Syphilis

Definition

Lues, Lues venerea, harter Schanker, Franzosenkrankheit (maladie française), Morbus Schaudinn

(engl.): syphilis

Die Syphilis ist eine durch Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum hervorgerufene Geschlechtskrankheit (STD= sexual transmitted diseases), die sexuell von Mensch zu Mensch oder während der Schwangerschaft bzw. bei der Geburt von der Mutter auf ihr Kind (Lues connata) übertragen wird (Siehe Syphilis in der Schwangerschaft). Es handelt sich bei der Syphilis um eine zyklische Allgemeininfektion und gehört in Deutschland zu den meldepflichtigen Geschlechtskrankheiten.

 

Prognose

Die Syphilis im Stadium I und II kann auch ohne Behandlung abheilen. Durch eine rechtzeitige und ausreichende Syphilistherapie lassen sich bleibende Schäden vermeiden. Befindet sich die Syphilis bei Behandlungsbeginn schon im Stadium der Neurosyphilis, ist die Prognose allerdings ungünstig.

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Erreger

Treponema pallidum gehört zu der Gruppe der gewundenen Bakterien, der Spirochäten. Es hat einen Durchmesser von 0,18 μm, eine Länge von 6–20 μm und gleichmäßige Windungen. Der Mensch ist der einzige natürliche Wirt von T. pallidum. Hier besiedelt der Erreger die Schleimhäute.

Epidemiologie

Die Syphilis ist weltweit verbreitet. Bis Anfang der 90er Jahre war ein Rückgang der Meldungen der Krankheit zu beobachten. Von 1995 bis 2000 wurden jährlich ca. 1150 Fälle verzeichnet, ab 2001 stieg die Zahl der Meldungen wieder an und seit 2004 stabilisieren sich die Meldezahlen für die Syphilis in Deutschland bei 3000-3500 Fälle. Diese Zahlen beinhalten jedoch nur die gemeldeten Fälle, die tatsächliche Zahl der Erkrankung wird um ein Mehrfaches höher eingeschätzt und die Tendenz der Erkrankung ist steigend. Berlin und Hamburg verzeichnen in Deutschland die meisten Fälle.

Für den Anstieg der Erkrankungshäufigkeit wird eine veränderte Einstellung zur Sexualität verantwortlich gemacht (»Life-style«-Erreger). So findet sich die Syphilis vorwiegend bei Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Der Hauptinfektionsweg ist bei Männern mit fast 80% der homo- und bisexuelle Geschlechtsverkehr. Generell ist Infektionshäufigkeit bei Männern höher als bei Frauen, nur ein Drittel der Betroffenen sind Frauen.

Die Lues connata ist extrem selten. In Deutschland wurden im Jahr 2004 sieben Fälle gemeldet, 2005/2006 waren es vier.

Historie

Der Erreger der Syphilis, Treponema pallidum, wurde vermutlich von der Mannschaft von Christoph Kolumbus im Jahr 1494 nach Europa gebracht. Von Italien aus breitete sich die Infektionskrankheit durch zurückkehrende französische Soldaten des Königs Karl VIII., die u.a. gegen ehemalige Seeleute bei der Belagerung Neapels Ende des 16. Jahrhunderts gekämpft hatten, in ganz Europa aus. Hunderte der französischen Soldaten starben durch eine Syphilis - Epidemie, weswegen die Krankheit im Volksmund auch Franzosenkrankheit heißt. Der Name Syphilis entstand 1950 und geht auf eine Geschichte der griechischen Mythologie zurück, in der der Hirte Syphilus ein sehr lasterhaftes Leben führt und deshalb mit der Krankheit gestraft wird. Der medizinische Name der Erkrankung lautet Lues, was schlichtweg ansteckende Krankheit oder auch Seuche bedeutet.

In Deutschland war die Syphilis erst im 18. Jahrhundert vor allem unter Stadtbewohnern stark verbreitet. Behandelt wurde sie mit Quecksilber, das zwar gegen die Syphilis geholfen, den Patienten aber vergiftet hat. Zeitweise starben an Syphilis genauso viele Menschen wie an der Pest. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden neue Medikamente entwickelt, allen voran das 1928 von Alexander Fleming entdeckte Penicillin, die die Verbreitung von Syphilis eindämmen konnten.

Erst am 3. März 1905 entdeckten der Berliner Militärarzt Erich Hoffmann (1868 bis 1959) und der Zoologen Fritz Schaudinn (1871-1906), die Ursache der Erkrankung: den Erreger, das Bakterium Treponema pallidum. T. pallidum bekam das Attribut pallidum (lat. blass) von seinen verliehen, weil er sich im Lichtmikroskop wegen seines geringen Durchmessers und der geringen Färbbarkeit schlecht darstellen lässt.

Die wohl bekanntesten Opfer der Syphilis sind der Komponist Franz Schubert (1797-1828), der Dichter Heinrich Heine (1797-1856) und der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900).

Zusammenfassung

Die Syphilis ist eine durch Infektion mit Treponema pallidum hervorgerufene Geschlechtskrankheit. Sie gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, die aber auch während der Schwangerschaft oder bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann (Lues connata). Die sexuelle Übertragung erfolgt durch den Schleimhautkontakt.

Erfahren Sie mehr zum Thema: Syphilis in der Schwangerschaft

Die Syphilis gehört zu den meldepflichtigen Krankheiten in Deutschland. Der Verlauf der Krankheit wird in ein primäres (Ulkus am Infektionsort), ein sekundäres (verschiedene Manifestationen, z.B. Ausschlag) und ein tertiäres Stadium (mit z.B. neurologischer Beteiligung) eingeteilt. Zwischen den Stadien können unterschiedlich lange Latenzzeiten liegen (Wochen bis Jahre). Die Syphilis kann komplett geheilt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023