Blasenentzündung

Definition

Es handelt sich um eine Entzündung der Harnblase, die in der Regel nur die oberen Schichten der Schleimhaut betrifft.
Etwa 10 – 15% der erwachsenen Frauen leiden mindestens einmal im Jahr unter einer Blasenentzündung (Zystitis), welche sich vor allem durch Schmerzen beim Wasserlassen auszeichnet.

Ursachen

Als Erreger kommen in der überwiegenden Zahl der Fälle Keime wie Escherichia coli Bakterien (ca. 80%) in Frage, seltener auch Mykoplasmen, Staphylokokken oder Chlamydien.

Vor allem bei Frauen spielt die direkte „Nachbarschaft“ von Harnröhrenausgang und After eine bedeutende Rolle bei der Infektionsentstehung.
Durch diese Nähe können Keime, die normalerweise im Darm beheimatet sind, mittels Schmierinfektion (z. B. beim Gebrauch von Toilettenpapier) in die Harnröhre und von dort in die Blase gelangen.

Weitere Ursachen können sein:

  1. Erfolgte Bestrahlung des kleinen Beckens (sog. radiogene Zystitis), z.B. im Rahmen einer Krebstherapie:
    Es kommt zur Zerstörung der Schleimhaut und damit der Schutzschicht des Harntraktes. Daraufhin kommt es zu Blutungen, die eine reaktive Blasenentzündung auslösen.
  2. Zytostatikatherapie (medikamentöse Krebstherapie v. a. Cyclophosphamid):
    Es entstehen in der Leber giftige Abbauprodukte dieser Medikamente, welche die auskleidende Schleimhaut zerstören und zu Blutungen führen. Daraus entsteht letztendlich eine Zystitis. Vorbeugend kann hier Mercaptoethansulfonat verabreicht werden.
  3. sexuelle Kontakte (sog. „Flitterwochen – Zystitis“) der geschlechtsreifen Frau
  4. Fehlbildungen des Harntraktes:
    Durch Verengungen (Stenosen) oder Aussackungen (Divertikel) der Harnleiter kommt es zu einer längeren Verweildauer des Urins im ableitenden System. Je länger dieser „steht“, umso wahrscheinlicher ist eine bakterielle Besiedlung und Infektion.
  5. Gynäkologische Erkrankungen oder Schwangerschaft:
    Auch hier kann es durch die anatomische Nachbarschaft zu Abflussbehinderungen des Urins kommen.

Blasenentzündung durch kalte Füße

Kalte Füße können die Entstehung einer Blasenentzündung provozieren. Begründet ist dies durch den Bezug der Fußdurchblutung zu der Durchblutung der Harnwege. Dieser Zusammenhang entsteht über Nerven-Gefäß-Reflexe. Überdies dient eine adäquate körpereigene Durchblutung einer besseren Immunaktivität des Körpers bzw. kann eine ungenügende Durchblutung eine Immunschwäche und damit die Entwicklung von Infekten provozieren.

Lesen Sie hierzu: Blasenentzündung durch kalte Füße

Therapie

Hier finden Sie Informationen zum Thema Therapie: Therapie einer Blasenentzündung

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Wann braucht man ein Antibiotikum?

Wenn die Blasenentzündung fortgeschritten ist, eine Immunschwäche oder andere Risikofaktoren für die Entwicklung von Komplikationen vorliegen, müssen oftmals Antibiotika eingenommen werden. Welche antibiotischen Wirkstoffe indiziert sind, richtet sich nach der Art der Blasenentzündung. Grund dafür ist, dass man eine unkomplizierte von einer komplizierten Blasenentzündung unterscheidet.

Als antibiotische Mittel werden bei einer unkomplizierten Blasenentzündung Sulfamethoxazol, Trimethoprim oder die Kombination beider Wirkstoffe, das Co-Trimoxacol, angewendet. Überdies können alternativ Fosfomycin oder Nitrofurantoin wirksam sein. Bei einer komplizierten Blasenentzündung ist in jedem Fall eine antibiotische Therapie erforderlich. In diesen Fällen werden intravenös Reserveantibiotika, wie Cephalosporine oder Gyrasehemmer, jeweils kombiniert mit einem Aminoglykosid, gegeben.

