synchron durch die jeweiligen Hirnnerven angesteuert und absolut gleichmäßig bewegt. Kommt es jedoch zu Abweichungen in der Bewegungsachse, beispielsweise durch einen Muskelausfall an einem Auge oder eine einseitige Nervenläsion, so erfolgt die Augenbewegung asynchron.

Das dreidimensionale Sehen wird durch die zwei Perspektiven erzeugt, die unsere beiden Augen an den Kopf weitergeben. Das Gehirn errechnet daraus ein räumliches Bild. Dazu müssen jedoch beide Augen auf den Millimeter genau aufeinander abgestimmt sein, ansonsten kann das Gehirn mit den beiden Aufnahmen nichts anfangen – wir sehen doppelt. Doppelbilder, wie sie beispielsweise nach Augenmuskellähmungen auftreten, verursachen Kopfschmerzen und damit ebenfalls Schmerzen. Augenmuskellähmungen können ihre Ursache in Nervenläsionen, aber auch Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall haben. 3D-Filme, wie wir sie im Kino sehen, werden im Übrigen ebenfalls mit zwei leicht nebeneinander versetzten Kameras aufgenommen – also ganz genau so, wie es unsere beiden Augen machen.

Eine weitere Quelle für Schmerzen am Auge sind die zahlreichen Drüsen, die sich um das Auge herum befinden. Ihren Entdeckern und Erstbeschreibern nach tragen sie Namen wie Meibom-Drüse, Moll-Drüse, oder Zeis-Drüse. Ihre Aufgabe ist die Produktion von Bestandteilen für die Tränenflüssigkeit. Die Meibom-Drüsen produzieren beispielsweise einen Zusatzstoff, den sie in die Tränenflüssigkeit abgeben. Er verhindert ein zu schnelles Verdunsten der Tränenflüssigkeit. Kommt es jedoch zu einer Entzündung der Meibom-Drüsen, bildet sich im akuten Fall ein sogenanntes Gerstenkorn (oder auch Hordeolum), im chronischen Fall ein Hagelkorn (Chalazion). Beide gehen mit Rötung, Schwellung und Schmerzen einher.

Bei Schmerzen am Lidrand oder der Augenperipherie muss also stets auch an eine Entzündung einer der Drüsen gedacht werden. Der Tränendrüse kommt dabei besondere Bedeutung zu: Sie produziert die Tränenflüssigkeit, die das Auge feucht hält sowie reinigt und spült. Eine Verlegung der Tränendrüse oder der ableitenden Tränenwege führt zu einer Minderversorgung des Auges mit Tränenflüssigkeit und damit zu trockenen Augen. Dies kann beispielsweise bei einem Tumor oder einer Verlegung der Tränenwege durch einen Stein der Fall sein. Dabei schmerzt einerseits das Auge, da es trocken und verklebt ist, andererseits verursacht die Entzündung der Tränendrüse (auch Dakryoadenitis genannt) ein unangenehmes Druckgefühl, das nicht selten mit Schmerzen verbunden ist.

Trockenen Augen muss allerdings nicht nur eine Verlegung der Tränenwege zugrunde liegen: Auch trockene Luft, Bildschirmarbeit bzw. exzessives Computerspielen sowie Tabakrauch können die Augen austrocknen und zu einem unangenehmen Brennen und Schmerzen führen. Ein weitere Adnexe oder Augenanhängsel sind die Augenlider. Schmerzen am Augenlid haben ihre Ursache meist in den darunterliegenden Strukturen, wie beispielsweise einer entzündeten Bindehaut oder ebenfalls verstopften Drüsen. Oft stellen sich die Schmerzen aber am Lid dar und nicht am eigentlichen Ursprungspunkt. Bei Schmerzen am Augenlid sind also auch immer Schäden an den anderen Adnexen in Betracht zu ziehen.

Schmerzen Augenhöhle

Schmerzen in der Augenhöhle wirken sich auf das Auge aus und können verschiedene Ursachen haben. Eine Vereiterung der Augenhöhle (auch als Orbitaphlegmone bezeichnet) ist eine bakterielle Entzündung, meist auf Grundlage einer Nasennebenhöhlenentzündung. Sie wird in der Regel von Staphylokokken oder auch Streptokokken verursacht. Symptomatisch für eine Orbitaphlegmone sind sehr starke Schmerzen, eine Lidschwellung und ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber. Da es sich hierbei um ein schweres und gefährliches Krankheitsbild handelt, ist eine umgehende Behandlung mit Antibiotika und bei ausbleibendem Erfolg auch eine invasive Sanierung des Eiterherdes notwendig. In der Augenhöhle befindet sich auch der Sehnerv oder Nervus opticus, der sich – wie nahezu alle Teile des Körpers – entzünden kann. Man spricht von einer Sehnervenentzündung.

Lesen Sie mehr zum Thema: Sehnervenentzündung Symptome

Bei einer solchen Opticusneuritis bereiten Augenbewegungen große Schmerzen, typisch ist auch eine einseitige Verschlechterung binnen weniger Stunden. Die Ursachen für eine Opticusneuritis sind bislang noch ungeklärt. Jedoch wird eine Erstmanifestationshäufung zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr beobachtet. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Sowohl die Schmerzen als auch die Visusminderung sprechen gut auf eine Therapie mit Cortison an – die Symptome verschwinden meist innerhalb von zwei Wochen. Schmerzen in der Augenhöhle können ihre Ursache jedoch auch im hormonellen Haushalt haben:

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es zu einer sogenannten hyperthyreoten Stoffwechsellage. Dabei besetzen Antikörper das Schilddrüsengewebe und provozieren eine Entzündung und eine vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Die TRAK-Antikörper, die eigentlich nur am Schilddrüsengewebe andocken sollten, finden in der Augenhöhle Gewebe, an welches sie ähnlich gut andocken können, wie an das der Schilddrüse. Nun findet auch in diesem Gewebe eine Entzündung statt, allerdings ist in der knöchernen Augenhöhle eigentlich gar kein Platz dafür. Daher drückt das entzündete Gewebe von hinten auf den Augapfel und schiebt diesen nach vorne, aus der Augenhöhle heraus. Für einen Endokrinologen ist dies übrigens wiederum ein deutlicher Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Leider ist dieser Vorgang auch mit Schmerzen, insbesondere Druckschmerzen verbunden. Diese lassen jedoch nach, sobald man die Grunderkrankung, also die hyperthyreote Stoffwechsellage therapiert hat. Das gelingt mit einer Cortisontherapie, um die Entzündung hinter dem Auge und an der Schilddrüse einzudämmen. Die Augen wandern dann auch wieder zurück in ihre ursprüngliche Position, Langzeitschäden sind nicht zu erwarten.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.06.2015 - Letzte Änderung: 19.05.2022