Der Lungenkrebs ist eine bösartige Raumforderung in der Lunge, ausgehend vom Gewebe der Bronchien. Die bei Frauen stetig steigende Häufigkeit der Diagnose Lungenkrebs, wird mit dem zunehmenden Anteil weiblicher Raucher in Zusammenhang gebracht. Das durchschnittliche Erkrankungsalter für Lungenkrebs liegt zwischen 55 und 65 Jahren, 5% der Patienten sind bei der Diagnosestellung jünger als 40 Jahre.

Lungenkrebs

Synonyme

Lungen-Ca, Lungenkarzinom, Bronchialkarzinom, kleinzelliges Bronchialkarzinom, Plattenepithel-Karzinom, großzelliges Bronchialkarzinom, Adenokarzinom, Pancost-Tumor, NSCLC : Non small cell lung cancer, SCLC: Small cell lung cancer, oat cell cancer

Definition

Der Lungenkrebs ist eine bösartige Raumforderung in der Lunge, ausgehend vom Gewebe der Bronchien.

Es werden verschiedene Arten des Lungenkrebses (Bronchialkarzinom) unterschieden. Die Einteilung richtet sich dabei nach den Zellarten, aus denen der Tumor besteht bzw. entsteht. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Häufigkeit, der Therapieoptionen und der Prognose.

Häufigkeiten:

  • Plattenepithel-Karzinom 40-50%
  • Kleinzelliges Bronchialkarzinom 25-30%
  • Großzelliges Bronchialkarzinom 5-10%
  • Adenokarzinom 10-15%

Die unterschiedlichen Therapieoptionen und Prognosen werden unter Therapie und Prognose erläutert.

Die Heilungsrate des Bronchialkarzinoms ist insgesamt immer noch sehr schlecht und liegt bei einer Fünfjahresüberlebensrate unter zehn Prozent.

Abbildung der Lunge

  1. Rechte Lunge -
    Pulmo dexter
  2. Linke Lunge -
    Pulmo sinister
  3. Nasenhöhle - Cavitas nasi
  4. Mundhöhle - Cavitas oris
  5. Rachen - Pharynx
  6. Kehlkopf - Larynx
  7. Luftröhre (ca. 20 cm) - Trachea
  8. Gabelung der Luftröhre -
    Bifurcatio tracheae
  9. Rechter Hauptbronchus -
    Bronchus principalis dexter
  10. Linker Hauptbronchus -
    Bronchus principalis sinister
  11. Lungenspitze - Apex pulmonis
  12. Oberlappen - Lobus superior
  13. Schräge Lungenspalte -
    Fissura obliqua
  14. Unterlappen -
    Lobus inferior
  15. Unterer Lungenrand -
    Margo inferior
  16. Mittellappen  -
    Lobus medius
    (nur bei der rechten Lunge)
  17. Horizontale Lungenspalte
    (zw. Ober- u. Mittellappen rechts) -
    Fissura horizontalis

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Epidemiologie

Das Bronchialkarzinom, das vor dem 20. Jahrhundert noch eine Rarität darstellte, ist heute eine der häufigsten Tumorarten des Menschen. Für Männer in Deutschland ist das Bronchialkarzinom mit einem Anteil von 27 % die mit Abstand häufigste Tumortodesursache. Bei Frauen ist diese Entität mit Anteilen von 10 % zur Zeit noch seltener als maligne Brust- oder Darmtumore (Siehe Brustkrebs / Darmkrebs), in den USA nimmt sie jedoch bereits Platz Nr. 1 ein. Die bei Frauen stetig steigende Häufigkeit der Diagnose Lungenkrebs, wird mit dem zunehmenden Anteil weiblicher Raucher in Zusammenhang gebracht.

Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 55 und 65 Jahren, 5% der Patienten sind bei der Diagnosestellung jünger als 40 Jahre.

Symptome

Erste Symptome sind häufig:

Im Allgemeinen sagt man, dass es für das Bronchialkarzinom keine Frühsymptome gibt. Damit ist gemeint, dass die ersten Symptome wie Husten oder Atembeschwerden z.B. ebenso bei einer normalen Erkältung auftreten, also sehr unspezifisch sind. Das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) wird deshalb meist erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert; die Prognose verschlechtert sich dementsprechend.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema: Wie erkennt man Lungenkrebs?