Hausmittel gegen eine Blasenentzündung

Es gibt verschiedene Hausmittel, die bei einer Blasenentzündung unterstützend wirken können. Grundlegend ist, den Unterkörper warm zu halten. Eine Wärmflasche oder ein Wärmekissen können lindernd wirken. Zudem kann ein heißes Bad bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung wohltuend sein. Daneben können Sitzbäder bzw. „Sitz-Dampfbäder“ den Heilungsprozess begünstigen. Hierfür kann Kamillenextrakt genutzt werden. In einem alten Topf sollte Kamillentee gekocht werden. Wenn er fertig zubereitet und gezogen ist, sollte er in die Toilettenmuschel gestellt werden. Im Anschluss setze man sich auf die Toilette. Wichtig ist, dass der Körper warm gehalten wird, indem der Unterleib gut mit Handtüchern oder Decken abgedeckt wird. Auf diese Art können die Dämpfe eine wohltuende Wirkung auslösen. Wenn diese Sitzbäder gut vertragen werden, können sie mehrmals täglich wiederholt werden. Des Weiteren müssen auf jeden Fall die Füße warm gehalten werden.

Zudem kann Beckenbodengymnastik die Durchblutung des Unterkörpers anregen.

Weitere Basis für eine gute Abheilung einer Blasenentzündung ist es viel, viel, viel zu trinken. Von verschiedenen Autoren werden verschiedene Getränke empfohlen. Es ist individuell, welches subjektiv und objektiv geeignet ist. Beispielsweise wird zur Prophylaxe das Trinken von einem Glas Preiselbeersaft täglich empfohlen. Zudem wird es empfohlen bis zu maximal 3-mal im Jahr eine Kur mit Bärentraubenblättertee durchzuführen, indem dieser über kurze Zeit täglich in der Menge von je 3 großen Tassen getrunken wird.

Weitere Empfehlungen zur Vorbeugung und unterstützenden Behandlung sind das Trinken von bis zu 5 Tassen Hagebuttentee oder 3-mal täglich eine große Tasse Salbeitee. Daneben kann ein Tee mit getrockneten Löwenzahnblättern und –wurzeln, der 2-mal täglich getrunken wird, zielführend sein. Auch ein Tee aus Gänseblümchen oder Brunnenkresse, der langsam getrunken wird, kann unterstützend wirken. Überdies kann das tägliche Trinken von Cranberry-Saft zur Prophylaxe und zur unterstützenden Behandlung einen positiven Effekt haben. Manche Autoren empfehlen auch das Trinken von Wasser gemischt mit einer Messerspitze Backpulver 2-mal täglich 3 Tage lang. Dieses soll ein basisches Milieu begünstigen und damit laut einigen Autoren scheinbar den Bakterien entgegen wirken.

Andere Autoren empfehlen stattdessen den Urin anzusäuern, beispielsweise mit der Einnahme von (hochdosiertem) Vitamin C oder sauren Fruchtsäften. Des Weiteren wird zum Trinken von Rettichsaft oder Birkenblätter-, Brennnessel-, Wacholder- oder Schachtelhalmtee geraten. Daneben gibt es von verschiedenen Herstellern spezielle Teemischungen, die gegen Blasenentzündungen wirken sollen. Zudem kann eine geschnittene, leicht angedünstete Zwiebel in einem sauberen Leinensäckchen gefüllt und dann auf die Blase gelegt werden. Andere Autoren raten zu Eukalyptuskompressen. Es gibt noch mehr Vorschläge und sie werden teilweise kontrovers diskutiert.

Weitere Informationen finden Sie unter: Hausmittel gegen Blasenentzündung

Homöopathie bei einer Blasenentzündung

Bei einer Blasenentzündung nutzen manche Betroffene auch homöopathische Mittel. Die Anwendung richtet sich nach Beschwerdebild, Ursachen und individuelle Komponenten.

Wenn eine Blasenentzündung aufgrund von Verletzungen, von Druck, einem chirurgischen Eingriff oder zu langem Zurückhalten des Urins entstanden ist, dann wird häufig Arnica montana angewendet.

Sollte die Blasenentzündung Folge von einer Medikamenten- oder Lebensmittelallergie oder einer Magen- oder Darmentzündung sein und bestimmte Beschwerden aufweisen, kann Arsenicum album ratsam sein. Dieses homöopathische Mittel wird angewendet, wenn der Harnfluss gestört ist, brennende Schmerzen auftreten, Erschöpfungs-, Unruhe- und Angstzustände  vorhanden sind und die Beschwerden oftmals zu Mitternacht verstärkt auftreten.

