Harnleiterstein

Synonyme

Medizinisch: Ureterstein

Englisch: ureteral calculus

Erkrankungen der Harnleiter

Harnleiterstein, Harnsteine und Nierensteine

Männer und Frauen sind von Nierensteinen gleich häufig betroffen.
Mit dem Lebensalter steigt die Gefahr einen Stein in der Niere zu entwickeln. Stress kann das Auftreten vom Harnsteine / Nierensteine ungünstig beeinflussen.
Ebenso kann das Klima einen Einfluss auf die Entwicklung von Nierensteinen haben. Je mehr Wasserverlust durch Schwitzen erfolgt, um so konzentrierter ist der Urin.

Wenn der Harn zu konzentriert ist oder bestimmte Stoffe im Überfluss vorliegen, möglicherweise durch falsche Ernährung oder bestimmte angeborene Störungen im Abbau von Abfallprodukten des Körpers, ist die Wahrscheinlichkeit für Harnsteine stark erhöht, weil sich diese Stoffe nicht mehr im Urin lösen können und als Kristalle ausfallen. Hierbei spielt der so genannte pH-Wert, also der Säuregehalt, des Urins eine wichtige Rolle. Abhängig davon, wie viel Säure vorhanden ist, entstehen manche Steine/ Harnsteine leichter.

Eine Entzündung im harnableitenden System oder wenn der Abfluss des Harns zum Beispiel durch angeborene Fehlbildungen gestört ist, können ebenso die Entstehung von einem Harnstein fördern.
Normalerweise produziert der Körper Substanzen, die die Bildung eines Harnsteins hemmen. Wenn zu wenig davon vorhanden ist, können sich Harnsteine leichter bilden. Man kann aufgrund der Zusammensetzung und der Entstehung verschiedene Steine unterscheiden.

Zum einen kann der Harnstein und Nierenstein im Nierenbecken (Pelvis renalis) an der Wand verankert entstehen. Diese nennt man Kelchsteine oder fixierte Steine. Sie können sich lösen und in das Harnableitende System also in den Harnleiter geschwemmt werden. Zum anderen entstehen Harnsäure- und Zystinsteine frei im Urin, einfach weil die Konzentration dieser Stoffe zu hoch ist oder weil sich der pH-Wert des Urins verändert hat. Sie können überall im harnableitenden System entstehen.

Abbildung Harnleitersteine

Harnleitersteine
Uretersteine

  1. Rechte Niere - Ren dexter
  2. Harnleiter - Ureter
  3. Harnblase (weibliche/männliche) -
    Vesica urinaria
  4. Harnleitermündung -
    Ostium ureteris
  5. Weibliche Harnröhre -
    Urethra feminam
  6. Nierenbecken -
    Pelvis renalis
  7. Vorsteherdrüse - Prostata
  8. Männliche Harnröhre -
    Urethra masculina
  9. Gemeinsame Beckenarterie -
    Arteria iliaca communis

    Harnleiterengen (Ureterengen)
    A - Ausgang aus dem Nierenbecken
     in den beginnenden Harnleiter
    (hier die linke Niere)
    B - Überquerung der gemeinsamen
    Beckenarterie
    (Arteria iliaca communis)
    C - Eintritt in die Harnblase
    a - Weibliche Harnblase
    mit Umgebung von vorn
    b - Männliche Harnblase
    mit Umgebung von vorn

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Abbildung Harnleiter

  1. Harnleiter - Ureter
  2. Übergangsepithel - Urothelium
  3. Verschiebeschicht der
    Schleimhaut - Lamina propria
  4. Innere Längschicht -
    Stratum longitudinale internum
  5. Äußere Längsschicht -
    Stratum longitudinale externum
  6. Mittlere Ringschicht -
    Stratum circulare
  7. Bindegewebige Hülle mit
    Blutgefäßen - Tunica adventitia
  8. Aortengabel - Bifurcatio aortae
  9. Mastdarm - Rectum
  10. Harnblase - Vesica urinaria
  11. Nebenniere -
    Glandula suprarenalis
  12. Rechte Niere - Ren dexter
  13. Nierenbecken - Pelvis renalis
  14. Untere Hohlvene - Vena cava inferior

