Der Spreizfuß / Spreizfüße

Definition

Der Spreizfuß ist die häufigste erworbene Fußdeformität bzw. -fehlstellung. Er entsteht fast immer anlagebedingt und betrifft mehr Frauen als Männer. Es kommt im Verlauf durch Absenkung des Fußquergewölbes zu Fußbeschwerden mit Verbreiterung des Vorfußes, das heißt, dass der gesamte Vorfuß Kontakt zum Boden erhält.

Synonyme

  • Spreizfüße
  • Spreizfuß
  • Pes transverso planus
  • Hallux valgus
  • Hallux rigidus
  • Schmerzen Fuß und Fußsohle

Ursachen der Spreizfüße

Ein Spreizfuß kann ohne jegliche Fremdeinwirkung als Alterungsprozess entstehen.

Mit dem Alter verschwinden die Fettpolster unter den 3 mittleren Zehengliedern. Dadurch wird der Druck auf die darunter liegenden Knochen erhöht. Weiter begünstigt wird der Spreizfuß durch langjähriges Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen. Diese verengen den Fuß an der Spitze, und verfünffachen den Druck auf die Fußspitze durch die veränderte Gewichtsverteilung.

Frauen sind zudem oft genetisch vorbelastet, da bei ihnen vermehrt eine Bindegewebsschwäche auftritt. Langjährige Stöckelschuhträgerinnen sind also im Alter die größte Risikogruppe für die Entwicklung eines Spreizfußes.

Mehr über die Ursachen dieser Fußfehlstellung erfahren Sie hier: Ursachen von Spreizfüßen

Symptome

Hauptsymptom sind belastungsabhängige Schmerzen. Diese treten besonders beim Gehen und Stehen auf und lassen in Ruhestellung nach. Durch die Verbreiterung des Fußes kommt es zu Beschwerden im Schuh.
Wegen der veränderten Stellungen der Zehengrundgelenke (Hammerzehen oder Krallenzehen) kommt es zu Hühneraugen (Clavi / Clavus) über den Zehen.

Eine weitere Folge ist, dass sich die Großzehe nach außen drängt (Hallux valgus), während die Kleinzehe nach innen wandert (Digitus quintus varus). Durch den sich immer weiter spreizenden Fuß werden insbesondere die Beugesehnen zu kurz, die Zehen werden in eine Krallenposition gedrängt.
Es kommt zur Ausbildung von Hammer- oder Krallenzehen.

Schmerzen bei Spreizfüßen

Spreizfüße können zu sehr starken Schmerzen führen.

Die Ursache hierfür liegt an einer tiefgreifenden Veränderung der Strukturen im Fuß und der anliegenden Sehnen.
Durch das Absenken des Fußgewölbes kommt es zu einer Verbreiterung des Fußes. Diese Verbreiterung benötigt – beispielsweise im Schuh – wesentlich mehr Platz als sonst.

Die anatomische Verbreiterung des Fußes findet bei handelsüblichem Schuhwerk allerdings keine Berücksichtigung. Schuhe, die einmal gepasst haben, verursachen jetzt Druckschmerzen an den Außenseiten und auch neu-gekaufte Schuhe sind zu eng für die Spreizfüße.
Durch den ständigen Druck an die Außenseiten der Füße kommt es auf Dauer zu einer sogenannten Metatarsalgie. So wird das Auftreten von Schmerzen unter den Köpfen der Mittelfußknochen bezeichnet. Die Mittelfußknochen bilden das Verbindungsstück zwischen Zehen und Grundgelenksknochen am Fuß.
Insbesondere die mittleren drei Mittelfußknochen sind dabei betroffen. Patienten äußern dann Schmerzen im Bereich des vorderen, mittleren Drittels des Fußes, sowie vermehrter Schwielenbildung.

Vor allem unter Belastung nehmen die Schmerzen zu, da durch das Körpergewicht zusätzlicher Druck auf das Fußgewölbe ausgeübt wird. Ein zusätzliches Problem bereiten nun die bereits erwähnten, engen Schuhe:
Da durch die seitliche Einengung Sehnen verlagert werden können, kann es zur Verlagerung der Zehen kommen. Die Sehnen ziehen als Fortsätze der Fußmuskulatur an den Zehen und bringen diese bei Verlagerung mit der Zeit in eine schiefe Position. Nachdem auch die Zehenknochen verlagert wurden, kann es zu Luxationen in den Zehengelenken kommen. Diese sind mit extremen Schmerzen verbunden und müssen schnellstmöglich orthopädisch versorgt werden.
Gegen Schmerzen bei Spreizfüßen werden in der Regel NSAR verschrieben, also Schmerzmittel, welche nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Diese sind relativ nebenwirkungsarm und können die Schmerzen gut bekämpfen.

Allerdings muss neben der symptomatischen Therapie auch eine kausale Therapie erfolgen, da eine dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln keine Lösung sein kann. Diese verursachen bei längerer Einnahme u.a. auch Magenschäden und müssen daher stets mit einem Magenschutz (beispielsweise Pantoprazol®) kombiniert werden. Zur Linderung der Schmerzen empfiehlt sich auch primär der Verzicht auf enges Schuhwerk und regelmäßig barfuß zu laufen. Dies sollte zumindest zuhause möglich sein.

