Abführmittel

Einleitung

Bei einem Abführmittel (Laxantia) handelt es sich um verschiedene Medikamente, welche bei Verstopfungen (Obstipation) zum Einsatz kommen, um die Darmtätigkeit wieder anzuregen und den Stuhlgang des Patienten zu erleichtern oder überhaupt zu ermöglichen. Meist werden Abführmittel vorrübergehend bei Verstopfungen eingesetzt, bei einigen Patienten kann es jedoch sein, dass Abführmittel zu der Dauermedikation gehören.

Zusätzlich verwendet man Abführmittel bei der Diagnostik, beispielsweise dann, wenn man in der Vorsorgeuntersuchung gegen Darmkrebs den Dickdarm untersucht. In schweren Fällen können Patienten mit Hämorrhoiden ebenfalls Abführmittel verabreicht werden, um den Stuhl zu erweichen und somit den Druck am Anus so gering wie nur möglich zu halten, was dann wiederum das Aufreißen der Hämorrhoiden verhindern soll.

Man unterscheidet verschiedene Sorten von Abführmitteln, die alle auf einer unterschiedlichen Wirkweise beruhen. Zusätzlich gibt es noch natürliche Hausmittel, welche als Abführmittel bei leichten Verstopfungen angewandt werden können. Ab wann ein Abführmittel indiziert ist, ist von Patient zu Patient unterschiedlich und hängt von Alter, Ernährungsweise und vor allem auch dem vorherigen Gesundheitszustand und eventuellen Vorerkrankungen ab. Allgemein sollten Patienten einmal pro Tag Stuhlgang haben, wobei dieser eine glatte aber dennoch feste Form haben sollte, welche mit der sogenannten Bristol-Stuhlskala festgelegt wird. Hat ein Patient seit mehreren Tagen keinerlei Stuhlgang, sollte er zu einem Arzt gehen, damit dieser ihm eventuell Abführmittel verordnen kann. Vorher kann der Patient jedoch versuchen die Darmtätigkeit auf natürlichem Wege zu stimulieren.

Hausmittel

Zu den natürlichen Abführmitteln zählen einige Lebensmittel, bei denen an oberster Stelle jedoch die Bewegung steht. Besonders Patienten, die über den Tag verteilt sehr lange sitzen, leiden häufiger unter Verstopfung. Eine halbe Stunde Lauftraining kann da schon Wunder bewirken und somit quasi als natürliches Abführmittel dienen. Zusätzlich gibt es einige Lebensmittel, welche ebenfalls als natürliche Abführmittel eingesetzt werden können und gerade bei leichten Verstopfungen gut wirken. Hierzu zählt zum einen die Pflaume, die vor allem in Saftform den Darm stimuliert und zusätzlich eine desinfizierende Wirkung auf die Darmflora hat. Wichtig ist es hierbei, natürlichen Pflaumensaft ohne Zusatzstoffe zu verwenden, außerdem sollte man keine Wirkung binnen Minuten erwarten; es kann sogar sein, dass die Wirkung erst nach einigen Stunden eintritt.

Neben der Pflaume sollen auch andere Obstsorten stimulierend auf den Magen-Darm-Trakt (Gastro-Intestinaltrankt) wirken und somit als natürliche Abführmittel dienen. Hierzu zählen unter anderem Trockenfrüchte wie beispielsweise Trockenfeigen oder auch Datteln oder aber auch frische Trauben. Ebenfalls sehr förderlich für die Verdauung ist scharfes Essen. Dieses regt die Darmflora an und führt zu einer leichteren Verdauung, kann also ebenfalls bei leichten Verstopfungen als Abführmittel angewandt werden, wobei man scharfes Essen eher als Prophylaxe essen sollte.

