Endoskopie

Definition

Das Wort „Endoskopie“ kommt aus dem Griechischen und setzt sich übersetzt aus den zwei Wörter „innen“ (endon) und „beobachten“ (skopein) zusammen.

Wie das Wort also schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Endoskopie um ein medizinisches Verfahren, bei dem mittels eines speziellen Geräts – dem Endoskop – in das Innere von Körperhöhlen und Hohlorganen geguckt werden kann.

Dieses Verfahren, auch als Spiegelung bekannt, ermöglicht dem Arzt, die untersuchten Körperhöhlen oder Hohlorgane zu begutachten, gegebenenfalls bestehende Krankheiten dort zu erkennen und möglicherweise sogar gleich vor Ort, während der Endoskopie zu behandeln.

Das Gerät (Endoskop) besitzt dabei neben einem optischen System (Kamera) und einer Kaltlichtquelle auch flexible und starre Werkzeuge, um eine Behandlung vornehmen zu können.

Allgemein unterscheidet man zum einen zwischen einem starren, nicht beweglichen Endoskop (z.B. Arthroskop bei Gelenksspiegelungen) und einem flexiblen, beweglichen Endoskop (z.B. Endoskop zur Magen-Darm-Spiegelung) und zum anderen zwischen einer rein diagnostischen Endoskopie (zur Diagnosestellung und Gewebeprobeentnahme) und der therapeutischen Endoskopie (für Eingriffe, auch minimal-invasive Chirurgie genannt).

Indikationen

Die Indikationen für eine Endoskopie können ganz allgemein betrachtet in vier große Gruppen eingeteilt werden:

zum einen wird die Endoskopie vor allem zu diagnostischen Zwecken benutzt. Während der Untersuchung kann der behandelnde Arzt das jeweilige Organ oder die jeweilige Körperhöhle begutachten und – wenn notwendig – auch Gewebeproben (Biopsien) entnehmen, sodass im Anschluss eine genaue Diagnose gestellt werden kann.
Klassischerweise wird dies z.B. zur Früherkennung von Krebserkrankungen oder zur Erkennung anderer innere Erkrankungen (z.B. Entzündungen, Verletzungen etc.) genutzt.

Zum anderen wird die Endoskopie auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, sodass Tumore, Polypen, Schleim bzw. Sekrete, Fremdkörper oder Steine entfernt, Blutungen gestillt, Engstellen erweitert und Materialien eingebracht werden können.

Desweiteren kann eine Endoskopie auch zur vorausgehenden Planung vor einer Operation dienen, sodass z.B. die genaue Lage und das Ausmaß der Ausdehnung eines Tumors vor einem operativen Eingriff bestimmt werden können.

Als letztes dient eine Endoskopie auch als Möglichkeit zur Tumornachsorge, um frühzeitig mögliche Rezidive oder andere Tumorbildung erkennen zu können.

Die Endoskopie kann dabei in folgenden Bereichen zur Anwendung kommen: Lunge, Speiseröhre und Magen-Darm-Trakt, Brusthöhle, Bauchhöhle, Nierenbecken, Blase und Harnleiter, Gelenke, Gebärmutter und Eileiter, Nase und Nasennebenhöhlen, Kehlkopf und Gehörgang/Mittelohr.

Wo wird die Endoskopie angewandt?

Knie

Die Endoskopie des Knies ist weniger eine Spiegelung einer Körperhöhle oder eines Hohlorgans, sondern vielmehr eine Spiegelung eines Gelenks – nämlich des Kniegelenks.

Aufgrund dessen, wird die Spiegelung des Knies auch Arthroskopie genannt, was aus dem Griechischen kommt und so viel heißt wie „ins Gelenk schauen“ (arthros = Gelenk; skopein = schauen).

Das dafür speziell angefertigte Gerät wird entsprechend „Arthroskop“ genannt.

Die Spiegelung wird in der Regel entweder unter lokaler Betäubung des entsprechenden Knies oder aber in Vollnarkose durchgeführt.

Nachdem ein kleiner Schnitt im Kniebereich gemacht wurde, wird das starre, nicht bewegliche Arthroskop in das Kniegelenk eingebracht, nachdem das Kniegelenk zur späteren besseren Sicht mit einer speziellen Flüssigkeit (Ringer-Lösung) aufgefüllt wurde.

