Ampicillin

Einleitung

Ampicillin ist ein verschreibungspflichtiges Breitbandantibiotikum (beta-Laktam Antibiotikum) aus der Klasse der Penizilline und wird zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen eingesetzt, gegen die klassischen Penizilline nicht wirksam sind.
Heute wird häufiger das Nachfolgemedikament, das sogenannte Amoxicillin verwendet, in der Wirkungsweise unterscheiden sich beide Medikamente aber kaum. Ampicillin wird daher wie Amoxicillin bei bakteriellen Infektionen des Ohrs (Mittelohrentzündung, Otitis media), der Nase (Rhinositis), der Kiefer- und Stirnhöhlen (Sinusitis) sowie der oberen und unteren Atemwege (Pharyngitis, Laryngitis, Bronchitis) eingesetzt.

Weiterhin wird Ampicillin auch bei bakteriellen Infektionen der Haut, der Gallenblase (Cholezystitis) sowie als Teil der Multitherapie gegen Infektionen des Magens durch Helicobacter Pylori eingesetzt.
Wegen der guten Harn- und Liquorgängigkeit kann Ampicillin auch zur Behandlung von Infektionen im Urogenitalbereich (beispielsweise Blasenentzündungen) und bei Entzündungen der Hirnhäute (Meningitis) verwendet werden. Zusätzlich zur Behandlung von neu aufgetretenen bakteriellen Infektionen wird Ampicillin auch zur Vorbeugung (Prophylaxe) von bakteriellen Infektionen eingesetzt, beispielsweise zum Schutz vor Herzklappenentzündungen (Endokarditis) bei Patienten, die operiert werden sollen.

Auch bei Bisswunden beispielsweise durch Hunde wird Ampicillin zur Vorbeugung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Ampicillin wirkt nicht bei allen bakteriellen Infektionen und besonders nicht bei viralen Infektionen, deswegen ist es besonders wichtig, nicht selbstständig verbliebende Tabletten bei dem Verdacht einer Infektion einzunehmen, sondern immer vorher den zuständigen Arzt aufzusuchen. Da einige Erreger gegen Ampicillin resistent geworden sind, was bedeutet, dass Ampicillin nicht mehr gegen diese Erreger wirkt, muss Ampicillin häufig mit anderen Antibiotika kombiniert werden, um eine gute Wirkung zu erzählen.

Dosierung und Einnahme

Da Ampicillin gegen die Magensäure stabil ist, wird es in der Regel als Tablette oral eingenommen, kann aber auch als Saft oder über eine Infusion gegeben werden.
Die generelle Dosis beträgt dabei 250 – 500 mg alle acht Stunden für 7 – 14 Tage oder 500 – 800 mg zweimal täglich.
Generell kann Ampicillin je nach Schweregrad der vorhandenen Infektionen in unterschiedlichen Dosen über einen unterschiedlich langen Zeitraum eingenommen werden, die genaue Dosisfestlegung obliegt dabei dem behandelnden Arzt.

Vor der Einnahme ist es wichtig, den behandelnden Arzt über eventuell vorhandene Ampicillin- oder Penicillinallergien sowie über alle anderen gleichzeitig eingenommenen Medikamenten zu informieren, um Wechselwirkungen und allergische Reaktionen zu vermeiden. Zusätzlich sollte man bei bekannter Nierenerkrankung den behandelnden Arzt informieren, da Ampicillin nahezu ausschließlich über die Niere ausgeschieden wird.

Bei bekannter Phenylketonurie sowie einer Medikation mit Blutverdünnern sollte vorher mit dem behandelnden Arzt über Alternativen oder einen speziell angepassten Behandlungsplan geredet werden.

Bei der Einnahme ist es wichtig, Ampicillin jeden Tag zu den gleichen Zeiten einzunehmen und die Einnahmezeitpunkte möglichst weit über den Tag zu verteilen, damit ein konstant hoher Spiegel des Medikamentes im Körper sichergestellt werden kann. Nur auf diese Weise können die bakteriellen Infektionen adäquat bekämpft werden. Zusätzlich dazu sollte während der Behandlung mit Ampicillin auf den Genuss von alkoholischen Getränken verzichtet werden. Falls eine Dosis vergessen wird, sollte sie sofort nachgeholt werden, es sei denn sie liegt nahe an der nächsten Einnahme. In diesem Fall wird die vergessene Dosis nicht mehr eingenommen und man richtet sich wieder an den normalen Medikamentenplan. Auf keinen Fall sollten bei Vergessen eine Einnahme zwei Dosen gleichzeitig eingenommen werden.

Weiterhin ist es wichtig, dass Ampicillin genauso lange eingenommen wird, wie es vom behandelnden Arzt verschrieben wurde. Besonders Patienten, die das Gefühl haben, nicht mehr krank zu sein, tendieren dazu, das Medikament selbstständig wieder abzusetzen und können so einen Rückfall erleiden.