Ein weiteres prophylaktisches Abführmittel ist eine ballaststoffreiche Ernährung, das bedeutet ballaststoffreiches Brot und viel Salat. Ebenfalls sehr hilfreich sind sogenannte Quellmittel, wie beispielsweise Leinsamen oder indischer Flohsamen. Diese quellen, wie der Name sagt, im Magen-Darm-Trakt auf und sorgen somit dafür, dass die Rezeptoren an der Darmwand aktiviert werden und somit dafür sorgen, dass es zu einer verbesserten und beschleunigten Darmpassage (Peristaltik) kommt. Hausmittel sollten jedoch nur bei leichten Verstopfungen als Abführmittel angewandt werden, außerdem bei Personen, die besonders häufig an Verstopfungen leiden als Prophylaxe. Mit am wichtigsten ist es jedoch, immer mindestens 1-2 Liter Wasser pro Tag zu trinken, um die Darmbewegungen (Darmperistaltik) zu fördern.

Vorsichtig sein sollte man bei Bananen, da diese normalerweise die Verdauung behindern und sie nicht fördern und somit kontraproduktiv wirken.

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Osmotische Laxantien

Zu den Abführmitteln, die am schwächsten wirken, aber dafür sehr gut verträglich sind, gehören sogenannte osmotische (salinische) Abführmittel (Laxantien). Osmotische Abführmittel werden bei der Darmpassage nicht ins Blut aufgenommen. Dadurch befindet sich im Stuhl eine größere Anzahl von Teilchen, man bezeichnet diesen Prozess als Entstehung eines osmotischen Drucks. Dadurch, dass sich mehr Teilchen im Darm als im Blut befinden, ist das Wasser nun bestrebt, dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Deshalb fließt mehr Wasser von dem Blut aus zurück in den Darm. Durch das Wasser kommt nun auf eine größere Menge Wasser eine größere Menge Teilchen zu, sodass man durchschnittlich jedoch eine gleiche Konzentration Teilchen im Darm und im Blut hat, da sich im Darm ja nun vergleichsweise mehr Wasser befindet, auf das die Teilchen sich verteilen können. Dieses Prinzip bezeichnet man in der Wissenschaft als Osmose, also einen Konzentrationsausgleich zwischen zwei Kompartimenten, in unserem Fall dem Darm und dem Blut. Aufgrund des Prinzips der Osmose werden diese Sorten der Abführmittel als osmotische Laxantien bezeichnet.

Dadurch, dass sich nun mehr Wasser im Darm befindet (aufgrund des vorausgegangenen osmotischen Drucks), wird der Stuhl geschmeidiger, da mehr Wasser beigemengt wird. Zu den osmotischen Laxantien gehören beispielsweise die Glaubersalze (Natriumsulfat) oder die Bittersalze (Magnesiumsulfat). Ebenfalls eine osmotische Wirkung haben außerdem die Zuckeralkohole Sorbitol und Mannitol. Auch Zucker in reiner Form, wie beispielsweise Lacutlose, Galactose oder Lactose, können als Abführmittel genutzt werden. Sie haben ebenfalls eine schwach osmotische Wirkung, wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass sie im Darm zu einer Ansäuerung des Stuhls führen, da die Bakterien im Darm den Zucker in saure Bestandteile zerlegen.

Dadurch wird die Darmaktivität angeregt und es kommt zu einer schnelleren Verarbeitung und zu einem schnelleren Transport des Darminhalts. Dadurch entfalten die Zucker ihre abführende Wirkung. Da es bei einigen osmotischen Laxantien zu einem Wasser- und Elektrolytverlust kommen kann, ist es wichtig, dass die Patienten viel trinken und bei dem Trinkwasser auf ein möglichst natrium- und magnesiumreiches Trinkwasser achten, um den Elektrolytverlust etwas auszugleichen. Je nach Wirkstoff und Ansprechen auf die Abführmittel dauert es circa 3-48 Stunden bis es zu einem Stuhlgang (Defäkation) kommt. Die Nebenwirkungen sind meist sehr gering. Neben den bereits angesprochenem Wasser- und Elektrolytverlusten kann es zusätzlich zu Blähungen (Flatus) und selten auch zu Krämpfen im Bereich des Bauches kommen.

