Ciprobay® und andere Gyrasehemmer

Synonym

Fluorchinolone

Einteilung

Ciprobay® ist der Handelsname des Antibiotikums Ciprofloxacin, das in die Stoffgruppe der Fluorchinolone oder auch Gyrasehemmer genannt, gehört. Fluorchinolone werden in vier Gruppen eingeteilt, deren Unterschied hauptsächlich in ihrem unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und Anwendbarkeit liegen. Ciprobay® gehört gemeinsam mit Tarivid (Wirkstoff: Ofloxacin) und Enoxor (Wirkstoff: Enoxacin) in die Gruppe II.

Wirkung

Bakterien besitzen ein Enzym, das vor allem am Aufbau der Bakterien DNA beteiligt ist. Die sogenannte DNA-Gyrase oder DNA-Topoisomerase II. Das Enzym bewirkt die für DNA typische verdrehte Struktur. Fluorchinolone vermögen nun dieses Enzym in Bakterien zu hemmen, was einen bakteriellen Zelltod zur Folge hat. Es wirkt somit degenerativ bakterizid.

Einsatzgebiete

Bei den Fluorchinolonen der Gruppe II handelt es sich um sogenannte Breitbandantibiotika, die einen breiten Erregerstamm abdecken. Ciprofloxacin gehört zu der Standardsubstanz der Fluorchinolone, die am häufigsten gegeben wird. Es ist gut gegen Enterobakterien und Haemophilus Influenzae, etwas schwächer gegen Staphylokokken, Pneumokokken, Enterokokken, gegen Chlamydien, Legionellen, Mykoplasmen und gegen Pseudomonaden wirksam. Es kommt vor allem bei Infektionen des Atemtraktes und bei Harnwegsinfektionen zum Einsatz. Des Weiteren bekommen Patienten mit Haut-, Weichteil-, Knochen-, und Gelenksentzündungen Ciprobay® oder andere Fluorchinolone dieser Gruppe verschrieben. Bei Infektionen des Magen Darm Traktes, wie z.B. einer Salmonellen- oder Shigelleninfektion kommt das Medikament ebenfalls zum Einsatz. Aber auch bei schweren systemischen Infektionen des Körpers bis hin zur lebensbedrohlichen Sepsis (Blutvergiftung) findet es Anwendung. Die Wirksamkeit gegen Pneumokokken ist bei den Substanzen der Gruppe II herabgesetzt. Die Wirksamkeit gegen Pseudomonas ist allerdings sehr hoch.

Nebenwirkungen

Beschwerden des Magen Darm Traktes, darunter Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Nervenreizungen und damit verbundene Kopfschmerzen, Schwindel, Psychosen, Erregung und Krampfanfälle wurden bereits beobachtet. Des Weiteren können zum Teil Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (Photosensibilisierung) auftreten. Eine knorpelschädigende Wirkung wird den Fluorchinolonen ebenfalls zugeschrieben. Besonders bei einer kombinierten Gabe mit Glukokortikoiden (Kortison) speziell bei sich in der Wachstumsphase befindlichen Patienten ist das Risiko einer Knorpelschädigung bzw. Muskelsehnenabriss besonders hoch und sollte somit vermieden werden.

Wechselwirkungen

Um die Resorption von Fluorchinolonen nicht zu reduzieren, sollte auf die parallele Gabe von folgenden Medikamenten verzichtet werden: Säurehemmer des Magens (sogenannte Antazida), Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Multivitamine und Sucralfat. Über eine Anhebung des pH oder durch eine Komplexbildung führt die parallele Gabe zu der beschriebenen verminderten Resorption.

Eine Abbauhemmung und damit eine verstärkende Wirkung haben folgende Substanzen: Theophyllin, Coffein, Ciclosporin A, Blutgerinnungshemmer, Glibenclamid (Antidiabetikum). Die parallele Gabe dieser Stoffe sollte genau abgewogen werden.

Kontraindikation

Auf keinen Fall geben sollte man Ciprobay® in der Schwangerschaft oder Stillzeit, da ein erhöhtes Risiko für Knorpelschäden beim Kind vermutet wird

Bei Patienten mit erhöhter Krampfneigung sollte ebenfalls kein Ciprobay® gegeben werden, da dieses Krampfschwelle nach unten setzt.

Da Ciprofloxacin über die Niere ausgeschieden wird, sollten Patienten mit einer Niereninsuffizienz auch eher Alternativpräparate verschrieben bekommen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.07.2010 - Letzte Änderung: 22.10.2021