Medizinisch: Ureter, Vesica urinaria
Englisch: bladder, ureter
Zu den ableitenden Harnwegen gehören Nierenbecken (Pelvis renalis) und Harnleiter (Ureter), die von spezialisiertem Gewebe, sog. Urothel, ausgekleidet werden.
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1. Nierenbecken
Es entsteht aus dem Zusammenfluss von 8 - 12 Nierenkelchen (Calices renales), welche die Nierenpapillen umfassen und den Endharn auffangen. Es kann, je nach Anordnung der Kelche, zwischen einem ampullären (mit kurzen Schläuchen und weitem Nierenbecken) und einem dendritischen (mit langen, verzweigten Schläuchen und kleinem Nierenbecken) Kelchsystem unterschieden werden.
Nierenkelche und Nierenbecken werden von einem reich durchbluteten Bindegewebe umgeben, das auch ein Geflecht von glatten, d. h. nicht willentlich steuerbaren, Muskelzellen enthält, welche die Weite des Hohlraumsystems regulieren.
2. Harnleiter
Der 25 – 30 cm lange Harnleiter stellt die Verbindung zwischen Nierenbecken und Harnblase dar. Man unterscheidet:
Beide Harnleiter durchqueren in schrägem Verlauf die Harnblasenwand, was gemeinsam mit dem Innendruck der Harnblase dafür sorgt, dass die Mündung gewöhnlich geschlossen ist, um einen Aufstau des Harns zu verhindern. Geöffnet werden sie bei Eintreffen einer Kontraktionswelle des Harnleiters. Eine in drei Schichten angeordnete Muskulatur sorgt durch peristaltische Wellen für den Weitertransport des Harns in die Harnblase.
Im Verlauf des Ureters gibt es drei Engstellen:
Ab und zu kann auch ein doppelter Harnleiter auftreten, der sich in unterschiedlicher Höhe zu einem Ureter vereinigt. Auch getrennte Einmündungen in die Harnblase können vorkommen. Dennoch besitzen solche Anomalien in der Regel keinen Krankheitswert und können das ganze Leben unentdeckt bleiben.
Ureter (Harnleiter), Nierenbecken und Kelchsystem lassen sich im Röntgenbild (radiologisch) mit Hilfe spezieller Kontrastmittel darstellen, das entweder über die Vene verabreicht wird und dann durch die Niere ausgeschieden wird (intravenöses Pyelogramm) oder das Kontrastmittel wird rückwärts über die Blase direkt in den Harnleiter gegeben (retrogrades Pyelogramm).
Die Blutversorgung wird über Äste der A. renalis (Nierenarterie) und verschiedener anderer Gefäße sichergestellt, welche in der Ureterwand ein dichtes Geflecht bilden.
Die Wand des Harnleiters besteht aus:
Bei der Harnblase (Vesica urinaria) handelt es sich um ein muskulöses Hohlorgan, dessen Form je nach Entwicklungsstand oder Füllung variiert.
Im leicht gefüllten Zustand ist die Blase pyramidenförmig, mit nach vorne gekippter Spitze.
Es lassen sich unterscheiden:
Bei dem so genannten Trigonum vesicae (Blasendreieck) handelt es sich um eine schleimhautfaltenfreie dreieckige Fläche zwischen den Einmündungen der Harnleiter und dem Beginn der Urethra. Hier ist die Schleimhaut unverschieblich mit der darunter liegenden Muskulatur verbunden. Beim Mann liegt direkt darunter der blasennahe Teil der Prostata.
Der Wandbau und die Befestigung der Harnblase ermöglichen große Volumenschwankungen.
Die Wand besteht aus:
Ohne Füllung liegt die Schleimhaut in Falten, bei zunehmender Blasenfüllung wird die Oberfläche glatt.
Die Harnblase ist im Bereich der Cervix und des Fundus unverschieblich durch Bindegewebe befestigt. Ansonsten ist sie verschieblich, um sich verschiedenen Füllungszuständen anzupassen. Dies erfolgt durch einen bei Mann und Frau unterschiedlichen Bandapparat. Bei Ausdehnung tritt die Harnblase an der vorderen Bauchwand aus dem kleinen Becken aus und schiebt gleichzeitig das entsprechende Bauchfell (Peritoneum) vor sich her. Bei stärkerer Füllung wird auch die Symphysenlinie überschritten, für gewöhnlich steigt die Blase aber nie über Nabelhöhe.
Im Allgemeinen fasst die Harnblase maximal 1500 ml, Harndrang tritt aber schon bei ca. 200 – 300 ml ein.
Die innere Öffnung der Urethra ist normalerweise durch die Muskulatur der Harnblase und durch die kontinuierliche Kontraktion (Tonus) des M. sphincter urethrae internus geschlossen. Dies wird durch ein spezielles Nervengeflecht kontrolliert.
Bei der Harnblasenentleerung (Miktion) erfolgt ein nervöses Signal aus Fasern des Parasympathikus, welches den Blaseninhalt durch Anspannung des M. detrusor vesicae unter Druck setzt. Der Blasenhals öffnet sich, indem seine Vorderwand durch den ebenfalls aktivierten M. pubovesicalis nach vorne gezogen wird. Diese Vorgänge sind nicht willentlich steuerbar.
Es gibt allerdings auch einen willentlich steuerbaren Verschluss, den M. sphincter urethrae (Rhabdosphincter). Dieser ermöglicht es, den Harndrang willkürlich einzuleiten aber auch zu unterbrechen. Die Miktion selbst erfolgt vollkommen automatisch, durch einen Rückenmarksreflex, der wiederum durch Zentren im Gehirn (sog. Miktionszentrum in der Formatio reticularis) gehemmt oder gefördert werden kann.
Entleert liegt die Blase breitflächig und schüsselförmig auf dem Beckenboden. Bei der Miktion nimmt sie Kugelform an, wobei der M. detrusor vesicae sich konzentrisch um den Inhalt schließt.
Beim Neugeborenen ragt die Harnblase aufgrund der größeren räumlichen Enge aus dem Becken hervor. Später, wenn der Platz im kleinen Becken zunimmt, rutscht die Blase in den Beckenring hinein (Descensus vesicae).
Die Blutversorgung erfolgt durch Äste der inneren Leistenarterie (A. iliaca interna) mit
Das Blut aus den Venennetzen in Schleimhaut und Muskulatur wird im Plexus venosus vesicalis (Venengeflecht der Blase), der den Blasengrund umgibt, gesammelt. Von dort aus wird das Blut entweder direkt oder über Zwischenstationen zur inneren Leistenvene (V. iliaca interna) abgeleitet.
Die Nervenversorgung lässt sich in verschiedene Nervengeflechte mit verschiedenen Aufgaben unterteilen.
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