Rocephin®

Wirkstoff

Ceftriaxon

Einleitung

Rocephin® ist der Handelsname für ein Medikament mit dem Wirkstoff Ceftriaxon, welches zu den Antibiotika zählt. Bei den Antibiotika unterscheidet man verschiedene Gruppen, wobei Ceftriaxon zur Gruppe der Cephalosporine gehört und hierin zur 3. Generation gezählt wird.

Antibiotika dienen im Allgemeinen der Abtötung oder der Wachstumshemmung von Bakterien, sie werden also eingesetzt, um bakterielle Infektionen wie Lungenentzündungen (Pneuomonien), Harnwegsinfekte und zahlreiche andere zu bekämpfen. Jede Antibiotika-Gruppe hat dabei eine besonders gute Wirkung auf bestimmte Bakterien und eine weniger gute Wirkung auf andere. Ceftriaxon zählt zu den Breitband- oder Breitspektrum-Antibiotika, es hat also eine gute Wirkung gegen zahlreiche Keime. Ceftriaxon kann nur parenteral, also unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes, angewendet werden, das heißt es kann nicht als Tablette, sondern nur als Infusion über die Vene (intravenös = i.v.) oder als Injektion in den Muskel (intramuskulär = i.m.) appliziert werden.

Nebenwirkungen

Alle Cephalosporine, so also auch Ceftriaxon, können allergische Reaktionen auslösen. In erster Linie zeigen sie sich an der Haut durch verschiedene Arten von Ausschlag (Exanthem). Auch eine anaphylaktische Reaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock ist möglich, dieser ist lebensbedrohlich. Es handelt sich hierbei um eine starke Überreaktion des Immunsystems, die in mehrere Stufen eingeteilt wird. Zu Beginn können sich Hautreaktionen wie Ausschlag und Quaddelbildung zeigen, im Verlauf kommt es zu Hitzegefühl, Schluck- und Atembeschwerden (Bronchospasmus), Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, im tatsächlichen Schock kommt es zu einem deutlichen Blutdruckabfall (Hypotonie) bei einem starken Anstieg der Herzfrequenz (Tachykardie) durch Weitstellung der Gefäße bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Die anaphylaktische Reaktion tritt – im Gegensatz zur Allergie – in der Regel innerhalb weniger Minuten nach Applikation des Medikamentes auf. Die Allergie hingegen kann sich auch erst Tage bis Wochen nach der Ersteinnahme zeigen und entwickelt sich eher schleichend. Weiterhin können bei der Anwendung von Ceftriaxon reversible Veränderungen des Blutbildes sowie eine Erhöhung der Leberwerte auftreten, die jedoch zumeist keine weiteren Symptome verursachen und nur in den Laborwerten auffällig werden. Da Ceftriaxon nur intravenös verabreicht werden kann, zeigt es seltener gastrointestinale Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall) als andere Wirkstoffe aus seiner Gruppe.

Bei der intravenösen Gabe können Entzündungen der Vene (Thrombophlebitis) auftreten. Bei höherer Dosierung kann es zur Nierenschädigung kommen. In 5-10% der Fälle besteht eine sogenannte Kreuzallergie zu den Penicillinen. Das heißt, wenn ein Patient kein Antibiotikum aus der Gruppe der Peniciline verträgt und man auf ein anderes Mittel umsteigen muss, kann auch unter der Gabe von Ceftriaxon diese Allergie auftreten, mit einer Wahrscheinlichkeit von 5-10%. Weitere mögliche Nebenwirkungen von Rocephin® sind Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Pilzinfektionen im Mund- und Schambereich durch Abtötung der schützenden Keimflora.

Auch können Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine Auslöser einer sogenannten pseudomembranösen Enterocolitis, einer Entzündung des Darmes, sein. Sie entsteht dadurch, dass die Antibiotika die residente (also im Normalfall vorhandene) Keimflora des Darmes hemmen oder abtöten und somit Raum für die Bevölkerung mit dem Bakterium Clostridium difficile geben. Diese Erkrankung zeigt sich unter anderem durch Bauchschmerzen, Durchfälle und Fieber. Bei Diagnose einer solchen Kolitis muss das Antibiotikum abgesetzt und durch ein anderes, das gegen besagte Keime wirksam ist, ersetzt werden (Metronidazol oder Vancomycin). Selten können Cephalosporine eine Blutarmut (Anämie) verursachen.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Antibiotika Nebenwirkungen

