Gallenblase

Synonyme

Medizinisch: Vesica biliaris, Vesica fillea

Galle, Gallenblasengang, Gallenblasenentzündung, Porzellangallenblase

Englisch: gall bladder

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Definition

Die Gallenblase ist ein kleines, ca 70 ml fassendes Hohlorgan, das an der Unterseite der Leber im rechten Oberbauch liegt. Die Gallenblase hat die Aufgabe, die kontinuierlich von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit zwischen den Mahlzeiten zu speichern und bei Bedarf zur Verdauung in den Zwölffingerdarm (Duodenum) abzugeben.

Abbildung der Gallenblase

  1. Gallenblasenkörper -
    Corpus vesicae biliaris
  2. Rechter Lebergallengang -
    Ductus hepaticus dexter
  3. Linker Lebergallengang -
    Ductus hepaticus sinister
  4. Gallenblasengang -
    Ductus cysticus
  5. Gallenblasenhals -
    Collum vesicae biliaris
  6. Schleimhaut -Tunica musoca
  7. Gemeinsamer
    Lebergallengang -
    Ductus hepaticus communis
  8. Hauptgallengang -
    Ductus choledochus
  9. Bauchspeichelgang -
    Ductus pancreaticus
  10. Erweiterung des vereinigten
    Ausführungsgangs -
    Ampula hepatopancreatica
  11. Große Zwölffingerdarmpapille -
    Papilla duodeni major
  12. Zwölffingerdarm Absteigender Teil -
    Duodenum, Pars descendens
  13. Leber, Zwerchfellseite - 
    Hepar, Facies diaphragmatica
  14. Bauchspeicheldrüse -
    Pancreas

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Lage der Gallenblase

Die Gallenblase dient der Speicherung der Gallenflüssigkeit, die von der Leber produziert wird. Entsprechend liegt sie in unmittelbarer Nachbarschaft der Leber im rechten Oberbauch unter dem rechten Rippenbogen. Dort ist sie mit der Unterseite des rechten Leberlappens verwachsen und so in ihrer Position fixiert.
Die Gallenblase ist etwa 6-10cm lang und 4cm breit. Ihr Hals mündet in den Ductus cysticus, den Gallenblasengang. Dieser wiederum ist mit dem Ductus hepaticus communis, dem Gallengang der Leber verbunden.
Ab der Stelle, wo beide Gänge ineinander übergehen, wird der Gang auch als Ductus choledochus bezeichnet. Dieser mündet schließlich gemeinsam mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm und ermöglicht die Abgabe der Gallenflüssigkeit im Rahmen des Verdauungsvorganges. Ist die Gallenblase entzündet oder anderweitig erkrankt, so kann dies aufgrund ihrer anatomischen Lage zu Schmerzen im rechten Oberbauch führen.

Makroskopische Anatomie

Die Gallenblase liegt wie die meisten Bauchorgane innerhalb des Peritoneums (Bauchfell). Sie ist an ihrer Ober- und Hinterseite mit der Leber verwachsen. An der Unter- und Vorderseite hat die Gallenblase Kontakt zum Bulbus duodeni (Übergang Magen - Zwölffingerdarm), der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und dem Colon transversum (Teil des Dickdarm).

Man teilt die Gallenblase in verschiedene Abschnitte ein: Grube (Fundus), Körper (Korpus) und als (Cervix). Grube und Körper der Gallenblase sind die Teile, die die Gallenflüssigkeit (Galle) speichern. Der Hals der Gallenblase verjüngt sich immer weiter, bis er schließlich in den Gallenblasengang (Ductus cysticus) übergeht.

Die Blutversorgung erfolgt hauptsächlich durch die Gallenblasenarterie (Arteria cystica), die aus der Leberarterie (A. hepatica propria) abzweigt.
Zusätzlich versorgen einzelne kleine Gefäße aus der Leber Teile der Gallenblase. Das venöse (sauerstoffarme) Blut fließt über die Pfortader in die Leber ab. Dies ist der Grund, warum Gallenblasenkrebs häufig Metastasen (Tochtergeschwülste) in der Leber verursacht.