Das Kniegelenk wird im Folgenden begutachtet und inspiziert, sodass es möglich ist, bestimmte Verdachtsdiagnosen zu bestätigen und eventuell – durch weiteres Einbringen von Werkzeugen – auch während der Untersuchung zu behandeln.

Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Thema Athroskopie des Kniegelenks

Magen

Die Endoskopie des Magen, auch „Gastroskopie“ genannt, wird mit einem flexiblem Endoskop, dem sogenannten „Gastroskop“ durchgeführt.

Anders als der Name vermuten lässt, wird bei der Magenspiegelung in der Regel nicht nur der Magen untersucht, sondern auf dem Weg dorthin auch die Speiseröhre und der sich dem Magen unmittelbar anschließende Zwölffingerdarm (Duodenum).

Die Indikation für eine Endoskopie des Magens ist in der Regel die, wenn ein Verdacht auf eine Erkrankung der Speiseröhre, des Magens oder des Zwölffingerdarms vermutet wird und bestätigt werden soll, aber auch, um den Verlauf einer bestehenden Erkrankung zu beurteilen, eine Behandlung vor Ort vorzunehmen oder die Nachsorge einer Erkrankung durchzuführen.

Zu den häufigsten Krankheiten, bei denen eine Magenspiegelung veranlasst wird, zählen Krebserkrankungen der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms, Geschwüre (Ulzera) und Schleimhautverletzungen (Erosionen), Blutungen aus Gefäßen (arteriell oder venös), Wanddurchbrüche (Perforationen) und Krampfadern im Magen oder in der Speiseröhre (Varizen).

Die Magenspiegelung wird in der Regel in leichter Sedierung des/der Patienten/in durchgeführt, wobei auch die Rachenschleimhaut oberflächlich etwas betäubt wird. Das flexible, bewegliche Gastroskop wird dann über den Mund oder durch die Nase eingeführt und dann durch die Speiseröhre weiter in den Magen vorwärts geschoben.

Nach Inspektion der Speiseröhre und des Magens, bei der möglicherweise auch Gewebeproben mittels Arbeitswerkzeuge, die durch spezielle Endoskopkanäle zugeschoben werden können, entnommen werden können, wird dann abschließend noch der Zwölffingerdarm begutachtet, bevor das Gastroskop wieder herausgezogen wird.

Während der Untersuchung wird ständig Luft zugeblasen, um ein Entfalten der Speiseröhre, des Magens und des Duodenums zu erreichen, wodurch eine bessere Sicht ermöglicht wird.

Generell ist die Endoskopie des Magens sehr risikoarm, dennoch kann es in sehr seltenen Fällen zu Infektionen, zu Darmwanddurchstoßungen (Perforationen) oder inneren Blutungen kommen (falls es unkontrolliert zu einer Gefäßverletzung kommt).

Soll zusätzlich auch noch der Dickdarm untersucht und beurteilt werden, ist außerdem eine Koloskopie- also eine Darmspiegelung- nötig.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Magenspiegelung

Lunge

Die Endoskopie der Lunge ist genauer gesagt eine Spiegelung der „Gänge“ der unteren Atemwege, also der Luftröhre (Trachea) und der sich davon abzweigenden Äste (Bronchialsystem).

Diese endoskopische Untersuchung der Lunge wird deshalb auch „Bronchoskopie“ genannt, das dazugehörige Gerät „Bronchoskop“.

Auch hier kann zwischen einer starren und einer flexiblen Bronchoskopie unterschieden werden.

Bei der starren wird mit einem nicht-beweglichen Bronchoskop die Luftröhre eines/r betäubten Patienten/in begutachtet, beurteilt und – falls notwendig – auch mit entsprechendem Werkzeug behandelt.

Bei der flexiblen Bronchoksopie wird der/die Patient/in nicht vollständig betäubt, sondern lediglich sediert, sodass im Anschluss mit einem beweglichen Schlauchsystem über die Luftröhre hinaus in die Verästelungen der Atemwege (Bronchien) gelangt und diese ebenfalls untersucht werden können.

Im Allgemeinen wird die Bronchoskopie dazu verwendet, einen Verdacht auf bestimmte Lungenerkrankungen zu klären, Diagnosen zu stellen, Krankheitsverläufe zu beurteilen und Therapien durchzuführen.

Nase

Die Endoskopie der Nase bzw. der Nasenhöhle, auch Rhinoskopie genannt – ist ein Untersuchungsverfahren in der Hals-Nasen-Ohren-Medizin, bei der der zu untersuchende Arzt einen Einblick in die Nasenhaupthöhle gewinnen kann.

