Harnblase

Synonyme

Medizinisch: Vesica urinaria

Blase, Harnblasenentzündung, Blasenentzündung, Zystitis

Englisch: bladder

Anatomie

Die Harnblase befindet sich im Becken. Am oberen Ende, auch Harnblasenscheitel (Apex vesicae) genannt, und hinten befindet sie sich in unmittelbarer Umgebung der Bauchhöhle mit den Eingeweiden, von der sie nur durch das dünne Bauchfell (Peritoneum) getrennt ist.

Abbildung der Harnblase

  1. Harnleiter - Ureter
  2. Übergangsepithel - Urothelium
  3. Verschiebeschicht der
    Schleimhaut - Lamina propria
  4. Innere Längschicht -
    Stratum longitudinale internum
  5. Äußere Längsschicht -
    Stratum longitudinale externum
  6. Mittlere Ringschicht -
    Stratum circulare
  7. Bindegewebige Hülle mit
    Blutgefäßen - Tunica adventitia
  8. Aortengabel - Bifurcatio aortae
  9. Mastdarm - Rectum
  10. Harnblase - Vesica urinaria
  11. Nebenniere -
    Glandula suprarenalis
  12. Rechte Niere - Ren dexter
  13. Nierenbecken - Pelvis renalis
  14. Untere Hohlvene - Vena cava inferior

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Bei der Frau schließt sich an die Blase hinten im Becken die Gebärmutter (Uterus) und beim Mann der Enddarm (Rektum) an.
Man kann an der Harnblase die Spitze oder den Scheitel (Apex vesicae) von dem Harnblasenkörper (Corpus vesicae), dem Harnblasengrund (Fundus vesicae) und dem Harnblasenhals (Collum / Cervix vesicae) unterscheiden.
In den Harnblasenkörper enden die beiden Harnleiter (Ureter), die die Verbindung der Niere mit der Blase darstellen.
Der Harnblasenhals stellt den Übergang zur Harnröhre (Urethra) dar, die den Urin nach außen befördert und den Ausgang der Harnblase bildet.

 

Abbildung Prostata und Blase

Querschnitt durch die Blase und darunter liegende Prostata:

  1. Harnblase
  2. Harnröhre
  3. Prostata
  4. Samenhügel mit den beiden Öffnungen der Spritzkanälchen
  5. Ausführungsgänge der Prostata

Aufgaben der Harnblase

Die Harnblase ist ein muskuläres Hohlorgan, das im Beckenbereich liegt und je nach Körpergröße zwischen 500- 1000 ml Flüssigkeit fassen kann. Im ungefüllten Zustand wird sie durch die umliegenden Bauchorgane stark komprimiert.
Ihre Hauptaufgabe ist das Halten und das Speichern von Urin, die sogenannte Kontinenz, sowie der geregelte Transport des Harns nach außen. Ist ihre Speichermenge von 500 - 1000 ml erreicht, kann kontrolliert Urin abgegeben werden (Miktion).
Aufgrund ihres Aufbaus kann der Urin in der Regel nicht entgegen der Flussrichtung in Richtung der Nieren aufsteigen. So werden die Nieren vor aufsteigenden Krankheitserregern geschützt, welche sonst im Rahmen einer Blasenentzüdung aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen könnten. Dies sichern muskuläre Verschlussapparate die an der Einmündung der Harnleiter in die Blase liegen.

Lesen Sie weiter unter: Blasenentzündung und Nierenbeckenentzündung

Funktion

Die Harnblase speichert den Harn, der ihr von der Niere produziert über den Harnleiter (Ureter) zugeleitet wird. Von jeder Seite mündet ein Harnleiter im unteren Bereich der Harnblase.
Da die Harnleiter schräg durch die Wand verlaufen, werden sie von den Muskeln der Wand zusammengedrückt, so dass ein Zurückfließen des Harns (Reflux) vermieden wird, wenn von oben aus der Niere nichts fließt.
Wenn die Harnblase einen gewissen Füllungsgrad erreicht hat, ziehen sich die Muskeln in der Harnblasenwand zusammen und der Inhalt wird über die Harnröhre nach außen befördert.