Anatomie Leber und Gallenblase

  1. Rechter Leberlappen
  2. Linker Leberlappen
  3. Gallenblase

Mikroskopische Anatomie

Feingeweblich (histologisch) besteht die Wand der Gallenblase aus drei Schichten: von innen nach außen

  • Schleimhaut (Mukosa)
  • Muskelschicht (Tunica muscularis) und
  • Bindegewebsschicht (Adventitia).

Die Schleimhaut der Gallenblase besteht aus einem einschichtigen Deckgewebe (Epithel) und ist im Ruhezustand stark gefaltet. Dadurch kann sich die Schleimhaut bei Dehnung leicht entfalten.
An der Innenseite sind die Schleimhautzellen durch einen sogenannten Bürstensaum gekennzeichnet. Dieser Bürstensaum besteht aus zahllosen kleinen Ausstülpungen der Schleimhautzellen, um die Oberfläche zu vergrößern.
Das ist deshalb wichtig, da die oberflächlichen Zellen die meiste Zeit über aktiv versuchen, der Gallenflüssigkeit Wasser zu entziehen. Das schaffen sie, indem sie über besondere Eiweiße Salz aus der Flüssigkeit heraustransportieren, dem dann das Wasser nachfolgt.

Die Muskelschicht der Gallenblase besteht aus glatter Muskulatur, die sich rings um die Gallenblase erstreckt. Wenn sie sich anspannt, führt dies zum Auspressen der gespeicherten Gallenflüssigkeit.
Die Anspannung wird zum Teil durch nervliche Impulse ausgelöst; wichtigstes Signal ist aber das Hormon Cholezystokinin aus bestimmten Zellen des Magen-Darm-Traktes.

Die Bindegewebsschicht (Advdentitia) der Gallenblase entsteht durch das Verwachsen mit der inneren Schicht des Bauchfells (Peritoneum). Dadurch ist die Gallenblase zwar beweglich, Entzündungen können aber auch leicht auf das sehr schmerzempfindliche Bauchfell übertreten (Peritonitis).

Funktion der Gallenblase

Die Aufgabe der Gallenblase besteht in der Speicherung und Aufbereitung der in der Leber produzierten Galle.

Die Gallenblase bildet den Endpunkt des Gallenblasenganges (Ductus cysticus), über den die Gallenblase mit dem Leber-Gallengang (Ductus hepaticus) verbunden ist. Ab dem Punkt, an dem sich die beiden Gänge vereinigen, spricht man vom Ductus choledochus, dem gemeinsamen Gallengang. Dieser Gallengang vereint sich schließlich kurz vor seiner Mündung mit dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse (Pankreas).

Die Mündung in den Dünndarm ist eine Engstelle mit einem Schließmuskel (Papilla Vateri, Papilla duodeni major). Dieser Schließmuskel ist immer angespannt und verschließt den Ausgang des Gallengangs. Das führt dazu, dass die Gallenflüssigkeit („Galle“) nicht abfließen kann, was dann wiederum zu einer beabsichtigten Stauung der Galle in die Gallenblase hinein führt. In der Gallenblase wird die Galle nun solange zwischengespeichert, bis wir Nahrung zu uns nehmen.

Der Verdauungsprozess führt unter anderem dazu, dass sich der Schließmuskel entspannt und die Öffnung in den Zwölffingerdarm freigibt. Nun kommt es zu rhythmischen Anspannungen der Muskulatur (Kontraktionen) in der Gallenblase und im Gallenblasengang (ausgelöst durch das Hormon Cholecystokinin). Diese Kontraktionen führen dazu, dass die in der Gallenblase zwischengespeicherte Galle aktiv in den Dünndarm hinaustransportiert wird. Im Dünndarm wird die Galle für die Fettverdauung benötigt und dient der Ausscheidung schwer löslicher Stoffe aus dem Körper.

