Brennen im Intimbereich

Einleitung

Brennen im Intimbereich ist keineswegs eine Seltenheit und tritt bei vielen Frauen aber auch Männern mindestens einmal im Leben auf. Unter Brennen kann ein Kribbeln mit leichtem dauerhaften Brennen und Jucken äußerlich am Genital oder am Scheideneingang gemeint sein. Eine andere Form des Brennens stellt das stechende Brennen beim Wasserlassen in der Harnröhre dar. Beide Formen weisen in den meisten Fällen auf eine Entzündung hin, die verschiedenste Ursachen, Formen und Verläufe haben kann.

Ursachen

Hinter einem Brennen im Intimbereich können dermatologische Erkrankungen (Hauterkrankungen) , mechanische Reizungen, Verletzungen und chronische Krankheiten stecken. Die jedoch häufigste Ursache des unangenehmen Brennens bildet die erregerbedingte Entzündung.
Entzündungen im Intimbereich können wiederum sehr unterschiedliche Gründe haben und verschieden lokalisiert sein.

Unter dem Intimbereich werden in der Regel die Vulva mit ihren Schamhügeln und Schamlippen aber auch der Scheideneingang zusammengefasst. Diesen Bereich zeichnet aus, dass er größtenteils aus sensibler Schleimhaut besteht und mit saurem Vaginalschleim mit ph-Werten von etwa 5 überzogen ist.

Gleichzeitig ist der Intimbereich vermehrt Keimen, zum Beispiel Fäkalkeimen und mechanischen Reizen, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr, ausgesetzt. Bei öfters auftretendem Schmerzen, Jucken oder Brennen während des oder nach dem Geschlechtsverkehr muss in jedem Fall dringend eine Abklärung durch den Frauenarzt stattfinden.  
Erreger, die eine sogenannte „Vulvitis“, Entzündung der Vulva, verursachen, dringen über den After, beim Geschlechtsverkehr, durch Kratzen, vermehrtes Schwitzen oder aufgrund von übertriebener Intimhygiene zur Schleimhaut durch und lösen dort die Entzündung aus.

Der geringe ph-Wert der Scheide verhindert zwar den Großteil der Infektionen, durch kleine Schleimhautschäden oder Waschen des Intimbereichs mit herkömmlichen Seifen können die Erreger sich aber dennoch in der Schleimhaut einnisten.

Auch nichtinfektiöse Ursachen können zu Jucken und Brennen im Intimbereich führen. Seltener stecken chronische Hauterkrankungen dahinter. Die Neurodermitis oder der Lichen sclerosus verursachen unter anderem diese Beschwerden an Vulva und Scheide. Diese Erkrankungen entstehen scheinbar ohne Ursache und können häufig nur unterdrückt aber nicht geheilt werden.

Bei brennenden Schmerzen muss zuletzt auch an eine mechanische Reizung gedacht werden. Geschlechtsverkehr, der Gebrauch von Sexspielzeugen, das Tragen bestimmter Textilien, die Anwendung von Cremes, die nicht für den Intimbereich geeignet sind, und unvorsichtige Intimrasuren können allesamt den Intimbereich reizen und ein Brennen auslösen.

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Brennen durch Stress

Stress kann in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf die Gesundheit nehmen und verschiedenste Symptome auslösen. Starker Stress kann physisch oder psychisch sein und über verschiedene Mechanismen auf den Nachtschlaf, das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem Einfluss nehmen. Durch Stress wird auch die Scheidengesundheit beeinflusst. Stress kann neben einer allgemein leicht reduzierten Immunabwehr auch die Bildung der Milchsäurebakterien zum Schutz der Vagina verringern. Über diese verringerte Erregerabwehr können Bakterien, Viren und Pilze schlechter bekämpft werden und nisten sich in der Vaginalschleimhaut ein. Anschließend kann es zur Vulvitis aber auch zu einer „Kolpitis“, einer Scheidenentzündung oder zu Entzündungen der Harnwege kommen. Auch Harnwegs- und Blasenentzündungen können sich über ein Brennen im Intimbereich bemerkbar machen.