Unterschieden wird ganz allgemein eine vordere, mittlere und hintere Nasenspiegelung, bei der unterschiedliche Strukturen der Nase begutachtet werden.

Bei der vorderen Spiegelung wird durch die Nasenlöcher vor allem die untere Nasenmuschel und der untere Nasengang beurteilt, wozu allerdings in der Regel kein Endoskop notwendig ist, sondern dies in der Regel mit einem sogenannten Nasenspekulum durchgeführt wird.

Für die mittlere Spiegelung wird allerdings ein starres oder flexibles Nasenendoskop nach einer oberflächlichen Betäubung der Nasenschleimhaut in die Nase eingeführt, sodass dann eine bessere und weitreichendere Beurteilung der Nasenhöhle (der verschiedenen Gänge und Muscheln) möglich ist.

Die hintere Spiegelung findet mittels eines abgewinkelten Spiegels durch den Mund statt, um die hintersten Anteile der Nasenhöhle einsehen zu können.

Untersucht wird die Nasenhöhle zumeist auf Auffälligkeiten in der Schleimhaut (Schwellung, Rötung, Entzündung), auf Polypen, gut- oder bösartige andere Tumore oder auch auf Formvarianten bzw. einen Schiefstand der Nasenscheidewand.

Risiken

Dadurch, dass es sich bei der Endoskopie um einen sogenannten „minimal-invasiven Eingriff“ (=ein Eingriff mit geringer Gewebsverletzung) handelt, bestehen deutlich weniger Risiken, als bei einem herkömmlichen operativen Eingriff.

Endoskopische Eingriffe zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken haben demnach den Vorteil, dass die Belastung für den/die Patient/in deutlich geringer ist und die Heilung bzw. Erholung schneller voranschreitet, sodass ein kürzerer Krankenausaufenthalt ermöglicht sowie bessere kosmetische Ergebnisse erzielt werden können.

Zu den dennoch möglichen – aber zu sehr geringen Prozentzahlen auftretenden – Risiken bzw. Komplikationen zählen vor allem die Infektionen, die inneren Blutungen, die Organdurchstoßungen (Perforationen) und die Herz-Kreislauf-Störungen.

Um zu vermeiden, dass mit dem Einbringen der Endoskope und dessen Werkzeuge Krankheitserreger in den Körper eingebracht werden, kann in manchen Fällen (Risikopatienten) im Vorfeld bereits ein Antibiotikum gegeben werden.

Innere Blutungen können dann entstehen, wenn im Rahmen der Untersuchung Blutgefäße verletzt werden, die aber meist direkt wieder zum Stillstand gebracht werden können.

Gleiches gilt für Organdurchstoßungen, die noch während der Untersuchung mit dementsprechenden Werkzeug wieder genäht werden können.

Ablauf

Wie eine Endoskopie abläuft, hängt ganz von dem Untersuchungsort (also z.B. Magen-Darm-Trakt, Lunge/Bronchien, Nasenhöhle, Kniegelenk etc.) ab.

Erfolgt eine Einführung des Endoskops über den Mund, sollte im Voraus darauf geachtet werden, dass Zahnersatz und Piercings im Mundbereich herausgenommen werden.

Wird eine Untersuchung des Magen-Darm-Traktes durchgeführt, muss der/die Patient/in nüchtern zum Untersuchungstermin erscheinen und der Darm sollte vollständig entleert sein.

Die Endoskopie findet entweder in einer kurzen Sedierung (meistens) oder in einer Vollnarkose (nur in einigen Fällen) statt.

Das Endoskop wird dann über die natürlichen Körperöffnungen (Mund, Nase, After etc.) oder über einen kleinen Hautschnitt (z.B. bei der Kniegelenksspiegelung, Bauchspiegelung etc.) in den Körper eingeführt.

Von der Untersuchung selbst, bekommt der/die Patient/in in der Regel absolut nichts mit.

Der Arzt hat nun die Möglichkeit, während der Endoskopie „nur“ das entsprechende Organ bzw. die entsprechende Körperhöhle zu begutachten, er kann aber auch Gewebeproben entnehmen und mittels spezieller Werkzeuge eine Behandlung vornehmen.

Weitere Informationen

Alle bisher veröffentlichten Themen zum Thema Endoskop finden Sie unter Diagnostik A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.07.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021