Kamille

Synonyme im weiteren Sinne

Pflanzliche Synonyme: Die echte Kamille gehört zu der Familie der Asteraceae, der Korbblütler. Sie wird auch deutsche Kamille, Feldkamille, Hermel und Mutterkraut genannt. Außerdem findet man noch die volkstümlichen Namen, wie Apfelkraut, Haugenblum, Mondkrud, Kuhmelle und Romeri.

Lateinischer Name: Matricaria recutita

Pflanzenbeschreibung

Die Kamille ist ein 20-40 Zentimeter hohes einjähriges Kraut mit einem aufrechten, runden Stängel, der nach obenhin kahl und in sich verzweigt ist. Die Blätter sind hellgrün und zwei bis dreifach gefiedert. Sie haben schmale, in spitzen Zipfeln auslaufende Blattspitzen. Die 1,8 cm bis 2,5 cm breiten Blütenköpfe stehen endständig und haben die charakteristischen, weißen Zungenblüten mit gelbem, gewölbtem Blütenboden. Die Kamille wächst auf anspruchslosen, nährstoffarmen Böden an Feld- und Wegrändern. Beim Zerreiben der Blütenköpfe riecht die Kamille sehr aromatisch, was nur bei der echten Kamille zu finden ist. Die Kamille ist in Europa und Nordafrika zu finden. Das Hauptimportland ist Frankreich. Gesammelt wird die Heilpflanze Kamille von Mai bis August bei Sonnenschein.

Arzneilich genutzte Pflanzenteile

Die Blüten und das daraus gewonnene ätherische Öl.

Inhaltsstoffe

Bis zu 3% ätherisches Öl mit Bisabolol und Proazulen welches eine blaue Farbe hat. Außerdem Flavonoide, Cumarine. Zusammenspiel aller Wirkstoffe ergibt die bekannte Kamillenwirkung und ist gründlich erforscht.

Herstellung

Zur arzneilichen Verwendung kommen die frischen und getrockneten Blütenköpfchen der echten Kamille. Kamillenblüten werden als alkoholische Auszüge oder als Tee für die innere oder äußerliche Anwendung angeboten. In kosmetischen Produkten wie Salben, Cremes und Bädern findet man immer wieder Auszüge der Heilpflanze Kamille. Bei der Verwendung als Tee sollte die Dosis der Inhaltsstoffe vorhanden sein oder auf Fertigprodukte zurückgegriffen werden.

Folgende Zubereitungsformen sind möglich:

  • Kamillen-Tee: 1 bis 2 gehäufte Teelöffel Kamillenblüten mit ¼ l heißem Wasser übergießen, nach 10 Minuten abseihen, ungesüßt und gut warm trinken. Bei Magenbeschwerden kurmäßig über mehrere Wochen immer zwischen den Mahlzeiten.
  • Kamillen-Dampfbad: In einer größeren Schüssel übergießt man eine Handvoll Kamillenblüten mit ungefähr 1 Liter sehr heißem Wasser. Kopf über der Schüssel, mit einem großen Handtuch abgedeckt werden die warmen Kamillendämpfe eingeatmet.

Darreichungsform und Dosis

Bei Verwendung der Kamillenblüten zu medizinischen Zwecken sollten Sie in der Apotheke nach standardisierten Kamillenpräparaten fragen. Die meisten Studien auf Wirksamkeit wurden / werden mit diesen Präparaten durchgeführt. Die standardisierten Fertigprodukte sind Tinkturen oder Fluidextrakte (Flüssigextrakte).
Die Erwachsenendosis beträgt 3 gr. Konzentrat, das entspricht etwa drei Teelöffel getrockneter Blüte.
Beim Trockenextrakt beträgt die Dosis 50 bis 300 mg, dreimal täglich, beim Fluidextrakt (Flüssigextrakte) 1:2 mit 50 % Ethanol 3-6 ml täglich.
Kamillentee
lindert Bauchschmerzen bei verdorbenem Magen. Er entkrampft und wirkt antibakteriell. Leichte Nieren- und Blasenbeschwerden sowie Menstruationsbeschwerden oder Scheidenentzündungen können durch die Kamille gelindert werden. Kamillentee wirkt auch beruhigend und lindert vorübergehend Zahnschmerzen. Teezubereitungen werden aus drei Teelöffel getrockneter Blüte mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und fünf- 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Den Tee trinkt man drei bis viermal eine Tasse täglich.
Ein Kamillendampfbad, bzw. eine Inhalation hilft bei Erkältungen wie Stirnhöhlenentzündungen und verstopfter Nase oder auch bei unreiner Haut. Zur Inhalation nimmt man 10 bis 20 ml alkoholischen Extrakt oder zwei bis drei Esslöffel getrockneter Kamillenblüten auf 1 l heißes Wasser. Für Kompressen, Spülungen und Gurgellösungen werden oft 1% Fluidextrakte (Flüssigextrakte) oder 5% Tinkturen verwendet

Lesen Sie ausführliche Informationen zu dem Thema Inhalation

Kombination mit anderen Heilpflanzen

Kamillenblüten sind Bestandteil vieler Teemischungen, speziell bei Störungen im Verdauungstrakt. Angewandt aber auch als so genanntes Constitens welches für das bessere Aussehen einer Teemischung sorgen soll. Bei Gallebeschwerden empfiehlt es sich die Kamillenblüten zu gleichen Teilen mit Pfefferminzblättern zu mischen und daraus, wie oben beschrieben einen Tee zuzubereiten. Bei nervösen Magenbeschwerden mischt man Kamillenblüten und Melissenblätter zu gleichen Teilen.

Anwendung in der Homoöpathie

Hier hat Chamomilla einen eindeutigen Bezug zum vegetativen Nervensystem. Bei nervöser Überempfindlichkeit, der so genannten „reizbaren Schwäche“, Ungeduld, Schmerzüberempfindlichkeit. Bei nervöser Schlaflosigkeit, Gesichtsneuralgien, Kopfschmerzen. Auch bei Völlegefühl mit bitterem Mundgeschmack und Blähungen. Angezeigt besonders dann, wenn sich die Beschwerden abends und nachts, sowie durch Wärme und Ärger verschlimmern. Die Krämpfe im Magen- Darmbereich werden allerdings durch Wärme gebessert.

Kontraindikation

Die Heilpflanze Kamille sollte nie Kontakt mit den Augen haben. Die feinen Härchen der Kamillenblüte reizen die Augen sehr stark.

Zusammenfassung

Die Kamille ist eine der beliebtesten und alt bekanntesten Heilpflanzen. Aus dem Altertum ist sie bekannt. Vermutlich aus Eurasien stammend weihten die Germanen die Heilpflanze Kamille dem Gott Baldur. Diese sollte am Johannistag geerntet werden, da sie an diesem Tag besonders viel Heilkraft besäße. Daher wird die Kamille in der Volksmedizin besonders geschätzt. Hieronymus Bock und Jakob Theodor Tabernaemontanus erwähnten die Kamille schon im Altertum als wirksames Wund- und Magenmittel.

Phytopharmaka in Deutschland

Die Liste der umsatzstärksten Pflanzenpräparate führte mit Abstand die Ginkgo an:

  1. Ginkgo
  2. Johanniskraut
  3. Teufelskralle
  4. Rosskastanien
  5. Artischocke
  6. Mariendistel
  7. Brennnessel
  8. Umckaloabo
  9. Weißdorn
  10. Efeu

Eine Liste aller Heilkräuter / Heilpflanzen, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter: Medikamente A-Z.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021