Hinweis: Husten

Gute Heilungschancen für Lungenkrebs bestehen nur, wenn die Diagnose frühzeitig gestellt wird. Gerade Personen, die ein erhöhtes Risiko haben an Lungenkrebs zu erkranken (z.B. Raucher, die älter als 40 Jahre alt sind), sollten deshalb auch eine Erkältung mit Husten, die länger als drei Wochen anhält, von einem Facharzt überprüfen lassen.

Erst wenn der Tumor weiter fortgeschritten ist, gesellen sich weitere meist spezifischere Symptome hinzu:

Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom sind darüber hinaus paraneoplastische Syndrome zu beobachten. Als paraneoplastisches Syndrom bezeichnet man Symptome, die nicht direkt in der Umgebung durch den Tumor oder Metastasen ausgelöst werden, sondern durch eine hormonelle Fernwirkung entstehen: der Tumor produziert also Stoffe (Hormone), die an anderen Stellen im Körper Reaktionen auslösen.

Dadurch kann es u.a. zu

usw. kommen.

Bei einer Sonderform des Bronchialkarzinoms - dem sogenannten Pancost-Tumor - kann es außerdem zu einem Horner-Syndrom und einer Armschwellung kommen.

Ursachen

Bei der Entstehung des Lungenkrebs sind viele verschiedene Einflüsse beteiligt, allerdings gibt es einige Faktoren, die das persönliche Risiko, an einem Lungenkarzinom zu erkranken, erhöhen. Die Entstehung von Lungenkrebs ist noch nicht komplett geklärt. Wie bei jeder Krebsentstehung kommt es zur unkontrollierten Teilung von Zellen und einem ungebremsten zerstörerischen Wachstum. Man geht davon aus, dass verschiedene Veränderungen im Erbgut der Körperzellen der Auslöser sind. Diese Veränderungen können z.B. durch Gifte, die auf die DNS wirken, hervorgerufen werden.

Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung des Bronchialkarzinoms sind inhalative Noxen (Gifte):

Rauchen

Rauchen ist der weitaus wichtigste Faktor, mehr als 90 % aller Bronchialkarzinome sind die Folge des Zigarettenrauchens. Im Tabakrauch sind ca. 40 verschiedene krebsauslösende Substanzen vorhanden, die die Entwicklung eines Bronchialkarzinom begünstigen.

Als Maß des Nikotinkonsums wird das sogenannte „pack year“ verwendet. Ein "pack year" bedeutet den Konsum von 1 Packung (entsprechend etwa 20 Zigaretten) täglich über ein Jahr, also insgesamt ca. 7200 Zigaretten.
Weitere Informationen zu diesem Thema: Rauchen aufhören, Raucherkrankheiten,
Folgen des Rauchens

Risikoerhöhungsfaktoren

1-14 Zigaretten -> 8-fach

15-24 Zigaretten -> 13-fach

> 25 Zigaretten -> 25-fach

Das Risiko nimmt ferner zu mit der Zeit, während der eine Person in ihrem Leben raucht, und es wird umso höher, je früher mit dem Rauchen begonnen wird.

Durch Beendigung des Rauchens kann das Risiko eindeutig vermindert werden. Eine Reihe von Studien belegen, dass vier bis fünf Jahre nach dem Verzicht aufs Rauchen das Risiko erkennbar sinkt und sich nach 10 Jahren dem Wert von Nichtrauchern annähert. Würden alle Menschen auf das Rauchen verzichten, gäbe es 1/3 weniger Krebserkrankungen auf der Welt.

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Umweltgifte

Nur ca. 5% aller Bronchialkarzinome werden durch Umweltfaktoren ausgelöst.

Krebsauslösende Arbeitsstoffe wären z.B. Asbest, Arsen- und Chromverbindungen, Nickel, polyzyklische Kohlenwasserstoffe (z.B. Benzpyren, das in Auspuffgasen enthalten ist), Quarzstaub etc., des Weiteren radioaktive Stoffe, wobei das Gas Radon die größte Rolle spielt. Es gelangt aus der Erde durch Risse im Mauerwerk oder schlecht abgedichtete Leitungen in die Wohnung. Durch Maßnahmen wie Wandabdichtung oder häufiges Lüften kann man die Radonbelastung verringern.