Im Endeffekt kann eine Schmerzfreiheit allerdings nur durch eine orthopädische Versorgung gewährleistet werden.

Mehr zum Thema Schmerzen bei einem Spreizfuß finden Sie hier: Schmerzen durch einen Spreizfuß

Diagnose

Aus dem Beschwerdebild und der körperlichen Untersuchung lässt sich die Diagnose Spreizfuß stellen.
Aufgrund der beschriebenen Fehlstellungen kommt es zu einem krankhaften Beschwielungsmuster über dem 2. und 3 Mittelfußknochen. Zu den Untersuchungsbefunden gehören:

  1. Untersuchung im Stehen: Es zeigt sich eine Verbreiterung des Vorfußes und es kommt zum Absinken des Quergewölbes.
  2. Untersuchung im Sitzen: Auf der Sohle lassen sich charakteristische Schwielen und Hühneraugen erkennen.
  3. Eine Röntgenaufnahme kann weiteren Aufschluss geben. Hierbei sieht man einen veränderten Winkel zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen, sowie die Auffächerung des Mittelfußes (Spreizfuß).

Therapie

Eine dauerhafte Aufrichtung eines eingesunkenen Quergewölbes ist in der Regel weder mit konservativen noch mit operativen Maßnahmen zu erreichen. Zur Behandlung der Fußfehlstellung werden konservative Maßnahmen ergriffen, während begleitende Zehendeformitäten operativ korrigiert werden.

Die verschiedenen Therapiekonzepte sind:

  • Meidung zu enger und zu hoher Schuhe
  • Ruhigstellung, Wechselbäder, Medikamente zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung
  • Entlastung der Druckstellen über eine retrokapitale Spreizfußeinlage

Sie bekommen eventuell eine Einlage? Hier finden Sie mehr allgemeine Informationen dazu: Einlagen für die Schuhe.

Übungen

Durch gezielte Übungen kann die Fußmuskulatur aktiv gestärkt werden. Im Mittelpunkt der Spreizfußgymnastik steht der Aufbau der Längs- und Quergewölbe. Es empfiehlt sich barfuß zu trainieren! Natürlich gilt bei jeder Übung nur so lange und intensiv zu üben, wie es die allgemeine Verfassung und der Gesundheitszustand zulassen.

  1. Mehrmals am Tag auf die Zehenspitzen stellen und langsam die Füße kreisen lassen. Dabei dürfen die Fersen den Boden nicht berühren. Zu Beginn kann mit 10 Wiederholungen zu beiden Seiten begonnen werden, im Laufe des Trainings ist jedoch eine Steigerung auf mindestens 20 Wiederholungen wünschenswert. Es ist nicht unüblich, dass es bei den ersten Malen im Fuß ‚knacken‘ kann! Diese Übung ist ideal, um sie zeitsparend in den Alltag einzubauen: So kann man z.B. beim Telefonieren oder Zähneputzen gleichzeitig die Fußmuskulatur stärken!

  2. Für diese Übung benötigen Sie einen dünnen Stab, z.B. einen Bleistift. Nun stellt man sich vorsichtig auf den Stab, und lässt ihn langsam von der Ferse bis zu den Zehen rollen. Jede Seite wird mehrmals wiederholt.

  3. Bei dieser Übung verwenden Sie wieder einen Stab. Krallen Sie die Zehen eines Fußes in den Boden, sodass die Fußsohle über dem Boden schwebt und eine Art Brücke zwischen Ferse und Zehen bildet. Nun berühren Sie den Stab nicht mehr mit der Fußsohle und gleiten mit kleinen Bewegungen, weiterhin ohne den Stab zu berühren, nach vorne und hinten. Mehrmaliges Wiederholen auf beiden Seiten!

  4. Nun probiert man, mit Hilfe der Zehen den Stab zu greifen. Wenn das bloße Hochheben des Stabes gut klappt, kann versucht werden, den Stab länger zu halten und z.B. in eine nebenstehende Kiste abzulegen. Diese Übung eignet sich gut für Kinder mit Spreizfüßen, da sie leicht spielerisch gestaltet werden kann: Anstatt des Stabes kann man bunte Murmeln unterschiedlicher Größe wählen, die es in unterschiedliche farbige Töpfchen zu legen gilt usw.

  5. Für diese Übung brauchen Sie einen kleinen Ball. Man stellt sich auf den Ball, und schiebt ihn aktiv mit Hilfe der Fußmuskulatur nach hinten. Es empfiehlt sich vorne an den Zehen zu beginnen und nach hinten fortzufahren. Achten Sie darauf, die Bewegungen langsam und kontrolliert auszuführen!

  6. Folgende Übung muss im Sitzen absolviert werden. Dazu heben Sie Ihre Beine an und klemmen den kleinen Ball zwischen die Fußballen. Nun transportiert man ihn vorsichtig Richtung Ferse, ohne dass der Ball herunterfällt. Es ist möglich, dass es bei dieser Übung zu einer Belastung der Wadenmuskulatur kommen kann. Um Muskelkrämpfen vorzubeugen, sollten Sie die Waden nach jeder Wiederholung locker ausschütteln.