Begleitende Symptome

Eine Entzündung zeichnet sich in der Regel durch Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung und eingeschränkte Funktion aus. Auch an der Scheide und der Vulva treten diese typischen Infektionszeichen auf. Der Schmerz kann permanent bestehen oder durch Wasserlassen, Geschlechtsverkehr oder andere Berührungen ausgelöst werden. Zu Schmerzen und Brennen kommt in vielen Fällen ein Juckreiz hinzu. Abhängig vom Typ der Entzündung können weiterhin feuchte, milchige aber auch eitrige Ausflüsse aus der Vagina hinzukommen. Äußerlich oft nicht sichtbar sind Schleimhautveränderungen mit rissiger Haut, Ausschlag, Bläschenbildung und bröckliger Sekretbildung. Abhängig vom Erregertyp kann ebenfalls ein unangenehmer Geruch auftreten. Vor allem beim Scheidenpilz oder bestimmten Geschlechtserkrankungen kommt dieser vermehrt auf.

Erkrankungen, die den gesamten Körper betroffen, können mit weiteren Symptomen einhergehen. Zum Beispiel die Neurodermitis manifestiert sich neben der Vulva typischerweise auch an vielen weiteren Haut- und Körperbereichen. Eine durch Bakterien ausgelöste Gonorrhoe kann unter anderem mit Bindehautentzündungen im Auge einhergehen.

Juckreiz

Juckreiz ist ein sehr unangenehmes Symptom, das im Intimbereich auftreten kann. Es entsteht durch bestimmte Botenstoffe wie Histamin, die in der Haut ausgeschüttet werden. Ursächlich sind neben bestimmten Entzündungen auch Gifte, zum Beispiel Insektengifte, oder auch von Erregern produzierte Gifte. In den meisten Fällen ist ein Juckreiz im Intimbereich zwar harmlos, manchmal kann jedoch eine Erkrankung wie die Neurodermitis dahinter stecken oder auch Infektionen wie Genitalherpes oder ein Scheidenpilz.

Auch wenn es sehr unangenehm wird, ist es wichtig, trotz des Juckreizes nicht zu kratzen. Ansonsten können durch kleine Hautdefekte der Juckreiz verschlimmert und die Schleimhaut beschädigt werden, wodurch weitere Infektionen begünstigt werden.

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Brennen während der Schwangerschaft

Scheinbar harmlose Infektionen im Intimbereich können in der Schwangerschaft ein hohes Risiko mit Gefahr für das Kind darstellen. Durch Schwangerschaftsvorsorgen und hohes Hygienebewusstsein sind lebensbedrohliche Erkrankungen jedoch sehr selten geworden.

Gefährlich für das Kind sind jedoch insbesondere die bakteriellen und viralen Infektionen im Intimbereich der Mutter. Neben den Geschlechtskrankheiten Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien sind besonders virale Erkrankungen wie Röteln, Windpocken, Herpes, HPV, Mumps und Masern gefährlich. Die Erreger können über den Blutkreislauf oder über die Scheide zum Kind gelangen und dieses in der Entwicklung stören oder die Schwangerschaft gefährden. Jeder Erreger stellt dabei unterschiedliche Gefahren im Zeitpunkt der Schwangerschaft dar. Während einige Erreger insbesondere in den ersten Monaten zu Entwicklungsstörungen des Kindes führen, können manche akuten bakteriellen Erreger in den späten Monaten Frühgeburten und andere Komplikationen verursachen. Bei Brennen im Intimbereich während der Schwangerschaft muss deshalb in jedem Fall dringend eine Abklärung durch den Frauenarzt stattfinden.

Therapie

Welche Mittel helfen gegen Brennen im Intimbereich?