Isoosmotische Laxantien

Bei den isoosmotischen Abführmitteln handelt es sich um Stoffe, welche im Darm das Wasser binden können. Dadurch wird verhindert, dass das Wasser den Darm verlässt und vom Darm aus ins Blut gelangt. Indem mehr Wasser im Darm verbleibt, wird der Darm zum einen angeregt mehr zu arbeiten, die sogenannte Peristaltik wird also gefördert, auf der anderen Seite wird der Stuhl sehr geschmeidig gemacht und kann somit leichter aus dem After heraus transportiert werden. Da isoosmotische Laxantien nur im Enddarm wirken, kommt es hier zu keiner Beeinträchtigung der restlichen Darmpassage, was sich positiv auf das Nebenwirkungsprofil auswirkt, die Nebenwirkungen werden also geringer. Bei den Mini-Klistieren handelt es sich um besonders schnell wirkende Abführmittel. Innerhalb von 5-20 Minuten kommt es bei den Patienten zum Stuhlgang, was vor allem bei der Diagnostik, wie einer Darmspiegelung von großem Vorteil ist, da der Patient nicht lange warten muss, bis er untersucht werden kann.

Zäpfchen

Zäpfchen (Suppositorium) sind ebenfalls sehr beliebt, wenn es möglichst schnell und ohne große Komplikationen zu einer Darmentleerung kommen soll. Zäpfchen werden in den Mastdarm eingeführt, was für den Patienten meist sehr viel unangenehmer ist als eine Tablette, die lediglich geschluckt werden muss. Dennoch haben Zäpfchen auch viele positive Effekte. Zum einen kommt es zu keinem „first pass effect“, das bedeutet, dass das Medikament nicht über die Leber verarbeitet wird und somit bei lebergeschädigten Patienten sehr vorteilhaft sein kann.

Aber auch bei Kindern, welche nur ungern Medikamente einnehmen und noch keine vollständig funktionsfähige Leber haben (es fehlen verschiedene Enzyme, welche beispielsweise Medikamente abbauen), sind Zäpfchen das Mittel der Wahl. Ebenfalls beim Hämorrhoiden-Leiden sind Zäpfchen sehr beliebt, da sie nur lokal wirken und nicht zusätzliche Effekte auf den restlichen Darmabschnitt ausüben. Um das Zäpfchen leichter einführen zu können, sollte es vorher entweder mit der Hand oder in warmem Wasser angewärmt werden. Da Zäpfchen ausschließlich lokal wirken, sind die Nebenwirkungen nur sehr gering und es kommt nur selten zu leichten Unverträglichkeiten.

Gleitmittel

Auch Gleitmittel finden ihren Einsatz als Abführmittel, wobei es wichtig ist, kein herkömmliches Präparat aus dem Drogeriemarkt zu verwenden, sondern auf ein gekennzeichnetes medizinisches Produkt zu achten. Gleitmittel, wie beispielsweise Paraffinöl, führen, wie der Name bereits sagt, dazu, dass der Darm mit einer Art Ölfilm bedeckt wird, was dazu führt, dass der Darminhalt die Darmpassage entlanggleitet. Auf diese Weise wird nicht der Stuhl an sich, sondern vielmehr der Weg des Stuhlgangs einfacher gemacht und es kommt somit zu einer angenehmeren Entleerung (Defäkation), was vor allem bei Hämorrhoiden sehr erwünscht ist.

Allgemein werden Gleitmittel vom Darm aus nicht ins Blut aufgenommen, können sich aber dennoch bei zu langer Anwendung und vor allem bei zu hohen Dosen im Organismus ablagern. Deshalb sollte man Gleitmittel als Abführmittel immer nur über einen kurzen Zeitraum einnehmen. Zusätzlich kann es zu Calcium- und Kaliumverlusten kommen, welche durch kalium- und calciumreiche Nahrung ausgeglichen werden können.