Falls die Blasenentzündung Resultat eines Hitzschlags, eines Sonnenbrandes oder Konsequenz von Scharlach ist, dann wird häufig Cantharis vesicatoria empfohlen. Das passende Beschwerdebild dazu ist, unter anderem, gekennzeichnet durch permanent schmerzhaften Harndrang mit brennenden und schneidenden Schmerzen vor, während und nach dem Wasserlassen, welches nur tropfenweise möglich ist.

Wenn die Entwicklung einer Blasenentzündung in Zusammenhang steht mit Ärger, Wut, Ungerechtigkeit oder Kälte, dann wird häufig Colocynthis eingesetzt. Das Beschwerdebild für diese Indikation zeigt sich beispielsweise mit krampfartigen Schmerzen beim Urinieren und dass sich der Betroffene vor Schmerzen verkrampft, ärgerlich und gereizt ist. Die Auswahl der Mittel, die Dosierung und die Potenz sollten mit einem Arzt besprochen werden.

Was tun ohne Antibiotika?

Zur Vorbeugung und bei ersten Anzeichen einer Blasenentzündung können nicht-antibiotische Mittel und Maßnahmen ausreichend sein. Hausmittel und homöopathische Mittel finden in diesen Fällen oftmals eine erfolgreiche Anwendung.

Überdies ist das Einhalten von bestimmten Verhaltensregeln für einen Heilungsprozess notwendig. Es sollte auf eine angemessene Hygiene des Intimbereichs mit parfümfreien und gut verträglichen Hygieneartikel geachtet werden. Nach einem Toilettengang sollte stets von vorne nach hinten abgewischt werden, da oftmals Darmbakterien eine Blasenentzündung auslösen. Nach Möglichkeit sollte nach dem Geschlechtsverkehr kurz zum Wasserlassen auf die Toilette gegangen werden um zu verhindern, dass Bakterien zur Blase „hinauf steigen“.

Natürlich sollte nie feuchte Wäsche oder ein nasser Badeanzug nach dem Schwimmen anbehalten werden. Whirlpools sollten gemieden werden, insbesondere wenn eine Disposition für Blasenentzündungen besteht, da diese einen idealen Nährboden für Bakterien darstellen. Des Weiteren sollte vermieden werden auf kalten oder nassen Untergründen sich hinzusetzen. Zudem sollte die getragene Unterwäsche, möglichst aus natürlichem Material bestehen und keine Reibung verursachen. Auf synthetische Kleidung sollte verzichtet werden. Auch sollte die Wäsche mit einem gut verträglichen Waschmittel gewaschen werden um Reizungen zu vermeiden.

Falls Harndrang wahrgenommen wird, sollte diesem nachgegangen werden. Des Weiteren sollte, wenn möglich, beim Schlafen keine Unterwäsche getragen werden. Grund dafür ist, dass die Unterwäsche scheuern und reiben kann und dadurch Darmbakterien in die Scheide über die Harnröhre schließlich in die Blase befördert werden können.

Des Weiteren lässt sich eine Harnblasenentzündung vorbeugen bzw. heilt besser ab, wenn auf dem Speiseplan viel Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Ballaststoffe enthalten sind. Auch der Verzehr von Cranberrys kann das Risiko der Entstehung von Blasenentzündungen mindern und den Heilungsprozess unterstützen. Auf Kaffee, Alkohol und scharf gewürzte Gerichte sollte verzichtet werden, da diese jeweils die Blase reizen können.

Symptome

Typische Krankheitszeichen (Symptome) einer Blasenentzündung sind unangenehmes (Algurie) oder schmerzhaftes (meistens Brennen) Wasserlassen (Dysurie), Brennen nach dem Wasserlassen, starker und häufigerer Harndrang (Pollakisurie) sowie Druckschmerzen in der Blasenregion.
Die Tageszeit spielt bei der Intensität der Schmerzen keine Rolle. Fieber besteht meistens nicht.

Symptome bei der Frau

Bei Frauen können sowohl komplizierte, als auch unkomplizierte Blasenentzündungen hervorgerufen werden. Die Formen der Blasenentzündung unterscheiden sich nicht nur von der Behandlung, sondern auch von den Beschwerden.

Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung klagen die betroffenen Frauen sowohl über einen brennenden Schmerz beim Wasserlassen, als auch darüber, dass sie oft zu Toilette müssen, aber dann nur wenige Tropfen Urin ab lassen können. In der medizinischen Fachsprache wird dies als eine Pollakisurie bezeichnet. Grund dafür ist, dass im Kontext der entzündlichen Prozesse im Harnwegssystem eine temporäre Dysregulation hervorgerufen werden kann.

Zudem kann eine unkomplizierte Blasenentzündung Unterbauchschmerzen provozieren. Außerdem kann der Urin vom Aussehen verändert sein. Er kann trüb und flockig erscheinen und verstärkt riechen. Es kommen weder Fieber noch ein Klopfschmerz beim Abklopfen des Nierenlagers bei einer unkomplizierten Blasenentzündung vor.

Dagegen erkennt man eine komplizierte Blasenentzündung daran, dass der Betroffene Fieber hat und manchmal über einen Klopfschmerz in der Region des Nierenlagers beklagt. Diese Schmerzen deuten daraufhin, dass die Entzündung sich ausgebreitet hat. Das Fieber zeigt an, dass Bakterien ins Blut eingedrungen sind und damit ein Risiko für eine Blutvergiftung gegeben ist. Wenn in den Laborwerten Nitrit im Blut festgestellt wird, kann dies zusätzlich darauf hindeuten, dass Bakterien in der Blutbahn

Blut im Urin

Blut im Urin kann auf verschiedene Auslöser zurück zu führen sein. Dabei können diese Auslöser sowohl harmlos, als auch behandlungsbedürftig sein. Um Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden, sollte Blut im Urin, bei unklarer Genese, immer abgeklärt werden. Der Fachbegriff dafür ist Hämaturie. Auch im Rahmen einer Blasenentzündung kann blutiger Urin auftreten. Dies kann Resultat der entzündlichen Prozesse in der Harnblase oder in den Harnleitern sein. Wenn es zu deutlich sichtbaren Veränderungen des Urins kommt, wird dies im Fachjargon Makrohämaturie genannt. Entsprechend wird von einer Mikrohämaturie gesprochen, wenn die Blutpartikel nicht mit dem bloßen Auge erkennbar sind, sondern nur im Rahmen von Laboruntersuchungen festgestellt werden. Blutiger Urin kann auf mannigfaltigen Ursachen basieren und sollte unbedingt differenziert ärztlich abgeklärt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Blut im Urin

Juckreiz

Juckreiz ist kein klassisches Symptom bei einer Blasenentzündung, kann aber begleitend auftreten. Insbesondere kann es im Zuge von Antibiotikabehandlungen geschehen, dass nicht nur die Bakterien, die die Blasenentzündung ausgelöst haben durch das Medikament getötet werden, sondern auch die Bakterien die zur normalen Flora des Intimbereichs gehören, vernichtet werden.

Zum natürlichen Milieu in diesem Bereich gehören Milchsäurebakterien, die vor schädigenden Bakterien, Pilze und Noxen im gewissen Rahmen Schutz bieten. Wenn diese nicht mehr oder weniger vorhanden sind, ist die Schutzfunktion reduziert oder fällt weg. Folglich ist das Risiko für die Entwicklung von Infekten mit Viren, Bakterien oder Pilzen größer. Konsequenz kann ein einhergehender Juckreiz sein.

Symptome speziell beim Mann

Die Blasenentzündung tritt bevorzugt bei Frauen auf. Insbesondere kommt eine unkomplizierte Form der Blasenentzündung nur bei Frauen vor. Aber eine komplizierte Blasenentzündung kann auch bei Männern auftreten. Hiervon sind oftmals Männer, die sich über dem 50. Lebensjahr befinden, betroffen. Häufig steht eine Blasenentzündung bei Männern im Zusammenhang mit einem Prostataleiden. Speziell bei Männern treten neben schmerzhaftem, brennendem Wasserlassen, einer verringerten Urinmenge, teils trüber, flockiger Urin, gegebenenfalls verstärkter Uringeruch und starken Harndrang auch teilweise Schmerzen beim Stuhlgang und Schmerzen im Dammbereich auf. Seltener klagen Männer über schmerzhaften Samenerguss im Kontext einer Blasenentzündung. Zudem können die Zeichen einer komplizierten Blasenentzündung – Fieber, Schüttelfrost und gegebenenfalls Klopfschmerz beim Abklopfen des Nierenlagers – auftreten, wie bei den Frauen auch.

