Messung des Augeninnendrucks

Synonym

Tonometrie

Englisch: intraocular pressure measurement

Definition Augeninnendruckmessung

Unter einer Augeninnendruckmessung versteht man unterschiedliche Mechanismen um den Druck, der im vorderen Augenabschnitt vorhanden ist, zu messen und zu bestimmen.

Notwendigkeit einer Tonometrie

Die Augeninnendruckmessung auch Tonometrie genannt, ist ein Standardverfahren zur Untersuchung und dem Nachweis eines womöglich zu hohen Augeninnendrucks, dem grünen Star (Glaukom).

Allgemeine Informationen zum Thema finden Sie hier: Augeninnendruck

Ein leichtes Drücken auf den Augapfel ermöglicht eine erste grobe Einschätzung des im Augapfel herrschenden Drucks. Sehr starke Abweichung vom Normaldruck im Inneren des Auges können damit gut erkannt werden.

Bei leichten Abweichungen bzw. nur mäßig erhöhtem Druck im Auge gibt dieses Verfahren alleine, keinen Aufschluss über das Ausmaß oder die Schwere der Erkrankung.

Somit rückt für eine genaue Abschätzung des Augeninnendrucks die Messung mittels Tonometer in den Vordergrund.

Die Abschätzung des Augeninnendrucks allein, ist nicht maßgeblich und entscheidend für die Entwicklung späterer Folgeschäden, oder dem in diesem Zusammenhang vorrangig zu nennenden grünen Star.

Allerdings erhöht ein zu hoher Druck im Auge die Gefahr einer späteren Erkrankung, mit Verlust von Sehnerven und Fasern zu bekommen, welche je nach Ausprägungen mehr oder weniger starke Einschränkungen im Sehen für den Betroffenen nach sich ziehen können.

Wichtigste Anwendung dieser Untersuchung ist somit die Diagnosestellung des grünen Stars. Des Weiteren auch die weitere Verlaufskontrolle bei erhöhten Werten.

Das heißt, dass man dann in regelmäßigen Abständen von einem halben Jahr den Augeninnendruck messen lassen sollte.

Bei familiärer Häufung eines Glaukoms sollten vorsorglich weiterhin regelmäßige Untersuchungen im Abstand von einem Jahr vorgenommen werden.

Durchgeführt werden kann die Untersuchung beim Augenarzt.

Unabhängig von jeglicher Erkrankung oder Beschwerden wird empfohlen eine Augeninnendruckmessung ab dem 40. Lebensjahr, bei Patienten die eine Brille bekommen sollen, durchzuführen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Augenschmerzen

Mechanismus der Augeninnendruckmessung

Palpation:
Bevor es entsprechende Instrumente und Apparate zur Augeninnendruckmessung gab, wurde der Augeninnendruck über diese Methode festgestellt. Die Augeninnendruckmessung kann auch von jedem Nichtaugenarzt heute durchgeführt werden, um einen Überblick über die Druckverhältnisse im Augeninneren zu erhalten. Bei dieser Methode setzt sich der Behandler seinem Patienten gegenüber.
Der Patient wird gebeten die Augen zu schließen, und der Untersucher übt einen vorsichtigen und leichten Druck mit seinen beiden Zeigefingern auf einen Augapfel aus, während sich die restlichen Finger an der Stirn des Patienten abstützen. Je nachdem, wie weit sich die Augapfeloberfläche eindrücken lässt, kann eine grobe Schätzung über die Druckverhältnisse angestellt werden. Die Augeninnendruckmessung ist äußerst vorsichtig durchzuführen, eine genaue Druckmessung ist damit allerdings nicht möglich. Sinnvoll ist diese Untersuchungsmethode vor allem , um einen Glaukomanfall zu diagnostizieren, bei dem der Augapfel nicht eindrückbar und bretthart ist. Wichtig ist vor allem auch der Seitenvergleich. Ein Druckuntershcied zwischen linkem und rechtem Auge kann einen Hinweis auf ein Glaukom geben.
 

