Swinging Flashlight Test

 

Einleitung

Der Swiniging Flashlight Test ist ein sehr einfach durchzuführender Test aus der Neurologie und Augenheilkunde. Er dient zur Erkennung eines sogenannten relativen afferenten Pupillendefizites (RAPD), das bei einer Entzündung hinter dem Auge - einer Retrobulbärneuritis - auftreten kann. Typische Erkrankungen, bei es zum RAPD kommt, sind die multiple Sklerose (MS) und die Neuromyelitis optica (NMO-SD).

 

Definition

Der Swinging Flashlight Test ist ein medizinisches, sehr einfach durchzuführendes diagnostisches Verfahren, zu dessen Durchführung lediglich eine kleine Stablampe (idealerweise eine Pupillenleuchte) notwendig ist. Der Test wird bei Patienten in der Augenheilkunde oder der Neurologie durchgeführt, um eine Störung des Sehnervs zu erkennen. Zur sensiblen Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinneseindrücken des Auges werden die Informationen über diesen mittels sogenannter „afferenter Nervenfasern“ zum Gehirn geleitet, um dort Reflexe auszulösen oder die Informationen zur Bewusstwerdung des Gesehenen an die Hirnrinde weiterzuleiten. Ihnen gegenüber stehen die sogenannten „efferenten“ Fasern, die eine entsprechende Reaktion vom Gehirn an den Rest des Körper, hier eben das Auge leiten, um zum Beispiel eine Veränderung der Pupillengröße herbeizuführen. Der Swinging Flashlight Test erkennt Störungen der afferenten Nervenfasern, die zum Beispiel bei einer Entzündung des Sehnervs (Retrobulbärneuritis) bei MS oder auch bei Hirn- oder Augenverletzungen auftreten können.

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Indikationen

Mit dem Swinging Flashlight Test kann schnell festgestellt werden, ob sensible Wahrnehmungsstörungen eines Auges vorliegt, man spricht dann von einem relativen afferenten Pupillendefizit (RAPD). Diese Testung kann bei verschiedenen Erkrankungen des Auges, der Sehbahn oder des Gehirns notwendig sein. Am Auge können Erkrankungen wie eine Makuladegeneration, ein grauer oder grüner Star, sowie Netzhauterkrankungen eine Wahrnehmungsstörung des Auges bewirken. Weiterhin können Erkrankungen der Sehbahn, wie eine Entzündung des Sehnervs oder eine Kompression der Sehbahnkreuzung einen auffälligen Swinging Flashlight Test verursachen. Verschiedene neurologische Erkrankungen können ebenfalls die sensible Verarbeitung im Gehirn einschränken und ein auffälliges Testresultat zur Folge haben. Bei akuten Unfällen kann der Swinging Flashlight Test Hinweise auf ein Schädel-Hirn-Trauma mit Beschädigung der Sehbahn liefern.

 

Vorbereitung

Zur Vorbereitung des Swinging Flashlight Tests muss der Patient nicht wach sein, auch am bewusstlosen Patienten ist der Pupillenreflex meist auslösbar, wenn man von tief komatösen Zuständen einmal absieht. Zur Durchführung ist lediglich eine Pupillenleuchte oder kleine Stablampe notwendig. Um den Test möglichst genau durchführen zu können, sollte der Raum abgedunkelt werden, damit die Pupillen zum Testbeginn möglichst weit sind. Um ein unklares Ergebnis genauer abklären zu können, können weiterhin graue Filter vor die Augen gehalten werden, um die Lichtunterschiede deutlicher zu machen.

Ablauf

Die Durchführung des Swinging Flashlight Tests ist prinzipiell sehr einfach und innerhalb weniger Sekunden möglich. Dabei wird im idealerweise abgedunkelten Raum bei weiten Pupillen des Patienten mit der Lampe abwechselnd in das eine und das andere Auge geleuchtet. Sie wird dabei innerhalb von 1-2 Sekunden von einem zum anderen Auge geschwungen, wodurch es beim gesunden Patienten zum Lichtreflex der Pupillen kommt. Die Beleuchtung des Auges bewirkt bei einer gesunden sensiblen Wahrnehmung des Auges eine beidseitige(!) Engstellung der Pupillen bei Lichteinfall, um den Lichteinfall in das Auge zu reduzieren. Während die Lampe auf die andere Seite geschwungen wird, also im kurzen Moment ohne Lichteinfall, sollten sich die Pupillen wieder weiten, um sich bei Beleuchtung wieder zu verengen

Auswertung

Der Pupillenreflex wird findet beim Gesunden bei Lichteinfall in eines der beiden Augen beidseitig ausgelöst. Das bedeutet, dass bei Beleuchtung des linken Auges auch eine Pupillenverengung im rechten Auge stattfindet, man spricht von einer konsensuellen Lichtreaktion. Liegt eine Störung der sogenannten „afferenten Nervenfasern“ vor, findet weder ein Pupillenreflex am gleichen noch am benachbarten Auge statt, da die Information des Lichteinfalls nicht mehr “durchdringt” und den Pupillenreflex nicht mehr auslösen kann. Beim Swinging Flashlight Test kommt es durch den schnellen Wechsel der Seite immer wieder zu einem Weitstellen beider Pupillen, wenn das Licht kurz nicht mehr in eines der Augen fällt. Normalerweise sollten sich beide(!) Pupillen wieder zusammen ziehen, sobald das Licht wieder auf eine Pupille trifft. Bei einer defekten sensiblen Wahrnehmungen der Sehbahn auf der beleuchteten Seite bleiben die Pupillen allerdings weitgestellt, da die Information des Lichteinfalls nicht mehr “durchdringt” und den Pupillenreflex nicht mehr auslösen kann. Wird hingegen das gesunde Auge wieder beleuchtet, ziehen sich die Pupillen weider zusammen.

 

Was sind Alternativen?

Der Swinging Flashlight Test ist zwar ein schnell durchzuführender Test, er hat allerdings nur eine relativ geringe Aussagekraft. Außerdem ist er gerade bei milden Befunden oft nicht einfach beurteilbar und bedarf einer gewissen Erfahrung.

Die genaue Beleuchtung beider Augen mit erneuter Abdunklung der Augen zwischendurch, ermöglicht aber prinzipiell eine Unterscheidung zwischen einer sogenannten „afferenten“ und „efferenten“ Sehbahnstörung. Gerade Patienten einer Retrobulbärneuritis (RBN) im Rahmen eines MS-Schubs berichten zudem meist über einseitige Sehstörungen. 

Um die Sehbahn weiter zu untersuchen, sollten die visuell evozierten Potentiale gemessen werden. Hierzu werden dem Patienten wechselnde Lichtreize angeboten, die dann zu einer messbaren Reaktion in der Sehrinde des Gehirns führen. Wenn diese Reaktion verlangsamt ist, kann von einer afferenten Sehbahnstörung ausgegangen werden. Außerdem muss bei Vorliegen einer Störung zur genauen Lokalisation ein bildgebendes Verfahren wie idealerweise ein Schädel-MRT durchgeführt werden.

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.04.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021