Die angewandten Mittel müssen an die zugrundeliegende Ursache des Brennens im Intimbereich angepasst werden. Um zukünftigen Beschwerden vorzubeugen, muss eine richtige Intimhygiene erlernt werden. Diese darf auf keinen Fall mit nicht-sauren Seifen permanent durchgeführt werden, da sich sonst Erreger ansiedeln können. Des Weiteren müssen zur Bekämpfung der Erreger zielgerichtete Medikamente eingenommen werden. Typische Antibiotika, die gegen die häufigsten verantwortlichen Bakterien helfen, sind sogenannte „Cephalosporine“. Zur Bekämpfung eines Genitalherpes und anderen viralen Erkrankungen kommen sogenannte Virostatika zum Einsatz. Liegt die Ursache in einem Östrogenmangel kann auch dieser medikamentös mit Ersatzhormonen behandelt werden. Chronische, autoimmunologische Hautkrankheiten der Vulva müssen je nach Ausprägung mit immunsuppressiven Medikamenten symptomatisch kontrolliert werden.

Antibiotika zur Behandlung von Brennen im Intimbereich

Antibiotika sind Medikamente, die speziell gegen Bakterien gerichtet sind und diese zerstört oder in ihrem Wachstum aufhält. Eine Antibiotikatherapie darf dementsprechend nur bei einer bakteriellen Entzündung, nicht jedoch gegen Viren, Pilze, Parasiten und andere Erkrankungsursachen zum Einsatz kommen. Am Intimbereich der Frau finden sich vermehrt Darmbakterien aufgrund der räumlichen Nähe zum After. Durch mangelnde oder falsche Intimhygiene können die normal im Darm vorkommenden Bakterien Entzündungen der Vaginalschleimhaut auslösen. Neben den typischen Darmbakterien sind vor allem Streptokokken und Staphylokokken die häufigsten Verursacher.

Auch unter den typischen Geschlechtskrankheiten finden sich bakterielle Entzündungen. Gonorrhoe und Syphilis sind bakteriell verursachte Krankheiten, die im Geschlechtsverkehr übertragen werden. Zur genauen Identifizierung des Keims kann mithilfe eines Abstrichs der Entzündung ein sogenanntes „Antibiogramm“ erstellt werden, das Resistenzen und Wirksamkeiten einzelner Antibiotika ermittelt. Im Anschluss kann mit einem bestimmten Antibiotikum eine zielgerichtete Therapie begonnen werden. Bei unklaren Infektionen sollte ein vorsichtiger Umgang mit Antibiotikagaben erfolgen, da durch den Einsatz unnötiger und falscher Antibiotika in den letzten Jahren vermehrt resistente Bakterien entstehen konnten.

Welche Salben können helfen?

Bei lokal beschränkten Entzündungen, Reizungen und Beschwerden können abseits von Medikamenten in Tablettenform auch Salben eingesetzt werden. Sie haben den Vorteil, dass sie nicht im gesamten Körper wirken und die Wirkstoffe so gezielt am Intimbereich höher dosiert werden können. Bei der Infektion mit einem Scheidenpilz kann typischerweise mithilfe einer Salbe therapiert werden. Dazu kommen sogenannte „antimykotische“ Salben zum Einsatz. Auch virale Erkrankungen wie der Herpes werden zunehmend mit Salben behandelt. Bei lokalen Ausschlägen und chronischen Hautkrankheiten können die immunsuppressiven Wirkstoffe in Form der Salbe lokal hoch dosiert wirken. Dies hat den großen Vorteil, dass die teilweise schweren Nebenwirkungen einer Therapie des gesamten Körpers ausbleiben.

