Bifiteral®

Einleitung

Bifiteral® ist der Handelsname eines Abführmittels, welches auf dem Wirkstoff Lactulose basiert. (100 ml Bifiteral® enthalten ca. 67g Lactulose.) Es wird bei Verstopfung (Obstipation) verwendet, wenn diese nicht mehr auf natürlichem Wege zu beheben ist.
Bifiteral® wird in die Gruppe der osmotisch wirkenden Laxanzien (Wasser ziehenden Abführmittel) eingeordnet. Diese umfasst die Untergruppe der Salinischen Laxanzien (Bittersalz, Glaubersalz), der Synthetischen Zucker (Lactulose) und Polyethylengylcole (Macrogol).

Wirkungsweise

Die in Bifiteral® enthaltene Lactulose ist ein Disaccharid (Zweifachzucker) bestehend aus den Zuckern Galaktose und Fructose. Sie kann nicht vom Darm resorbiert werden, also nicht ins Blut übergehen. Die Lactulose verbleibt folglich im Darm, was dazu führt, dass auch mehr Wasser im Darm zurückbleibt. Der Grund dafür liegt darin, dass Bifiteral® osmotisch wirksam ist. Unter dem Begriff der Osmose versteht sich ein im Körper an verschiedenen Stellen vorkommender biochemischer Prozess.

Wenn eine semipermeable Membran (eine nur für Wasser durchlässige Membran) zwei Flüssigkeitsbehälter voneinander trennt und auf einer Seite der Membran eine höher konzentrierte Lösung vorliegt (mehr Teilchen von einem Stoff pro Flüssigkeitsmenge), dann wird Wasser von der niedriger konzentrierten Seite durch die Membran auf die höher konzentrierte Seite fließen, sodass am Ende auf beiden Seiten ein gleich konzentrierte Lösung vorliegt.
Dieser Prozess findet auch im Darm statt. Hier werden normalerweise die verschiedenen Nährstoffe (Zucker, Eiweiße, Fette) resorbiert (über die Darmwand aufgenommen). Da die Lactulose aus dem Bifiteral® aber nicht resorbiert werden kann, bildet sich im Darminneren eine höher konzentrierte Lösung von Lactulose.
Nach dem Prinzip der Osmose (siehe oben) wird nun Wasser aus unserem Körper über die Membran (hier die Darmwand) in das Darminnere fließen um die Lactulose Konzentration zu senken (denn: mehr Wasser auf die gleiche Anzahl von Lactulose Teilchen bedeutet eine geringere Konzentration). Dadurch, dass sich nun mehr Wasser im Darm befindet wird der Stuhl weicher und kann leichter ausgeschieden werden.

Ein weiterer Mechanismus liegt darin, dass ein Teil der Lactulose aus dem Bifiteral® im Darm von der natürlichen Darmflora (Bakterien, die im Darm leben) in Essigsäure und Milchsäure gespalten wird. Das führt dazu, dass der pH-Wert im Darm sinkt. Der pH-Wert beschreibt, wie sauer eine Flüssigkeit ist (Je saurer eine Lösung ist, desto mehr positiv geladene Wasserstoffatome (H+) liegen darin vor, desto niedriger ist der pH-Wert).
Wenn es im Darm saurer wird, dann wird er dazu angeregt sich verstärkt zu bewegen (die Darmmotilität steigt). Durch die verstärkte Bewegung wird der Stuhl besser Richtung Darmausgang (After) getrieben und der Stuhlgang wird erleichtert.

Die im Darm vorkommenden Bakterien bilden in ihrem Stoffwechsel u.a. Ammoniak. Der Ammoniak ist auch in unserem Körper ein End- bzw. Abbauprodukt der Eiweiße (Proteine). Er kann nicht weiter verwendet werden und wird über den Stuhl und den Urin ausgeschieden. Wenn er in größeren Mengen akkumuliert (anfällt), dann ist das giftig für den Körper und verursacht u.a. Schäden im Gehirn und der Lunge.
Wenn der pH-Wert aufgrund der Spaltung der Lactulose aus dem Bifiteral® im Darm sinkt und mehr H+-Ionen vorhanden sind, dann verbinden sich diese mit Ammoniak zu NH4+(Ammonium-Ionen). Wichtig daran ist, dass die Ammonium-Ionen im Gegensatz zum Ammoniak im Darm nicht resorbiert werden können. Das wiederum bedeutet, dass die Gabe von Bifiteral® helfen kann einen hohen Ammoniak-Spiegel zu senken, da die entstanden Ammonium-Ionen nicht in unseren Kreislauf gelangen, sondern mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Einnahme

Bifiteral® kann als Pulver oder Sirup eingenommen werden.

Der Sirup wird in der erforderlichen Menge abgemessen und kann dann in Getränke oder Speisen gerührt werden oder zusammen mit diesen Speisen eingenommen werden. Grundsätzlich gilt aber das Bifteral® zeitlich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden kann.

Der Zeitraum in dem die Wirkung einsetzt kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. So kann der abführende Effekt schon nach 2-10 Stunden einsetzen, aber auch erst nach 1-2 Tagen.