Applanationstonometrie:
Die Applanationstonometrie wird an einem Messgerät durchgeführt, das Tonometer genannt wird. Der Patient stützt sitzend sein Kinn auf eine Unterlage, die Stirn wird an ein Band gedrückt. Der gegenübersitzende Augenarzt fährt mit einem kleinen Zylinder dicht an das Auge heran und setzt diesen Zylinder ganz vorsichtig auf das weit geöffnete Auge des Patienten.
Bei der Applanationstonometrie der Augeninnendruckmessung wird die Kraft gemessen, die notwendig ist, um mit diesem Zylinder eine Fläche von 3mm Durchmesser so einzudrücken, dass diese abgeplattet ist. Ist dies geschehen entspricht der aufgebrachte Druck dem Augeninnendruck. Der Augenarzt sieht auf seiner Seite des Gerätes zwei Kreise, die solange durch das Drehen eines Knopfes (an der Seite des Tonometers) aufeinander zubewegt werden müssen, bis diese aufeinanderliegen.
Dann wird auf einer Skala der Augeninnendruck abgelesen. Da das Auge schmerz- und reizempfindlich ist, ist es notwendig die Augenoberfläche zu betäuben. Des Weiteren wird eine fluoreszierende Flüssigkeit in das Augen gegeben. Der Augeninnendruck variiert beim gesunden Menschen und hängt auch von unterschiedlichen Faktoren, wie z.B der Hornhautdicke ab. Je dicker die Hornhaut des Patienten ist, desto mehr Druck muss ausgeübt werden um die Oberfläche einzudellen, was einer formalen Augeninnendruckerhöhung entspricht, die nicht vorhanden ist. Es ist aus diesem Grund immer notwendig bei fraglichen hohen Werten die Hornhautdicke des Patienten zu bestimmen.
Patienten, die liegen, können durch sogenannte Handapplanationstonometer untersucht werden. Auch bei sogenannten Tag-Nacht-Messungen, bei denen auch in der Nacht Augeninnendrücke gemessen werden müssen, werden solche mobilen Geräte verwandt.
Non-contact-Tonometrie:
Bei diesem Messverfahren der Augeninnendruckmessung berührt das Gerät die Hornhaut nicht bei der Messung. Anstelle des Zylinders wird die Hornhaut durch einen kurzen, kräftigen Luftstoss abgeplattet. Dabei entsteht ein sichtbarer Reflex, der durch das Gerät ausgewertet werden kann und einen entsprechenden Augeninnendruck zeigt. Da es keinen direkten Kontakt zur Hornhaut gibt, kann auf eine Oberflächenanästhesie der Hornhaut verzichtet werden. Auch werden mögliche Risiken für Verletzungen der Hornhaut bzw. Infektionen minimiert. Die Messergebnisse dieser Augeninnendruckmessung sind nicht so genau, wie bei derApplanationstonometrie. Für den Patienten stellt zudem die Non-Contact-Tonometrie die unangenehmere Untersuchung dar. Die Luftstoßmessung funktioniert außerdem nur bei intakten Hornhautoberflächen. Bei vernarbten oder verletzten Hornäuten (Hornhautverkrümmung und Hornhautgeschwür) werden falsche Werte angezeigt.
Impressionstonometrie
Hierbei handelt es sich um ein älteres Messverfahren zur Augeninnendruckmessung, bei der ein Stift auf die Hornhaut gesetzt wird und danach gemessen wird, wie weit dieser Stift mit seinem Gewicht in die Hornhautoberfläche eintaucht. Daraus ermittelt sich dann der entsprechende Augeninnendruck. Auch bei diesem Verfahren ist die Hornhaut vor der Untersuchung mit anästhesierenden Augentropfen zu behandeln. Heute haben Applanationstonometrie und Non-Contact-Tonometrie dieses Verfahren weitgehend verdrängt. Diese Form der Augeninnendruckmessung findet noch eine Anwendung bei Patienten, die eine vernarbte Hornhaut haben und die beiden erstgenannten Meßmethoden keine sicheren Werte zulassen.
Insgesamt muss man sagen, dass die Impressionstonometrie keine genauen Werte des Augeninnendrucks angibt.

Nebenwirkungen

Außer der Non-Contact-Tonometrie haben die anderen Augeninnendruck-Messverfahren noch einige Risiken auf die geachtet werden sollte. Zunächst kann der Patient auf die vorher ins Auge gegebenen anästhesierenden Tropfen allergisch reagieren. Ein Augenbrennen nach Tropfengabe ist normal und verschwindet nach wenigen Minuten.
Eine allergische Reaktion kann allerdings systemische Reaktionen, wie Luftnot bis zum anaphylaktischen Schock beinhalten. Des Weiteren können mit allen Messmethoden der Augeninnendruckmessung, bei denen ein direkter Kontakt zur Hornhaut aufgebaut wird auch Verletzungen der Hornhaut und der Augenoberfläche verursacht werden. Zu nennen wären Verkratzungen und Einrisse der Hornhaut durch übermäßig ausgeübten Druck. In extremen Fällen kann eine Hornhauttransplantation notwendig werden. Des Weiteren besteht bei der Augeninnendruckmessung die Gefahr einer Keimübetragung, die eine Keratoconjunctivitis epidemica auslösen kann und eine antibiotische Behandlung notwendig macht.

Indikation zur Augeninnendruckmessung

Die wichtigste Indikation zur Augeninnendruckmessung stellt die Diagnose und die Verlaufskontrolle eines Grünen Stars (Glaukom) dar. Die Untersuchung sollte ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt werden, um entsprechende Neuerkrankungen herauszufinden. Je nach Ergebnis muss die Untersuchung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Bei erhöhten Druckwerten sollte die Untersuchung halbjährlich erfolgen. Ist in der Familie des Patienten bereits ein Glaukom vorgekommen, ist eine Untersuchung 1x jährlich zu empfehlen.