Wechselwirkungen

Ceftriaxon und auch alle anderen Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine sollten nicht mit Antibiotika aus der Gruppe der Aminoglykoside (zum Beispiel Gentamycin) kombiniert werden, da sich hierdurch das Risiko einer Nierenschädigung deutlich erhöht. Auch eine Kombination mit Wassertabletten aus der Gruppe der Schleifendiuretika (zum Beispiel Furosemid (Lasix®) sollte aus diesem Grund vermieden werden. Auch eine Kombination mit Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline sowie Chloramphenicol sollten nicht vorgenommen werden, da sie sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit hemmen.

Orale Kontrazeptiva wie die Pille können durch die Einnahme von Antibiotika in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt werden, insofern ist eine zusätzliche Verhütungsmethode in der Zeit der Antibiotikaeinnahme angeraten. Weiterhin führen Cephalosporine nicht selten zu einer Fehlbestimmung des Harnzuckers im Rahmen der Diabetes-Diagnostik, deshalb ist der Arzt zuvor über die Einnahme von Ceftriaxon zu informieren. Eine Verabreichung von Ceftriaxon gleichzeitig mit Calcium-haltigen Infusionslösungen ist unbedingt zu vermeiden, da es hierbei zu Kristallbildungen mit Ablagerung in Lunge und Niere kommen kann.

Dosierung

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren können täglich einmal 1-2 Gramm Ceftriaxon erhalten. Die Maximaldosis beträgt 4 Gramm. Hierbei wird Ceftriaxon, das als Pulver vorliegt, mit nicht-calciumhaltiger Infusionslösung gemischt, um die Lösung zu verdünnen und über etwa 30 Minuten über die Vene infundiert. Die genaue Dosis ist jeweils abhängig von dem zu behandelnden Krankheitsbild. So sollte die Dosis bei einer Hirnhautenzündung (Meningitis) 1 Mal täglich 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht betragen, jedoch die Maximaldosis von 4 Gramm pro Tag nicht überschreiten. Bei der unkomplizierten Gonorrhoe (Tripper) reicht zumeist eine Einmal-Dosis von 250 mg aus.

Anwendung / Indikationen

Ceftriaxon ist ein Antibiotikum, das zumeist bei schweren Infektionen angewendet wird. Es kann außerdem bei der Behandlung der meisten Erkrankungen nur im Krankenhaus verordnet werden, da es in der Regel über mehrere Tage intravenös verabreicht werden muss. Die Anwendungsgebiete sind unter anderem mittelschwere bis schwere Infektionen der Atemwege und des Mund-Hals-Nasen-Ohren-Traktes, der Niere und des Harntraktes, von Haut, Weichteilgewebe, Knochen und Gelenken einschließlich Wundinfektionen, des Bauchraumes und der Geschlechtsorganen (beispielsweise Gonorrhoe). Weiterhin findet es Verwendung zur Behandlung einer Sepsis (umgangssprachlich als Blutvergiftung bezeichnet), einer Hirnhautentzündung (Meningitis) und einer Borreliose, also einer durch Zecken übertragenen Infektion, die auf das zentrale Nervensystem übergehen kann.

Kontraindikationen

Bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine sollte Ceftriaxon nicht angewendet werden. Auch bei einer vorbekannten Überempfindlichkeit gegen Penicilline ist Vorsicht geboten, da es in 5-10% der Fälle zu einer Kreuzallergie kommen kann.

Cephalosporine gehören zu den Antibiotika, die während der Schwangerschaft prinzipiell eingenommen werden dürfen, allerdings immer nur bei sehr strenger Indikationsstellung.
Auch in der Stillzeit sollte eine Anwendung genau abgewogen werden, da Ceftriaxion in die Muttermilch übergehen und auch beim Säugling zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen kann.

Frühgeborene generell und Neugeborene mit einem erhöhren Bilirubin (Hyperbilirubinämie) dürfen nicht mit Ceftriaxon behandelt werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis von Ceftriaxon angepasst oder ganz und gar auf ein anderes Antibiotikum umgestiegen werden.

Kosten

Eine Ampulle mit 2 Gramm Rocephin® als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung kostet 54,53 Euro.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.01.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021