Bauchspiegelung

Einleitung

Bei der Bauchspiegelung (Laparoskopie) handelt es sich ein operatives chirurgisches Verfahren, bei dem durch ein kleines Loch verschiedene Operationsinstrumente sowie eine Videokamera in den Bauch eingebracht werden. Hierbei handelt es sich demnach um eine minimal invasive Technik (siehe auch: minimal invasive Chirurgie) , die im Vergleich zu einer offenen Operation, bei der der Patient komplett aufgeschnitten wird, sehr viel kleiner Narben hinterlässt und zusätzlich eine geringere Fläche für Infektionen bietet.

Indikationen, Vor- und Nachteile

Die Indikationen, weshalb eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden sollte, sind sehr vielfältig.
Die wohl häufigste Indikation für die Anwendung der Laparoskopie ist die Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendix) des eigentlichen Blinddarms (Caecum). Noch vor 10 Jahren musste man für die Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes seitlich am Bauch einen tiefen offenen Schnitt machen um dann in einer offenen Operation, bei der man den Darm direkt sehen konnte, den Wurmfortsatz entfernen. Dies hatte zum einen den Nachteil dass das kosmetische Ergebnis im Nachhinein nicht sehr schön war, zum anderen bietet eine offene Bauchhöhle auch immer eine größere Angriffsfläche für Keime wie Bakterien. Mithilfe der laparoskopischen Chirurgie, also der Operation mittels Bauchspiegelung kann also nicht nur ein besserer kosmetischer Effekt erzielt werden, zusätzlich wird auch das Infektionsrisiko reduziert.

Außerdem kann bei der laparoskopischen Chirurgie ein Lokalanästhetikum benutzt, was dazu führt, dass die Patienten schneller wieder fit sind und schneller das Krankenhaus verlassen können, wobei bei der Bauchspiegelung nach wie vor auf die Vollnarkose zurückgegriffen wird. Ebenfalls sehr beliebt ist die Bauchspiegelung bei dem operativen Entfernen der Gallenblase (Cholezystektomie).
Vor allem bei einer Entzündung der Gallenblase oder beispielsweise bei einem Befall durch Samonella thyphie, also die Bakterien, die Typhus verursachen, muss die Gallenblase entfernt werden. Da sich viele Patienten nicht eine quere Narbe über den kompletten Oberbauch wünschen, welche zwangsläufig bei einer offenen Entfernung der Gallenblase entstehen würde, ist die Bauchspiegelung zusammen mit der minimal invasiven Chirurgie hier das Mittel der Wahl (sogenannter Goldstandard).
Je nach Schweregrad und Art der Ursache können auch verschieden Erkrankungen am Darm mittels Bauchspiegelung und minimal invasiver Chirurgie behandelt werden. Beispielsweise werden Darmpolypen häufig mithilfe der Bauchspiegelung unter Vollnarkose entfernt. Dennoch sei an dieser Stelle gesagt, dass die Bauchspiegelung zusammen mit der minimal invasiven Chirurgie nicht nur Vorteile bringt. Dadurch, dass der Arzt die Instrumente und die Kamera über ein kleines Loch in der Bauchdecke einbringt, kann er nicht spontan das Operationsgebiet vergrößern, sollte dies nötig sein. Außerdem kann er nicht durch anfassen des zu untersuchenden Darmabschnittes eventuelle Abnormitäten feststellen. Dadurch geht dem Arzt ein wichtiges Werkzeug, nämlich sein Spür- und Tast-sinn verloren. Deshalb gibt es viele Gebiete, beispielsweise bei einer Tumorentfernung, bei der die offene Chirurgie eindeutig der Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorzuziehen ist. Auch Verwachsungen im Bauchraum können nur bis zu einem gewissen Grad laparoskopisch, also mittels Bauchspiegelung, entfernt werden. Eine besondere Bedeutung hat die Bauchspiegelung im Bereich der Frauenheilkunde (Gynäkologie). Hier ist die Bauchspiegelung eine sehr häufig eingesetzte Methode, beispielsweise zur Entfernung von Zysten aber auch diagnostisch um beispielsweise bei chronischen Unterleibsschmerzen die Ursache zu finden. Ein weiterer Nachteil der Bauchspiegelung ist zum einen, dass sie unter Vollnarkose durchgeführt werden muss und somit höhere Operationsrisiken entstehen wie beispielsweise bei einer Lokalanästhesie. Zusätzlich kommt hinzu, dass es bei stark übergewichtigen Patienten zu vermehrten Komplikationen kommen kann, es kann sogar sein, dass eine Bauchspiegelung unmöglich ist. Auch wenn der Patient vorher bereits sehr häufig im Bauchraum operiert wurde und deshalb viele Narben hat, kann es sein, dass eine Bauchspiegelung zu einem erhöhten Risiko führt und deshalb ein Querschnitt bevorzugt wird. Eine Bauchspiegelung darf nicht durchgeführt werden bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen, wie beispielsweise einem Herzinfarkt, einer Angina pectoris, eine chronischen Lungenerkrankung (COPD) oder bei Patienten mit Verdacht auf eine bösartige Erkrankung (Tumor, Krebs). Allgemein sei jedoch gesagt, dass das Risiko einer Bauchspiegelung am gesunden Patienten äußerst gering ist und die Bauchspiegelung somit nur wenige Nachteile hat.