Damit die Gallenblase nicht irgendwann durch zu viel Flüssigkeit zu platzen droht, wird der eingespeicherten Gallenflüssigkeit reines Wasser und Kochsalz (NaCl) entzogen. Das führt dazu, dass sich das Volumen auf bis zu ein Zehntel der ursprünglichen Flüssigkeitsmenge reduziert und sich folglich die Konzentration der einzelnen Substanzen in der Galle stark erhöhen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Bildung von Gallensteinen kommt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Galle

Schmerzen an der Gallenblase

Schmerzen im Bereich der Gallenblase können auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden. Häufig liegt eine Entzündung der Gallenblase, eine akute Cholezystitis vor. Diese kann beispielsweise durch Gallensteine ausgelöst werden.
Weitere Ursachen für eine Entzündung der Gallenblase sind beispielsweise Infektionen mit Bakterien, Verletzungen der Bauchorgane, Tumoren oder Fehlbildungen der Gallenblase/des Gallenganges.
Bei einer akuten Entzündung der Gallenblase ist der Bereich unter dem rechten Rippenbogen sehr druckschmerzhaft. Auch Husten kann starke Schmerzen hervorrufen. Manchmal treten zusätzliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen auf.
Liegt die Ursache der Gallenblasenentzündung in einem Steinleiden, so kann ein charakteristischer kolikartiger Schmerz auftreten, der akut und heftig einsetzt und sich durch krampfartige Wellen äußert. Diese werden durch Muskelkontraktionen von Gallenblase und Gallengang hervorgerufen, die der Steinaustreibung dienen sollen.
Gallensteine, die für Schmerzen im Bereich der Gallenblase verantwortlich sind, gehen oft auch mit Übelkeit und Völlegefühl – insbesondere nach sehr fettreichen Mahlzeiten – einher.

Wird eine akute Gallenblasenentzündung chronisch, so verändern sich auch die Schmerzen. Sie sind in der Regel schwächer, aber meist durchgehend existent. Durch die chronische Entzündung kann sich die Gallenblase zu einer sogenannten Porzellangallenblase entwickeln. Diese zeichnet sich durch eine verdickte Wand mit Kalkeinlagerungen aus. Sie kann bösartig entarten und muss operativ entfernt werden.

Auch Gallenblasenkrebs kann Schmerzen im Bereich der Gallenblase hervorrufen, diese treten jedoch erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Anfangs präsentiert sich die Erkrankung sehr symptomarm.

Nicht selten werden Schmerzen, die eigentlich vom Magen ausgehen, mit Gallenblasenschmerzen verwechselt. Eine leichte Magenschleimhautentzündung kann durch Schmerz im rechten Oberbauch wahrgenommen werden und fälschlicherweise auf die Gallenblase projiziert werden. Nicht zuletzt können auch muskuläre oder nervale Ursachen Schmerzen im Bereich der Gallenblase hervorrufen. Nicht immer ist die Gallenblase selbst Herkunftsort der Beschwerden.

Aufgrund der vielfältigen Ursachen für die Schmerzen sollte bei ausbleibender Besserung ein Arzt aufgesucht werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen an der Gallenblase

Erkrankungen der Gallenblase

Gallensteine

Da sich zahlreiche, nur schlecht wasserlösliche Stoffe in der Gallenflüssigkeit befinden, ist die Gefahr eine Kristallisierung erhöht. Damit es zu keiner Steinbildung kommt, ist es notwendig, dass die einzelnen Komponenten der Gallenflüssigkeit im richtigen Verhältnis zueinander vorliegen.
Häufig wird durch einen erhöhten Cholesterinspiegel (Cholesterin) im Blut und damit auch in der Galle dieses Verhältnis gestört und es kommt zur Bildung von Gallensteinen. In den meisten Fällen (>60%) bemerkt dies der Betroffene gar nicht (stumme Steine).
Erst wenn dieser Gallenstein Abflusswege blockiert (Cholestase), kommt es zu reflexartigen Krämpfen der Muskulatur und zu plötzlichen, sehr starken kolikartigen Schmerzen, die meist rechts im Oberbauch lokalisiert sind, aber auch bis in die rechte Schulter ausstrahlen können. Der Verschluss der Gallenwege führt zu zwei Problemen:

  1. Vor der Blockade staut sich die Galle an und kann mit der Zeit sogar die sie produzierenden Leberzellen schädigen (Hepatitis). Es kommt zu einem Übertritt von gallepflichtigen Substanzen (u.a. Bilirubin= Gallenfarbstoff) ins Blut und damit zu einem Ikterus (Gelbsucht).
  2. Hinter der Blockade kommt keine Galle mehr an. Dadurch ist die Verdauung von Nahrungsfetten nicht mehr möglich und die Fette werden unverdaut ausgeschieden. Das führt zu dem klassischen klinischen Bild der Fettstühle, gelblich-breiigen Ausscheidungen die das unverdaute Fett enthalten.
    Ein weiteres Problem dass durch die fehlende Fettverdauung entsteht, ist die Tatsache, dass die fettlöslichen Vitamine (Vitamin A,D,E,K) nicht mehr aufgenommen werden können.
    Besonders das Fehlen von Vitamin K bereitet Probleme, da man dieses Vitamin für die Synthese einiger Faktoren für die Blutgerinnung benötigt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema:

Gallenblasenentzündung

Die Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) ist eine Komplikation des Gallenblasensteinleidens (Cholelzystolithiasis).
Durch die Blockade des einzigen Zu- bzw. Abfluss entsteht ein Milieu in der Gallenblase, das letztlich zu einer Entzündungsreaktion in der Gallenblase führt.
Diese Entzündung führt zu einer Verdickung der Gallenblasenwand durch eingewanderte Entzündungszellen (weiße Blutzellen: Lymphozyten und Granulozyten), einer stark erhöhten Schmerzempfindlichkeit und möglicherweise zu systemischen Komplikationen wie Fieber, Schüttelfrost, Bildung von Akute-Phase-Proteinen (CRP).

Für Bakterien bildet die Konstellation eines Hohlraumes (hier: die Gallenblase) ohne direkten Kontakt zur Außenwelt (da ein Stein den Abfluss blockiert) hervorragende Wachstumsbedingungen.
Einzelne Bakterien der Normalflora des Darmes (überwiegend Enterobacteriaceae und Enterokokken) können sich dann nahezu ungestört in der Gallenblase vermehren und eine eitrige Entzündung auslösen (Gallenblasenempyem).
Dies ist sehr gefährlich, da die Bakterien eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können und dazu noch häufig gegen zahlreiche gebräuchliche Antibiotika (Bakterien abtötende Medikamente) resistent (unempfindlich) sind.

Die Therapie besteht meist in einer operativen Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie).

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema: Gallenblasenentzündung

Gallenblasenkrebs

Der Gallenblasenkrebs ist ein eher seltener (5 Fälle pro Jahr / 100.000 Patienten.
Zum Vergleich: Bronchialkarzinom 60 Fälle pro Jahr / 100.000 Patienten; Lungenkrebs) dafür sehr bösartiger Krebs.

Der Krebs entsteht durch eine Ansammlung genetischer Mutationen (Veränderung der Erbinformation).
Risikofaktoren sind das Gallensteinleiden / Gallensteine (Cholezystolithiasis) und die Gallenblasenentzündung (Cholezystitis), wobei man für einen direkten ursächlichen (kausalen) Zusammenhang noch keinen Beweis hat.

Das Problem des Gallenblasenkrebses ist das Fehlen an typischen Symptomen in der Frühphase seiner Entstehung. Meist wird der Krebs erst entdeckt, wenn er über den Lymph- oder Blutweg schon gestreut (metastasiert) ist. In solchen Fällen ist die Prognose sehr schlecht. Mögliche, aber sehr unspezifische Symptome sind Gelbsucht (Ikterus), Gallenkoliken, Gewichtsabnahme oder diffuse Schmerzen vor allem in der Oberbauchregion.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema: Gallenblasenkrebs

Gallenblasenpolypen

Gallenblasenpolypen nennt man gutartige Geschwülste, die sich in der Wand der Gallenblase bilden können. Meist sind diese Wucherungen symptomlos und werden nur durch Zufall bei sonografischen Untersuchungen (Ultraschall) entdeckt. Mögliche Symptome sind Schmerzen im rechten Oberbauch, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden.