Erfahren Sie mehr über den Harnwegsinfekt beim Mann.

Ist eine Blasenentzündung ansteckend?

Da es sich bei einer Blasenentzündung im Regelfall um eine bakterielle Infektion handelt, ist diese auch ansteckend. Die größte Ansteckungsgefahr besteht beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Theoretisch ist auch ein Ansteckungsrisiko gegeben, wenn dieselbe Toilette benutzt wird. Aber die Gefahr einer Ansteckung ist sehr gering. Vorsichtshalber sollte der Betroffene in der Zeit mit niemanden sein Handtuch teilen und bestenfalls ein Handtuch nur einmalig benutzen und dieses dann nach Gebrauch direkt wechseln. Zudem sollte die Toilette regelmäßig geputzt werden.

Diagnose

Mittel der ersten Wahl ist die Urinuntersuchung (U-Status). Der schnellste Nachweis gelingt mit Hilfe eines Teststreifens, der für ca. 30 Sekunden in den Patientenurin eingetaucht wird.
Durch Farbveränderung der einzelnen Felder können der Säurewert, pH-Wert, Eiweiß, Zucker, weiße Blutkörperchen und rote Blutkörperchen und über das Abbauprodukt Nitrit indirekt auch Bakterien nachgewiesen werden.

Eine zweite Methode ist das sog. „Urikult“-System. Ein Nährboden für Bakterien wird kurz in den Patientenurin getaucht. Eventuell dort vorhandene Bakterien siedeln sich auf dem Nährboden ab. Durch die Anzahl der gefundenen Kolonien lässt sich die Grenze zwischen bedeutsamer (signifikanter) und unbedeutender Belastung des Urins mit Bakterien ziehen (>105/ml Urin=bedeutsame Infektion).

Von großer Bedeutung ist außerdem, dass das gefundene Bakterium auf seine Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Antibiotika getestet wird. Anhand des Testergebnisses legt der Arzt die medikamentöse Therapie fest.

Die Blutwerte / Laborwerte sind in der Regel nicht verändert. Eine Ausnahme bilden die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sog. Entzündungsparameter wie das C-reaktive Protein (CRP).

Bei immer wiederkehrender (rezidivierender) oder komplizierter Blasenentzündung sollte ein Ultraschall erfolgen, da diese auf noch unerkannte anatomische Fehlbildungen oder Abflussbehinderungen hinweisen können.

Ist der Ultraschall auffällig, kann ein Urogramm nötig werden, dass die Harnausscheidung beurteilt (v. a. bei jüngeren Patienten kann so ein Rückfluss des Harns aus der Blase sichtbar gemacht werden).
Hierbei wird ein jodhaltiges Kontrastmittel in die Vene eingebracht und dann von den Nieren ausgeschieden. Danach werden nach 7 und 15 Minuten Röntgenaufnahmen angefertigt, auf denen:

  • Nieren
  • Nierenbecken
  • Harnleiter und
  • Harnblase

sichtbar werden.
Man kann Anomalien, Zysten, Aufstauungen, Tumoren und mehr erkennen. Bei Männern ist eine Harnabflussstörung auszuschließen.
Bei schwerer Schädigung:

  • der Leber
  • Erkrankungen der Schilddrüse
  • Plasmozytom
  • Kontrastmittelallergie oder
  • Nierenschwäche (Niereninsuffizienz - ab einem Serumkreatinin von >2 mg/dl)

darf kein Urogramm mehr durchgeführt werden.
Das Serumkreatinin ist ein Maß für der Funktion der Nieren. Der Normalwert beträgt ca. 0,8-1,2 mg/dl.

Eine endoskopische Untersuchung (Untersuchung der Blase mit einer Schlauchkamera) verbietet sich während der akuten Entzündung und kann erst nach Verschwinden der Symptome durchgeführt werden.
Hierbei wird ein Endoskop (ähnlich wie bei Magen- oder Darmspiegelungen) über die Harnröhre in die Blase geführt.
Diese wird dann mit Wasser gefüllt und durch das Endoskop ausgeleuchtet.
Man kann die Entleerung der Harnleiter in die Blase, Entzündungen der Schleimhaut, Tumoren, Fremdkörper sowie Steine erkennen und gegebenenfalls auch entfernen. Auch angeborene Veränderungen können genau lokalisiert werden. Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt.