  7. Bei dieser Übung, wird ein dünnes Handtuch oder ein kleiner Schal auf dem Boden ausgebreitet. Nun greifen Sie mit den Zehen eine Kante, und ziehen es durch kleine Krallbewegungen in Richtung Fuß. Um die Intensität zu steigern, kann im Trainingsverlauf ein dickeres Handtuch, z.B. aus Frottee, genommen werden.

  8. Nun wird versucht, das Handtuch mit den Zehen zu greifen und hochzuheben.

Sie möchten noch mehr über Übungen und Physiotherapie erfahren? Hier finden Sie weitere Informationen: Physiotherapie bei Fußfehlstellungen und Übungen bei Fußfehlstellungen.

Operation

Eine Operation zur Korrektur von Spreizfüßen sollte nur sehr zurückhaltend angeordnet werden! Problematisch ist die Operation in sofern, als dass der Fuß einen funktionierende Gesamteinheit darstellt. Alle Teile stehen miteinander in Wechselwirkung und jeder kleine Knochen hat seinen genauen Platz. Wenn nun die Stellung der Mittelfußknochen oder Zehenknochen einzeln korrigiert wird, kann sich die ganze Statik und Mechanik des Fußes verändern.

In besonders hartnäckigen und schmerzhaften Fällen von Spreizfüßen bietet eine Operation dennoch die Möglichkeit der Besserung. Allerdings nur, wenn bereits vorher über einen langen Zeitraum geduldig die herkömmlichen Behandlungen (Krankengymnastik, Spreizfußeinlage) ohne Erfolg angewandt wurden. In der Regel trifft dies auf versteifte (kontraktile) Spreizfüße zu, die durch schwere Veränderungen in den Gelenken gekennzeichnet sind.

Es gibt verschiedene Operationsmöglichkeiten, meistens werden dabei Teile der Mittelfußknochen gezielt durchtrennt. Dieses Verfahren nennt man auch Osteotomie.

Häufig werden Teile der mittleren Mittelfußknochen entfernt, mit dem Ziel dass sich die schmerzhaften Köpfchen anheben. Der Eingriff ist jedoch heikel: Wenn die Anhebung zu stark erfolgt, entsteht eine sehr schmerzhafte Überlastung! Im Fachjargon bezeichnet man resultierende Schmerzen auch als ‚Transferbeschwerden‘.

Weiterhin kann eine sogenannte subkapitale (unterhalb des Kopfes gelegen) Osteotomie vorgenommen werden. Hier wird der Knochen unterhalb des Mittelfußköpfchens durchtrennt und mit kleinen Schrauben oder Drähten fixiert, so dass die Köpfchen nach hinten verschoben werden.

In besonders schweren Fällen, wenn die Betroffenen kaum noch Gehen können und die Schmerzen unerträglich sind, kann als letzte Option eine vollständige Entfernung (Resektion) aller Mittelfußköpfchen erfolgen. Dazu werden alle Köpfchen auf gleicher Höhe gekürzt, so dass eine gleichmäßige Linie entsteht. In vielen Fällen sinken die Schmerzen nach der OP und die Patienten können wieder beschwerdefrei gehen.

Überaus häufig treten bei Spreizfüßen Fehlstellungen der Zehen (Deformitäten) auf, z.B. im Rahmen von Hammerzehen oder Hallux vagus (Abweichen des großen Zehs zur Seite). Daher sollte bei der Wahl der Operationsmethode auch dieser Teil der Fußfehlstellung beachtet werden.

Einlagenversorgung

Einlagen können helfen den Spreizfuß zu therapieren und die Schmerzen zu nehmen. Durch Einlagen wird das verschobene Kräfteverhältnis im Fußgewölbe kompensiert. Sie dienen dazu, die ursprüngliche anatomische Position nachzuempfinden und somit wieder eine natürliche Gewichtsverteilung herzustellen.

Einlagen sollten jedoch immer professionell angepasst werden, und nicht pauschal über das Internet erworben werden. Eine Einlage muss zu 100% an den Fuß angepasst sein, da sich die Problematik sonst weiter verschlimmert und es zu noch größeren Schmerzen und Schäden kommen kann. Passende Einlagen finden sich in spezialisierten Schuhgeschäften oder Geschäften für orthopädischen Bedarf.
Dort kann auch eine Anpassung und Beratung vorgenommen werden.

Orthopädische Einlagen, wie sie bei Spreizfüßen verwendet werden, sind etwas teurer als herkömmliche Einlagen. Sie befinden sich im Bereich 30 - 150€ pro Paar. Allerdings sollten aus hygienischen Gründen mehrere Paare erworben werden. Die Einlagen können vor allem in Anfangsstadien Schmerzen nehmen und eine weitere Verschlechterung aufhalten. In sehr weit fortgeschrittenen Stadien ist es aber meist mit Einlagen alleine nicht getan, eine operative Therapie ist in diesen Stadien meist notwendig.

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024