Vorgehen

Bevor die eigentliche Bauchspiegelung starten kann, muss der Patient von den jeweiligen Ärzten (Anästhesisten, Operateur) unterwiesen werden. Da es sich um eine Operation unter Vollnarkose handelt müssen beispielsweise blutverdünnenden Medikamente wie Aspirin oder Marcumar abgesetzt werden da es sonst während der Operation zu einer ungewollt massiven Blutung kommen kann. Bei der Bauchspiegelung muss man dann einen Zugang zum Bauchraum schaffen. Dazu muss die Bauchdecke, welche aus Muskeln, Haut und Fettgewebe besteht, durchstochen werden. Damit später alle Instrumente sowie die Kamera durch die Öffnung hindurchpassen, muss das Loch entsprechend groß sein. Der Arzt bedient sich einer Art dicken Nadel, welche er durch die Bauchdecke hindurch sticht. Um einen möglichst dünnen Teil der Bauchdecke zu durchstechen, wählt der Arzt meist einen Punkt unterhalb des Bauchnabels. Es kann jedoch auch sein, dass aufgrund von Organen die eventuell im Weg liegen (beispielsweise wenn der Darm zu tief runter gerutscht ist), die Einstichstelle an einem anderen Ort gewählt werden muss. Das Prinzip ist bei einer Bauchspiegelung immer das Gleiche, ganz gleich, welches Organ untersucht oder entfernt werden soll. Zunächst muss der Arzt den Bauchraum des Patienten „aufpumpen“ um somit eine bessere Übersicht zu erhalten. Hierfür wird CO2 gewählt, da dieses über den Bauchraum aufgenommen wird und dann über die Lunge ganz einfach abgeatmet werden kann ohne dass es zu allergischen Reaktionen oder dergleichen kommt. Am Ende hat man einen aufgepumpten Bauch, der von außen ein wenig aussieht als wäre der Patient im 9.Monat schwanger. Da die Bauchdecke sehr elastisch ist und der Druck im Bauchraum ständig kontrolliert wird, braucht man keinerlei Angst zu haben, dass der Bauch zu weit aufgepumpt wird oder gar platzen könnte. Je nach Größe und Umfang des Patienten pumpt der Arzt bis zu 7l CO2 in den Bauchraum und hat nun eine sehr gute Übersicht über das zu untersuchende Gebiet. Nun kann die Nadel, welche den Bauch durchstochen hat durch den sogenannten Trokar ersetzt werden. Hierbei handelt es sich um eine Art Rohr durch welches nun die verschiedenen Instrumente sowie eine kleine Kamera zur Orientierung, das Laparoskop, eingeführt werden können. Mithilfe dieses Bauchspiegels kann der Arzt sich nun einen Überblick verschaffen und Magen, Leber, Milz, Darm aber vor allem auch die (weiblichen) Geschlechtsorgane betrachten und eventuelle Veränderungen feststellen. Vor allem in der Gynäkologie wird die Bauchspiegelung häufig genutzt. Damit der Arzt hier auch wirklich primär die weiblichen Geschlechtsorgane betrachten kann, ohne dass diese von Darm überlagert sind, wird die Patientin auf der Liege nach hinten gekippt sodass der Kopf nach unten hängt. Dadurch rutschen auch die kompletten Organe des Magen-Darm-Traktes (Gastrointestinaltrakt) nach unten und der Arzt hat eine perfekte Übersicht über die ihn interessierenden weiblichen Geschlechtsorgane.