Die Ursachen der Polypenbildung können vielfältig sein. Eine Möglichkeit ist, dass durch sehr cholesterinhaltige Ernährung der Cholesteringehalt der Galle ansteigt. Das überschüssige Cholesterin lagert sich dann entweder an der Gallenblasenwand ab (Cholesteatose) oder es bilden sich Einlagerungen des Cholesterins in der Schleimhaut, die zu Vorwölbungen führen. Diese Form des Geschwulstes wird auch Cholesterinpolypen genannt.

Andere Möglichkeiten sind Wucherungen der Schleimhaut, sowie des Drüsengewebes der Gallenblasenwand, die ebenfalls als Polypen bezeichnet werden.

Das Entartungsrisiko von Gallenblasenpolypen ist sehr gering. Bei Geschwulsten <1cm Größe wird eine regelmäßige Kontrolle empfohlen, jedoch werden keine weiteren therapeutischen Maßnahmen ergriffen. Erst ab eine Größe von > 1cm oder bei besonders schnellem Wachstum wird die Entfernung der gesamten Gallenblase (Cholezytektomie) empfohlen.

Pfortaderhochdruck

Wenn durch eine Schädigung des Lebergewebes der Blutfluss durch die Leber verlangsamt ist (z.B. Leberzirrhose), staut sich das Blut zurück in die Pfortader.
Die dadurch ausgelöste Erhöhung des Blutdrucks nennt man Pfortaderhochdruck. Es werden nun andere Wege (die porto-kavalen Anastomosen) gesucht, um das Blut an der Leber vorbei wieder ins Herz zurück zu transportieren.
Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Pfortaderhochdruck

Gallenblase entfernen / OP

Die Entfernung der Gallenblase wird medizinisch als Cholecystektomie bezeichnet. Da der Mensch auch ohne Gallenblase leben kann, bringt die Operation im Regelfall keine größere Beeinträchtigung des Patienten mit sich. Der Eingriff ist bei verschiedenen Erkrankungen indiziert und sollte dann auch durchgeführt werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Gallenblasentfernung.

Indikationen einer Gallenblasenentfernung:
Die Gallenblase wird entfernt, wenn der Patient unter Gallensteinen leidet, Gallenkoliken durch einen Steinabgang in den Gallengang entwickelt oder bei einer starken Gallenblasenentzündung.
Bei einer chronischen Entzündung der Gallenblase kann sich eine Porzellangallenblase entwickeln, die eine verdickte und verfestigte Wand aufweist. Diese kann später entarten und zu Gallenblasenkrebs führen, daher wird eine Porzellangallenblase ebenfalls entfernt.
Eine weitere Indikation für die Entfernung sind demnach auch Polypen in der Gallenblase, da diese ebenfalls bösartig werden können. Gleiches gilt natürlich auch bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung der Gallenblase. Ist der Gallengang der Gallenblase (Ductus cysticus) verlegt und führt dies zu einem Aufstau der Gallenflüssigkeit, so muss die Gallenblase in diesem Fall auch oft entfernt werden.

Operationsverfahren:
Es gibt verschiedene Verfahren, mit denen die Gallenblase entfernt werden kann. Meist wird eine laparoskopische Gallenblasenentfernung vorgenommen, das bedeutet, dass dafür kein großer Bauchschnitt benötigt wird. Alternativ kann die Gallenblase auch im Rahmen einer offenen Operation, das heißt durch einen großen Bauchschnitt entfernt werden.