Kosten

Die Augeninnendruckmessung stellt eine Vorsorgeuntersuchung dar und wird in aller Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt. Damit fällt sie in die Kategorie der sogenannten individuellen Gesundheitsleistung ( IGeL), die von jedem selbst getragen werden müssen.

Die Kosten belaufen sich auf 20 EUR, die der Patient selbst aufbringen muss, wenn kein Glaukom bekannt ist (Vorsorge). Bei allen glaukomverdächtigen Patienten wird die Untersuchung als Verlaufskontrolle durchgeführt und somit von der Krankenkasse übernommen.

Gemessene Werte

Die Normwerte des Augeninnendrucks liegen in der Regel im Bereich von ungefähr 10 bis 22 mmHg. Der Mittelwert liegt ungefähr im Bereich von 15 mmHg. Die Höhe des Wertes ist abhängig von der Tageszeit und unterliegt Schwankungen. Gerade in den Morgenstunden beziehungsweise nach dem Aufstehen ist der Augeninnendruck am Höchsten.

Tagesdruckschwankungen von bis zu 4 mmHg sind als normal zu betrachten und besitzen keinen Krankheitswert. Bei Werten um die 22 bis 26 mmHg besteht ein Verdacht auf ein Glaukom, sodass im Zweifel weitere Augeninnendruckmessungen durchgeführt werden müssen.

Alle Messung die Werte von über 26 mmHg ergeben, sind immer als krankhaft einzuschätzen bezüglich eines bestehenden Glaukoms. Dies bedarf einer Abklärung der Ursache und eine Behandlung und Senkung des Drucks, zur Vermeidung bzw. Minimierung von Folgeschäden.

Zusammenfassung

Der Augeninnendruck wird in der vorderen Augenkammer aufgebaut, die sich zwischen Hornhaut und Linse im vorderen Augenabschnitt erstreckt. Der Druck wird durch ein Gleichgewicht von Produktion und Abfluss von Kammerwasser hergestellt und beim gesunden Patienten aufrechterhalten. Das Kammerwasser wird vom Ziliarepithel des Auges gebildet, fließt dann durch den vorderen Augenbereich und gelangt über den Schlemm-Kanal schließlich ins venöse Blutsystem. Der aufgebaute Augeninnendruck ist notwendig, um die Form des Auges aufrecht zu erhalten und um die Brechung des Lichtes u.a zu gewährleisten. Der Augendruck steigt an, wenn die Abfüsse zum Blutsystem verlegt sind. Die Gefahr eines erhöhten Augeninndrucks liegen in der Schädigung des Sehnerven, am Augenhintergrund, der nur einen bestimmten Druckbereich schadenfrei tolerieren kann.
Der normale Augendruck beim Menschen beträgt zwischen 10 und 20 mmHg. Es besteht eine große Normbreite, die von unterschiedlichen Faktoren abhängig sind. Darum ist es notwendig neben regelmäßigen Augeninnendruckmessungen auch das Gesichtsfeld zu kontrollieren, um zu sehen, ob entsprechend hoher Druck das Auge bereits geschädigt hat.

Zur Augeninnendruckmessung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ohne Apparate kann der Arzt durch drücken auf das geschlossene Auge einen stark erhöhten Augeninnendruck feststellen (z.B. beim Glaukomanfall=brettharter Augapfel). Die sogenannte Applanationstonometrie ist heute die genaueste und am häufigsten durchgeführte Untersuchung zur Augeninnendruckmessung. Dabei wird dem sitzenden Patienten ein Zylinder auf die Hornhaut aufgesetzt und der Druck gemessen, der notwendig ist, um ein Hornhautareal von 0,3 mm einzudrücken. Dieser Druck entspricht dann dem Augeninnendruck. Die Non-contact-Tonometrie funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, allerdings wird dabei nicht die Hornhaut durch ein Zylinder sondern durch einen kurzen Luftstoß eingedrückt. Der dadurch entstehende Reflex wird gemessen und ein entsprechender Auegninnendruck berechnet.
Eine veraltete Methode ist die Impressionstonometrie, bei der ein Stift mit seinem Gewicht auf die Hornhaut auftrifft und dabei festgestellt wird, wie viel Kraft notwendig war, um die Hornhaut einzudrücken. Die Augeninnendruckuntersuchung sollte gerade bei erhöhten Augeninnendruckwerten regelmäßig wiederholt werden. Sie wird als Vorsorgeuntersuchung nicht aber als Verlaufskontrolluntersuchung von der Krankanekasse bezahlt und kostet 20 EUR. Risiken und Nebenwirkungen können neben einer Allergie auf die betäubenden Augentropfen, die vor der Messung in das zu untersuchende Auge gegeben werden müssen, auch Verletzungen (Verkratzen und Einreißen) der Hornhaut durch den Zylinder sein. Des Weiteren stellt eine Infektion durch ins Auge eingebrachte Erreger eine seltene Gefahr dar.

weitere Informationen

Weitere interessante Informationen aus diesem Bereich:

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Diagnostik finden Sie unter: Diagnostik A - Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.07.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021