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Die meisten Steine (70%) bestehen aus Kalziumoxalat, wenn zu viel Kalzium oder Oxalat im Urin vorhanden ist oder zu wenig steinbildungshemmende Stoffe vorhanden sind.
Harnsäuresteine (10-15%) entstehen wenn sich Purin anhäuft. Purin ist ein Abbauprodukt von zum Beispiel von DNS, die wir in größeren Mengen zu uns nehmen, wenn wir Fleisch essen. Wenn der Abbau gestört ist, möglicherweise aufgrund eines angeborenen Fehlers oder wenn die Niere beschädigt ist oder wegen einer zu hohen Zufuhr von Fleisch und Alkohol überfordert ist, entstehen diese Steine.
Kalzium- und Magnesiumphosphatsteine (5-10%) sind sogenannte Infektsteine, die sich dadurch bilden, dass Bakterien bei Entzündungen durch ihre Abfallstoffe den pH-Wert des Urins verändern.
Zystinsteine sind selten (1-2%) und setzen sich vor allem aus dem Eiweißbestandteil Zystin zusammen. Sie entstehen meistens aufgrund eines erblichen Enzymmangels.
Xanthinsteine und andere Steine machen weniger als 0,5% aller Nierensteine aus.
Menschen mit Harnleiterstein werden vor allem dann auf die Steine aufmerksam, wenn sie sich im Harnleiter befinden und durch die Dehnung der Harnleiterwand schmerzen verursachen.
Diese Schmerzen durch einen Harnleiterstein sind meist kolikartig (das heißt sie kommen und gehen in Form von Wellen) mit einer wellenförmigen Ausbreitung in die Flanken, in die Harnblase oder auch in den Hodensack (Skrotum) beim Mann oder die Schamlippen (Labia majora) bei der Frau.
Außerdem kann durch eventuell gestauten Harn ein nicht erlösbaren Harndrang auftreten. Wenn der Harnstau anhält, kann es zu Entzündungen kommen oder eine Blutvergiftung mit Harnsubstanzen, die nicht ausgeschieden werden können entstehen (Urosepsis).

Uretersteine (Harnleitersteine) kann man vor allem durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Kontrastmitteluntersuchungen (intavenöses Urogramm) feststellen.

Im Ultraschall kann der Harnleiterstein entdeckt werden, die größer sind als 2 mm. Aber auch die Urinuntersuchung kann bei Vorhandensein von Blut oder kleinen Harnsteinkristallen einen Hinweis auf einen Harnleiterstein liefern.
Abhängig von den entdeckten Kristallen und vom pH-Wert können auch Rückschlüsse auf die Ursache gezogen werden.

Auch eine Blutuntersuchung kann aufschlussreich sein, wenn sogenannte harnpflichtige Substanzen wie Kreatinin gehäuft auftreten.

Da 70-80-% der Harnsteine spontan abgehen, weil sie durch die oben beschriebene peristaltische Welle des Harnleiters vorangetrieben werden, kann man meistens mit einem krampflösenden Mittel wie Buscopan® und Schmerzmitteln behandeln.

Harnsäuresteine, die ja mitunter auf Grund des Säuregehalts entstehen gibt man alkalsierende Medikamente, die den Harn ein wenig neutralisieren und so die Steine auflösen, z.B. Uralyt U (hierbei handelt es sich um das Salz der Zitronensäure).

Wenn den Steinen nicht mit Medikamente beizukommen ist, kann man auf sogenannte endourologische Maßnahmen zurückgreifen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass man einen speziellen Katheter durch den Harnleiter am Stein vorbeiführt und den gestauten Urin abfließen lässt. Der Stein wird meistens dabei in das Nierenbecken zurückgeschoben, wo er leichter zertrümmert werden kann (siehe unten).

Steine können durch eine besondere Technik von außen durch bestimmte Funkwellen oder elektormagnetische Wellen zertrümmert werden ohne dass man direkt in den Körper eingreifen müsste (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie). Es wird keine Vollnarkose benötigt und die kleinen Trümmer können problemlos durch den Harnleiter und die Blase ausgeschieden werden.
Bei sehr hartnäckigen oder großen Steinen muss zusätzlich invasiv über die Haut ein Zugang zum Stein geschafft werden (perkutane Nephrolitholapaxie).

Da der Harnleiterstein (Ureterstein) besonders schlecht lokalisierbar sind, behandelt man sie meistens endoskopisch unter Narkose. Das heißt man führt einen mit Kamera bestückten Schlauch über die Harnröhre (Urethra), die Harnblase (Vesica urinaria) in den Harnleiter ein und kann dann mit Hilfe des Bildes präzise den Stein entfernen.

Man kann der Bildung von Harnsteinen vorbeugen, wenn man entsprechend seine Ernährung anpasst, sich viel bewegt und viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Man kann außerdem Magnesium und Zitrat einnehmen um die Bildung von Steinen zu hemmen. Bei Infektsteinen wird oft L-Methionin ein Eiweißbestandteil gegeben, um den Harn anzusäueren.

Der Harnleiter kann im Rahmen einer Harnwegsentzündung betroffen sein, die durch den Aufstieg von Bakterien durch die Harnröhre in die Blase verursacht wird. Die Entstehung kann durch Harnsteine begünstigt werden.
Behandelt wird mit Anitbiotika wie Timethoprim und Sulfamethoxazol (z.B. Cotrim / Cotrim forte) oder Amoxillin, Cephalosprorine oder Gyrasehemmer (z.B. Ciprobay oder Tavanic).
Weitere Informationen erhalten Sie auch unter unserem Thema: Nierensteine

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.05.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021