Damit während der Speicherung die Blase dicht ist, gibt es verschiedene Verschlussmechanismen. Zum einen den inneren Verschluss (Sphinkter), der sich direkt am Harnblasenausgang befindet und von gegenläufigen Muskelschlingen des Beckenbodens gebildet wird. Dieser Verschluss öffnet sich mit steigendem Druck in der Blase und kann nicht willkürlich beeinflusst werden. Zum anderen gibt es einen äußeren Verschluss im mittleren Teil der Harnröhre (Urethra), der willkürlich angespannt werden kann.
Ab einer Füllung von etwa 200 ml tritt Harndrang auf, der ab 400 ml sehr stark wird. Insgesamt kann die Blase 600 – 1000 ml fassen. Da die Größe der Blase mit der Füllung sehr stark variiert, liegt die Schleimhaut, die die Innenseite auskleidet (Tunica mucosae), im leeren Zustand in Falten. Bei zunehmender Füllung verstreichen diese. Außerdem können sich die kugeligen Zellen der Schleimhaut (Deckzellen) bei Füllung abflachen und noch weiteren Raum für Ausdehnung und damit den Urin schaffen. Die Deckzellen verhindern außerdem, dass der aggressive Harn die Harnblase beschädigt.

Die Entleerung der Blase geschieht durch einen Reflex, der vom Gehirn ausgelöst wird, welches Informationen über den Füllungszustand der Blase von Nervenfasern aus dem Rückenmark erhält.
Normalerweise unterdrückt man diesen Reflex, bis sich eine günstige Gelegenheit zum Entleeren ergibt, das heißt, dass die Entleerung willkürlich gesteuert werden kann.

 

Harnblasenschleimhaut unter dem Mikroskop

Ohne Füllung liegt die Schleimhaut in Falten, bei zunehmender Blasenfüllung wird die Oberfläche glatt.

Blasenentzündung

Die Harnblasenentzündung, auch Zystitis genannt, ist ein Problem, das vor allem Frauen kennen. Symptome sind häufiger Harndrang und Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen. Diese entstehen, weil die Blasenwand entzündet ist und folglich besonders empfindlich auf bereits kleine Füllmengen reagiert. Die Entzündung wird klassischerweise durch körpereigene Darmbakterien ausgelöst, die an den falschen Ort gelangt sind. Gerade bei Frauen passiert dies leider schnell, da After und Scheide nah beieinander liegen und der Weg zur Blase für die Bakterien aufgrund der kurzen Harnröhre nur kurz ist. Oft spielen außerdem Faktoren, wie mechanische Reizung (zum Beispiel durch Geschlechtsverkehr), Kälte oder ein geschwächtes Immunsystem eine Rolle. Protektiv, sowie um die Blasenentzündung möglichst schnell loszuwerden, ist es wichtig auf diese Faktoren zu achten.

Lesen Sie weiter unter: Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen

Bei der Behandlung sind Wärme, Erholung und eine große Trinkmenge, um Bakterien aus der Blase heraus zu spülen, essentiell. Positiv auswirken können sich auch bestimmte Tees mit pflanzlichen Wirkstoffen (zum Beispiel Bärentraubenblätter) oder saure Lebensmittel wie Cranberries, die den Urin ansäuern. Wem die eher bitteren Blasentees nicht schmecken, kann auch alternativ Kapseln aus der Apotheke einnehmen, die die Kräuter in konzentrierter Form enthalten und diese mit viel Wasser einnehmen. Die Wirkung der natürlichen Mittel beruht auf der Hemmung des Bakterienwachstums durch die Säure und die enthaltenen pflanzlichen Wirkstoffe.

Weitere Informationen unter: Homöopathie bei Blasenentzündungen

Reichen diese natürlichen Mittel nicht aus, kann auf ein Antibiotikum zurückgegriffen werden, dass die Bakterien schnell bekämpft. Meist verschwinden die Schmerzen dann schon nach 1-2 Tagen der Antibiotikatherapie. Das Antibiotikum allein ist aber nicht ausreichend. Eine große Trinkmenge ist trotzdem wichtig, damit die Blasenentzündung nicht nach kurzer Zeit wiederkehrt.