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Blasenentzündung in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist das Risiko relativ hoch eine Blasenentzündung zu bekommen. Das heißt es sind in etwa 15% der schwangeren Frauen davon betroffen. Wahrscheinlich steht dies in Zusammenhang mit der Hormonumstellung, die in der Schwangerschaft erfolgt.

Die Beschwerden sind ähnlich wie bei nicht-schwangeren Frauen. Auch hier kann man eine unkomplizierte von einer komplizierten Blasenentzündung unterscheiden. Zudem kann eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt erhöhen. Daher sollte bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung der Frauenarzt kontaktiert werden. Dieser wägt nach dem Nutzen-Schaden-Verhältnis ab, welche Behandlung optimal ist.

Im Regelfall wird auch bei einer unkomplizierten Blasenentzündung im frühen Stadium antibiotisch behandelt. Es kommen nur bestimmte Antibiotika in bestimmten Schwangerschaftsphasen in Frage, die der Arzt laut Leitlinien entsprechend einsetzt. Zudem können schwangere Frauen zusätzlich mit Hausmitteln und Einhalten von generellen Verhaltensregeln, die bei einer Blasenentzündung gelten, den Heilungsprozess unterstützen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Differentialdiagnosen

Bei Frauen können Beschwerden wie Unterbauchschmerzen oder Probleme beim Wasserlassen auch von Entzündungen des weiblichen Genitaltraktes (Adnexitis) herrühren. Bei Männern muss immer an die Prostata gedacht werden. Ferner kommen die chronische Nierenbeckenentzündung, Sonderformen (s. u.), Fremdkörper, Blasensteine, Harnröhrenentzündung oder Tumoren (Nierenkrebs) in Frage, die alle zunächst mit ähnlichen, unspezifischen Symptomen imponieren.

Sonderformen

  • Reizblase (auch Frequency – urgency – Syndrom)
    Es fehlt ein organpathologischer Befund. Störungen in der Innervierung führen zu einem nicht aufeinander abgestimmten Arbeiten von Blasen- und Beckenbodenmuskulatur. Es besteht ein häufigerer und schmerzhafter Harndrang, wobei die Beschwerden nachts typischerweise geringer sind. Im Urin findet sich nichts Auffälliges.
    Eine psychosomatische Behandlung kann bei den meist weiblichen Betroffenen angezeigt sein. Unterstützend kommen krampflösende Medikamente und bei älteren Patientinnen auch lokal Östrogen zum Einsatz.
  • Interstitielle Zystitis
    Sie tritt v. a. bei Frauen mittleren Alters auf. Die Ursachen sind noch unklar. Man geht von Schrankenstörungen der auskleidenden Schleimhaut aus, die den Übertritt giftiger Urinbestandteile in das Gewebe erlauben.
    Aber auch Autoimmunerkrankungen oder eine Unterversorgung mit Sauerstoff werden diskutiert. Es kommt zu einer Umwandlung des Blasenmuskels in Bindegewebe, die Kapazität der Harnblase verringert sich.
  • Dranginkontinenz (Inkontinenz)
    Die Diagnose kann mittels Ausscheidungsprotokoll und Endoskopie gestellt werden. Bei letzterem sieht man typische, stecknadelkopf große Schleimhautblutungen nach Blasendehnung und auch Geschwüre.
    Es werden verschiedene Medikamente zur Therapie eingesetzt, darunter Schmerzmitte (Analgetika), Antiallergika, Glucocorticoide oder Immunsuppressiva.
    Teilweise werden Substanzen wie Heparin, BCG, oder Clorpactin direkt in die Blase eingebracht. Bei nicht besserbaren Beschwerden wird ein operativer Eingriff nötig (Blasenerweiterung).
  • Zystitis follicularis / granularis:
    Es handelt sich um eine chronische Entzündung mit stecknadelkopfgroßen Knoten in der Blasenschleimhaut.

Anatomie Blase

Querschnitt durch die Blase und darunter liegende Prostata:

  1. Harnblase
  2. Harnröhre
  3. Prostata
  4. Samenhügel mit den beiden Öffnungen der Spritzkanälchen
  5. Ausführungsgänge der Prostata
Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021