Ursachen der Unfruchtbarkeit

Synonyme

Sterilitä, Infertilität

Englisch: infertility, aridity

Ursachen

Bei der Erforschung von Ursachen der Unfruchtbarkeit müssen immer beide Partner in Anbetracht gezogen werden. Dabei sollte die Erkundung andrologischer Ursachen Vorrang haben, um die Frau nicht unnötigen invasiven Maßnahmen auszusetzen. Die Unmöglichkeit einer Schwangerschaft lassen sich zu 50% auf das weibliche Geschlecht zurückführen, während andrologische Ursachen einen Anteil von 30% ausmachen.

Andrologische Ursachen der Unfruchtbarkeit

  1. Fehlbildungen(z.B. Fehlen von Hoden)
  2. Hormonstörungen (z.B. Testosteronmangel infolge insuffizienter Leydig-Zellen, die für Testosteroproduktion zuständig sind)
  3. Infektion (z.B. Mumps) mit Folgeschäden für Hoden
  4. Varikozele (Bildung von Krampfadern im Samenstrang) mit Überhitzung der temperaturempfindlichen Spermien
  5. psychische Ursachen in Form einer funktionellen Störungen beim Geschlechtsverkehr (Libidostörung, Erektionsstörungen)
  6. Geschlechtskrankheiten

Diagnose andrologischer Ursachen

Bereits die körperliche Untersuchung der Unfruchtbarkeit mittels Betrachtung der sekundären Geschlechtsmerkmale (z.B. Ausmaß des Haarwuchses) und die Palpation des Hodens lassen erste Rückschlusse auf mögliche Fehlentwicklungen zu. Eine objektive, labortechnisch Untersuchung der männlichen Fruchtbarkeit erfolgt durch Erstellen eines Spermiogrammes.
Dieses ermöglicht wesentliche Aussagen zur Qualität des Ejakulats und der darin befindlichen Spermien. Dabei werden das Ejakutvolumen (Norm: mehr als 2ml), deren pH (Norm:7,2-7,8) und die Spermienkonzentration (Norm: mehr als 20 Millionen/ml) erhoben.
Die Gesamtspermienzahl muss mehr als 40 Millionen pro Ejakulat betragen. Diese groben Parameter reichen noch nicht aus, um den Mann als befruchtungsfähig einzuordnen. Die Beschaffenheit der Spermien liefert weitere Anhaltspunkte zur Qualität des Spermiums. Dabei spielen die Motilität (Beweglichkeit) und die Morphologie (Form) der Spermien eine wesentliche Rolle. Mehr als die Hälfte der Spermien müssen eine Vorwärtsbeweglichkeit vorweisen. Außerdem soll weniger als ein Drittel untypische Formen haben und mehr als die Hälfte muss vital sein.

Gynäkologische Ursachen

Den Ursachen weiblicher Unfruchtbarkeit liegt die Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane und die Physiologie des Befruchtungsvorgangs zugrunde.

a) Ovariell bedingte Unfruchtbarkeit (Häufigkeit von 30%)
Hier ist es wichtig die Störung der hypothalamisch-hypophysiären Achse zu erwähnen. Hypothalamus und Hypophyse stellen Glieder in einer Kette dar, die das Ovar durch Gonadotropine (Geschlechtshormone) zur Bildung von Follikeln und Eisprung anregen. Setzt eines dieser Glieder aus, so kommt es nicht zur Bildung von Gonadotropinen wie z.B. dem Follikel-Stimulierendem-Hormon (FSH) . Die Funktionstüchtigkeit des Ovars setzt aus und es können keine Follikel heranreifen. Ursache für die Anfälligkeit der hypothalamisch-hypophysiären Achse ist psychischer Stress und Hochleistungssport.

b) Tubar bedingte Unfruchtbarkeit (Häufigkeit von 30%)
Entzündlich bedingte Veränderungen der Eileiterschleimhaut haben Auswirkungen auf den Transport der Eizelle von Ovar zum Uterus und können somit zur Unfruchtbarkeit führen. Denn die Schleimhaut kann so verändert sein, dass es zum Verschluss des Eileiters kommen kann. Diese Veränderungen werden häufig durch Bakterien wie den Chlamydien ausgelöst. Entzündliche Vorgänge im Bereich des kleines Beckens bilden Anheftungen mit dem Tubus aus, was seine Beweglichkeit mindert. Der Auffangmechanismus des Eileitertrichters kann nicht mehr gewährleistet werden. Denn beim Eisprung muss die Eizelle vom Trichter aufgenommen werden, um dann weiter im Eileiter transportiert zu werden.

c) uterin bedingte Unfruchtbarkeit (Häufigkeit von 5%)
Fehlbildungen des Uterus in Form von Uterussepten stellen ein Hindernis für die Einnistung der befruchteten Eizelle dar. Auch Schädigungen der im Uterus befindlichen Schleimhaut, dem Endometrium, behindert die Einnistung. Das Endometrium erfährt negative Veränderungen durch häufige Kürettagen (Ausschabungen) oder einer Endometritis.

d) zervikal bedingte Sterilität(Häufigkeit von 5%)
Zervixrisse oder Entzündungen sind für die Durchgängigkeit der Spermien abtragend. Besonders die Eigenschaft des Zervixschleims zur Zeit der Befruchtungsfähigkeit der Frau kann durch einen Mangel an Östrogenen so verändert sein, dass den Spermien der weitere Aufstieg von Vagina Richtung Uterus verwehrt bleibt.

e) vaginal bedingte Unfruchtbarkeit (Häufigkeit von 5%)
Fehlbildungen oder Stenosen verhindern, dass es zu einem Geschlechtsakt kommt. Entzündliche Vorgänge wie Kolpitiden begünstigen eine Frühgeburt.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.02.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021