Pflanzliche Abführmittel

Zu den pflanzlichen Abführmitteln gehören vor allem Substanzen, welche aus der sogenannten Senna-Pflanze gewonnen werden. Die Vorteile dieser Pflanze sind, dass die Wirkstoffe, welche abführend wirken, erst im Dickdarm (Kolon) durch die dort lebenden Bakterien aktiviert werden und somit die restliche Darmbewegung nicht beeinflussen. Die Wirkung dieses pflanzlichen Abführmittels tritt bereits 9-12 Stunden nach Verabreichung ein und ist vor allem für Patienten mit Verstopfungen geeignet, weniger jedoch für Patienten mit Hämorrhoiden oder zum Einsatz bei der Diagnostik.

Neben der Senna-Pflanze gibt es noch weitere pflanzliche Abführmittel, zu denen unter anderem der Saft der Aloe Vera gehört, sowie Rhabarber und außerdem das Rizinusöl. Bei dem Rizinusöl handelt es sich um ein höchst potentes pflanzliches Abführmittel, dass seit langem bekannt ist. Das Rizinusöl wird aus den Samen des Tropischen Wunderbaums gewonnen und ist in vielen Apotheken erhältlich. Wichtig ist jedoch eine angemessene Dosierung, da die abführende Wirkung des Rizinusöls binnen einer Stunde eintritt und es zu enormen Durchfällen (Diarrhoen) kommen kann. Da das Rizinusöl nicht über den Darm ins Blut aufgenommen wird, hat es nur wenige Nebenwirkungen, zu denen die bereits erwähnten Durchfälle und außerdem noch Übelkeit zählen.

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Chemische Abführmittel

Bei chemischen Abführmitteln handelt es sich um den Darm stimulierende Substanzen, die industriell hergestellt werden. Zu den chemischen Abführmitteln zählen hauptsächlich die sogenannten Triarylmethan-Derivate wie Bisacodyl und das Natriumpicosulfat. Bei dem Bisacodyl handelt es sich um eine nur schwer wasserlösliche Substanz, die zunächst aus dem Darm in das Blut aufgenommen werden muss und von dort aus in die Leber gelangt. In der Leber wird aus dem kaum wasserlöslichen Bisacodyl eine wasserlösliche Substanz gemacht, die nun wieder an den Darm abgegeben wird. Diesen Vorgang bezeichnet man als den enterohepatischen Kreislauf (entero=Darm; hepatisch= Leber).

Im Darm angekommen wird das Bisacodyl nun durch die dort angesiedelten Darmbakterien umgewandelt in seine aktive Substanz, die den Darm nun nicht wieder ins Blut verlassen kann. Dadurch entsteht nun ein Konzentrationsgleichgewicht, also ein osmotischer Druck, aufgrund dessen nun Wasser in den Darm einströmt und den Stuhl flüssiger und gleitfähiger macht. Da das Bisacodyl zunächst vom Darm aus in die Leber und von dort aus wieder in den Darm gelangen muss, tritt die Wirkung erst nach circa 10-12 Stunden ein. Schneller wirksam ist das Bisacodyl, wenn es direkt in den Mastdarm (Rektum) in Form eines Zäpfchens appliziert wird. Hier tritt die Wirkung meist binnen einer Stunde ein. Auch das Natriumpiosulfat entfaltet seine Wirkung im Vergleich zum Bisacodyl sehr viel schneller, es braucht nämlich nur 4-10 Stunden bis zum Wirkeintritt, wenn es in Form von Tabletten verabreicht wird, obwohl es ebenso wie das Bisacodyl den sogenannten enterohepatischen Kreislauf durchwandern muss, um aktiviert zu werden.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.05.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021