Die Anwendung des Pulvers unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der des Sirups. Das Pulver wird ebenfalls in Getränke und Speisen eingerührt.

Bifiteral® sollte nicht über die maximale Zeit von 2 Wochen hinaus eingenommen werden.

Anwendung

Bifteral® kann bei Verstopfungen (Obstipation) verwendet werden, die sich nicht auf anderen Wegen (Ballaststoffe, Bewegung) auflösen lassen. Generell kann die Anwendung bei Krankheiten erfolgen, bei denen ein leichterer Stuhlgang angezeigt ist, z.B. bei Hämorrhoiden.

Ein weiterer Anwendungsbereich ist die portokavale bzw. hepatische Enzephalopathie. Dabei handelt es sich um eine Störung des Gehirns aufgrund einer fortgeschrittenen Leberschädigung, z.B. einer Leberzirrhose. Dadurch, dass die Leber geschädigt ist, arbeitet diese nicht mehr richtig und kann das Abbauprodukt Ammoniak nicht mehr ausreichend ausscheiden, wodurch der Ammoniak (NH3) vermehrt im Körper anfällt und verschiedene Schäden (z.B. im Gehirn) auslösen kann. Die Verwendung von Bifiteral® kann dabei unterstützen den Ammoniak-Spiegel zu senken (siehe oben).

Eingenommen werden kann Bifiteral auch bei einer Sanierung von Salmonellendauerausscheidern. Dabei handelt es sich um Personen, die eine Infektion mit Salmonellen vom Magen-Darm-Trakt hatten. So eine Infektion kann von selber oder unter Antibiotikagabe abheilen, aber es kann auch ein Depot des Erregers zurückbleiben (z.B. in den Gallenwegen). In solchen Fällen scheiden die betroffenen Personen mit dem Stuhl weiterhin Salmonellen aus. Bei Gabe von Bifiteral® soll durch die erhöhte Anzahl von Stühlen der Erreger aus dem Magen-Darm-Trakt gespült werden.

Dosierung

Bei der Einnahme sollte sich an die Dosierung gehalten werden, die vom behandelnden Arzt verschrieben worden ist. Die Menge an Bifiteral® richtet sich nach Personengruppe, Schwere und Art der Erkrankung.

Bei Verstopfung sind 7,5-15ml 1-2 mal täglich bei Erwachsenen indiziert. Bei Kindern nur 4,5-9ml 1-2mal täglich.

Bei hepatischer Enzephalopathie wird bei Erwachsenen von einer Dosis von 7,5-15ml 3-4mal täglich gesprochen, die im Laufe der Behandlung vorsichtig auf 30-45mal 3-4mal täglich gesteigert werden soll.

Bei der Sanierung von Salmonellendauerausscheidern wird von zwei 10-12tägigen Kuren ausgegangen, wobei in der ersten Kur täglich 3 mal 13,5ml eingenommen werden und in der zweiten Kur (nach einer Woche Pause) 5 mal täglich 13,5ml.

Sollten im Verlauf der Einnahme Nebenwirkungen auftreten, dann ist das Aufsuchen des behandelnden Arztes angebracht.

Nebenwirkungen

Bei mittlerer Dosierung sind leichte Bauchschmerzen und Blähungen möglich. Wenn höhere Dosierungen verwendet werden, dann können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall mit Störungen des Wasser und Elektrolythaushaltes (durch den Durchfall verliert der Körper lebenswichtige Salze) auftreten.

Bei einer langfristigen Einnahme von Bifiteral® führt dies zu dünnen Stühlen und kann als Nebenwirkungen oben Genannte haben, inklusive der Wasser- und Elektrolytstörungen.

Im Fall des Auftretens von oben genannten Störungen sollte ein Arzt aufgesucht werden, da gegebenenfalls eine Behandlung mit Medikamenten erfolgen muss.

Wechselwirkungen

Bei erhöhter Anzahl von Stuhlgängen und dem erhöhten Verlust von Flüssigkeit und Kalium kann es zu einer verstärkten Wirkung von Herzglykosiden (Medikamente die bei Herzschwäche/Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern verwendet werden) kommen.

Bei Einnahme von harntreibenden Medikamenten (Diuretika) kann es zu einem Verstärken des Kaliumverlustes kommen.

Diabetiker müssen beachten, dass Bifiteral® in geringem Maße auch Kohlenhydrate enthält, die resorbiert werden können. Gegebenenfalls muss entsprechend der eingenommen Menge Bifiteral® die Insulin-Medikation angepasst werden.

Kontraindikationen

  • Entzündungen im Magen-Darm-Trakt
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Lactulose-Unverträglichkeit
  • Galaktose-Unverträglichkeit
  • Fructose-Unverträglichkeit
  • Störungen im Elektrolyt und Wasserhaushalt (Vorliegen von Störungen der Kalium-, Natrium- und anderen Salzkonzentrationen)

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier:

Eine Auswahl der bisherigen Themen der Rubrik Medikamente finden Sie unter Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.05.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021