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Hausmittel

Zur Bekämpfung der Beschwerden im Intimbereich können im Haushalt wertvolle Mittel herangezogen werden, um Symptome zu verringern oder Infektionen und anderen Erkrankungen vorzubeugen. Die Eigenbehandlung mit Hausmitteln darf jedoch nicht bei hochakuten Entzündungen erfolgen. Bakterielle Infektionen können oft nicht mit Hausmitteln ausreichend behandelt werden. Zur Symptomlinderung bei brennendem und juckendem Intimbereich können Joghurt, Kokosöl, Olivenöl, Salbei und Kamille eingesetzt werden. Diese werden entweder direkt auf den Intimbereich aufgetragen oder in einem Bad gelöst. Um die Vaginalflora bei der Bekämpfung von Keimen zu unterstützen, können verdünnte Natronbäder und Essigspülungen angewandt werden. Sie erniedrigen den pH-Wert der Vaginalschleimhaut und unterstützen den Körper somit in der natürlichen Keimbekämpfung.

Die wichtigsten Maßnahmen müssen jedoch langfristig angewandt werden zur Vermeidung jeglicher Entzündungen im Intimbereich. Dazu sollte eine regelmäßige aber nicht tägliche Reinigung ohne basische Seifen erfolgen. Weiterhin sollte auch beim Wechseln der Unterwäsche und beim Toilettengang die Hygiene in den Vordergrund rücken. Kratzen und andere Ursachen von Schleimhautschäden der Vagina sollten möglichst vermieden werden. Werden diese Maßnahmen eingehalten, ist das körpereigene Abwehrsystem in der Regel stark genug, Erreger selbst abzuwehren.

Diagnose

Die wichtigsten Schritte in der Diagnosestellung sind die genaue Erfragung der Beschwerden und die körperliche Untersuchung. Anhand der Beschwerden können chronische Hautkrankheiten, äußerliche Reizungen und erregerbedingte Entzündungen oft bereits unterschieden werden. Auch einzelne Infektionen können anhand der genauen Symptomatik differenziert werden. Während bakterielle Infektionen durch Streptokokken und Staphylokokken häufig rasch verlaufen, treten Pilzinfektionen oft langsamer auf und bewirken vermehrt Juckreiz. Zur Diagnosestellung bei Brennen im Intimbereich gehört auch immer die Befragung nach der sexuellen Vergangenheit, der Intimhygiene und weiteren Faktoren, die eine Entzündung begünstigen können.

Eine Diagnose der Scheidenentzündung kann auch mittels einer sogenannten „Kolposkopie“ gestellt werden. Hierbei handelt es sich um ein Mikroskop, mit dem der Arzt das Innere der Vagina genauer untersuchen kann. Liegt der Verdacht auf eine Infektion nahe kann mit einem Abstrich der genaue Erreger ermittelt werden. Hierbei lässt sich ein Antibiogramm durchführen, das bei bakteriellen Infektionen das geeignete Antibiotikum ermittelt.

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Dauer des Brennens

Die Dauer des Brennens im Intimbereich ist von der zugrundeliegenden Erkrankung abhängig und somit sehr variabel. Ein leichtes Brennen mit Jucken ist oft auf minimale Schleimhautläsionen des Intimbereichs zurückzuführen und lässt nach Stunden bis wenigen Tagen schon nach. Steckt eine kleinere Infektion dahinter, kann auch diese in wenigen Tagen auskuriert werden. Bakterielle Infektionen können hartnäckig sein, insbesondere die typischen Geschlechtskrankheiten. Sind sie erkannt und werden mittels Antibiotika behandelt, ist eine Heilung innerhalb einiger Tage jedoch möglich. Sogar Pilzerkrankungen können mit der richtigen Behandlung innerhalb einer Woche abklingen. Längerfristige Verläufe nehmen jedoch Hautkrankheiten wie die Neurodermitis oder andere Ekzeme an. Auch mit der richtigen Behandlung können sie oft nur symptomatisch kontrolliert aber nicht geheilt werden, weshalb es immer wieder zu Schüben und neuen Ausschlägen kommen kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.12.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021