Wer zu Blasenentzündungen neigt, sollte zur Vorbeugung immer genug trinken und auch hygienische Regeln einhalten, damit keine Bakterien in die Blase gelangen. Es empfiehlt sich zum Beispiel direkt nach dem Geschlechtsverkehr Wasser zu lassen oder sich während einer Blasenentzündung nach dem Toilettengang abzuduschen.

Leidet ein Mann an einer Blasenentzündung sollte die Ursache immer sofort von einem Arzt abgeklärt werden. 

Harnblase geplatzt

Noch immer hält sich der Mythos, dass die Harnblase durch zu langes Einhalten von Urin platzen könnte, hartnäckig. Bevor dies eintritt, läuft sie im wahrsten Sinne des Wortes über.
Die Blase besitzt Dehnungssensoren, die bereits ab einer Füllmenge von circa 250 - 500 ml gereizt werden und dem Gehirn Harndrang vermitteln. Wird der Urin weiter eingehalten, weil gerade keine Toilette in der Nähe ist, kommt es zunächst zum Aufstau des Harns in Richtung Niere, was Rückenschmerzen verursachen kann. Wird der Harn weiter eingehalten, kommt es im schlimmsten Fall zum Einnässen. Dabei geht unkontrolliert Urin ab, weil die Kraft des Schließmuskels nicht mehr ausreicht um entgegen des erhöhten Druckes infolge der übermäßigen Füllung anzuhalten. Dies ist zwar unangenehm, aber ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, der das Einreißen der Harnblase verhindert.

Informieren Sie sich weitergehend zum Thema Harninkontinenz

In bestimmten Fällen kann es sein, dass dieser Schutzmechanismus nicht greift, da der Abfluss durch die Harnröhre zum Beispiel durch eine vergrößerte Prostata eingeengt ist. Aber auch in diesem Fall kommt es nicht zu einem Platzen der Harnblase, da aufgrund der großen Schmerzen, die eine solche Überdehnung der Harnblase verursacht, vorher ein Arzt aufgesucht wird. Dieser kann den Harnstau mit einem Blasenkatheter behandeln und den Urin ablassen.

Ein Platzen oder ein Einreißen der Harnblase, die sogenannte Harnblasenruptur, kommt nur im Zusammenhang mit Unfällen vor. Wenn zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall äußere Gewalt auf die gefüllte Blase einwirkt, kann die Blase verletzt werden. Symptome davon sind starker Harndrang ohne die Möglichkeit die Blase zu entleeren. Die Blase muss dann operativ wieder verschlossen werden.

Informieren Sie sich unter: Blasenriss

Schmerzen an der Harnblase

Die erste mögliche Ursache ist die Überdehnung, durch zu langes Einhalten von Harn. Auch nach dem Wasserlassen kann die Blase noch eine Weile schmerzen, weil der überdehnte Muskel noch gereizt ist. Diese Schmerzen haben keinen Krankheitswert, sollten aber nur in Ausnahmesituationen provoziert werden, da eine chronische Überdehnung der Blase schaden kann.
Die zweite klassische Ursache ist eine Blasenentzündung. Diese bereitet vor allem beim Wasserlassen krampfartige Schmerzen und ein brennendes Gefühl.

Eine seltenere Ursache ist der Harnverhalt, eine Abflussstörung des Harn, die vor allem bei einer Prostatavergrößerung vorkommt.
Blasensteine können ebenfalls krampfartige Schmerzen verursachen, wenn sie den Abfluss verlegen. Harnleitersteine hingegen sorgen eher für kolikartige Schmerzen, die weit ausstrahlen und betreffen nicht isoliert die Blase.

Weiter Ursachen sind Infektionen im Genitalbereich oder den angrenzenden Organen. Bei Frauen kann auch eine Endometriose hinter den Schmerzen stecken. Als Endometriose bezeichnet man das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut am falschen Ort, also zum Beispiel an der Blase. Die Schmerzen treten dann zyklusabhängig auf.

Neben diesen gutartigen Ursachen ist bei lang anhaltenden Schmerzen auch an eine bösartige Ursache, wie Blasenkrebs zu denken. Lang anhaltende Blasenschmerzen oder auch die Beimischung von Blut in den Urin, bedürfen deshalb immer einer ärztlichen Abklärung.

Informieren Sie sich weiter unter: Blut im Urin

Weitere Informationen zum Thema Harnblase

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 25.07.2023