Chronische Lungenerkrankungen

Andere Risikofaktoren sind z.B. chronische Erkrankungen der Lunge wie die Tuberkulose: dort können sich aus zurückgebliebenen Schäden des Gewebes sogenannte Narbenkarzinome entwickeln.

Genetische Faktoren

Bei Erkrankung eines Elternteiles steigt das persönliche Risiko um das 2-3fache.

Formen des Lungenkarzinoms

Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC : Non small cell lung cancer)

Dazu gehört das Plattenepithelkarzinom, welches vorwiegend zentral in der Lunge lokalisiert und für nahezu die Hälfte aller Lungenkrebsfälle verantwortlich ist. Die Krebszellen wachsen weniger schnell als z.B. beim kleinzelligen Bronchialkarzinom, sprechen deshalb aber auch weniger gut auf eine Chemo- oder Bestrahlungstherapie an. Dafür kommt aufgrund der stärkeren Abgrenzung gegenüber der Umgebung eine Operation viel eher in Frage.

Das Adenokarzinom wird ebenfalls zu der Gruppe der nicht-kleinzelligen Bronchuskarzinome gezählt. Ungefähr jeder zehnte Lungenkrebs ist von diesem Typ. Das Adenokarzinom tritt vornehmlich bei nichtrauchenden Frauen mittleren Alters auf und nimmt deshalb eine gewisse Sonderstellung ein.

Das grosszellige Bronchialkarzinom, welches ebenfalls zu dieser Gruppe gehört, tritt verhältnismäßig selten auf (fünf bis zehn Prozent aller bösartigen Lungentumoren).

Diese drei Tumorarten werden unter dem Begriff Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom zusammengefasst, um sie gegen das kleinzellige Bronchialkarzinom abzugrenzen. Alle drei Tumorarten wachsen im Gegensatz zu diesem nämlich langsamer, bleiben längere Zeit örtlich begrenzt, d.h. sie bilden erst später Metastasen aus (Plattenepithelkarzinom und Großzelliges Bronchialkarzinom früher, Adenokarzinom erst sehr spät). Die Metastasierung erfolgt bei allen Typen über die Lymphbahnen in die benachbarten Lymphknoten, über die Blutgefässe in Leber, Gehirn, Nebennieren und Skelett (insbesondere in die Wirbelsäule). Die angestrebte Therapie ist immer die Operation, die allerdings nur bei 1/3 der Patienten möglich ist.

Kleinzelliges Bronchialkarzinom ( SCLC: Small cell lung cancer)

Das kleinzellige Bronchialkarzinom trägt auch den Namen oat cell cancer (Haferzellkrebs) wegen der Ähnlichkeit der Tumorzellen mit Haferkörnern. Es macht ca. 1/3 aller Bronchialkarzinome aus und tritt meist im Zentrum der Lunge auf. Das kleinzellige Bronchialkarzinom zeichnet sich durch sein extrem schnelles und invasives Wachstum aus, das früh zur Metastasierung führt.

An dieser Stelle weisen wir Sie auf unsere Hauptseite zum Plattenepithelkarzinom der Lunge hin. Hierzu finden Sie weitere wichtige Informationen unter: Plattenepithelkarzinom der Lunge

Hinweis: Metastasierung

80% der Patienten weisen bei Erstdiagnose schon einen Befall mit Tochtergeschwülsten in anderen Geweben des Körpers auf, meist in der Leber oder im Gehirn. Dieser Tumor hat deshalb die schlechteste Prognose.

Therapie der Wahl ist eine Chemo- oder Bestrahlungstherapie, unter der sich die Tumorgröße stark verkleinern kann, häufig kommt es jedoch zu Rezidiven. Kleinzellige Bronchialkarzinome weisen als Besonderheit in vielen Fällen eine Hormonproduktion auf, die zu spezifischen Beschwerden führen kann (Siehe paraneoplastisches Syndrom unter Symptome). Zudem sind die Nebenwirkungen einer Chemotherapie nicht zu vernachlässigen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.09.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023