Bei Problemen mit der Einnahme von Tabletten kann die Tablette auch zerkleinert und in Essen oder Trinken gemischt werden. Für Patienten mit weitreichenden Schluckbeschwerden kann auch ein Saft verabreicht werden.

Während der Einnahme von Ampicillin ist es wichtig, auch anderen Ärzten, beispielsweise dem Zahnarzt, von der aktuellen Einnahme des Medikamentes zu berichten. Weiterhin muss der behandelnde Arzt über eine bestehende Schwangerschaft, aktuelles Stillen eines Säuglings oder einen bestehenden Kinderwunsch informiert sein, um den Patienten adäquat über Vor- und Nachteile der Einnahme von Ampicillin unter diesen Umständen zu beraten.

Nebenwirkungen

Im Vergleich zu anderen Penicillinen wie Amoxicillin versursacht Ampicillin bei oraler Einnahme vermehrt Nebenwirkungen. Dies liegt vor allem daran, dass Ampicillin schlecht im Darm resorbiert wird, in diesem verbleibt und dadurch die natürlichen Darmbakterien, die Darmflora, schwächen und schädigen kann. Zusätzlich dazu kann es in seltenen Fällen zu einer Entzündung des Dickdarms (pseudomembranöse Kolitis) kommen, die aber nach Absetzen des Medikamentes wieder verschwindet.

Neben dieser Reizung des Darms kann es einige Tage nach der ersten Einnahme zu einem Ausschlag, dem sogenannten Ampicillinexanthem, kommen. Trotz des Ausschlages sollte man aber in Zukunft nicht darauf verzichten, Ampicillin oder andere Penicilline zu geben, da der Ausschlag in der Regel ohne weitere Nebenwirkungen wieder abklingt.

Generell gesehen beobachtet man bei der Behandlung mit Ampicillin genauso wie bei der Behandlung mit Amoxicillin häufig keine Nebenwirkungen. Trotzdem kann es gelegentlich zu Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen kommen.
Hierbei wird empfohlen, viele kleine Mahlzeiten zu Essen, eine gute Mundhygiene zu betreiben sowie zuckerfreie Kaugummis zu kauen. Wenn die Beschwerden besonders bei der Einnahme der Tablette auftreten, kann die Tablette unter das Essen gemischt werden. Neben dem Erbrechen kann es auch zu Durchfall (Diarrhö) kommen. Dies kann durch den Verzehr von Joghurt oder anderen probiotischen Nahrungsmitteln eingedämmt werden.

Bei Frauen kann es zu einer Pilzinfektion der Scheide kommen, die man bei auftretendem Jucken oder Ausfluss dem behandelnden Arzt oder dem Frauenarzt melden sollte. Neben den bereits aufgelisteten Nebenwirkungen kann es auch zu Nebenwirkungen kommen, die einen sofortigen Kontakt zum behandelnden Arzt notwendig machen.
Durch eine unbekannte Allergie gegenüber Ampicillin oder Penizillinen generell kann es zu einer allergischen Reaktion auf die Einnahme von Ampicillin kommen. Bei einer allergischen Reaktion sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Dabei können starke Schwellungen, Rötungen, und Juckreiz auftreten. Zusätzlich dazu kann es bei wenigen Fällen auch zu schwerer Atemnot und Fieber kommen, die durch einen anaphylaktischen Schock auch tödlich verlaufen können und deswegen sofort in die Notaufnahme eingewiesen werden sollten. Sollte das Erbrechen oder der Durchfall besonders stark sein oder auch nach Absetzen von Ampicillin weiter bestehen, empfiehlt es sich auch hier einen Arzt aufzusuchen. Bei neu aufgetretenen blauen Flecken (Hämatomen) sowie Blutungen ohne feststellbare äußere Ursachen sollte auch sofort ein Arzt aufgesucht werden. Neben den bereits genannten Nebenwirkungen sollte bei folgenden Symptomen sofort ein Arzt aufgesucht werden: Mentale Veränderungen, Schlaflosigkeit, Verwirrung, Angstzustände, erhöhte Sensitivität gegenüber Licht und Geräuschen und Bewusstseinseintrübungen.
In der Regel sind Penicilline aber für den Menschen ungiftig und können daher auch normalerweise während der Schwangerschaft eingenommen werden, allerdings bedarf es wegen mangelnder Studien dazu immer der genauen Absprache mit dem behandelnden Arzt, ob einer antibiotische Therapie wirklich notwenig ist.

Bei der Verordnung von Ampicillin ist es wichtig, den behandelnden Arzt über alle aktuellen Medikamente zu informieren. Es kann dabei zu Nebenwirkungen mit folgenden Medikamentengruppen kommen: Blutverdünner (Antikoagulantien), Allopurinol (zur Behandlung von Gicht), Pille, andere Antibiotika, Chemotherapeutika zur Krebsbehandlung (Methothrexat) sowie der Typhusimpfung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.07.2013 - Letzte Änderung: 22.10.2021