Laparoskopische Cholecystektomie:
Für die laparoskopische Entfernung der Gallenblase wird der Patient in Vollnarkose versetzt. Anschließend werden die verschiedenen Zugangswege eröffnet.
Dazu wird jeweils ein kleiner Hautschnitt direkt über- oder unterhalb des Bauchnabels, unterhalb des Brustbeins und rechts vom Bauchnabel gemacht, durch den dann jeweils ein Instrument in den Körper eingebracht werden kann.
Durch den Zugang am Bauchnabel wird das Laparoskop mit der Kamera eingeführt. So kann der Chirurg auf einem Bildschirm genau erfassen, wo er sich befindet. Zudem wird der Bauch durch diesen Zugang mit Kohlenstoffdioxid (CO2) aufgepumpt, sodass die Sicht auf die Gallenblase und umgebende Strukturen erleichtert wird.
Durch die anderen Zugänge werden die Schneid- und Greifwerkzeuge eingebracht. Schließlich wird die Gallenblase unter Sicht aus ihrem Bett an der Leber abgelöst und in einen sogenannten Bergebeutel gehüllt. Dieser sichert, dass bei der anschließenden Entfernung – meist durch den Zugang am Bauchnabel – die komplette Gallenblase herausgezogen wird und kein Gewebestück verloren geht.
Ist die Gallenblase entfernt, so kann eine Wunddrainage gelegt werden, die Wundsekret und Blut noch für eine Weile nach der Operation ablaufen lassen kann. Die Drainage wird später entfernt. Die kleinen Hautschnitte werden mit wenigen Stichen wieder verschlossen und die Fäden nach einigen Tagen gezogen. Später verbleiben in der Regel nur kleine, unauffällige Narben von der Operation.

Single-Port-Operation:
Die sogenannte Single-Port-Operation stellt eine Variante der laparoskopischen Gallenblasenentfernung dar. Dabei wird nur ein einziger Zugang im Bereich des Bauchnabels benötigt, weshalb im Anschluss an die Operation keine sichtbaren Narben verbleiben. Bei diesem Eingriff wird die SILS-Technik angewandt (Single Incision Laparoscopic Surgery).
Der Chirurg führt ein abwinkelbares Spezialinstrument durch den Zugang am Bauchnabel in den Bauchraum ein. Damit kann die Gallenblase wie bei der konventionellen laparoskopischen Variante entfernt und durch den Bauchnabel herausgezogen werden.

Offenchirurgische Cholecystektomie:
Die offene Variante der Gallenblasenentfernung wird ebenfalls in Vollnarkose vorgenommen. Dabei wird ein etwa 10cm langer Hautschnitt im Bereich des rechten Rippenbogens gemacht, durch den der Chirurg Zugang zum Gallenblasenbett erhält. Dort wird die Gallenblase freipräpariert und kann dann entfernt werden. Sobald blutende Gefäße verschlossen sind, kann das Operationsgebiet durch Nähte wieder verschlossen werden.
Dieses Verfahren findet insbesondere dann Anwendung, wenn die Gallenblasenentfernung komplizierter ist, beispielsweise bei starken Verwachsungen zwischen Gallenblase und umgebendem Gewebe oder großen Eiteransammlungen.

Vor- und Nachteile:
Das Verfahren, mit dem die Gallenblase entfernt wird, wird je nach Patient und gesundheitlichen Umständen ausgewählt. Der Vorteil der laparoskopischen Entfernung ist die geringere Belastung für Organismus und Kreislauf, die kleinere Wundfläche und die unauffälligeren, kürzeren Narben, die nach der Operation verbleiben. Zudem sind die Patienten im Anschluss an den Eingriff schneller wieder mobil und bei Kräften, als bei der offenchirurgischen Methode. Besonders die Single-Port-Technik liefert ein kosmetisch gutes Ergebnis, da die Narbe im Bauchnabel nicht als solche erkennbar ist.
Die offenchirurgische Variante ist dennoch in komplizierteren Fällen nach wie vor zu wählen, da der Chirurg die Gallenblase dann auf diese Weise sicherer bergen kann, ohne eventuell Nachbarstrukturen zu schädigen.

Weitere Informationen zum Thema Gallenblase

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 25.07.2023