Bauchspiegelung in der Frauenheilkunde (Gynäkologie)

In der Frauenheilkunde bedient man sich besonders gerne der Bauchspiegelung da sie für Diagnosestellung und Therapie gleichermaßen sehr effizient ist ohne kosmetische Nachteile mit sich zu ziehen. Eingesetzt wird die Bauchspiegelung beispielsweise bei ungewollter Kinderlosigkeit. Hierbei können der Patientin mithilfe der Bauchspiegelung Proben entnommen werden oder man kann durch die Bauchspiegelung Kontrastmittel in die Eierstöcke geben und somit feststellen, ob die Eileiter durchgängig sind. Indem man das Kontrastmittel in die Eileiter einbringt kann man nun mithilfe eines Magnetresonanztomatographen (MRT) oder des Computertomatographen (CT) feststellen, ob der Eileiter komplett durchgängig ist und somit in der Lage ist, das Ei bis in die Gebärmutter zu transportieren damit dort ein Baby heranwachsen kann. Besonders bei Frauen mit Kinderwunsch, bei denen bereits eine Eileiterschwangerschaft diagnostiziert wurde, können mithilfe der Bauchspiegelung Aufschlüsse erhalten über ihre Eileiter und damit ihre Möglichkeit Kinder zu gebären. Die Bauchspiegelung kann jedoch nicht nur die Durchlässigkeit der Eileiter testen sondern diese auch durchtrennen (Sterilisation) wenn die Frau keinen Kinderwunsch mehr hegt. Außerdem können Eileiterschwangerschaften mittels Bauchspiegelung entfern werden. Auch bei chronischen Unterleibschmerzen kann der Arzt die Bauchspiegelung als letzte diagnostische Möglichkeit wählen, wenn vorherige Untersuchungen wie Abtasten und Ultraschall nichts ergeben haben. Hierbei kann beispielsweise eine Endometriose mithilfe der Bauchspiegelung diagnostiziert werden, welche zu starken Unterleibsschmerzen und Blutungen führe kann. Bei Verdacht auf eine Endometriose wird häufig eine Bauchspiegelung zur Diagnosesicherung verwendet. Bei der Endometriose handelt es sich um eine gutartige Versprengung von Gebärmuttergewebe in andere Bereiche des Körpers, beispielsweise in Bereiche des Darms. Dies ist an sich nicht schlimm, kann aber wie bereits erwähnt zu chronischen Unterleibschmerzen führen und zusätzlich zu Schmierblutungen führen, also Blutungen, welche nicht durch die normale Periode verursacht werden. Die Bauchspiegelung dient aber auch der direkten Therapie, beispielsweise dem Entfernen von gutartigen Tumoren in der Gebärmutter (Myom). Außerdem werden mittels Bauchspiegelung Zysten an den Eierstöcken entfernt. Bei Zysten handelt es sich ebenfalls um gutartige, flüssigkeitsgefüllte Hohlkörper, die jedoch Schmerzen verursachen können und deshalb entfernt werden sollten.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.05.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021